Satz von Weyl (Lie-Algebra)

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Der Satz von Weyl, benannt nach Hermann Weyl, ist ein wichtiger Satz aus der Theorie der Lie-Algebren. Er besagt im Wesentlichen, dass man endlichdimensionale Darstellungen halbeinfacher Lie-Algebren aus irreduziblen zusammensetzen kann, sofern der Grundkörper algebraisch abgeschlossen ist und die Charakteristik 0 hat.

Begriffe

Eine Darstellung einer Lie-Algebra L über einem Vektorraum V ist ein Lie-Algebren-Homomorphismus von π:Lgl(V), wobei letzteres die allgemeine lineare Lie-Algebra über V bezeichnet, d. h. die Menge aller linearen Operatoren mit der Kommutator-Klammer als Verknüpfung. Die Dimension des Vektorraums heißt auch Dimension der Darstellung. Ein Untervektorraum WV heißt invariant, falls π(x)wW für alle xL,wW. Invariante Unterräume sind deshalb interessant, weil πW:Lgl(W),πW(x):=π(x)|W wieder eine Darstellung ist. Man hat stets die sogenannten trivialen invarianten Unterräume W={0} und W=V; gibt es nur diese, so nennt man die Darstellung irreduzibel, denn sie kann nicht durch weitere invariante Unterräume vereinfacht (reduziert) werden. Eine Darstellung π:Lgl(V) heißt nun vollständig reduzibel, falls es vom Nullvektorraum verschiedene, invariante Unterräume W1,,Wn, so dass V=W1Wn die direkte Summe dieser Unterräume ist und jede Darstellung πWi irreduzibel ist. Vollständig reduzible Darstellungen können also in ihre irreduziblen Bestandteile zerlegt werden. Daher sind Sätze, die die vollständige Reduzibilität von Darstellungen sichern, sehr wichtig, insbesondere dann, wenn man alle irreduziblen Darstellungen kennt.

Formulierung des Satzes

Jede endlichdimensionale Darstellung einer halbeinfachen Lie-Algebra über einem algebraisch abgeschlossenen Körper der Charakteristik 0 ist vollständig reduzibel.

Ein Beweis für -Lie-Algebren findet sich im unten angegebenen Lehrbuch von Hilgert und Neeb[1], dort wird dieser Satz auf das sogenannte Lemma von Whitehead über das Verschwinden gewisser Kohomologie-Gruppen zurückgeführt. Ein Beweis, der Kohomologie-Theorie vermeidet, findet sich bei Humphreys.[2]

Positive Charakteristik

Der Satz von Weyl wird falsch für Charakteristik p>0. Ist 𝕂 ein solcher Körper, so betrachte die Lie-Algebra

L=sl2(𝕂),

die bekanntlich von

e=(0100),f=(0010),h=(1001)

erzeugt wird. Für p3 ist diese Lie-Algebra einfach, insbesondere also halbeinfach.

Weiter sei V:=𝕂[x,y] der Vektorraum der Polynome in zwei Unbestimmten. Durch die Formeln

π(e)(v):=xvy,π(f)(v):=yvx,π(h)(v):=xvxyvy    (für vV)

wird eine unendlichdimensionale Darstellung π:Lgl(V) definiert. Da die so definierte Operation von L die Grade der Polynome unverändert lässt, sind die von den homogenen Polynomen xkynk,k=0,n erzeugten Unterräume Vn invariant. Man kann nun zeigen, dass die endlich-dimensionale Darstellung πVp:Lgl(Vp) nicht vollständig reduzibel ist. In der Tat ist der von xp und yp erzeugte Unterraum WVp invariant, denn πW ist die Nulldarstellung, da die Ableitungen den Faktor p erzeugen, was für Körper der Charakteristik p der Multiplikation mit 0 gleichkommt, und es gibt keine invarianten, direkten Summanden von W in Vp.[3] Daher ist der Satz von Weyl hier nicht gültig.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Joachim Hilgert, Karl-Hermann Neeb: Lie-Gruppen und Lie-Algebren, Vieweg, 1999, ISBN 3-528-06432-3
  2. James E. Humphreys: Introduction to Lie Algebras and Representation Theory, Springer, Berlin / New York 1972, ISBN 0-387-90053-5, Abschnitt 6.3: Weyl's Theorem
  3. Dimitriy Rumynin: Modular Lie-Algebras, Kapitel 2: Things that fail in positive characteristic