Kombinationssatz von Klein

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Der Kombinationssatz von Klein ist ein Lehrsatz aus dem mathematischen Gebiet der Fuchsschen und Kleinschen Gruppen.

Er gibt Bedingungen für die Konstruierbarkeit diskreter Gruppen hyperbolischer Isometrien als freie Produkte und wird beispielsweise bei der Konstruktion von Schottky-Gruppen verwendet.

Er wurde 1883 von Felix Klein bewiesen. Gelegentlich wird auch der allgemeinere Kombinationssatz von Maskit als Kombinationssatz von Klein-Maskit bezeichnet.

Kombinationssatz

Der Kombinationssatz hat zwei Formulierungen, eine für Isometrien des hyperbolischen Raumes und eine äquivalente für Möbiustransformationen. (Die letztere war ursprünglich von Felix Klein bewiesen worden.) Die Äquivalenz der beiden Aussagen erhält man dadurch, dass Isometrien des 3-dimensionalen hyperbolischen Raumes H3 als Möbiustransformationen auf der "Sphäre im Unendlichen" S2=H3 wirken.

Kombinationssatz für diskrete Gruppen hyperbolischer Isometrien

Seien G1,G2 zwei diskrete Untergruppen von Isom+(Hn) (der Gruppe der orientierungserhaltenden Isometrien des hyperbolischen Raumes) mit Fundamentalbereichen D1,D2Hn, die die Bedingungen

int(D1)ext(D2),int(D2)ext(D1)

erfüllen. Dann ist die von G1 und G2 erzeugte Untergruppe GIsom(Hn) eine diskrete Untergruppe und isomorph zum freien Produkt

G=G1*G2.

Ein Fundamentalbereich für die Wirkung von G auf Hn ist

D=D1D2.

Kombinationssatz für Möbiustransformationen

Seien G1,G2 zwei diskrete Gruppen von Möbiustransformationen, also diskrete Untergruppen von PSL(2,) mit Fundamentalbereichen D1,D2S2, die die Bedingungen[1]

int(D1)ext(D2),int(D2)ext(D1)

erfüllen. Dann ist die von G1 und G2 erzeugte Untergruppe GPSL(2,) eine diskrete Untergruppe und isomorph zum freien Produkt

G=G1*G2.

Ein Fundamentalbereich für die Wirkung von D auf S2 ist

D=D1D2.

Beweisidee

Für jeden Punkt xD und jedes reduzierte Wort

g=g1g2gn1gn

mit g2k1G1,g2kG2 zeigt man per vollständiger Induktion gx∉D. Für einen detaillierten Beweis einer etwas allgemeineren Aussage siehe: [2].

Anwendung: Schottky-Gruppen

Vorlage:Hauptartikel Konstruktion von Schottky-Gruppen: Seien g1,,gkPSL(2,) Möbiustransformationen und A1,B1,,Ak,BkS2 Jordankurven, so dass für i=1,,k jeweils gi das Innere[3] von Ai auf das Äußere von Bi abbildet. Dann ist die von g1,,gk erzeugte Gruppe diskret und eine freie Gruppe. (So konstruierte Gruppen werden als Schottky-Gruppen bezeichnet.)

Obige Konstruktion lässt sich auch ohne den allgemeinen Kombinationssatz aus dem Poincaréschen Polyedersatz herleiten. Mit dem Kombinationssatz kann man aber die folgende stärkere Aussage beweisen: Jede nichtelementare (nicht notwendig diskrete) Gruppe enthält eine nichtelementare Schottky-Gruppe.

Schottky-Gruppen sind konvex-kokompakt. Ihre Limesmenge ist eine Cantormenge.

Literatur

  • Felix Klein: Neue Beiträge zur Riemann'schen Functionentheorie, Math. Ann. 21 (1883), 141–218.
  • R. Fricke und F. Klein: Vorlesungen über die Theorie der Automorphen Functionen. I, Teubner, Leipzig, 1897.
  • L. R. Ford: Automorphic functions, 1st ed., McGraw-Hill, New York, 1929.
  • Bernard Maskit: Kleinian groups. Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften 287. Springer-Verlag, Berlin, 1988. ISBN 3-540-17746-9

Einzelnachweise

  1. Für eine abgeschlossene Teilmenge DS2 bezeichnen wir mit int(D) den offenen Kern und mit ext(D):=S2D das Komplement von D.
  2. Maskit, On Klein's combination theorem, Trans. Amer. Math. Soc. 120, 499–509 (1965) online
  3. Jede Jordankurve zerlegt S2 in zwei Zusammenhangskomponenten (Jordanscher Kurvensatz). Wir wählen einen (beliebigen) festen Punkt pS2 und definieren dann das "Innere" einer Jordankurve als diejenige Zusammenhangskomponente, die p enthält, das Äußere als das Komplement.