Achterknotenkomplement

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Im mathematischen Teilgebiet der Topologie bezeichnet man als Achterknotenkomplement das Komplement des Achterknotens in der 3-dimensionalen Sphäre. Es ist die einfachste hyperbolische 3-Mannigfaltigkeit und deshalb ein in zahlreichen Lehrbüchern diskutiertes Beispiel.

Achterknoten

Fundamentalgruppe

Die zum rechts abgebildeten Knotendiagramm gehörende Wirtinger-Präsentierung der Knotengruppe ist

Γ=a,b|[a1,b]a=b[a1,b],

wobei a und b Meridiane um zwei der Bögen des Knotendiagramms sind.

Die hyperbolische Struktur auf dem Achterknotenkomplement wird durch die diskrete, treue Darstellung ρ:ΓPSL(2,) definiert, welche a auf (1101) und b auf (10eπi31) abbildet.

Diese Darstellung wurde 1974 von Riley gefunden.[1] Ihr Bild liegt in der Bianchi-Gruppe PSL(2,O3) und hat dort endlichen Index.

Bis auf komplexe Konjugation und Konjugation mit Matrizen aus PSL(2,) ist dies die einzige hyperbolische Struktur, siehe Mostow-Starrheit.

Das Achterknotenkomplement ist die einzige hyperbolische Mannigfaltigkeit, für die Gleichheit in der Jørgensen-Ungleichung gilt, die also von 2 Elementen f,gPSL(2,) mit |Sp(f)24|+|Sp([f,g])2|=1 erzeugt wird.

Ideale Triangulierung

Man erhält das Achterknotenkomplement durch Verkleben zweier idealer Tetrahedra.

Seien v0,,v4 die Ecken der bereits entlang der gemeinsamen Seitenfläche Δ(v1,v2,v3) verklebten Tetraeder, dann wird die Seitenfläche Δ(v0,v1,v2) mit Δ(v1,v3,v4), Δ(v0,v2,v4) mit Δ(v1,v2,v3) und Δ(v0,v1,v4) mit Δ(v2,v3,v4) verklebt.

Als Fundamentalbereich der Wirkung von Γ im Halbraum-Modell des hyperbolischen Raumes kann man die Vereinigung der beiden entlang der gemeinsamen Seitenfläche Δ(v1,v2,v3) verklebten idealen Tetraeder mit Ecken

v0=,v1=1,v2=eπi3,v3=eπi3,v4=0

nehmen. (Hier wurde der Rand im Unendlichen des 3-dimensionalen hyperbolischen Raumes mit {} identifiziert.)

Die Verklebeabbildungen werden dann von den Matrizen

τ(111e2πi3e2πi3),τ(1e2πi311e2πi3),τ(11e2πi31e2πi3)

mit τ=1e2πi31 realisiert.[2]

Arithmetische Invarianten

Das Achterknotenkomplement ist das einzige arithmetische hyperbolische Knotenkomplement.[3]

Sein Spurkörper ist kΓ=(3) und seine Quaternionenalgebra ist AΓ=M2((3)).

Hyperbolisches Volumen

Das hyperbolische Volumen des Achterknotenkomplements beträgt

Vol(S3K)=2D2(ω)=2,02.

Hierbei ist D2 der Bloch-Wigner-Dilogarithmus und ω=12+32i.

Dies ergibt sich, weil die idealen Tetraeder der obigen Triangulierung beide regelmäßige Tetraeder und somit alle Diederwinkel π3 sind. Das Volumen des idealen Tetraeders Tα,β,γ mit diedrischen Winkeln α,β,γ kann mittels der Lobatschewski-Funktion berechnet werden als Vol(Tα,β,γ)=Λ(α)+Λ(β)+Λ(γ) und für α=β=γ=π3 ergibt sich daraus Vol(Tπ3,π3,π3)=3Λ(π3)=D2(ω).

Cao und Meyerhoff haben 2001 bewiesen, dass das Achterknotenkomplement das hyperbolische Knotenkomplement kleinsten Volumens ist.[4]

Achterknotenkomplement als Abbildungstorus

Das Achterknotenkomplement ist der Abbildungstorus der Arnoldschen Katzenabbildung (2111) des einfach punktierten Torus.

Die Fundamentalgruppe der Faser ist die freie Gruppe F2. Man hat also eine exakte Sequenz

1F2Γ1,

die Monodromie (2111) ist das Produkt LR aus den Dehn-Twists L und R an Longitude und Meridian des Torus.

Assoziiert zu einem Abbildungstorus einer Selbstabbildung eines punktierten Torus hat man eine kanonische ideale Triangulierung[5][6] und im Fall der Monodromie LR liefert diese die oben beschriebene ideale Triangulierung des Achterknotenkomplements.

Schwestermannigfaltigkeit

Als Schwestermannigfaltigkeit des Achterknoten-Komplements wird die 3-Mannigfaltigkeit bezeichnet, die man durch (5,1)-Dehn-Chirurgie an der Whitehead-Verschlingung erhält. Sie lässt sich ebenso wie das Achterknoten-Komplement aus zwei idealen Tetrahedra zusammensetzen und ist gemeinsam mit dem Achterknoten-Komplement die nichtkompakte, orientierbare, hyperbolische 3-Mannigfaltigkeit kleinsten Volumens.

Literatur

  • W. P. Thurston: The Geometry and Topology of Three-Manifolds. Lecture Notes, Princeton University 1976–79 online
  • Colin MacLachlan, Alan Reid: The arithmetic of hyperbolic 3-manifolds. Graduate Texts in Mathematics, 219. Springer-Verlag, New York 2003, ISBN 0-387-98386-4

Einzelnachweise

  1. Robert Riley: A personal account of the discovery of hyperbolic structures on some knot complements
  2. MacLachlan-Reid, op.cit., Section 4.4.2
  3. Alan Reid: Arithmeticity of knot complements. J. London Math. Soc. (2) 43 (1991), no. 1, 171–184.
  4. Chun Cao, Robert Meyerhoff: The orientable cusped hyperbolic 3-manifolds of minimum volume. Invent. Math. 146 (2001), no. 3, 451–478.
  5. William Floyd, Allen Hatcher: Incompressible surfaces in punctured-torus bundles. Topology Appl. 13 (1982), no. 3, 263–282.
  6. François Guéritaud: On canonical triangulations of once-punctured torus bundles and two-bridge link complements. With an appendix by David Futer. Geom. Topol. 10 (2006), 1239–1284.