Spinh-Struktur

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Eine Spinʰ-Struktur (oder quaternionische Spin-Struktur) ist im mathematischen Teilgebiet der Spin-Geometrie, wiederum ein Teilgebiet der Differentialgeometrie, eine klassifizierende Abbildung, die für spezielle orientierbare Mannigfaltigkeiten existieren kann. Solche Mannigfaltigkeiten werden Spinʰ-Mannigfaltigkeiten genannt. H steht dabei für die Quaternionen, welche mit notiert werden und in der Definition der zugrundeliegenden Spinʰ-Gruppe auftauchen.

Definition

Sei M eine n-dimensionale orientierbare Mannigfaltigkeit. Ihr Tangentialbündel TM wird über den Rückzug von Vektorbündeln durch eine klassifizierende Abbildung MBSO(n) in den klassifizierenden Raum BSO(n) der speziellen orthogonalen Gruppe SO(n) beschrieben. Diese kann über die von der kanonischen Projektion Spinh(n)SO(n) induzierte Abbildung BSpinh(n)BSO(n) faktorisieren. In diesem Fall hebt sich die klassifizierende Abbildung des Tangentialbündels zu einer Abbildung MBSpinh(n) in den klassifizierenden Raum BSpinh(n) der Spinʰ-Gruppe Spinh(n), welche Spinʰ-Struktur genannt wird.

Die möglichen Hebungen entsprechen durch Bijektion eineindeutig den Homotopieklassen [M,BSp(1)] der stetigen Abbildungen in den klassifizierenden Raum BSp(1)BSU(2)P der ersten symplektischen Gruppe Sp(1)SU(2), welche als andere Komponente der Spinʰ-Gruppe die Transformation der Fasern kontrolliert.

Wegen der kanonischen Projektion BSpinh(n)SU(2)/2SO(3) induziert jede Spinʰ-Struktur ein kanonisches SO(3)-Hauptfaserbündel oder äquivalent ein orientierbares reelles Vektorbündel vom Rang 3.

Eigenschaften

  • Jede Spin-Struktur und sogar jede Spinᶜ-Struktur ist eine Spinʰ-Struktur. Die Umkehrungen gelten nicht, wie die komplexe projektive Ebene P2 und die Wu-Mannigfaltigkeit SU(3)/SO(3) zeigen.
  • Für eine Mannigfaltigkeit M mit einer Spinʰ-Struktur verschwindet ihre fünfte integrale Stiefel-Whitney-Klasse W5(M), weshalb die vierte Stiefel-Whitney-Klasse w4(M) im Bild der kanonischen Projektion H2(M,)H2(M,2) liegt. Im Gegensatz zum analogen Resultat für Spinᶜ-Strukturen gilt hier keine Umkehrung.
  • Jede orientierbare glatte Mannigfaltigkeit mit sieben oder weniger Dimensionen hat eine Spinʰ-Struktur.[1]
  • In acht oder mehr Dimensionen gibt es unendlich viele Homotopietypen von geschlossenen einfach zusammenhängenden glatten Mannigfaltigkeiten ohne Spinʰ-Struktur.[2]
  • Für eine geradedimensionale kompakte Spinʰ-Mannigaltigkeit M, für welche ihre vierte Betti-Zahl b4(M)=dimH4(M,) verschwindet oder die Pontrjagin-Klasse p1(E)H4(M,) ihres kanonischen SO(3)-Hauptfaserbündels eine Torsionsklasse ist, ist ihr doppeltes Â-Geschlecht 2A^(M) eine ganze Zahl.[3]

Folgende Eigenschaften gelten allgemeiner für die Hebung auf die Lie-Gruppe Spink(n):=(Spin(n)×Spin(k))/2, wobei speziell für k=3 gilt:

  • Ist M×N eine Spinʰ-Mannigfaltigkeit, dann sind M und N jeweils Spinʰ-Mannigfaltigkeiten.[4]
  • Ist M eine Spin-Mannigfaltigkeit, dann ist M×N genau dann eine Spinʰ-Mannigfaltigkeit, wenn N eine Spinʰ-Mannigfaltigkeit ist.[4]
  • Für Spinʰ-Mannigfaltigkeiten M und N gleicher Dimension ist ihre verbundene Summe M#N ebenfalls eine Spinʰ-Mannigfaltigkeit.[5]
  • Es sind äquivalent:[6]
    • M ist eine Spinʰ-Mannigfaltigkeit.
    • Es gibt ein Vektorbündel EM dritten Ranges, sodass TME eine Spin-Struktur hat, also w2(TM)=w2(E).
    • M lässt sich in eine Spin-Mannigfaltigkeit mit drei Dimensionen mehr immersieren.
    • M lässt sich in eine Spin-Mannigfaltigkeit mit drei Dimensionen mehr einbetten.

Siehe auch

Literatur

Einzelnachweise

  1. Albanese & Milivojević 2021, Theorem 1.4.
  2. Albanese & Milivojević 2021, Theorem 1.5.
  3. Bär 1999, Seite 18
  4. 4,0 4,1 Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.6.
  5. Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.7.
  6. Albanese & Milivojević 2021, Proposition 3.2.