Schottky-Gruppe

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Fundamentalbereich einer von 3 loxodromischen Isometrien erzeugten Schottky-Gruppe

In der Mathematik sind Schottky-Gruppen gewisse Kleinsche Gruppen, die erstmals 1877 von Friedrich Schottky untersucht wurden.

Konstruktion

Klassische Schottky-Gruppen

Wir betrachten die Riemannsche Zahlenkugel P1={} mit der Wirkung von SL(2,) durch gebrochen-lineare Transformationen.

Man nehme 2k paarweise disjunkte Kreisscheiben

C1,C1,,Ck,Ck

in {}. Für i=1,,k gibt es Abbildungen θiSL(2,), die jeweils das Innere von Ci bijektiv auf das Äußere von Ci abbilden. Die von θ1,,θk erzeugte Untergruppe ΓSL(2,) ist eine (klassische) Schottky-Gruppe.

Allgemeine Schottky-Gruppen

Allgemeiner kann man 2k disjunkte, von Jordan-Kurven berandete Gebiete betrachten. Falls es Abbildungen θiSL(2,) gibt, die jeweils das Innere von Ci bijektiv auf das Äußere von Ci abbilden, dann wird die von den θi erzeugte Gruppe als Schottky-Gruppe bezeichnet. Im Rahmen dieser allgemeineren Definition werden die im vorherigen Abschnitt definierten Gruppen dann als klassische Schottky-Gruppen bezeichnet.

Eigenschaften

Man kann zeigen, dass alle Schottky-Gruppen freie Gruppen und diskrete Untergruppen von SL(2,) sind. Die erste Eigenschaft folgt aus dem Kombinationssatz von Klein und die zweite aus dem Poincaréschen Polyedersatz.

Jede nicht-elementare Kleinsche Gruppe hat zahlreiche Untergruppen, die Schottky-Gruppen sind.[1] Der Grund dafür ist, dass hinreichend hohe Potenzen gegebener loxodromischer Isometrien disjunkte "isometric circles" haben und deshalb eine Schottky-Gruppe erzeugen.

Schottky-Gruppen im hyperbolischen Raum

Hyperbolische Henkelkörper

Die Riemannsche Zahlenkugel ist der Rand im Unendlichen des 3-dimensionalen hyperbolischen Raumes H3, die Kreise Ci beranden jeweils Halbsphären Si und die θiSL(2,) entsprechen jeweils loxodromischen Isometrien, welche das Äußere von Si bijektiv auf das Innere von Si abbilden. Der Quotientenraum ΓH3 ist dann homöomorph zum Inneren eines Henkelkörpers.

Limesmenge und Diskontinuitätsbereich

Die Limesmenge Λ(Γ) einer Schottky-Gruppe ist eine Cantormenge. Das Komplement P1Λ(Γ) ist der Diskontinuitätsbereich Ω(Γ).

Der Quotient ΓΩ(Γ) ist eine Riemannsche Fläche. Die Vereinigung Γ(H3Ω(Γ)) ist ein Henkelkörper.

Charakterisierung von Schottky-Gruppen

Nach einem Satz von Maskit[2] sind die folgenden Eigenschaften einer diskreten Untergruppe ΓSL(2,) äquivalent:

  • Γ ist eine Schottky-Gruppe.
  • ΓH3 ist das Innere eines Henkelkörpers.
  • Γ ist eine freie Gruppe und alle γΓ sind loxodromisch.

Für diskrete Untergruppe ΓSL(2,), deren Elemente loxodromisch sind, hat Hou bewiesen, dass sie genau dann klassische Schottkygruppen sind, wenn die Hausdorffdimension ihrer Limesmenge kleiner als 1 ist.[3]

Schottky-Uniformisierung

Eine Schottky-Uniformisierung einer Riemannschen Fläche ist gegeben durch eine Schottky-Gruppe Γ, so dass ΓΩ(Γ) biholomorph zu der gegebenen Riemannschen Fläche ist. Nach einem Satz von Koebe besitzt jede Riemannsche Fläche eine Schottky-Uniformisierung.

Man kann zu einer Riemannschen Fläche sogar zu jeder Familie homologisch unabhängiger einfacher geschlossener Kurven γ1,,γs eine Schottky-Uniformisierung finden, so dass die gegebenen Kurven γi jeweils eine Kreisscheibe im Henkelkörper Γ(H3Ω(Γ)) beranden.

Literatur

Caroline Series: A crash course on Kleinian groups. Rend. Istit. Mat. Univ. Trieste 37 (2005), no. 1–2, 1–38 (2006). (S. 16–17)

Einzelnachweise

  1. Theorem 2.9 in: Matsuzaki-Taniguchi: Hyperbolic manifolds and Kleinian groups. Oxford Mathematical Monographs. Oxford Science Publications. The Clarendon Press, Oxford University Press, New York, 1998. ISBN 0-19-850062-9
  2. Theorem 4.23 in: Matsuzaki-Taniguchi, op.cit.
  3. Yong Hou: The classification of Kleinian groups of Hausdorff dimensions at most one