Maaßsche Wellenform

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Maaßsche Formen oder auch Maaßsche Wellenformen werden in der Theorie der automorphen Formen, einem Teilgebiet der Mathematik untersucht. Im klassischen Sinne sind Maaßsche Formen komplexwertige, glatte Funktionen der oberen Halbebene , die ein ähnliches Transformationsverhalten unter der Operation einer diskreten Untergruppe Γ von SL2() auf der oberen Halbebene aufweisen, wie das der Modulformen. Sie sind Eigenformen des hyperbolischen Laplace-Operators Δ auf und erfüllen gewisse Wachstumsbedingungen in den Spitzen eines Fundamentalbereichs von Γ. Im Gegensatz zu den Modulformen müssen Maaßsche Formen nicht holomorph sein. Sie wurden als erstes von Hans Maaß im Jahre 1949 untersucht.

Allgemeines

Die spezielle lineare Gruppe

G:=SL2()={(abcd)M2()adbc=1}

operiert auf der oberen Halbebene ={zIm(z)>0} durch die Möbius-Transformationen

(abcd).z:=az+bcz+d.

Diese Operation kann zu einer Operation auf {} erweitert werden, indem man definiert:

(abcd).z:={az+bcz+d, falls cz+d0, falls cz+d=0,
(abcd).:=lim\limits Im(z)(abcd).z={ac, falls c0, falls c=0

Auf der oberen Halbebene ist durch

dμ:=dxdyy2

ein unter der Operation von SL2() invariantes Radon-Maß gegeben.

Sei Γ eine diskrete Untergruppe von G. Ein Fundamentalbereich zu Γ ist eine offene Teilmenge F, sodass ein Vertretersystem R von Γ existiert mit

FRF und μ(FF)=0.

Ein Fundamentalbereich für die Modulgruppe Γ(1):=SL2() ist gegeben durch

D:={z|Re(z)|<12,|z|<1}

(siehe Modulform). Eine Funktion f: heißt Γ-invariant, falls f(γ.z)=f(z) für jedes γΓ und jedes z gilt. Für jede messbare Γ-invariante Funktion f: gilt dann

Ffdμ=Γfdμ,

wobei das dμ auf der rechten Seite der Gleichung das auf dem Quotienten induzierte Maß darstellt.

Klassische Maaßsche Wellenformen

Definition des hyperbolischen Laplace-Operators

Der hyperbolische Laplace-Operator auf der Halbebene ist definiert durch

Δ:C()C(),

mit

Δ(f):=y2(2fx2+2fy2).

Dies entspricht gerade dem (verallgemeinerten) Laplace-Operator beziehungsweise Laplace-Beltrami-Operator bezüglich der hyperbolischen Metrik auf der hyperbolischen Ebene .

Definition einer Maaßschen Wellenform

Eine Maaßsche Wellenform zur Gruppe Γ(1):=SL2() ist eine glatte Funktion f auf , sodass

  1. f(γz)=f(z) für alle γΓ(1), z,
  2. Δ(f)=λf für ein λ.
  3. Es existiert ein N mit f(x+iy)=𝒪(yN) für y1.

Gilt außerdem

01f(z+t)dt=0 für jedes z,

dann nennt man f eine Maaßsche Spitzenform.

Zusammenhang von Maaßschen Wellenformen und Dirichletreihen

Vorlage:Siehe auch Sei nun f eine Maaßsche Wellenform. Dann gilt wegen γ:=(1101)Γ(1)

z:f(z)=f(γ.z)=f(z+1).

Damit hat f eine Fourier-Entwicklung der Gestalt

f(x+iy)=n=an(y)e2πinx,

mit Koeffizientenfunktionen an,n. Man kann nachrechnen, dass f genau dann eine Maaßsche Spitzenform ist, wenn y>0: a0(y)=0 gilt. Diese Koeffizientenfunktionen können genau angegeben werden, dafür benötigt man die K-Besselfunktion.

Definition: Die K-Besselfunktion ist für y>0 definiert durch

Ks(y):=120ey(t+t1)/2tsdtt,s.

Das Integral konvergiert für y>0 lokal gleichmäßig in s und es gilt die Abschätzung

Ks(y)ey/2KRe(s)(2), falls y>4.

Damit fällt Ks betragsmäßig exponentiell für y. Außerdem gilt Ks(y)=Ks(y) für alle s, y>0.

Satz: Fourierkoeffizienten einer Maaßschen Wellenform

Sei λ der Eigenwert der Maaßschen Wellenform f bezüglich Δ. Sei ν die bis aufs Vorzeichen eindeutige komplexe Zahl mit λ=14ν2. Dann gilt für die Fourierkoeffizientenfunktionen von f

an(y)=cnyKν(2π|n|y),cn,

falls n0. Ist n=0, so gilt

a0(y)=c0y12ν+d0y12+ν mit c0,d0.

Beweis: Es gilt Δ(f)=(14ν2)f. Nach der Definition von Fourierkoeffizienten gilt für n

an=01f(x+iy)e2πinxdx.

Zusammen folgt für n:

(14ν2)an=01(14ν2)f(x+iy)e2πinxdx=01(Δf)(x+iy)e2πinxdx=y2(012fx2(x+iy)e2πinxdx+012fy2(x+iy)e2πinxdx)=(1)y2(2πin)2an(y)y22y201f(x+iy)e2πinxdx=y2(2πin)2an(y)y22y2an(y)=4π2n2y2an(y)y22y2an(y)

In (1) wurde für den ersten Summanden benutzt, dass der n-te Fourierkoeffizient von 2fx2 genau (2πin)2an(y) ist, da wir Fourierreihen gliedweise differenzieren dürfen. Im zweiten Summanden wurde die Reihenfolge von Integration und Differentiation geändert, was erlaubt ist, da f beliebig oft stetig differenzierbar in y ist und man über ein Kompaktum integriert. Es ergibt sich folgende lineare Differentialgleichung zweiter Ordnung:

y22y2an(y)+(14ν24πn2y2)an(y)=0

Für n=0 kann man zeigen, dass für jede Lösung f dieser Differentialgleichung eindeutige Koeffizienten c0,d0 existieren, sodass gilt f(y)=c0y14ν+d0y14+ν.

Für n0 ist jede Lösung f der obigen Differentialgleichung von der Form

f(y)=cnyKv(2π|n|y)+dnyIv(2π|n|y)

für eindeutige cn,dn, wobei Kv(s) die K-Besselfunktion und Iv(s) die I-Besselfunktionen ist (Siehe O. Forster).

Da die I-Besselfunktion exponentiell wächst und die K-Besselfunktion exponentiell fällt, folgt mit der Forderung 3) des höchstens polynomialen Wachstums von f:

an(y)=cnyKv(2π|n|y)

(also dn=0) für ein eindeutiges cn.

Gerade und ungerade Maaßsche Wellenformen: Sei i(z):=z. Dann operiert i auf allen Funktionen f der oberen Halbebene via i(f):=f(i(z)). Man rechnet leicht nach, dass Δ mit i vertauscht. Wir nennen eine Maaßsche Wellenform f gerade, wenn i(f)=f und ungerade wenn i(f)=f. Ist f eine Maaßsche Wellenform, so ist insbesondere damit 12(f+i(f)) eine gerade Maaßsche Wellenform und 12(fi(f)) eine ungerade Maaßsche Wellenform und es gilt f=12(f+i(f))+12(fi(f)).

Satz: L-Funktion einer Maaßschen Wellenform

Sei f(x+iy)=n0cnyKν(2π|n|y)e2πinx eine Maaßsche Spitzenform. Wir definieren die sogenannte L-Funktion von f als

L(s,f)=n=1cnns.

Dann konvergiert die Reihe L(s,f) für Re(s)>32 und man kann sie zu einer ganzen Funktion auf fortsetzen.

Ist f gerade oder ungerade, so definiert man

Λ(s,f):=πsΓ(s+ϵ+ν2)Γ(s+ϵν2)L(s,f),

wobei ϵ=0, falls f gerade und ϵ=1, falls f ungerade ist. Dann erfüllt Λ die Funktionalgleichung

Λ(s,f)=(1)ϵΛ(1s,f).

Beweis:

Sei f eine Maaßsche Spitzenform. Zuerst machen wir uns klar, wie schnell die Fourierkoeffizienten von f wachsen.

Behauptung: Es gilt cn=𝒪(n12)

Beweis: Da f eine Maaßsche Spitzenform ist, existieren C,N>0, sodass für y>1 die Ungleichung |f(x+iy)|CyN gilt. Ist y<12 und ist ωD konjugiert zu z=x+iy modulo Γ(1), so rechnet man leicht nach, dass Im(ω)1y gilt. Da f invariant unter Γ(1) ist, gilt für y<12:

|f(x+iy)|CyN.

Also gilt für y<12 die Abschätzung

|cn|y|Kν(2π|n|y)01|f(x+iy)|dxCyN.

Für n,|n|>2 und y=1|n| gilt damit

|cn|CrN+12|Kν(2π)|1.

Damit finden wir eine Konstante DC, sodass für jedes n0 gilt:

|cn|DrN+12|Kν(2π)|1

Nun fällt die K-Besselfunktion aber exponentiell schnell und f ist eine Maaßsche Spitzenform. Zusammen folgt, dass f auf dem Fundamentalbereich von Γ(1) beschränkt ist und damit auf . Damit können wir den obigen Beweis mit N=0 wiederholen und erhalten |cn|Kn12 für ein K<, also cn=𝒪(n12)..

Damit konvergiert die Reihe L(s,f) für Re(s)>32.

Um den zweiten Teil des Satzes zu beweisen, brauchen wir noch die Mellin-Transformierte von Kν.

Für Re(s)>|Re(ν)| konvergiert das Integral

0Kν(y)ysdyy

absolut und es gilt

0Kν(y)ysdyy=2s2Γ(s+ν2)Γ(sν2).

Ist f nun gerade oder ungerade, folgt aus der Eindeutigkeit der Fourierkoeffizienten an=(1)ϵ für alle n.

Sei f gerade. Der Fall f ungerade funktioniert ähnlich und wird deswegen hier nicht gezeigt. Dann gilt:

0f(iy)ys12dyy=20n=1cnys1Kν(2πny)dy=2n=1cn0ys1Kν(2πny)dy=2n=1cn(2πn)s0ys1Kν(y)dy=2(2π)s(n=1cnns)2s2Γ(s+ν2)Γ(sν2)=12πsΓ(s+ν2)Γ(sν2)L(s,f)=12Λ(s,f)

Das Vertauschen der Reihenfolge von Integral und Summe zeigt man zum Beispiel mit majorisierter Konvergenz, wobei man ausnutzt, dass für die K-Besselfunktion für y>4 gilt:

|Ks|ey2KRe(s)(2)

Ebenso zeigt man, dass f(iy) für y exponentiell fällt.

Wir definieren nun

Λ1(s,f):=1f(iy)ys12dyyΛ2(s,f):=01f(iy)ys12dyy

Damit gilt Λ=2(Λ1+Λ2). Da f(iy) exponentiell fällt für y, konvergiert Λ1(s,f) für jedes s und damit ist Λ1 eine ganze Funktion (komplexe Analysis). Nun ist f aber invariant unter Γ(1), womit insbesondere f(iy)=f((0110).iy)=f(1iy)=f(i1y) folgt.

Wir erhalten nun:

Λ2(s,f):=01f(iy)ys12dyy=1f(i1y)ys+12dyy=1f(iy)y(1s)12dyy=Λ1(1s,f)

Damit ist auch Λ2 eine ganze Funktion und damit ist Λ ganz. Insbesondere kann man damit L(s,f) zu einer ganzen Funktion auf fortsetzen. Weiterhin gilt für Λ die Funktionalgleichung

Λ(s,f)=2(Λ1(s,f)+Λ2(s,f)=2(Λ1(s,f)+Λ1(1s,f))=Λ(1s,f).

Damit ist L insbesondere auf ganz holomorph fortsetzbar und der Satz ist bewiesen.

Beispiel: Die nichtholomorphe Eisensteinreihe E

Die nichtholomorphe Eisensteinreihe wird für z und s definiert durch

E(z,s):=πsΓ(s)12(m,n)(0,0)ys|mz+n|2s,

wobei Γ(s) die Gammafunktion ist.

Die obige Reihe konvergiert absolut in z für Re(s)>1 und lokal gleichmäßig in ×{sRe(s)>1}, denn man kann zeigen, dass die Reihe S(z,s):=(m,n)(0,0)1|mz+n|s absolut in z konvergiert, wenn Re(s)>2. Genauer konvergiert die Summe sogar gleichmäßig auf jeder Menge K×{sRe(s)α}, für jedes Kompaktum K und jedes α>2.

Insbesondere ist E als Limes stetiger Funktionen stetig in ×{sRe(s)>1}. Für festes z ist E sogar holomorph in {sRe(s)>1}, da nach Weierstraß der lokalgleichmäßige Limes holomorpher Funktionen wieder holomorph ist.

Satz: E ist eine Maaßsche Wellenform

Wir zeigen hier nur die SL2()-Invarianz und die Eigengleichung. Einen Beweis der Glattheit findet man bei Deitmar oder Bump. Die Wachstumsbedingung folgt aus dem Satz der Fourier-Entwicklung von E.

Zuerst zur SL2()-Invarianz. Sei

Γ:=±(101)

die Stabilisatorgruppe von bezüglich der Operation von SL2() auf {}. Dann gilt Folgendes.

Lemma: Die Abbildung

ΓΓ{±(x,y)2/{±1}ggT(x,y)=1}Γ(abcd)±(c,d)

ist eine Bijektion.

Proposition: E ist Γ(1)-invariant

(a) Sei E~(z,s):=γΓΓIm(γz)s. Dann konvergiert E~ absolut in z für Re(s)>1 und es gilt:

E(z,s)=πsΓ(s)ζ(2s)E~(z,s)

(b) Es gilt E(γz,s)=E(z,s) für jedes γΓ(1).

Beweis:

Zu (a): Für γ=(abcd)Γ(1) gilt Im(γz)=Im(z)|cz+d|2. Damit folgt mit obigem Lemma

E~(z,s)=γΓΓIm(γz)s=(c,d)=1mod±1ys|cz+d|2s.

Damit folgt die absolute Konvergenz in z für Re(s)>1.

Des Weiteren folgt

ζ(2s)E~(z,s)=n=1ns(c,d)=1mod±1ys|cz+d|2s=n=1(c,d)=1mod±1ys|ncz+nd|2s=(m,n)(0,0)ys|mz+n|2s,

denn die Abbildung ×{(x,y)2{(0,0)}ggT(x,y)=1}2{(0,0)},(n,(x,y))(nx,ny) ist eine Bijektion.

Damit folgt (a).

Zu (b): Für γ~Γ(1) gilt

E~(γ~z,s)=γΓΓIm(γ~γz)s=γΓΓIm(γz)s=E~(z,s).

Nach (a) ist damit auch E invariant unter Γ(1).

Proposition: E ist eine Eigenform des hyperbolischen Laplace-Operators

Wir benötigen Folgendes.

Lemma: Δ vertauscht mit der Operation von G auf C(). Genauer gilt für jedes gG:

LgΔ=ΔLg

Beweis: Die Gruppe SL2() wird erzeugt von den Elementen der Form (a001a) mit a×, (1x01) mit x und S=(0110). Man rechnet die Behauptung auf diesen Erzeugern nach und erhält somit die Behauptung für jedes gSL2().

Wegen E(z,s)=πsΓ(s)ζ(2s)E~(z,s) (vergleiche oben) reicht es, die Eigengleichung für E~ zu zeigen. Es gilt:

ΔE~(z,s):=ΔγΓΓIm(γz)s=γΓΓΔIm(γz)s

Außerdem gilt

Δ(Im(z)s)=Δ(ys)=y2(2ysx2+2ysy2)=s(1s)ys.

Da der Laplace-Operator mit der Operation von Γ(1) vertauscht, folgt für jedes γΓ(1)

Δ(Im(γz)s)=s(1s)Im(γz)s und damit ΔE~(z,s)=s(1s)E~(z,s).

Damit folgt für Re(s)>3 die Eigengleichung auch für E. Um die Behauptung für jedes s zu erhalten, betrachte die Funktion ΔE(z,s)s(1s)E(z,s). Man schreibt diese Funktion mit Hilfe der Fourier-Entwicklung von E explizit aus und erkennt, dass sie meromorph ist. Nun verschwindet sie aber für Re(s)>3, damit ist sie nach dem Identitätssatz identisch Null und die Eigengleichung gilt für jedes s.

Satz zur Fourier-Entwicklung von E

Die nichtholomorphe Eisensteinreihe besitzt eine Fourier-Entwicklung

E(z,s)=n=an(y,s)e2πinx,

wobei die Fourierkoeffizienten gegeben sind durch:

a0(y,s)=πsΓ(s)ζ(2s)ys+πs1Γ(1s)ζ(2(1s))y1san(y,s)=2|n|212σ12s(|n|)yKs12(2π|n|y),n0

Für z hat E(z,s) eine meromorphe Fortsetzung in s auf ganz . Diese ist holomorph bis auf einfache Pole in s=0,1.

Die Eisenstein-Reihe erfüllt für jedes z die Funktionalgleichung

E(z,s)=E(z,1s)

und es gilt lokal gleichmäßig in x die Wachstumsbedingung

E(x+iy,s)=0(yσ),

wobei σ=max(Re(s),1Re(s)).

Die meromorphe Fortsetzung von E ist von großer Bedeutung in der Spektraltheorie des hyperbolischen Laplace-Operators.

Maaßsche Wellenformen vom Gewicht k

Kongruenzuntergruppen

Für N sei Γ(N) der Kern der kanonischen Projektion

SL2()SL2(/N).

Man nennt Γ(N) Hauptkongruenzgruppe der Stufe N. Eine Untergruppe ΓSl2() heißt Kongruenzuntergruppe, falls ein N existiert, sodass Γ(N)Γ. Alle Kongruenzuntergruppen sind diskret.

Es sei Γ(1):=Γ(1)/±1. Für eine Kongruenzuntergruppe Γ sei Γ das Bild von Γ in Γ(1). Es sei S ein Vertretersystem von ΓΓ(1), dann ist

SD=γSγD

ein Fundamentalbereich für Γ. Die Menge S ist durch den Fundamentalbereich SD eindeutig festgelegt. Zudem ist S endlich.

Man nennt die Punkte γ für γS Spitzen des Fundamentalbereichs SD. Sie liegen komplett in {}.

Für jede Spitze c existiert ein σΓ(1) mit σ=c.

Definition Maaßsche Wellenformen vom Gewicht k

Sei Γ eine Kongruenzuntergruppe von SL2() und k.

Wir verallgemeinern den hyperbolischen Laplace-Operator Δ zum hyperbolischen Laplace-Operator Δk vom Gewicht k, wobei:

Δk:C()C()
Δk(f)=y2(2fx2+2fy2)+ikyfx

Für k definieren wir eine Rechtsoperation von Sl2() auf C() durch

f||kg(z):=(cz+d|cz+d|)kf(g.z),

wobei z,g=(cd)Sl2(),fC().

Man kann zeigen, dass für jedes fC(), k und jedes gSl2() gilt:

(Δkf)||kg=Δk(f||kg)

Damit operiert Δk auf dem Vektorraum

C(Γ,k):={fC()γΓ:f||kγ=f}.

Definition: Eine Maaßsche Wellenform vom Gewicht k zur Gruppe Γ ist eine Funktion fC(Γ,k), die eine Eigenform von Δk ist und von moderatem Wachstum an den Spitzen ist.

Zum Begriff des moderaten Wachstums an den Spitzen:

Ist Γ eine Kongruenzuntergruppe, dann ist eine Spitze und man nennt eine Funktion f aus C(Γ,k) von moderatem Wachstum bei , falls f(x+iy) durch ein Polynom beschränkt werden kann, wenn y. Sei c nun eine andere Spitze. Dann existiert ein θSl2() mit θ()=c. Sei dann f:=f||kθ. Man rechnet nach, dass dann f in C(Γ,k) liegt, wobei Γ die Kongruenzuntergruppe θ1Γθ ist. Man sagt nun f ist von moderatem Wachstum an der Spitze c, falls f von moderatem Wachstum an der Spitze ist.

Enthält Γ die Hauptkongruenzgruppe der Stufe N, so nennt man f kuspidal bei unendlich, falls

0Nf(z+u)du=0 für jedes z

gilt. Man nennt f kuspidal bei einer Spitze c, falls f kuspidal bei unendlich ist.

Ist f an jeder Spitze kuspidal, nennt man f Spitzenform.

Maaßsche Wellenformen, die kuspidal sind, nennen wir Maaßsche Spitzenformen.

Wir geben ein Beispiel einer Maaßschen Wellenform vom Gewicht k>1 zur Modulgruppe:

Beispiel: Sei g: eine Modulform vom Gewicht k2 zur Gruppe Γ(1). Dann ist f(z):=yk2g(z) eine Maaßsche Wellenform vom Gewicht k zur Gruppe Γ(1).

Beweis: Da g eine Modulform ist, ist g holomorph, also insbesondere glatt in . Damit ist f glatt. Sei nun γΓ(1). Dann gilt

f(γz)=Im(γz)k2g(γz)=(Im(z)|cz+d|2)k2(cz+d)kg(z)=(cz+d|cz+d|)kf(z).

Da g eine Modulform ist, ist g insbesondere holomorph in , d. h. g(x+iy)c für y. Damit existiert aber ein N, sodass f(z):=yk2g(z)=𝒪(yN) für y1.

Wir zeigen nun noch die Eigengleichung für f. Da g holomorph ist, gelten die Riemannschen Differentialgleichungen, also

gx=igy

und damit folgt mit dem Satz von Schwarz

2gx2=2gy2.

Es gilt dann:

Δk(yk2g)=y2(2yk2gx2+2yk2gy2)+ikyyk2gx=y2(yk22gy2+k2(k21)yk22g+kyk21gy+yk22gy2)+kyk2+1gy=k2(1k2)yk2g

Damit ist f eine Maaßsche Form vom Gewicht k zur Gruppe Γ(1).

Das Spektralproblem

Sei Γ eine Kongruenzuntergruppe von Sl2(). Es sei L2(Γ,k) der Vektorraum aller messbaren Funktionen f: mit f||kγ=f für jedes γΓ und

||f||2:=Γ|f(z)|2dxdyy2<

modulo Funktionen mit ||f||=0. Das Integral ist wohldefiniert, da die Funktion |f(z)|2 Γ-invariant ist. Der Raum L2(Γ,k) ist ein Hilbertraum mit dem Skalarprodukt

f,g=Γf(z)g(z)dxdyy2.

Der Operator Δk kann auf einem in L2(Γ,k) dichten Teilraum BL2(Γ,k)C(Γ,k) definiert werden. Dort ist er ein positiv semidefiniter symmetrischer Operator. Es lässt sich zeigen, dass es eine eindeutige selbstadjungierte Fortsetzung auf L2(Γ,k) gibt.

Wir bezeichnen mit C(Γ,k) den Raum aller Spitzenformen in L2(Γ,k)C(Γ,k). Dann operiert Δk auf C(Γ,k) und hat dort ein reines Eigenwertspektrum. Das Spektrum auf dem orthogonalen Komplement hat einen kontinuierlichen Anteil und wird mit der Hilfe von (modifizierten) nicht-holomorphen Eisensteinreihen, deren meromorphen Fortsetzungen und deren Residuen beschrieben. Für eine genaue Analyse siehe Bump oder Iwaniec. Ist Γ eine diskrete (torsionsfreie) Untergruppe, sodass der Quotient Γ kompakt ist, vereinfacht sich das Spektralproblem. Das liegt vor allem daran, dass eine diskrete cokompakte Untergruppe keine Spitzen besitzt. Hier ist der komplette Raum L2(Γ,k) eine Summe von Eigenräumen des Operators Δk.

Einbettung in den Raum L2(Γ\G)

G=Sl2() ist eine unimodulare lokalkompakte Gruppe mit der Teilraumtopologie des 4. Sei Γ wieder eine Kongruenzuntergruppe. Da Γ diskret in G liegt, ist Γ abgeschlossen in G. Die Gruppe G ist unimodular, und da das Zählmaß ein Haar-Maß auf der diskreten Gruppe Γ ist, ist auch Γ unimodular. Damit existiert nach der Quotientenintegralformel ein G-rechtsinvariantes Radon-Maß dx auf dem lokalkompakten Raum ΓG. Wir betrachten nun den zu dem Maß dx gehörigen L2-Raum L2(ΓG).

Der Raum L2(ΓG) zerfällt in eine direkte Hilbert-Summe

L2(ΓG)=kL2(ΓG,k),

wobei L2(ΓG,k):={ϕL2(ΓG)xΓGθ:ϕ(xkθ)=eikθF(x)} und kθ=(cos(θ)sin(θ)sin(θ)cos(θ))SO(2) für θ.

Der Hilbertraum L2(Γ,k) kann isometrisch in den Hilbertraum L2(ΓG,k) eingebettet werden. Die Isometrie ist gegeben durch die Abbildung

ψk:L2(Γ,k)L2(ΓG,k),ψk(f)(g):=f||kγ(i).

Damit können wir alle Maaßschen Spitzenformen zur Kongruenzgruppe Γ als Elemente von L2(ΓG) auffassen.

L2(ΓG) ist ein Hilbertraum, auf dem G via Rechtstranslation operiert:

Rgϕ:=ϕ(xg),

wobei xΓG und ϕL2(ΓG).

Man rechnet leicht nach, dass R eine unitäre Darstellung von G auf dem Hilbertraum L2(ΓG) ist. Man will nun die Darstellung (R,L2(ΓG)) in eine Summe von irreduziblen Unterdarstellungen zerlegen. Es stellt sich heraus, dass dies nur möglich ist, wenn Γ cokompakt ist. Ansonsten kommt noch ein kontinuierliches Hilbert-Integral hinzu. Das Interessante ist, dass die Lösung dieses Problems auch das Spektralproblem der Maaßschen Formen löst. Für eine genaue Analyse dieses Zusammenhangs siehe auch Bump.

Automorphe Darstellungen der Adelgruppe

Die Gruppe Gl2(A)

Für einen Ring R mit Eins sei GR:=Gl2(R) die Gruppe der 2×2-Matrizen mit Einträgen in R und in R invertierbarer Determinante. Sei 𝔸=𝔸 der Ring der (rationalen) Adele, 𝔸fin der Ring der endlichen (rationalen) Adele und für eine Primzahl p sei p der Körper der p-adischen Zahlen und p der Ring der ganzen p-adischen Zahlen. Es sei Gp:=Gp. Sowohl Gp als auch G sind mit den jeweiligen Teilraumtopologien von p4 beziehungsweise 4 lokalkompakte unimodulare Gruppen. Die Gruppe Gfin:=G𝔸fin ist isomorph zur Gruppe p<^KpGp, wobei hiermit das eingeschränkte direkte Produkt (siehe Adelring) der Gruppen Gp bezüglich der kompakten, offenen Untergruppen Kp:=Gp von Gp gemeint ist. Dann ist Gfin mit der eingeschränkten Produkttopologie eine lokalkompakte Gruppe.

Die Gruppe G𝔸 ist isomorph zur Gruppe

Gfin×G

und ist eine lokalkompakte Gruppe mit der Produkttopologie, da Gfin und G lokalkompakte Gruppen sind.

Mit ^ bezeichnen wir den Ring p<p. Die Untergruppe

G^:=p<Kp

ist eine maximal kompakte, offene Untergruppe von Gfin und wird durch die Abbildung xfin(xfin,1) auch als Untergruppe von G𝔸 aufgefasst.

Mit Z bezeichnen wir das Zentrum von G, also Diagonalmatrizen der Form (λλ), wobei λ×. Wir fassen Z als Untergruppe von G𝔸 auf via der Einbettung z(1Gfin,z).

Die Gruppe G wird diagonal in G𝔸 eingebettet, was möglich ist, da die vier Einträge eines xG nur endlich viele Primteiler besitzen und damit x in Kp für alle bis auf endlich viele Primzahlen p liegt.

Sei G𝔸1 die Gruppe aller xG𝔸 mit |det(x)|=1, wobei hier der Betrag des Idels det(x) gemeint ist. Man rechnet sofort nach, das G sogar in G𝔸1 liegt (Produktformel).

Mittels der Injektion G𝔸1G𝔸 kann man die Gruppen GG𝔸1 und GZG𝔸 miteinander identifizieren.

Für G𝔸 gilt folgender Satz:

Die Gruppe G liegt dicht in Gfin und diskret in G𝔸. Der Quotient GZG𝔸=GG𝔸1 ist nicht kompakt, hat aber endliches Haarmaß.

Damit ist G insbesondere ein Gitter von G𝔸1, wie es im klassischen Fall die Modulgruppe von Sl2() war. Zudem folgt, dass G𝔸1 unimodular ist.

Adelisierung von Spitzenformen

Wir wollen nun die klassischen Maaßschen Spitzenformen von Gewicht 0 zur Modulgruppe als Funktionen auf ZGG𝔸 auffassen. Das funktioniert mit dem starken Approximationstheorem, das besagt, dass die Abbildung

ψ:GxG(1,x)G^

ein G-äquivarianter Homöomorphismus ist. Es gilt dann

GG~GG𝔸/G^

und damit auch

GZG~GZG𝔸/G^.

Nun liegen Maaßsche Spitzenformen vom Gewicht Null zur Modulgruppe Γ(1) in

L2(Sl2()Sl2())=~L2(Gl2()ZGl2()).

Dieser Raum ist aber nach dem starken Approximationstheorem unitär isomorph zu

L2(GZG𝔸/G^)=~L2(GZG𝔸)G^,

was ein Unterraum von L2(GZG𝔸) ist.

Mit dem gleichen Argument kann man damit auch die klassischen holomorphen Spitzenformen als Elemente von L2(GZG𝔸) auffassen. Mit einer kleinen Verallgemeinerung des starken Approximationstheorems erkennt man, dass man alle klassischen Maaßschen Spitzenformen (als auch holomorphen Spitzenformen) von beliebigem Gewicht zu jeder Kongruenzuntergruppe Γ in L2(GZG𝔸) einbetten kann.

In der Literatur wird L2(GZG𝔸) oft als Menge der automorphen Formen (der Adelgruppe) bezeichnet. Ersetzt man die L2 Bedingung durch geeignete Wachstumsbedingungen,[1] gehören auch die eingebetteten nichtholomorphen Eisensteinreihen zu den automorphen Formen, die selbst nicht L2-integrierbar sind.

Spitzenformen der Adelegruppe

Für einen Ring R sei NR die Menge aller (1r1) wobei rR. Diese Gruppe ist isomorph zur additiven Gruppe von R.

Man nennt eine Funktion fL2(GG𝔸1) Spitzenform, falls

NN𝔸f(nx)dn=0

für fast alle xGG𝔸1 gilt. Der Vektorraum aller Spitzenformen bezeichnet man mit Lcusp2(GG𝔸1) oder kurz mit Lcusp2. Lcusp2 ist abgeschlossen und invariant unter der rechtsregulären Darstellung von G𝔸1.

Man ist nun an einer Zerlegung von Lcusp2 in irreduzible abgeschlossene Unterräume unter der rechtsregulären Darstellung interessiert.

Genauer gilt folgender Satz:

Der Raum Lcusp2 zerfällt in eine direkte Summe irreduzibler Hilberträume mit endlichen Vielfachheiten:

Lcusp2=^πG𝔸^Ncusp(π)π

Die Bestimmung der Vielfachheiten Ncusp(π) ist eines der schwierigsten und wichtigsten Probleme der Theorie der automorphen Formen.

Kuspidale Darstellungen der Adelgruppe

Eine irreduzible Darstellung π der Gruppe G𝔸 heißt kuspidal, wenn sie isomorph zu einer Unterdarstellung von Lcusp2 ist.

Eine irreduzible Darstellung π der Gruppe G𝔸 heißt zulässig, falls es eine kompakte Menge KG𝔸 gibt, sodass dimK(Vπ,Vτ)< für jedes τG𝔸^.

Man kann zeigen, dass jede kuspidale Darstellung zulässig ist.

Die Zulässigkeit wird gebraucht, um den sogenannten Tensorproduktsatz anzuwenden, der besagt, dass jede irreduzible unitäre Darstellung der Gruppe G𝔸 isomorph zu einem unendlichen Tensorprodukt pπp ist, wobei die πp irreduzible Darstellungen der Gruppe Gp sind, die fast alle unverzweigt sind.

(Eine Darstellung πp der Gruppe Gp (p<) heißt unverzweigt, falls der Vektorraum
:VπpKp={vVπpkKp:πp(k)v=v}
nicht der Nullraum ist.)

Zur Konstruktion eines unendlichen Tensorprodukts siehe zum Beispiel Deitmar, Kap.7.

Automorphe L-Funktionen

Es sei π eine irreduzible zulässige unitäre Darstellung von G𝔸. Nach dem Tensorproduktsatz ist π von der Form π=pπp, wobei die πp irreduzible Darstellungen der Gruppen Gp sind, die fast alle unverzweigt sind.

Es sei F eine endliche Stellenmenge, sodass F und F alle verzweigten Stellen enthält. Man definiert die globale L-Funktion von π als

LF(π,s):=pFL(πp,s),

wobei L(πp,s) eine sogenannte lokale L-Funktion der lokalen Darstellung πp ist. Für eine ausführliche Konstruktion einer lokalen L-Funktion siehe zum Beispiel Anton Deitmar: Automorphe Formen, Kapitel 8.2.

Ist π eine kuspidale Darstellung, so setzt die L-Funktion LF(π,s) zu einer meromorphen Funktion auf fort. Das ist möglich, da LF(π,s), wie auch die klassischen L-Funktionen, bestimmte Funktionalgleichungen erfüllt.

Einer adelisierten Maaßschen Spitzenformen f (oder auch einer holomorphen Spitzenform) kann eine kuspidale Darstellung πf zugewiesen werden, sodass die L-Funktion LF(πf,s) mit der klassischen L-Funktion L(f,s) übereinstimmt. In diesem Sinne sind die automorphen L-Funktionen eine Verallgemeinerung der klassischen L-Funktionen. Sie wurden zum ersten Mal 1969 von Robert Langlands untersucht.

Literatur

  • Anton Deitmar: Automorphe Formen. Springer, Berlin/Heidelberg u. a. 2010, ISBN 978-3-642-12389-4.
  • Henryk Iwaniec: Spectral Methods of Automorphic Forms (Graduate Studies in Mathematics). American Mathematical Society, 2. Auflage, 2002, ISBN 978-0-8218-3160-1.
  • Daniel Bump: Automorphic Forms and Representations (Cambridge Studies in Advanced Mathematics). Cambridge University Press, 1997, ISBN 978-0-521-55098-7.

Belege

  1. Siehe zum Beispiel Gelbart: Automorphic forms of the adele group.