Spinc-Struktur

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Eine Spinᶜ-Struktur (oder komplexe Spin-Stuktur) ist im mathematischen Teilgebiet der Spin-Geometrie, wiederum ein Teilgebiet der Differentialgeometrie, eine klassifizierende Abbildung, die für spezielle orientierbare Mannigfaltigkeiten existieren kann. Solche Mannigfaltigkeiten werden Spinᶜ-Mannigfaltigkeiten genannt. C steht dabei für die komplexen Zahlen, welche mit notiert werden und in der Definition der zugrundeliegenden Spinᶜ-Gruppe auftauchen. In vier Dimensionen zerfällt eine Spinᶜ-Struktur in zwei komplexe Ebenenbündel, welche für die Beschreibung von negativer und positiver Chiralität von Spinoren dient, etwa bei der Dirac-Gleichung aus der relativistischen Quantenfeldtheorie. Eine zentrale Anwendung finden Spinᶜ-Strukturen ebenso in der Seiberg-Witten-Theorie, in welcher diese für das Studium von glatten Strukturen auf 4-Mannigfaltigkeiten verwendet werden.

Definition

Sei M eine n-dimensionale orientierbare Mannigfaltigkeit. Ihr Tangentialbündel TM wird über den Rückzug von Vektorbündeln durch eine klassifizierende Abbildung MBSO(n) in den klassifizierenden Raum BSO(n) der speziellen orthogonalen Gruppe SO(n) beschrieben. Diese kann über die von der kanonischen Projektion Spinc(n)SO(n) induzierte Abbildung BSpinc(n)BSO(n) faktorisieren. In diesem Fall hebt sich die klassifizierende Abbildung des Tangentialbündels zu einer Abbildung MBSpinc(n) in den klassifizierenden Raum BSpinc(n) der Spinᶜ-Gruppe Spinc(n), welche Spinᶜ-Struktur genannt wird.[1]

Die möglichen Hebungen entsprechen durch Bijektion eineindeutig der Homotopieklasse [M,BU(1)] der stetigen Abbildungen in den klassifizierenden Raum BU(1)BSO(2)P der ersten unitären Gruppe U(1)SO(2), welche als andere Komponente der Spinᶜ-Gruppe die Transformation der Fasern kontrolliert.[2] Da BU(1)K(,2) ebenfalls ein Eilenberg-MacLane-Raum ist, welcher Homologie klassifiziert, werden Spinᶜ-Strukturen alternativ durch die zweite integrale Homologie klassifiziert:

[M,BU(1)][M,K(,2)]H2(M,).

Allgemeiner wirkt H2(M,) frei und transitiv auf den Spinᶜ-Strukturen.

Wegen der kanonischen Projektion BSpinc(n)U(1)/2U(1) induziert jede Spinᶜ-Struktur ein kanonisches U(1)-Hauptfaserbündel oder äquivalent ein komplexes Linienbündel.

Eigenschaften

  • Jede Spin-Struktur erzeugt eine kanonische Spinᶜ-Struktur.[3][4] Die Umkehrung gilt nicht, wie die komplexe projektive Ebene P2 zeigt.
  • Jede Spinᶜ-Struktur erzeugt eine kanonische Spinʰ-Struktur. Die Umkehrung gilt nicht, wie die Wu-Mannigfaltigkeit SU(3)/SO(3) zeigt.
  • Eine Mannigfaltigkeit M besitzt genau dann eine Spinᶜ-Struktur, wenn ihre dritte integrale Stiefel-Whitney-Klasse W3(M) verschwindet, also die zweite Stiefel-Whitney-Klasse w2(M) im Bild der kanonischen Projektion H2(M,)H2(M,2) liegt.[5]
  • Jede orientierbare glatte Mannigfaltigkeit mit vier oder weniger Dimensionen hat eine Spinᶜ-Struktur.[4]
  • Jede fastkomplexe Mannigfaltigkeit hat eine Spinᶜ-Struktur.[6][4]

Folgende Eigenschaften gelten allgemeiner für die Hebung auf die Lie-Gruppe Spink(n):=(Spin(n)×Spin(k))/2, wobei speziell für k=2 gilt:

  • Ist M×N eine Spinᶜ-Mannigfaltigkeit, dann sind M und N jeweils Spinᶜ-Mannigfaltigkeiten.[7]
  • Ist M eine Spin-Mannigfaltigkeit, dann ist M×N genau dann eine Spinᶜ-Mannigfaltigkeit, wenn N eine Spinᶜ-Mannigfaltigkeit ist.[7]
  • Für Spinᶜ-Mannigfaltigkeiten M und N gleicher Dimension ist ihre verbundene Summe M#N ebenfalls eine Spinᶜ-Mannigfaltigkeit.[8]
  • Es sind äquivalent:[9]
    • M ist eine Spinᶜ-Mannigfaltigkeit.
    • Es gibt ein Ebenenbündel EM, sodass TME eine Spin-Struktur hat, also w2(TM)=w2(E).
    • M lässt sich in eine Spin-Mannigfaltigkeit mit zwei Dimensionen mehr immersieren.
    • M lässt sich in eine Spin-Mannigfaltigkeit mit zwei Dimensionen mehr einbetten.

Literatur

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Stable complex and Spinᶜ-structures, Definition D.28
  2. Mellor 1995, Theorem 5
  3. Mellor 1995, Theorem 2
  4. 4,0 4,1 4,2 Nicolaescu, Example 1.3.16
  5. Stable complex and Spinᶜ-structures, Proposition D.31
  6. Mellor 1995, Theorem 3
  7. 7,0 7,1 Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.6.
  8. Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.7.
  9. Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.2.