Komplexer projektiver Raum

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Ein komplexer projektiver Raum ist in der Mathematik der projektive Raum eines komplexen Vektorraumes, welcher sämtliche komplexe Ursprungsgeraden (eindimensionale komplexe Untervektorräume, also zweidimensionale reelle Untervektorräume) von diesem enthält. Pn notiert dabei den projektiven Raum von n+1 und wird n-ter komplexer projektiver Raum genannt. Ein komplexer projektiver Raum ist ein Spezialfall einer Graßmann-Mannigfaltigkeit durch Pn=Gr1(n+1).

Konstruktion

Auf dem komplexen euklidischen Raum n+1{0} ohne Ursprung ist die Relation xy, wenn es einen komplexen Skalar λ×={0} mit x=λy gibt, eine Äquivalenzrelation. Pn ist der Faktorraum von n+1{0} unter dieser Äquivalenzrelation.[1] Die Äquivalenzklasse einer Koordinate (z0,,zn)n1{0} wird als [z0::zn]Pn notiert. Dieser Raum ist eine komplexe Mannigfaltigkeit, was an der alternativen Definition durch die eindimensionalen Untervektorräume von n+1, also als Graßmann-Mannigfaltigkeit Pn=Gr1(n+1), erkennbar ist. Dabei gilt:

dimPn=n bzw. dimPn=2n.

Eine alternative Konstruktion ist die Einschränkung auf die Sphären S2n+1n+1{0} und S1{0} bei der Betrachtung dieser Äquivalenzrelation.[1] Dadurch ergibt sich ein Faserbündel:[2]

S1S2n+1Pn.

Niedrigdimensionale Beispiele

Eigenschaften

  • Jede stetige Abbildung PnPn mit n gerade hat einen Fixpunkt (also Pn die Fixpunkteigenschaft für n gerade).[7] Für n ungerade gilt dies nicht, da dann die Abbildung PnPn,[z0:z1:....:zn1:zn][z1:z0:....:zn:zn1] keinen Fixpunkt hat.[7]
  • Es ist TC(Pn)=2n+1 (mit der Konvention TC({*})=1).[8]

CW-Struktur

Der komplexer projektive Raum Pn ist ein CW-Komplex. Pn entsteht aus Pn1 durch Anklebung einer 2n-Zelle. Da P0 aus einer 0-Zelle besteht, hat die CW-Struktur auf Pn daher eine Zelle in jeder geraden Dimension k von 0k2n.[9][10][11]

Verbindung mit dem reellen projektiven Raum

Die reellen projektiven Räume lassen sich mit den komplexen projektiven Räumen verbinden. 2n ist isomorph zu n als -Vektorraum durch den -Vektorraumisomorphismus:

ϕ:2nn,(x,y)x+iy.

Durch den Übergang auf die jeweiligen Äquivalenzklassen ihrer projektiven Räume ergibt sich eine stetige Abbildung:

[ϕ]:P2n1Pn1,[x][ϕ(x)].

Diese Abbildung ist wohldefiniert, denn für x,y2n{0}, für die ein λ{0} mit x=λy existiert (also xy in P2n1), gilt ϕ(x)=λϕ(y) (also ϕ(x)ϕ(y) in Pn1), da ϕ ein -Vektorraumisomorphismus ist. Es ergibt sich sogar ein Faserbündel:

S1P2n1Pn1.

Für n=2 ergibt sich dabei mit P1S2 der Spezialfall:

S1P3S2.

Algebraische Topologie

Homotopie

Die Homotopiegruppen des komplexen projektiven Raumes Pn lassen sich über die lange exakte Sequenz von Homotopiegruppen[12] des Faserbündels S1S2n+1Pn berechnen und sind gegeben durch:[13]

πk(Pn){0;k=1;k=2πk(S2n+1);k>2.

Homologie

Die Homologiegruppen des komplexen projektiven Raumes Pn lassen sich über zelluläre Homologie aus dessen CW-Struktur berechnen und sind mit einer abelsche Gruppe G gegeben durch:[13][14]

Hk(Pn;G){G;k gerade,0k2n1;sonst..

Kohomologie

Die Kohomologiegruppen des komplexen projektiven Raumes Pn sind mit einer abelsche Gruppe G gegeben durch:[9][13][15]

Hk(Pn;G){G;k gerade,0k2n1;sonst..

Für den Kohomologiering gilt:[16]

H*(Pn;)=[c1]/(c1n+1),

wobei c1 die erste Chern-Klasse ist.

K-Theorie

Tautologisches Geradenbündel

Es gibt ein kanonisches (komplexes) Geradenbündel über dem komplexen projektiven Raum Pn, da dessen Punkte per Konstruktion aus eindimensionalen (komplexen) Untervektorräumen bestehen, definiert durch:

γ1,n:={(z,V)n+1×Pn|zV}
π1,n:γ1,nPn,(z,V)V.

Das ist ein Spezialfall des tautologischen Vektorbündels über Graßmann-Mannigfaltigkeiten.

Tangentialbündel

Für das Tangentialbündel des komplexen projektiven Raumes Pn gilt:

TPn_(γ1,n)n+1.

K-Gruppen

Es gilt:[17][9]

K0(Pn)=n+1
K1(Pn)=0.

Unendlicher komplexer projektiver Raum

Die kanonische Inklusion n+1n+2,z(z,0) erzeugt eine wohldefinierte kanonische Inklusion PnPn+1,[z][(z,0)]. Der direkte Limes dieser Kette an Inklusionen wird als:

P:=limnPn

bezeichnet und unendlicher komplexer projektiver Raum genannt.[13]

Die obigen Faserbündel S1S2n+1Pn und S1P2n1Pn1erzeugen durch direkten Limes jeweils Faserbündel S1SP[2] und S1PP. Da die unendlich-dimensionale Sphäre S zusammenziehbar ist (also alle Homotopiegruppen verschwinden),[18] folgt aus der langen exakten Sequenz von Homotopiegruppen[12] für die des unendlichen komplexen projektiven Raumes P:

πk(P)πk1(S1)={;k=21;sonst..

Die CW-Struktur überträgt sich ebenfalls durch den direkten Limes, sodass der unendlich komplex projektive Raum P eine CW-Struktur mit einer Zelle in jeder geraden Dimension hat. Mit zellulärer Homologie folgt mit einer abelsche Gruppe G daraus:

Hk(P;G)={G;k gerade1;k ungerade.

Das tautologische Linienbündel lässt sich durch den direkten Limes γ1:=limnγ1,n über die kanonischen Inklusionen γ1,nγ1,n+1,(z,V)((z,0),V×{0}) auf P fortsetzen und ist ein Spezialfall eines universellen Vektorbündels. Die Namensgebung kommt daher, dass sich jedes komplexe Linienbündel als zurückgezogenes Vektorbündel aus diesem erhalten lässt, also für jedes komplexe Linienbündel π:EB mit B parakompakt (bis auf Homotopie) eine klassifizierende Abbildung f:BP existiert, sodass π=f*π1. Es gibt daher eine Isomorphie von Mengen:[19]

Vect1(B)[B,P].

Etwa ist der Rückzug des universellen Vektorbündels γ1 entlang der kanonischen Inklusion PnP (also B=Pn) wieder das tautologische Linienbündel γ1,n.

P ist BU(1),[13] der klassifizierende Raum von U(1), der ersten unitären Gruppe, und dadurch ebenso K(,2),[20][13] der zweite Eilenberg–MacLane-Raum von π1U(1) wie oben bereits gezeigt. Das bedeutet, dass P die zweite singuläre Kohomologie mit ganzen Koeffizienten darstellt (vergleiche mit dem Brownschen Darstellungssatz), also für topologische Räume B mit dem Homotopietyp eines CW-Komplexes (also insbesondere parakompakt[21]) sogar spezieller gilt:

Vect1(B)[B,P]H2(B;).

Dabei ist der Isomorphismus (Homomorphismus, falls B nicht vom Homotopietyp eines CW-Komplexes ist) durch die erste Chern-Klasse c1:Vect1(B)H2(B;) gegeben.[22]

Der Kohomologiering des unendlichen komplexen projektiven Raumes P mit Koeffizienten in ist gegeben durch:[16][13]

H*(P;)=[c1],

wobei c1 die erste Chern-Klasse ist. Das folgt direkt aus dem allgemeineren Resultat für den klassifizierenden Raum von U(n):[23]

H*(BU(n);)=[c1,,cn].

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

Vorlage:Navigationsleiste Algebraische Topologie