Sphäre (Mathematik)

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2-Sphäre

Unter einer Sphäre (wie althochdeutsch spera von griechisch sphaira „Ball, Kugel, Himmelskugel“[1]) versteht man in der Mathematik die Oberfläche einer Kugel und die Verallgemeinerung davon auf beliebig hohe Dimensionen. Von erheblicher Bedeutung für viele Untersuchungen ist hierbei die Einheitssphäre, also die Oberfläche der Einheitskugel im n-dimensionalen euklidischen Raum. Allgemeiner wird, insbesondere in Topologie und Differentialgeometrie, auch jeder zur Kugeloberfläche homöomorphe topologische Raum als Sphäre bezeichnet, siehe Topologische Sphäre.

Definition

Einheitssphäre

Die Einheitssphäre Sn1 ist die Menge der Punkte im n-dimensionalen euklidischen Raum n mit Abstand eins vom Ursprung. Sie ist definiert als

Sn1:={xn:x2=1},

wobei 2 die euklidische Norm ist. Die Einheitssphäre Sn1 kann als Rand der Einheitskugel Bn aufgefasst werden und wird daher auch mit Bn bezeichnet.

Allgemeine Sphären

Ist nun zn ein beliebiger Punkt im n-dimensionalen Raum, dann ist die (n1)-Sphäre Srn1(z) mit Radius r um diesen Punkt z definiert durch

Srn1(z):={xn:xz2=r}.

Jede Sphäre Srn1(z) entsteht aus der zugehörigen Einheitssphäre Sn1 durch Skalierung mit dem Faktor r und Translation um den Vektor z.

Beispiele

Der abgeschlossenen n-dimensionalen Einheitskugel des n lässt sich jeweils eine (n-1)-dimensionale Sphäre als Randmannigfaltigkeit zuordnen:

  • Die 1-Kugel B1 ist das Intervall [−1,1]. Dementsprechend besteht die 0-Sphäre S0 nur aus den beiden Punkten +1 und −1. Sie ist als einzige Sphäre nicht zusammenhängend.
  • Die 3-Kugel B3 ist die Vollkugel im dreidimensionalen Raum. Die 2-Sphäre S2 ist die Oberfläche der Einheitskugel. Sie ist einfach zusammenhängend – wie alle höherdimensionalen Sphären. Sie wird durch Kugelkoordinaten beschrieben.
  • Die 4-Kugel B4 ist die Vollkugel im vierdimensionalen Raum. Die 3-Sphäre S3 ist nicht mehr anschaulich vorstellbar. Sie ist eine 3-dimensionale Untermannigfaltigkeit im 4-dimensionalen Raum 4. Die 3-Sphäre lässt sich als Menge der Quaternionen vom Betrag 1 auffassen und erhält durch deren Multiplikation eine Gruppenstruktur, welche gerade SU(2) entspricht.

Inhalt und Volumen

Der Flächeninhalt beziehungsweise das Volumen einer beliebigen (n−1)-Sphäre vom Radius r im euklidischen Raum lässt sich mit der Formel

vol(Srn1)=ddrrnVn=nrn1Vn=2πn2rn1Γ(n2)

berechnen, wobei Vn das Volumen der n-dimensionalen Einheitskugel und Γ die Gammafunktion bezeichnen.

Die Sphäre in der Topologie und Geometrie

Vorlage:Hauptartikel In der Mathematik, insbesondere in Differentialgeometrie und Topologie, wird der Begriff Sphäre in der Regel mit einer anderen (allgemeineren) Bedeutung verwendet: die n-dimensionale Sphäre Sn ist die n-dimensionale topologische Mannigfaltigkeit, die homöomorph zur Einheitssphäre im n+1 ist.

Eine wie oben definierte Sphäre Srn1(z):={xn:xz2=r} mit der von der euklidischen Metrik des n induzierten riemannschen Metrik wird in der Differentialgeometrie als runde Sphäre bezeichnet.

Verallgemeinerungen

Sphären in normierten Räumen

Einheitssphären bezüglich der Maximumsnorm und der Summennorm in drei Dimensionen

Allgemeiner lässt sich der Begriff der Sphäre in normierten Räumen fassen. Ist V ein Vektorraum über den reellen oder komplexen Zahlen mit zugehöriger Norm , dann ist die Normsphäre Sr(v) um den Vektor vV mit Radius r definiert als die Menge[2]

Sr(v):={wV:vw=r}.

Die so entstehenden Sphären sind zwar punktsymmetrisch bezüglich v, aber nicht mehr notwendigerweise rund (wie im Fall der euklidischen Norm), sondern können beispielsweise auch Ecken und Kanten besitzen (wie im Fall der Maximumsnorm und der Summennorm). Ist v=0 der Nullvektor und der Radius r=1, so spricht man wieder von einer Einheitssphäre. Alle Normsphären entstehen aus der zugehörigen Einheitssphäre durch Skalierung mit dem Faktor r und Translation um den Vektor v. Die Einheitssphäre ist wiederum der Rand der zugehörigen Einheitskugel.

Sphären in metrischen Räumen

Noch weiter lassen sich Sphären in metrischen Räumen fassen. Ist X eine beliebige Menge mit einer Metrik d, dann ist die metrische Sphäre Sr(x) um den Punkt xX mit Radius r definiert als die Menge[3]

Sr(x):={yX:d(x,y)=r}.

Im Gegensatz zu Sphären in normierten Räumen sind metrische Sphären im Allgemeinen nicht translationsinvariant und dementsprechend hat die metrische Einheitssphäre keine besondere Bedeutung mehr. In bestimmten metrischen Räumen kann die Einheitssphäre sogar leer sein. Weiterhin kann eine metrische Sphäre im Allgemeinen nicht mehr als der Rand der zugehörigen metrischen Kugel angesehen werden.

Literatur

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Einzelnachweise

  1. Friedrich Kluge, Alfred Götze: Etymologisches Wörterbuch der deutschen Sprache. 20. Auflage. Hrsg. von Walther Mitzka. De Gruyter, Berlin / New York 1967; Neudruck („21. unveränderte Auflage“) ebenda 1975, ISBN 3-11-005709-3, S. 724.
  2. Vorlage:Literatur
  3. Vorlage:Literatur

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