Adelering: Unterschied zwischen den Versionen

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K Satz: Verallgemeinerter Dirichletscher Einheitensatz: oder hier einfach gleich weglassen
 
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Aktuelle Version vom 3. März 2025, 03:18 Uhr

Der Adelering wird in der Zahlentheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, definiert. Er steht im Zusammenhang mit der Klassenkörpertheorie. Der Adelering ist das restringierte Produkt aller Vervollständigungen eines globalen Körpers. Damit enthält er alle diese Vervollständigungen.

Der Adelering ist ein selbstdualer, topologischer Ring, welcher auf Grundlage eines globalen Körpers konstruiert wird. Er ermöglicht eine besonders elegante Darstellung des Artinschen Reziprozitätsgesetzes.

Die Idelklassengruppe, welche der Quotient aus den Einheiten des Adelerings und den Einheiten des Körpers ist, stellt ein zentrales Objekt in der Klassenkörpertheorie dar.

Notation: Im Folgenden ist K ein globaler Körper. Das bedeutet, dass K entweder ein algebraischer Zahlkörper oder ein algebraischer Funktionenkörper positiver Charakteristik vom Transzendenzgrad 1 ist. Im ersten Fall bedeutet das, dass K/ eine endliche Körpererweiterung ist, im zweiten Fall, dass K/𝔽pr(t) eine endliche Körpererweiterung ist.

Im Folgenden bezeichnet v eine Stelle von K. Die triviale Bewertung und der dazu korrespondierende triviale Betrag werden im kompletten Artikel ausgeschlossen. Es wird unterschieden zwischen endlichen (nicht-archimedischen) Stellen, welche als v< oder v notiert werden, und unendlichen (archimedischen) Stellen, welche als v notiert werden.

Im Folgenden bezeichne P die endliche Menge der unendlichen Stellen von K. Wir schreiben P für eine endliche Teilmenge der Stellenmenge von K, welche P enthält. Sei Kv die Vervollständigung von K nach einer Stelle v. Bei einer diskreten Bewertung v bezeichne mit 𝒪v den zugehörigen diskreten Bewertungsring von Kv und mit 𝔪v das maximale Ideal von 𝒪v. Ist dieses ein Hauptideal, so schreibe πv für ein uniformisierendes Element. Der Leser sei weiterhin auf die eineindeutige Identifikation von Beträgen und Bewertungen eines Körpers hingewiesen bei Fixierung einer geeigneten Konstante C>1: Die Bewertung v wird dem Betrag ||v zugeordnet, welcher wie folgt definiert wird:

|x|v:={Cv(x), falls x00, falls x=0xK.

Umgekehrt wird dem Betrag || die Bewertung v|| zugeordnet, welche wie folgt definiert ist: v||(x):=logC(|x|) für alle xK×. Diese Identifikation wird im Artikel laufend verwendet.

Im Artikel wird das restringierte Produkt mit ^𝒪vKv notiert. Eine andere geläufige Notation dafür ist \limits (Kv,𝒪v).

Begriffserklärung

In der lokalen Klassenkörpertheorie spielt die multiplikative Gruppe des lokalen Körpers eine wichtige Rolle. In der globalen Klassenkörpertheorie wird diese Rolle von der Idelklassengruppe übernommen. Der Begriff des Idels ist eine Abänderung des Idealbegriffs, wobei beide Begriffe in Beziehung zueinander stehen, siehe dazu den Satz über den Zusammenhang zwischen der Ideal- und der Idelklassengruppe. Der Idelbegriff wurde von dem französischen Mathematiker Claude Chevalley (1909–1984) unter dem Namen „ideal element“ (abgekürzt: id.el.) eingeführt. Der Begriff des Adels geht zurück auf die ursprüngliche Bezeichnung „additives Idel“. Bei der Aussprache von Adel liegt die Betonung auf der 2. Silbe.

Die Idee hinter dem Adelering ist es, dass man alle Vervollständigungen des globalen Körpers K auf einmal betrachtet. Auf den ersten Blick scheint die Definition über das kartesische Produkt sinnvoll, jedoch wird der Adelering mit dem restringierten Produkt definiert, wie im nächsten Abschnitt erläutert wird. Dies hat mehrere Gründe:

  • Wenn man den globalen Körper K in das Produkt über die Kv einbettet, dann gilt für jedes kK: für fast alle v ist v(k)=0, also |k|v=1 (vgl. globaler Körper). Die Terminologie „fast alle“ meint im gesamten Artikel immer „alle bis auf endlich viele“. Also ist K sogar in das restringierte Produkt einbettbar.
  • Der Adelering wird dadurch zu einem lokalkompakten, topologischen Ring. Das unrestringierte Produkt hingegen ist nicht lokalkompakt. Daher ist auf dem unrestringierten Produkt keine Harmonische Analyse möglich.

Definition des Adelerings eines globalen Körpers K

Die Menge der endlichen Adele eines globalen Körpers K

Die Menge der endlichen Adele eines globalen Körpers K, geschrieben 𝔸K,fin, ist definiert als das restringierte Produkt der Kv mit Restriktionsbedingung 𝒪v, das heißt

𝔸K,fin:=v^𝒪vKv.

Das bedeutet, dass die Menge der endlichen Adele alle Elemente der Form (xv)vvKv enthält, so dass xv𝒪v für fast alle v. Die Addition und Multiplikation werden komponentenweise erklärt. Dadurch wird 𝔸K,fin zu einem Ring. Wir installieren auf der Menge der endlichen Adele die restringierte Produkttopologie. Das ist diejenige Topologie, die von den sogenannten restringierten offenen Rechtecken erzeugt wird, welche folgende Form haben:

U=vEUv×vE𝒪v,

wobei E eine endliche Teilmenge der Stellenmenge von K ist, welche P enthält und UvKv offen sind.

Bemerkung: In der deutschen Literatur wird auch der Name eingeschränktes direktes Produkt für das restringierte Produkt verwendet. Im Folgenden wird der Begriff restringiertes Produkt verwendet. Weiterhin wird im Folgenden endlicher Adelering von K als Synonym für 𝔸K,fin verwendet.

Der Adelering eines globalen Körpers K

Der Adelering des globalen Körpers K, geschrieben 𝔸K, ist definiert als das Produkt der Menge der endlichen Adele mit dem Produkt der endlich vielen Vervollständigungen nach den unendlichen Stellen. Diese sind oder und treten nur im algebraischen Zahlkörperfall auf. Damit erhalten wir also:

𝔸K:=𝔸K,fin×vKv=v^𝒪vKv×vKv.

In Fall eines Funktionenkörpers ist die Menge der endlichen Adele gleich dem Adelering von K. Auf dem Adelering von K wird eine Addition und Multiplikation jeweils komponentenweise erklärt. Dadurch wird 𝔸K zu einem Ring. Die Elemente von 𝔸K werden die Adele von K genannt. Wir schreiben im Folgenden den Adelering als

𝔸K=v^Kv,

obwohl dies kein restringiertes Produkt im eigentlichen Sinne ist. Im Folgenden wird nicht extra darauf hingewiesen, dass die unendlichen Stellen unrestringiert dem Produkt hinzugefügt werden.

Die Menge der S-Adele eines globalen Körpers K

Sei K ein globaler Körper und sei S eine Teilmenge der Stellenmenge von K. Definiere die Menge der S-Adele von K als

𝔸K,S:=vS^𝒪vKv.

Die unendlichen Stellen, sofern in S enthalten, werden dabei ohne Restriktionsbedingung hinzugefügt. Definiere weiterhin

𝔸KS:=vS^𝒪vKv.

Es gilt dann 𝔸K=𝔸K,S×𝔸KS.

Der rationale Adelering 𝔸

Wir betrachten den Spezialfall K=. Zuerst überlegen wir uns, wie die Stellenmenge von aussieht: Der Satz von Ostrowski besagt, dass die Stellenmenge von mit {p:p prim }{} identifiziert werden kann, wobei die Primzahl p dabei die Äquivalenzklasse des p-adischen Betrag repräsentiert und für die folgende Äquivalenzklasse von || steht, wobei || wie folgt definiert wird:

|x|:={x, falls x0x, sonst x.

Als Nächstes stellen wir fest, dass die Vervollständigung nach den Stellen von gerade die Körper der p-adischen Zahlen p für eine Stelle p bzw. der Körper für die Stelle sind. Der zugehörige Ganzzahlring zum Körper p ist p. Damit folgt, dass der endliche Adelering der rationalen Zahlen gleich

𝔸,fin=p<^pp

ist. Der ganze Adelering ist damit gleich

𝔸=(p<^pp)×,

wofür wir auch verkürzt schreiben:

𝔸=p^p,

mit der Konvention :=.

Unterschied zwischen restringierter und unrestringierter Produkttopologie

Die Folge von Adelen in 𝔸

x1=(12,1,1,)x2=(1,13,1,)x3=(1,1,15,1,)x4=(1,1,1,17,1,)

konvergiert in der Produkttopologie gegen das Einsadel x=(1,1,), jedoch nicht in der restringierten Produkttopologie.

Beweis: Die Konvergenz in der Produkttopologie entspricht der koordinatenweisen Konvergenz. Diese ist trivial, da die Koordinatenfolgen stationär werden. Die Folge konvergiert nicht in der restringierten Produkttopologie, da für jedes Adel a=(ap)p𝔸 und für jedes restringierte offene Rechteck U=pEUp×pEp gilt: 1papp für app und daher 1papp für alle pF. Es folgt, dass (xna)U für fast alle n. Hierbei stehen E und F für endliche Teilmengen der Stellenmenge. Dabei ist F eine endliche Ausnahmemenge des Adels a.

Der Adelering trägt nicht die Teilraumtopologie der Produkttopologie, da ansonsten der Adelering keine lokalkompakte Gruppe ist, vgl. hierzu den Satz, dass der Adelering ein topologischer Ring ist.

Diagonale Einbettung des globalen Körpers in seinen Adelering

Sei K ein globaler Körper. Es gibt eine natürliche diagonale Einbettung von K in seinen Adelering 𝔸K:

K𝔸K,a(a,a,a,).

Die Einbettung ist wohldefiniert, da für jedes αK gilt, dass α𝒪v× für fast alle v. Sie ist injektiv, denn die Einbettung von K in Kv ist bereits injektiv für jedes v. Es folgt, dass K als Untergruppe von 𝔸K aufgefasst werden kann. Man kann K sogar als Unterring seines Adelerings auffassen. Die Elemente aus K𝔸K werden die Hauptadele von 𝔸K genannt.

Die Idelegruppe

Vorlage:Hauptartikel Sei K ein globaler Körper. Die Einheitengruppe des Adelerings

IK:=𝔸K×,

mit der mittels der Inklusion x(x,x1) durch die Produkttopologie auf 𝔸K××𝔸K× erzeugten Teilraumtopologie, ist die sogenannte Idelegruppe von K.

Alternative Definition des Adelerings eines Zahlkörpers

Die pro-endliche Komplettierung der ganzen Zahlen

Definiere

^:=lim\limits n/n,

d. h. ^ ist die pro-endliche Komplettierung der Ringe /n mit der partiellen Ordnung nm:mn. Die pro-endliche Komplettierung der ganzen Zahlen ist also der projektive Limes über die Ringe /n.

Mit Hilfe des chinesischen Restsatzes kann gezeigt werden, dass die pro-endliche Komplettierung der ganzen Zahlen isomorph zum Produkt der ganzen p-adischen Zahlen ist. Es gilt also

^p prim p.

Alternative Definition des Adelerings eines Zahlkörpers

Definiere nun den Ring (der ganzzahligen Adele)

𝔸:=^×.

Damit kann der Adelering über folgendermaßen dargestellt werden:

𝔸𝔸.

Dies ist ein algebraischer Isomorphismus. Für einen beliebigen algebraischen Zahlkörper K gilt nun:

𝔸K𝔸K,

wobei wir die rechte Seite mit folgender Topologie versehen. Es gilt, dass 𝔸K𝔸𝔸, wobei die rechte Seite insgesamt n:=[K:] Summanden hat. Wir installieren auf der rechten Seite die Produkttopologie von (𝔸)n und transportieren diese mit Hilfe des Isomorphismus auf 𝔸K.

Beweis: Wir beweisen zunächst die Gleichung für 𝔸. Es ist also zu zeigen, dass 𝔸𝔸. Es gilt 𝔸=(^×)(^)×()(^)×, wobei man das „Ausmultiplizieren“ beim Tensorprodukt durch eine Betrachtung mit Basen einsieht. Die zweite Isomorphie folgt dadurch, dass -lineare Abbildungen bereits -linear sind. Offensichtlich reicht es zu zeigen, dass 𝔸,fin=^ ist. Wir rechnen hierzu die universelle Eigenschaft des Tensorproduktes nach. Definiere eine -bilineare Abbildung Ψ:^×𝔸,fin via ((ap)p,q)(apq)p. Diese Abbildung ist offensichtlich wohldefiniert, da nur endlich viele Primzahlen den Nenner von q teilen. Die Abbildung Ψ ist -bilinear.

Sei nun Z ein weiterer -Modul mit einer -bilinearen Abbildung ϕ:^×Z. Zu zeigen ist, dass es genau eine -lineare Abbildung θ:𝔸,finZ gibt, mit der Eigenschaft: θΨ=ϕ. Die Abbildung θ wird wie folgt definiert: Zu gegebenem (up)p existiert ein u und ein (vp)p^, sodass up=1uvp für alle p gilt. Definiere dann θ((up)p):=ϕ((vp)p,1u). Man mache sich klar, dass θ wohldefiniert ist, -linear und θΨ=ϕ erfüllt. Weiterhin ist θ durch diese Eigenschaften bereits eindeutig festgelegt. Der allgemeine Fall kann ähnlich gezeigt werden und wird im folgenden Abschnitt noch allgemeiner bewiesen.

Der Adelering 𝔸L bei einer Körpererweiterung L/K

Alternative Beschreibung des Adelerings 𝔸L im Fall L/K

Sei K ein globaler Körper und sei L/K eine endliche Körpererweiterung. Ist K ein algebraischer Zahlkörper, dann ist die Körpererweiterung separabel. Im Funktionenkörperfall kann sie ebenfalls als separabel angenommen werden, vgl. Weil (1967), S. 48f. Damit ist L wieder ein globaler Körper und 𝔸L ist definiert. Für eine Stelle w von L und eine Stelle v von K, definiere

wv,

falls der Betrag ||w eingeschränkt auf K in der Äquivalenzklasse von v liegt. Man sagt, die Stelle w liegt über der Stelle v. Definiere nun

Lv:=wvLw,𝒪v~:=wv𝒪w.

Beachte, dass mit v die Stellen von K und mit w die Stellen von L bezeichnet werden. Beachte weiterhin, dass beide Produkte endlich sind.

Bemerkung: Man kann Kv in Lw einbetten, falls w über v liegt. Dadurch kann man Kv diagonal in Lv einbetten und Lv wird dadurch eine kommutative Kv-Algebra vom Grad wv[Lw:Kv]=[L:K].

Es gilt nun

𝔸L=v^𝒪v~Lv.

Der Beweis beruht auf elementaren Eigenschaften restringierter Produkte.

Der Adelering von K kann dabei wie folgt kanonisch in den Adelering von L eingebettet werden: Dem Adel a=(av)v𝔸K wird das Adel a=(a'w)w𝔸L mit a'w=avKvLw für wv zugeordnet. Deshalb kann 𝔸K als Untergruppe von 𝔸L aufgefasst werden. Ein Element a=(aw)w𝔸L liegt also genau dann in der Untergruppe 𝔸K, wenn seine Komponenten awKv für wv erfüllen und weiterhin aw=aw für wv und wv für die gleiche Stelle v von K gilt.

Der Adelering 𝔸L als Tensorprodukt

Sei K ein globaler Körper und sei L/K eine endliche Körpererweiterung. Dann gilt:

𝔸L𝔸KKL.

Dies ist ein algebraischer und topologischer Isomorphismus, wobei wir die Topologie des Tensorproduktes analog wie in dem Lemma über die alternative Definition des Adelerings eines Zahlkörpers konstruieren. Um dies zu tun, ist es wichtig, dass [L:K]<. Mit der Hilfe dieses Isomorphismus, ist die Inklusion 𝔸K𝔸L durch die Funktion

𝔸K𝔸L,ααK1.

Darüber hinaus können die Hauptadele von K mit einer Untergruppe der Hauptadele von L identifiziert werden via der Abbildung

K(KKL)L,α1Kα.

Beweis: Sei ω1,,ωn eine K-Basis von L. Es gilt nun, dass

𝒪v~𝒪vω1𝒪vωn

für fast alle v, vgl. Cassels (1967), S. 61.

Wir haben einen kanonischen Isomorphismus:

Kvω1KvωnKvKLLv=wvLw,αva(αv(τw(a)))w

wobei τw die kanonische Einbettung τw:LLw ist und wie üblich wv gilt. Indem wir auf beiden Seiten das restringierte Produkt mit Restriktionsbedingung 𝒪v~ bilden, folgt die Behauptung:

𝔸KKL=(v^𝒪vKv)KLv^(𝒪vω1𝒪vωn)(Kvω1Kvωn)v^𝒪v~(KvKL)v^𝒪v~Lv=𝔸L.

Dieser Beweis findet sich in Cassels (1967), S. 65.

Korollar: Der Adelering von L als additive Gruppe

Als additive Gruppe betrachtet gilt:

𝔸L𝔸K𝔸K,

wobei die linke Seite insgesamt n:=[L:K] Summanden hat. Die Hauptadele von 𝔸L gehen dabei auf KK, wobei hier K als Teilmenge von 𝔸K aufgefasst wird. Die Summe hat dabei n Summanden.

Definition des Adelerings eines K-Vektorraums E und einer K-Algebra A

Alternative Beschreibung des Adelerings eines globalen Körpers

Sei K ein globaler Körper. Sei P eine endliche Stellenmenge von K, die P umfasst. Hierbei bezeichnet P die unendlichen Stellen des globalen Körpers. Definiere

𝔸K(P):=vPKv×vP𝒪v.

Man definiert die Addition und Multiplikation komponentenweise und versieht den entstandenen Ring mit der Produkttopologie. Es entsteht ein lokalkompakter, topologischer Ring. Anders formuliert: 𝔸K(P) ist die Menge aller x=(xv)vvKv, wobei xv𝒪v für alle vP, also |xv|v1 für alle vP, gelten soll.

Bemerkung: Ist P eine weitere endliche Teilmenge der Stellenmenge von K mit der Eigenschaft PP, dann ist 𝔸K(P) ein offener Unterring von 𝔸K(P).

Wir geben nun eine alternative Definition des Adelerings. Mengentheoretisch ist 𝔸K die Vereinigung über alle Mengen der Form 𝔸K(P), wobei die Vereinigung alle endlichen Teilmengen PP von der gesamten Stellenmenge von K durchläuft. Es gilt also

𝔸K=PP,P endlich 𝔸K(P).

In anderen Worten ist 𝔸K nichts anderes als die Menge aller x=(xv)v für die gilt: |xv|v1 für fast alle v<. Die Topologie auf 𝔸K wird so definiert, dass alle 𝔸K(P) offene Unterringe von 𝔸K werden sollen. Dadurch wird 𝔸K ein lokalkompakter, topologischer Ring.

Sei nun v eine Stelle von K und sei P eine endliche Teilmenge der Stellenmenge von K, welche die unendlichen Stellen und v enthält. Es gilt:

𝔸K(P)=wPKw×wP𝒪w.

Definiere nun

𝔸K(P,v):=wP{v}Kw×wP𝒪w.

Dann gilt:

𝔸K(P)Kv×𝔸K(P,v).

Definiere weiterhin:

𝔸K(v):=P(P{v})𝔸K(P,v),

wobei P alle endlichen Teilmengen der Stellenmenge durchläuft, welche P{v} enthält. Dann gilt offensichtlich:

𝔸KKv×𝔸K(v),

via der Abbildung (aw)w(av,(aw)wv). Dies kann mit jeder endlichen Stellenmenge P~ anstelle von {v} ebenso gemacht werden.

Mit Hilfe der obigen Definition von 𝔸K(v) gibt es eine natürliche Einbettung Kv𝔸K und eine natürliche Projektion 𝔸KKv.

Der Adelering eines K-Vektorraums E

Die folgenden beiden Definitionen orientieren sich an Weil (1967), S. 60ff. Sei K wie bisher ein globaler Körper und sei nun E ein n-dimensionaler K-Vektorraum, n<. Wir fixieren eine K-Basis ω1,,ωn von E. Für jede Stelle v von K schreiben wir Ev:=EKKvKvω1Kvωn und 𝒪v~:=𝒪vω1𝒪vωn. Definiere dann den Adelering von E als

𝔸E:=v^𝒪v~Ev.

Diese Definition ist angelehnt an die alternative Beschreibung des Adelerings als Tensorprodukt. Wir konstruieren wieder die Topologie auf Ev analog wie in dem Lemma über die alternative Definition des Adelerings eines Zahlkörpers. Um dies zu tun, ist es wichtig, dass dimK(E)=n<. Wir versehen dann den Adelering von E mit der restringierten Produkttopologie.

Analog wie in dem Abschnitt über den Adelering bei einer Körpererweiterung erhalten wir 𝔸E=EK𝔸K. Dann kann E durch ee1 natürlich in 𝔸E eingebettet werden.

Im Folgenden wird eine alternative Definition der Topologie auf dem Adelering 𝔸E gegeben. Die Topologie auf 𝔸E ist gegeben als die gröbste Topologie, für welche die Linearformen auf E, das sind lineare Abbildungen λ:EK, die ausgedehnt werden zu linearen Abbildungen von 𝔸E nach 𝔸K, stetig sind. Man benutzt jeweils, dass E bzw. K auf natürliche Art und Weise in 𝔸E bzw. 𝔸K eingebettet werden können. Mit anderen Worten: Die Wahl einer Basis ϵ von E über K liefert einen Isomorphismus von Kn nach E, also einen Isomorphismus von (𝔸K)n nach 𝔸E. Man kann nun (𝔸K)n mit der Produkttopologie versehen und diese mit Hilfe des Isomorphismus nach 𝔸E transportieren. Die Wahl der Topologie hängt nicht von der Wahl der Basis ab, denn eine weitere Basiswahl definiert einen zweiten Isomorphismus. Die Komposition der Isomorphismen ergibt einen linearen Homöomorphismus, der die eine Topologie in die andere überführt. Man kann dies wie folgt darstellen:

𝔸E=EK𝔸K(KK𝔸K)(KK𝔸K)𝔸K𝔸K=(𝔸K)n,

wobei die auftretenden Summen n Summanden haben. Falls E=L, so liefert obige Definition den bereits definierten Adelering.

Der Adelering einer K-Algebra A

Sei K ein globaler Körper und sei nun A eine endlichdimensionale K-Algebra. Dann ist A insbesondere ein endlichdimensionaler K-Vektorraum. Folglich ist 𝔸A definiert, vgl. dazu den letzten Abschnitt. Wir dehnen die Multiplikation von A auf 𝔸A aus. Dies geht wie folgt:

Es gilt, dass 𝔸A𝔸KKA. Da wir eine Multiplikation auf 𝔸K und auf A haben, können wir eine Multiplikation auf 𝔸A definieren, via

(aKb)(cKd):=(ac)K(bd)a,c𝔸K und b,dA.

Alternativ, kann man eine K-Basis α1,,αn von A fixieren. Um die Multiplikation auf A vollständig zu beschreiben, genügt es zu wissen, wie die Basiselemente miteinander multipliziert werden. Es existieren βi,j,kK, so dass

αiαj=k=1nβi,j,kαki,j.

Mit Hilfe dieser βi,j,k, können wir eine Multiplikation auf KnA definieren:

eiej:=k=1nβi,j,keki,j.

Und ebenso eine Multiplikation auf (Kv)nAv und damit auf (𝔸K)n𝔸A.

Es folgt, dass 𝔸A eine 𝔸K-Algebra mit 1 ist. Sei α eine endliche Teilmenge von A, welche eine K-Basis von A enthält. Für jede endliche Stelle v von K nenne αv das 𝒪v-Modul erzeugt von α in Av. Für jede endliche Teilmenge P der Stellenmenge von K, welche P enthält, definiere

𝔸A(P,α)=vPAv×vPαv.

Man kann zeigen, dass es dann eine endliche Menge P0 gibt, so dass 𝔸A(P,α) ein offener Unterring von 𝔸A ist, falls PP0. Es gilt dann weiterhin, dass 𝔸A die Vereinigung aller dieser Unterringe ist. Man kann zeigen, dass im Falle A=K der oben definierte Adelering kanonisch isomorph zur „ersten“ Definition des Adelerings ist.

Spur und Norm auf dem Adelering

Spur und Norm auf dem Adelering

Sei L eine endliche Körpererweiterung des globalen Körpers K. Dann gilt 𝔸L=𝔸KKL. Mit der Identifikation 𝔸K=𝔸KKK folgt, dass 𝔸K als abgeschlossener Unterring von 𝔸L aufgefasst werden kann. Schreibe conL/K für diese Einbettung von 𝔸K in 𝔸L. Explizit gilt: Sei α𝔸K. Dann ist (conL/K(α))w=αvKv, wobei dies für alle w über v gilt.

Sei M/L/K ein Körperturm globaler Körper. Dann gilt

conM/K(α)=conM/L(conL/K(α))α𝔸K.

Schränken wir die Abbildung con auf die Menge der Hauptadele ein, so ist sie gleich der kanonischen Injektion KL.

Sei nun ω1,,ωn eine Basis der Körpererweiterung L/K. Also kann jedes α𝔸L geschrieben werden als j=1nαjωj, wobei αj𝔸K eindeutig sind. Die Abbildung ααj ist stetig. Definiere nun αi,j (hängen von α ab) via der Gleichungen

αωi=j=1nαi,jωji.

Norm und Spur von α werden definiert als:

TrL/K(α):=Tr((αi,j)i,j)=i=1nαi,i und NL/K(α):=N((αi,j)i,j)=det((αi,j)i,j).

Dies sind genau die Spur bzw. die Determinante der linearen Abbildung 𝔸L𝔸L, xαx. Beides sind stetige Funktionen auf dem Adelering.

Eigenschaften von Norm und Spur

Die Norm und die Spur erfüllen die üblichen Eigenschaften:

TrL/K(α+β)=TrL/K(α)+TrL/K(β)α,β𝔸L,TrL/K(con(α))=nαα𝔸K,NL/K(αβ)=NL/K(α)NL/K(β)α,β𝔸L,NL/K(con(α))=αnα𝔸K.

Weiterhin gilt, dass für αL die Spur TrL/K(α) und die Norm NL/K(α) der üblichen Spur und Norm der Körpererweiterung L/K entspricht. Für einen Körperturm M/L/K haben wir wie gewohnt

TrL/K(TrM/L(α))=TrM/K(α)α𝔸M,NL/K(NM/L(α))=NM/K(α)α𝔸M.

Weiterhin kann gezeigt werden:

TrL/K(α)=(wvTrLw/Kv(αw))vα𝔸LNL/K(α)=(wvNLw/Kv(αw))vα𝔸L

Anmerkung: Der letzte Punkt ist nicht trivial, vgl. hierzu Weil (1967), S. 52ff bzw. S. 64 oder Cassels (1967), S. 74.

Eigenschaften des Adelerings

Prinzipiell gilt, dass in den Beweisen die Situation oft auf den Fall K= oder K=𝔽p(t) zurückgeführt werden können. Die Verallgemeinerung für beliebige globale Körper oder ähnliche Objekte ist dann oft trivial.

Der Adelering ist ein lokalkompakter, topologischer Ring

Sei K ein globaler Körper. Dann ist für jede Stellenmenge S der Ring 𝔸A,S ein topologischer Ring. Weiterhin ist (𝔸A,S,+) eine lokalkompakte Gruppe. Das bedeutet, dass die Menge 𝔸K,S mit ihrer Topologie lokalkompakt ist und die Gruppenverknüpfung stetig ist. Dies wiederum bedeutet, dass die Abbildung

+:𝔸K×𝔸K𝔸K,(a,b)a+b

stetig ist. Darüber hinaus soll auch die Inversionsabbildung der Gruppenverknüpfung stetig sein, d. h. die Abbildung

i:𝔸K𝔸K,aa

soll stetig sein.

Eine Umgebungsbasis der 0 in 𝔸K(P) ist auch eine Umgebungsbasis der 0 im Adelering. Alternativ bilden auch alle Mengen der Form vUv, wobei Uv Umgebung der 0 in Kv und Uv=𝒪v für fast alle v, eine Umgebungsbasis der 0 im Adelering.

Beweisidee: Die Lokalkompaktheit der Menge folgt aus der Definition der restringierten Produkttopologie und der Kompaktheit der 𝒪v. Die Stetigkeit der Gruppenoperationen lässt sich auf die Stetigkeit der Gruppenoperation in den einzelnen Komponenten zurückführen. Dort sind die entsprechenden Abbildungen stetig. Ein ausführlicherer Beweis findet sich in Deitmar (2010), S. 124, Satz 5.2.1.

Bemerkung: Dieses Ergebnis lässt sich auf den Adelering eines K-Vektorraums E und den Adelering einer K-Algebra A übertragen.

Der globale Körper ist eine diskrete, kokompakte Untergruppe in seinem Adelering

Der Adelering enthält den globalen Körper als diskrete, kokompakte Untergruppe, d. h. K𝔸K ist diskret und 𝔸K/K ist in der Quotiententopologie kompakt. Insbesondere ist K abgeschlossen in 𝔸K.

Beweis: Ein Beweis findet sich in Cassels (1967), S. 64, Theorem oder in Weil (1967), S. 64, Theorem 2. Im Folgenden wird der Beweis für den Fall K= wiedergegeben:

Um zu zeigen, dass diskret in 𝔸 ist, reicht es zu zeigen, dass es eine Umgebung der 0 gibt, welche keine weiteren Elemente von enthält. Durch Translation dieser Umgebung kann der allgemeine Fall gezeigt werden. Sei nun

U:={(αp)p:|αp|p1p und |α|<1}=p<p×(1,1).

Dann ist U eine offene Umgebung der 0 in 𝔸. Es bleibt zu zeigen: U={0}. Sei dazu βU. Da β und |β|p1 für alle p ist, folgt β. Da zusätzlich noch gilt, dass β(1,1) ist, folgt β=0.

Nun zur Kompaktheitsaussage: Definiere die Menge

W:={(αp)p:|αp|p1p und |α|1/2}=p<p×[12,12].

Wir zeigen nun, dass jede Klasse von 𝔸/ einen Vertreter in W hat, das heißt wir müssen zeigen, dass für jedes Adel α𝔸 ein β existiert, sodass αβW. Sei nun also α=(αp)p𝔸 beliebig. Sei p eine Primzahl für die gilt: |αp|>1. Dann existiert ein rp=zp/pxp mit zp, xp und |αprp|1. Nun ersetze α durch αrp. Dies beeinflusst die anderen Stellen wie folgt:

Sei qp eine weitere Primzahl. Dann gilt: |αqrp|qmax{|aq|q,|rp|q}max{|aq|q,1}1. Es folgt, dass |αqrp|q1|αq|q1 (für die Hinrichtung ist zu beachten, dass in der scharfen Dreiecksungleichung Gleichheit gilt, falls die Beträge der beiden beteiligten Zahlen verschieden sind).

Damit haben wir die (endliche) Primstellenmenge mit der Eigenschaft, dass die Komponenten nicht in p liegen, um eins verkleinert. Iteration liefert die Existenz eines r, sodass αr^× ist. Jetzt wähle s, so dass αrs[1/2,1/2]. Da s folgt: αβW für β:=r+s. Betrachte nun die stetige Projektion π:W𝔸/. Sie ist surjektiv. Also ist 𝔸/ das stetige Bild eines Kompaktums, also selbst kompakt. Der Fall K=𝔽p(t) geht ähnlich.

Der Zusatz ist ein Lemma über topologische Gruppen.

Korollar: Sei K ein globaler Körper und sei E ein endlichdimensionaler K-Vektorraum. Dann ist E diskret in 𝔸E und kokompakt in 𝔸E, d. h. 𝔸E/E ist kompakt.

Eigenschaften des rationalen Adelerings

Sei 𝔸=^×=pp× wie zuvor. Dann gilt:

𝔸=+𝔸 und =𝔸.

Weiterhin gilt, dass 𝔸/ uneingeschränkt divisibel ist, d. h. die Gleichung nx=y hat für jedes n und y𝔸/ eine Lösung x. Allerdings ist diese Lösung im Allgemeinen nicht eindeutig.

Außerdem gilt, dass 𝔸,fin dicht in 𝔸,fin ist. Eine allgemeinere Formulierung dieser Aussage findet sich im Satz über starke Approximation.

Beweis: Die ersten Aussagen können elementar bewiesen werden. Die nächste Aussage findet sich so in Neukirch (2007) auf Seite 383. Wir beweisen sie im Folgenden. Sei n und sei y𝔸/ beliebig. Zu zeigen: Es existiert ein x𝔸/ sodass gilt: nx=y. Wir zeigen, dass 𝔸 uneingeschränkt reversibel ist, dann folgt bereits die Behauptung. Dies ist jedoch klar, da 𝔸 in jeder Koordinate ein Körper mit Charakteristik ungleich Null ist. Nun zu einem Gegenbeispiel, welches zeigt, dass 𝔸/ nicht eindeutig reversibel ist. Sei y=(0,0,,0)+𝔸/ und n2 beliebig. Dann erfüllt x1=(0,0,,0)+𝔸/ die Gleichung nx=y. Ebenfalls erfüllt x2=(1/n,1/n,,1/n)+𝔸/ diese Gleichungen, denn nx=(1,1,,1)+=y. Da n nur endlich viele Teiler hat, ist x2 wohldefiniert. Aber x1x2, denn (betrachte unendliche Koordinate) 1/n0+zz.

Bemerkung: In unserem Fall ist die eindeutige Reversibilität äquivalent zur Torsionsfreiheit und die ist hier nicht gegeben, da nx2=0, aber x20 und n0.

Zur letzten Aussage: Es gilt 𝔸,fin=^, da wir die endlich vielen Nenner in den Koordinaten der Elemente von 𝔸,fin durch ein Element q erreichen können. Wenn wir zeigen können, dass dicht in ^ ist, folgt dann bereits die Behauptung. Es ist also zu zeigen, dass sich in jeder offenen Teilmenge V von ^ ein Element aus befindet. Die offene Menge V kann ohne Einschränkung als

V=pE(ap+plpp)×pEp

angenommen werden, denn (pmp)m bilden eine Umgebungsbasis der 0 in p.

Mit Hilfe des Chinesischen Restsatzes zeigt man nun die Existenz eines l mit lapmodplp, da Primzahlpotenzen zu verschiedenen Primzahlen teilerfremd sind. Dies bedeutet so viel wie lV.

Haarmaß auf dem Adelering

Sei K ein globaler Körper. Dann ist (𝔸K,+) eine lokalkompakte Gruppe. Folglich existiert ein Haarmaß dx auf dieser Gruppe, welches folgendermaßen normalisiert werden kann: Sei f eine einfache Funktion auf 𝔸K, d. h. f=vfv, wobei fv:Kv messbar und fv=𝟏𝒪v für fast alle v. Das Haarmaß dx auf 𝔸K kann so normalisiert werden, dass für jede integrierbare, einfache Funktion f=vfv die Produktformel

𝔸f(x)dx=vKvfvdxv

gilt, wobei 𝒪v1dxv=1 für jede endliche Stelle gilt. An den unendlichen Stellen wird das Lebesgue-Maß von bzw. genommen. Um einzusehen, warum das Maß so normalisiert werden kann, wird es zuerst auf den sogenannten einfachen Mengen (vAv mit AvKv offen und Av=𝒪v fast immer) definiert und dann auf die ganze Borel-σ-Algebra fortgesetzt. Dies findet sich in Deitmar (2010), S. 126, Satz 5.2.2.

Es kann gezeigt werden, dass 𝔸K/K endliches Volumen im Quotientenmaß hat. Das Quotientenmaß wird vom Haarmaß auf 𝔸K induziert. Diese Aussage ist ein Korollar aus dem obigen Satz, da die Kompaktheit das endliche Maß dieser Menge impliziert.

Anwendungen

Endlichkeit der Klassenzahl eines Zahlkörpers

In diesem Abschnitt wollen wir die Endlichkeit der Klassenzahl für einen algebraischen Zahlkörper beweisen. Dies kann auf verschiedene Weisen erfolgen. Im Beweis des Satzes über die Charakterisierung der Idelegruppe wird dieser Endlichkeitssatz schon verwendet. Es gibt im Wesentlichen zwei Herangehensweisen: Im einen Fall zeigt man zuerst die Endlichkeit der Klassenzahl und leitet dann die Resultate über Adele und Idele ab, im anderen Fall folgert man die Endlichkeit der Klassenzahl aus diesen Resultaten.

Satz (Endlichkeit der Klassenzahl eines Zahlkörpers): Sei K ein algebraischer Zahlkörper. Dann ist |ClK|<.

Beweis der Endlichkeit der Klassenzahl: Die Abbildung 𝔸K1JK,((αv)v<,(αv)v)v<𝔭vv(αv) ist surjektiv und deswegen ist ClK das stetige Bild des Kompaktums 𝔸K1/K×, also kompakt. Gleichzeitig ist ClK auch diskret, also endlich.

Bemerkung: Ein ähnliches Ergebnis gilt auch für den Funktionenkörperfall. Hier wird eine sogenannte Divisorgruppe („divisor group“) von K definiert und man kann zeigen, dass die Divisoren von Grad 0 modulo der Menge der Hauptdivisoren eine endliche Gruppe bilden (dies sind die analogen Begriffe im Funktionenkörperfall) (vgl. Cassels (1967), S. 71).

Einheiten und Dirichletscher Einheitensatz

Definition und Eigenschaften erster Hilfsgrößen

Sei K ein globaler Körper. Sei P eine endliche Teilmenge der Stellenmenge, welche P enthält. Definiere

Ω(P):=vPKv××vP𝒪v×=(𝔸K(P))×,E(P):=K×Ω(P).

Dann gilt, dass E(P) eine Untergruppe von K× ist, welche alle Elemente ξK× enthält, die v(ξ)=0 für alle vP erfüllen. Da K× diskret in IK ist, ist E(P) eine diskrete Untergruppe von Ω(P) und ebenfalls von Ω1(P):=Ω(P)𝔸K1.

Eine alternative Definition von E(P) ist, dass E(P)=K(P)×, wobei der Unterring K(P) von K gegeben ist durch K(P):=K(vPKv×𝔸K(P). Also enthält K(P) alle Elemente ξK, für die gilt, dass v(ξ)0 für alle vP.

Sei 0<c<C<. Dann ist die Menge {ηE(P):|ηv|v=1vP und c|ηv|vCvP} endlich. Um dies einzusehen, definiere

W:={(αv)v:|αv|v=1vP und c|αv|vCvP}.

Dann gilt, dass W kompakt ist und die oben beschriebene Menge ist der Schnitt aus W mit der diskreten Untergruppe K× von IK. Daraus folgt die Endlichkeit der oben beschriebenen Menge.

Definiere nun weiterhin F:={ξK:|ξ|v1v}={ξK:|ξ|v=1v}{0} und E:=F{0}, wobei die Gleichheit auf Grund der allgemeinen Produktformel gilt. Dann gilt

EE(P)

für jede endliche Teilmenge P der Stellenmenge von K, welche P enthält.

Satz: Einheitswurzeln von K

E ist eine endliche zyklische Gruppe, welche alle Einheitswurzeln von K enthält. Es folgt, dass E gerade die Gruppe der Einheitswurzeln von K ist.

Beweis: Es gilt F=K{(xv)v𝔸K:|xv|v1v}. Da K diskret in 𝔸K ist, ist F diskret in 𝔸K. Weiterhin ist die Menge {(xv)v𝔸K:|xv|v1v} kompakt und damit ist F eine Teilmenge einer kompakten Menge. Es folgt, dass F endlich ist. Wegen der allgemeinen Produktformel gilt für alle ξE, dass |ξ|v=1 für alle v. Also ist E eine endliche Untergruppe von K×. Da K ein Körper ist, folgt, dass E zyklisch ist. Offensichtlich liegt jede Einheitswurzel von K in E, da alle Einheitswurzeln von K Betrag 1 und damit Bewertung 0 haben. Angenommen, es existiert ein ξE, welches keine Einheitswurzel in K ist. Dann gilt, dass ξn1 für alle n. Dies Widerspricht der Endlichkeit der Gruppe E.

Satz: Verallgemeinerter Dirichletscher Einheitensatz

Sei die Situation wie zuvor. Dann gilt, dass E(P) das direkte Produkt der Gruppe E aller Einheitswurzeln von K und einer Gruppe isomorph zu s ist. Dabei ist s=0 im Fall P= und s=card(P)1=|P|1, falls P. Ein Beweis dieser Aussage findet sich in Weil (1967), S. 78f. oder auch in Cassels (1967), S. 72f.

Satz: Dirichletscher Einheitensatz

Sei K ein algebraischer Zahlkörper und 𝒪K sein Ganzheitsring. Dann gilt

𝒪K×μ(K)×r+s1,

wobei μ(K) die endliche, zyklische Gruppe der Einheitswurzeln von K ist und (r,s) der Typ des Zahlkörpers, d. h. r ist die Anzahl der reellen Einbettungen von K und 2s ist die Anzahl an komplexen Einbettungen von K. Es gilt [K:]=r+2s.

Bemerkung: Dies ist eine Verallgemeinerung des Dirichletschen Einheitensatzes. Für einen algebraischen Zahlkörper K, setze P=P um den Dirichletschen Einheitensatz in seiner klassischen Formulierung aus der verallgemeinerten Formulierung zu erhalten. In der englischen Literatur ist dieser Satz bekannt unter „Theorem of the units“. Natürlich ist der Dirichletsche Einheitensatz älter als obiges Resultat und wird im Allgemeinen zuvor eigenständig bewiesen und dann dazu benutzt, die Kompaktheit von 𝔸K1/K× zu zeigen.

Beweis dieser Bemerkung:

Wir wissen bereits, dass E=μ(K). Weiterhin gilt, dass

E(P)=K×(vKv××v<𝒪v×)K×v<𝒪v×𝒪×.

Darüber hinaus gilt: |P|=r+s.

„Approximation Theorems“

Satz: „weak approximation theorem“

Seien ||n, wobei 1nN, nichtäquivalente, nichttriviale Beträge auf einem Körper K. Sei Kn:=(K,||n). Diese sind insbesondere topologische Räume. Bette K diagonal in n=1NKn ein. Dann gilt, dass K überall in n=1NKn dicht ist. Mit anderen Worten gilt, dass für jedes ϵ>0 und für jedes (αn)nn=1NKn ein ξK existiert, sodass

|αnξ|n<ϵn=1,,N.

Ein Beweis dieser Aussage findet sich in Cassels (1967), S. 48f.

Eine Anwendung dieses Satzes befindet sich hier.

Satz: „strong approximation theorem“

Sei K ein globaler Körper und sei v0 eine Stelle von K. Definiere

V:=vv0^𝒪vKv.

Dann ist K dicht in V. Ein Beweis dieser Aussage findet sich in Cassels (1967), S. 67f.

Bemerkung: Der globale Körper ist diskret in seinem Adelering. Für dieses Resultat ist es wichtig, dass alle Stellen des globalen Körpers betrachtet werden. Der vorherige Satz zeigt, dass bereits das Weglassen von einer Stelle die Diskretheit in die Dichtheit des globalen Körpers verwandelt.

„Lokal-Global“ und Hasse-Prinzip

Vorlage:Hauptartikel Begriffsmotivation: „Lokal“ und „Global“

Sei K ein globaler Körper und L eine endliche Körpererweiterung von K. Dann bezeichnet man L/K als globale Erweiterung. Sei nun v eine Stelle von K und w eine über v liegende Stelle von L. Dann bezeichnet man die (endliche) Körpererweiterung Lw/Kv als lokale Erweiterung. Woher kommen nun diese Bezeichnungen? Um dies einzusehen, betrachten wir den Funktionenkörperfall, bspw. K=(t), obwohl dies kein globaler Körper mehr ist. Sei L/K eine endliche Körpererweiterung. Die Elemente von L sind algebraische Funktionen auf einer Riemannschen Fläche, also auf einem globalen Objekt. Der Übergang von Kv zu Lw bedeutet nun, dass wir zu Potenzreihenentwicklungen übergehen, also zum lokalen Studium solcher Funktionen. Für mehr Informationen wird auf Neukirch (2007), S. 169 verwiesen.

Satz: Minkowski-Hasse

Eine quadratische Form über einem Zahlkörper K stellt genau dann die Null dar, wenn sie dies über jeder Komplettierung Kv tut.

Bemerkung: Dies ist das Hasse-Prinzip für quadratische Formen, im Allgemeinen, d. h. für Polynome belieben Grades, ist das Hasse-Prinzip nicht gültig.

Bemerkung: Das Lokal-Global-Prinzip ist also jenes Prinzip, welches eine Problemstellung über einem Zahlkörper K auf analoge Problemstellungen über seinen Komplettierungen Kv zurückführt.

Charaktere auf dem Adelering

Definition: Duale Gruppe

Sei G eine lokalkompakte, abelsche Gruppe. Definiere die duale Gruppe G^ von G als die Menge aller Charaktere von G, d. h. die Menge aller stetigen Gruppenhomomorphismen von G nach 𝕋:={z:|z|=1}. Auf G^ wird die Topologie der gleichmäßigen Konvergenz auf kompakten Teilmengen von G installiert. Man kann zeigen, dass G^ wieder eine lokalkompakte, abelsche Gruppe wird.

Satz: Selbstdualität des Adelerings

Sei K ein globaler Körper. Der Adelering ist selbstdual, d. h. es gilt

𝔸K𝔸K^:={χ:𝔸K𝕋,χ ist  ein  stetiger  Gruppenhomomorphismus }.

Beweis: In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass Kv selbstdual ist für jede Stelle v, sofern man einen Charakter fixiert. Wir führen dies am Beispiel von Kv= vor. Definiere e:𝕋 via: e(t):=exp(2πit). Dann definiere die Abbildung φ:^, sφs, mit φs:𝕋,texp(2πist), also φs=e(s). Man zeigt schnell, dass φ ein Isomorphismus ist, welcher die Topologien respektiert. Hat man die Selbstdualität im lokalen gezeigt, kann man zeigen, dass der Adelering selbstdual ist, indem auf den lokalen Fall zurückgegriffen wird.

Satz: Algebraischer und topologischer Dual des Adelerings

Sei K ein globaler Körper und sei χ ein nicht-trivialer Charakter von 𝔸K, welcher allerdings trivial auf K wirkt. Sei E ein endlich-dimensionaler K-Vektorraum. Sei E der algebraische Dual von E, sei 𝔸E der algebraische Dual von 𝔸E und sei 𝔸E der topologische Dual von 𝔸E. Dann induziert die Abbildungsvorschrift e,e=χ([e,e]) für alle e𝔸E einen Isomorphismus ee von 𝔸E𝔸E, wobei e𝔸E und e𝔸E. Hierbei meint , bzw. [,] jeweils die entsprechende bilineare Paarung auf 𝔸E×𝔸E bzw. 𝔸E×𝔸E. Darüber hinaus gilt folgendes: Wenn e𝔸E zusätzlich noch χ([e,e])=1 für alle eE erfüllt, dann gilt eE. Ein Beweis dieser Aussage findet sich in Weil (1967), S. 66.

Mit Hilfe der Charaktere auf 𝔸K können wir Fourier-Analysis auf dem Adelering betreiben (vgl. Deitmar (2010), S. 129ff).

Die Doktorarbeit von John Tate

John Tate erzielte in seiner Doktorarbeit „Fourier analysis in number fields and Heckes Zetafunctions“ (vgl. Cassels (1967)) Erkenntnisse über L-Funktionen, indem er Fourieranalyse auf den Adelering bzw. die Idelegruppe anwendete. Der Adelering und die Idelegruppe finden daher Anwendung bei der Untersuchung der Riemannschen Zetafunktion und bei der Untersuchung allgemeiner Zetafunktionen bzw. L-Funktionen. Man kann diese Funktionen in einer adelischen Version definieren und sie als Integral über den Adelering bzw. die Idelegruppe über die entsprechenden Haarmaße darstellen und daraus meromorphe Fortsetzungen und Funktionalgleichungen ableiten. Wir geben ein Beispiel. Für jede komplexe Zahl s mit (s)>1 gilt:

^|x|sd×x=ζ(s),

wobei d×x das eindeutig normalisierte Haarmaß auf 𝔸,fin ist mit d×x(^×)=1, welches durch Null auf den ganzen Adelering ausgedehnt wird. Die obige Gleichung bedeutet, dass die Riemannsche Zetafunktion ζ als Integral über den Adelering bzw. einer Teilmenge derselben dargestellt werden kann. Ein Beweis findet sich in Deitmar (2010), S. 128, Satz 5.3.4. Beachte außerdem S. 139ff für weitere Informationen über die Doktorarbeit von John Tate.

Automorphe Formen

Wir betrachten den Fall K=.

In moderner Notation ist eine automorphe Form eine Funktion auf der Gruppe GL2(𝔸), welche einige zusätzliche Bedingungen erfüllt. Um diese zu beschreiben, definieren wir (GL2(𝔸))1:={xGL2(𝔸):|det(x)|=1} und Z als das Zentrum der Gruppe GL2(). Es gilt, dass GL2()(GL2(𝔸))1(GL2()Z)GL2(𝔸). Wir definieren eine automorphe Form als ein Element des Vektorraums L2((GL2()Z)GL2(𝔸)). Um automorphe Formen zu untersuchen, ist es wichtig die Darstellungen der Gruppe GL2(𝔸) zu kennen, welche durch den Tensorproduktsatz charakterisiert werden. Man kann außerdem auch sogenannte automorphe L-Funktionen betrachten, welche als Integral über die Gruppe GL2(𝔸) dargestellt werden können. Weitere Informationen finden sich in Deitmar (2010) in dem Kapitel über die automorphen Darstellungen der Adelegruppe und in dem Kapitel über die automorphen L-Funktionen.

Weitere Anwendungen

Verallgemeinerungen des Artinschen Reziprozitätsgesetzes führen zur Verbindung von automorphen Darstellungen und Galois-Darstellungen von K (Langlands-Programm).

Die Idelegruppe, speziell die Idelklassengruppe, findet Anwendung in der Klassenkörpertheorie, welche sich mit abelschen Körpererweiterungen von K beschäftigt. Das Produkt der lokalen Reziprozitätskarten in der Klassenkörpertheorie gibt einen Homöomorphismus von der Idelegruppe in die Galoisgruppe der maximalen abelschen Erweiterung über einem algebraischen Zahlkörper. Das Artinsche Reziprozitätsgesetz, welches eine Verallgemeinerung des quadratischen Reziprozitätsgesetzes von Gauß ist, besagt, dass das Produkt in der multiplikativen Gruppe des Zahlkörpers verschwindet. Daher erhalten wir die globale Reziprozitätskarte der Idelklassengruppe von dem abelschen Teil der absoluten Galoisgruppe der Körpererweiterung.

Auch außerhalb der Klassenkörpertheorie finden sich Anwendungen. Die Selbstdualität des Adelerings impliziert im Funktionenkörperfall (hier ist K ein Funktionenkörper über einer Kurve) den Satz von Riemann-Roch für diese Kurve und die entsprechende duale Theorie für diese Kurve.

Literatur

  • John Cassels, Albrecht Fröhlich: Algebraic number theory: proceedings of an instructional conference, organized by the London Mathematical Society, (a NATO Advanced Study Institute). Academic Press, London 1987, ISBN 0-12-163251-2.
  • Jürgen Neukirch: Algebraische Zahlentheorie. unveränd. Nachdruck der 1. Auflage. Springer, Berlin 2007, ISBN 978-3-540-37547-0.
  • André Weil: Basic number theory. Springer, Berlin / Heidelberg / New York 1967, ISBN 978-3-662-00048-9.
  • Anton Deitmar: Automorphe Formen. Springer, Berlin / Heidelberg u. a. 2010, ISBN 978-3-642-12389-4.
  • Serge Lang: Algebraic number theory, Graduate Texts in Mathematics 110. 2. Auflage. Springer-Verlag, New York 1994, ISBN 0-387-94225-4.