Produkttopologie

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Im mathematischen Teilgebiet der Topologie ist die Produkttopologie die „natürlichste“ Topologie, die ein kartesisches Produkt von topologischen Räumen selbst zu einem topologischen Raum macht.

Definition

Für jedes i aus einer (möglicherweise unendlichen) Indexmenge I sei Xi ein topologischer Raum. Sei X=iIXi das kartesische Produkt der Mengen Xi. Für jeden Index iI bezeichne pi:XXi die kanonische Projektion. Dann ist die Produkttopologie auf X definiert als die gröbste Topologie (die Topologie mit den wenigsten offenen Mengen), bezüglich der alle Projektionen pi stetig sind. Man nennt X mit dieser Topologie den Produktraum der Xi.

Explizite Beschreibung

Man kann die Topologie auf X explizit beschreiben. Die Urbilder offener Mengen der Faktorräume Xi unter den kanonischen Projektionen pi:XXi bilden eine Subbasis der Produkttopologie, d. h. eine Teilmenge YX ist offen genau dann, wenn sie die Vereinigung von (möglicherweise unendlich vielen) Mengen Y(α) ist, die jeweils als endliche Durchschnitte von Mengen Yi,k(α):=pi1(Yk(α)) dargestellt werden können. Dabei liegt i in I und Yk(α) sind offene Teilmengen von Xi. Daraus folgt nicht, dass im Allgemeinen alle kartesischen Produkte offener Teilmengen offen sein müssen. Dies gilt nur, wenn I endlich ist.

Universelle Eigenschaft

Der Produktraum X zusammen mit den kanonischen Projektionen pi wird durch die folgende universelle Eigenschaft charakterisiert: Ist Y ein topologischer Raum und für jedes iI ist fi:YXi stetig, dann gibt es genau eine stetige Funktion f:YX, so dass pif=fi für alle iI gilt. Damit ist das kartesische Produkt mit der Produkttopologie das Produkt in der Kategorie der topologischen Räume.

Beispiele

  • Wenn (X1,d1),(X2,d2) zwei metrische Räume sind und p1,q1X1 sowie p2,q2X2, dann erhält man die Produkttopologie auf X1×X2 für (p1,p2) und (q1,q2)X1×X2 mit der Produktmetrik
d((p1,p2),(q1,q2)):=d1(p1,q1)2+d2(p2,q2)2.
  • Die Produkttopologie auf dem n-fachen kartesischen Produkt n der reellen Zahlen ist die gewöhnliche euklidische Topologie.
  • Der Raum der irrationalen Zahlen ist homöomorph zum Produkt abzählbar vieler Kopien der natürlichen Zahlen mit der diskreten Topologie.

Eigenschaften

Die Produkttopologie heißt auch Topologie der punktweisen Konvergenz aufgrund der folgenden Eigenschaft: Eine Folge in X=iIXi konvergiert genau dann, wenn alle Projektionen auf die Xi konvergieren. Insbesondere ist für den Raum I aller Funktionen von I nach die Konvergenz in der Produkttopologie gleichbedeutend mit der punktweisen Konvergenz.

Um zu prüfen, ob eine gegebene Funktion f:YX stetig ist, kann man das folgende Kriterium benutzen: f ist stetig genau dann, wenn alle pif stetig sind. Die Überprüfung, ob eine Funktion g:XZ stetig ist, ist meist schwieriger; man versucht dann irgendwie die Stetigkeit der pi auszunutzen.

Ein wichtiger Satz über die Produkttopologie ist der Satz von Tichonow: Jedes Produkt kompakter Räume ist kompakt. Dies ist leicht für endliche Produkte zu zeigen, aber die Aussage ist überraschenderweise auch wahr für unendliche Produkte, zu deren Beweis man dann aber das Auswahlaxiom benötigt.

Wesentliche Teile der Theorie der Produkttopologie wurden von A. N. Tichonow entwickelt.

Sonstiges

Siehe auch

Literatur

  • Boto von Querenburg: Mengentheoretische Topologie (= Springer-Lehrbuch). 3., neu bearbeitete und erweiterte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2001, ISBN 3-540-67790-9.