Unitäre Matrix

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Eine unitäre Matrix ist in der linearen Algebra eine komplexe quadratische Matrix, deren Zeilen- und Spaltenvektoren orthonormal bezüglich des Standardskalarprodukts sind. Damit ist die Inverse einer unitären Matrix gleichzeitig ihre Adjungierte.

Durch Multiplikation mit einer unitären Matrix bleibt sowohl die euklidische Norm als auch das Standardskalarprodukt zweier Vektoren erhalten. Jede unitäre Abbildung zwischen zwei endlichdimensionalen Skalarprodukträumen kann nach Wahl je einer Orthonormalbasis durch eine unitäre Matrix dargestellt werden. Die Menge der unitären Matrizen fester Größe bildet mit der Matrizenmultiplikation als Verknüpfung die unitäre Gruppe.

Unitäre Matrizen werden unter anderem bei der Singulärwertzerlegung, der diskreten Fourier-Transformation und in der Quantenmechanik eingesetzt. Eine reelle unitäre Matrix wird orthogonale Matrix genannt.

Definition

Eine komplexe quadratische Matrix Un×n heißt unitär, wenn das Produkt mit ihrer adjungierten Matrix UH (das heißt komplex konjugiert und transponiert UH=U*T) die Einheitsmatrix I ergibt, also

UHU=I

und damit

UH=U1

gilt. Werden die Spaltenvektoren der Matrix U mit u1,,un bezeichnet, dann ist diese Bedingung gleichbedeutend damit, dass stets das Standardskalarprodukt zweier Spaltenvektoren

uiHuj=δij={1fallsi=j0sonst

ergibt, wobei δij das Kronecker-Delta ist. Die Spaltenvektoren einer unitären Matrix bilden damit eine Orthonormalbasis des Koordinatenraums n. Dies trifft auch für die Zeilenvektoren einer unitären Matrix zu, denn mit U ist auch die transponierte Matrix UT unitär.

Beispiele

Die Matrix

U=(0ii0)

ist unitär, denn es gilt

UHU=(0ii0)(0ii0)=(i200i2)=(1001)=I.

Auch die Matrix

U=12(1+i1i1i1+i)

ist unitär, denn es gilt

UHU=12(1i1+i1+i1i)12(1+i1i1i1+i)=14(2(1i)(1+i)(1i)2+(1+i)2(1+i)2+(1i)22(1+i)(1i))=(1001)=I.

Allgemein ist jede orthogonale Matrix unitär, denn für Matrizen mit reellen Einträgen entspricht die Adjungierte der Transponierten.

Eigenschaften

Inverse

Eine unitäre Matrix Un×n ist aufgrund der linearen Unabhängigkeit ihrer Zeilen- und Spaltenvektoren stets regulär. Die Inverse einer unitären Matrix ist dabei gleich ihrer Adjungierten, das heißt, es gilt

UH=U1.

Die Inverse einer Matrix U ist nämlich gerade diejenige Matrix U1, für die

UU1=U1U=I

gilt. Es gilt auch die Umkehrung und jede Matrix U, deren Adjungierte gleich ihrer Inversen ist, ist unitär, denn es gilt dann

UHU=U1U=I.

Zudem ist auch die Adjungierte einer unitären Matrix unitär, denn

UUH=I.

Invarianz von Norm und Skalarprodukt

Wird ein Vektor xn mit einer unitären Matrix Un×n multipliziert, ändert sich die euklidische Norm des Vektors nicht, das heißt

Ux2=x2.

Weiter ist das Standardskalarprodukt zweier Vektoren x,yn invariant bezüglich der Multiplikation mit einer unitären Matrix U, also

Ux,Uy=x,y.

Beide Eigenschaften folgen direkt aus der Verschiebungseigenschaft des Standardskalarprodukts. Daher stellt die Abbildung

f:nn,xUx

eine Kongruenzabbildung im unitären Raum n dar. Umgekehrt ist die Abbildungsmatrix bezüglich der Standardbasis jeder linearen Abbildung im n, die das Standardskalarprodukt erhält, unitär. Aufgrund der Polarisationsformel gilt dies auch für die Abbildungsmatrix jeder linearen Abbildung, die die euklidische Norm erhält.

Determinante

Für den komplexen Betrag der Determinante einer unitären Matrix Un×n gilt

|detU|=1,

was mit Hilfe des Determinantenproduktsatzes über

detUdetU=detUdetU¯=detUdetUH=det(UUH)=detI=1

folgt.

Eigenwerte

Die Eigenwerte einer unitären Matrix Un×n haben ebenfalls alle den Betrag eins, sind also von der Form

λ=eit

mit t. Ist nämlich x ein zu λ gehöriger Eigenvektor, dann gilt aufgrund der Invarianz bezüglich der euklidischen Norm und der absoluten Homogenität einer Norm

x2=Ux2=λx2=|λ|x2

und daher |λ|=1.

Diagonalisierbarkeit

Eine unitäre Matrix Un×n ist normal, das heißt, es gilt

UUH=UHU,

und daher diagonalisierbar. Nach dem Spektralsatz gibt es eine weitere unitäre Matrix Vn×n, sodass

V1UV=D

gilt, wobei Dn×n eine Diagonalmatrix mit den Eigenwerten von U ist. Die Spaltenvektoren von V sind dann paarweise orthonormale Eigenvektoren von U. Damit sind auch die Eigenräume einer unitären Matrix paarweise orthogonal.

Normen

Die Spektralnorm einer unitären Matrix Un×n ist

U2=maxx2=1Ux2=maxx2=1x2=1.

Für die Frobeniusnorm gilt mit dem Frobenius-Skalarprodukt entsprechend

UF=U,UF=I,IF=n.

Das Produkt mit einer unitären Matrix erhält sowohl die Spektralnorm, als auch die Frobeniusnorm einer gegebenen Matrix An×n, denn es gilt

UA2=maxx2=1UAx2=maxx2=1Ax2=A2

und

UAF=UA,UAF=A,AF=AF.

Damit bleibt auch die Kondition einer Matrix bezüglich dieser Normen nach Multiplikation mit einer unitären Matrix erhalten.

Erhaltung der Idempotenz

Ist Un×n eine unitäre und An×n eine idempotente Matrix, gilt also AA=A, dann ist die Matrix

B=UAUH

ebenfalls idempotent, denn

BB=UAUHUAUH=UAAUH=UAUH=B.

Unitäre Matrizen als Gruppe

Vorlage:Hauptartikel

Die Menge der regulären Matrizen fester Größe bildet mit der Matrizenmultiplikation als Verknüpfung eine Gruppe, die allgemeine lineare Gruppe GL(n,). Als neutrales Element dient dabei die Einheitsmatrix I. Die unitären Matrizen bilden eine Untergruppe der allgemeinen linearen Gruppe, die unitäre Gruppe U(n). Das Produkt zweier unitärer Matrizen U,Vn×n ist nämlich wieder unitär, denn es gilt

(UV)H(UV)=VHUHUV=VHV=I.

Weiter ist die Inverse einer unitären Matrix Un×n ebenfalls unitär, denn es gilt

UHU1=UHUH=(UU1)H=IH=I.

Die unitären Matrizen mit Determinante eins bilden wiederum eine Untergruppe der unitären Gruppe, die spezielle unitäre Gruppe SU(n). Die unitären Matrizen mit Determinante minus eins bilden keine Untergruppe der unitären Gruppe, denn ihnen fehlt das neutrale Element, sondern lediglich eine Nebenklasse.

Verwendung

Matrixzerlegungen

Mit Hilfe einer Singulärwertzerlegung lässt sich jede Matrix Am×n als Produkt

A=UΣVH

einer unitären Matrix Um×m, einer Diagonalmatrix Σm×n und der Adjungierten einer weiteren unitären Matrix Vn×n darstellen. Die Diagonaleinträge der Matrix Σ sind dann die Singulärwerte von A.

Eine quadratische Matrix An×n kann mittels der Polarzerlegung auch als Produkt

A=UP

einer unitären Matrix Un×n und einer positiv semidefiniten hermiteschen Matrix Pn×n faktorisiert werden.

Unitäre Abbildungen

Ist (V,,) ein n-dimensionaler komplexer Skalarproduktraum, dann lässt sich jede lineare Abbildung f:VV nach Wahl einer Orthonormalbasis {e1,,en} für V durch die Abbildungsmatrix

Af=(aij)n×n

darstellen, wobei f(ej)=a1je1++anjen für j=1,,n ist. Die Abbildungsmatrix Af ist nun genau dann unitär, wenn f eine unitäre Abbildung ist. Dies folgt aus

f(v),f(w)=(Afx)H(Afy)=xHAfHAfy=xHy=v,w,

wobei v=x1e1++xnen und w=y1e1++ynen sind.

Physikalische Anwendungen

Unitäre Matrizen werden auch häufig in der Quantenmechanik im Rahmen der Matrizenmechanik verwendet. Beispiele sind:

Eine weitere wichtige Anwendung unitärer Matrizen besteht in der diskreten Fourier-Transformation komplexer Signale.

Literatur