3-Sphäre

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Die 3-dimensionale Sphäre oder kurz 3-Sphäre ist ein Objekt in der Mathematik, nämlich eine Sphäre der dritten Dimension. Sie ist neben dem euklidischen Raum 3 das einfachste Beispiel einer 3-dimensionalen Mannigfaltigkeit und kann in den euklidischen Raum 4 eingebettet werden.

Als Einheitssphäre trägt sie den Namen 𝕊3.

Definition

Unter einer 3-dimensionalen Sphäre versteht man eine topologische Mannigfaltigkeit, die homöomorph zur Einheitssphäre im 4 ist. Letztere wird mit 𝕊3 bezeichnet.

Die Einheitssphäre 𝕊3 ist die Menge der Punkte im 4-dimensionalen euklidischen Raum 4 mit Abstand eins vom Ursprung, also

𝕊3:={x4:x2=1},

wobei 2 die euklidische Norm ist. Sie kann als Rand der Vorlage:Nowrap B4 aufgefasst werden und wird daher auch mit B4 bezeichnet.

Eigenschaften

Geometrische Eigenschaften

Die 3-dimensionale Hyperfläche (das 3-Volumen) einer 3-Sphäre vom Radius r ist

2π2r3

und das 4-dimensionale Hypervolumen einer 4-Kugel (das 4-Volumen des 4-dimensionalen Gebietes innerhalb dieser 3-Sphäre) ist

12π2r4.

Entsprechend ist π22 das 4-Volumen von B4.

Jeder nicht-leere Durchschnitt einer 3-Sphäre mit einer 3-dimensionalen Hyperebene ist eine 2-Sphäre oder ein einzelner Punkt.

Die 3-Sphäre vom Radius r hat die konstante, positive Schnittkrümmung 1r2.

Topologische Eigenschaften

Die 3-Sphäre hat keinen Rand, ist kompakt und einfach zusammenhängend. Ihre Homologiegruppen sind

Hi(𝕊3)={ , falls   i{0,3}
{0} sonst.

Jeder topologische Raum mit diesen Homologiegruppen wird 3-Homologiesphäre genannt.

Sie ist homöomorph zur Einpunkt-Kompaktifizierung des 3 und ist der homogene Raum

𝕊3SO(4)/SO(3).

Differenzierbare Struktur

Wie jede 3-dimensionale Mannigfaltigkeit hat die 3-Sphäre nach dem Satz von Moise eine eindeutige Differentialstruktur und eine eindeutige PL-Struktur.

Runde Metrik

Die Einbettung als Einheitssphäre im 4 gibt der Sphäre die „runde Metrik“ mit Schnittkrümmung konstant 1. Insbesondere wird sie mit dieser Metrik ein symmetrischer Raum mit Isometriegruppe SO(4).

Jede Metrik konstanter Schnittkrümmung ist ein Vielfaches der runden Metrik.

Die 3-Sphäre als Lie-Gruppe

Vorlage:Hauptartikel Die 3-Sphäre 𝕊3 ist eine nichtabelsche Gruppe. Sie fällt zusammen mit der Gruppe der Einheitsquaternionen

{xxx¯=1}

mit x=x0+x1i+x2j+x3k und x¯=x0x1ix2jx3k. Die Abbildung

x0+x1i+x2j+x3k(z1z2z2z1) mit z1:=x0+ix1 und z2:=x2+ix3

ist ein Isomorphismus der Quaternionen in den Ring 2×2 der komplexen 2×2-Matrizen, der 𝕊3 auf die Untergruppe der unitären Matrizen

{(z1z2z2z1)2×2||z1|2+|z2|2=1}=:SU(2),

abbildet. Sie machen eine Lie-Gruppe aus, die den Namen SU(2) trägt.

Diese Bijektion ist gleichzeitig ein Diffeomorphismus

×𝕊3SU(2)(2×2)×;(z1,z2)(z1z2z2z1)

Die 3-Sphäre 𝕊3=SU(2) ist die einfachste nichtabelsche kompakte Lie-Gruppe und insbesondere im Standardmodell der Elementarteilchenphysik von Bedeutung.

Poincaré-Vermutung

Vorlage:Hauptartikel Die 3-Sphäre ist die einzige einfach zusammenhängende, kompakte 3-Mannigfaltigkeit.

Vektorfelder auf der 3-Sphäre

Als Lie-Gruppe ist die 3-Sphäre parallelisierbar. Ein Beispiel dreier linear unabhängiger Vektorfelder auf der Einheitssphäre im 4 ist

V1(x1,x2,x3,x4)=(x2,x1,x4,x3),V2(x)=(x3,x4,x1,x2),V3(x)=(x4,x3,x2,x1).

Heegaard-Zerlegungen

Man erhält die 3-dimensionale Sphäre, indem man die Ränder zweier 3-dimensionaler Kugeln orientierungsumkehrend miteinander verklebt.

Allgemeiner hat die 3-Sphäre zu jedem g0 eine eindeutige Heegaard-Zerlegung vom Geschlecht g.

Dehn-Chirurgien

Vorlage:Hauptartikel Jede kompakte 3-Mannigfaltigkeit kann durch Chirurgien an Verschlingungen K𝕊3 in der 3-Sphäre konstruiert werden.

Sphärische 3-Mannigfaltigkeiten

Aus dem von Thurston initiierten und von Perelman bewiesenen Geometrisierungsprogramm folgt, dass alle kompakten 3-Mannigfaltigkeiten endlicher Fundamentalgruppe sphärische 3-Mannigfaltigkeiten (oder 3-dimensionale sphärische Raumformen) sind, sich also als Quotientenraum

M=Γ𝕊3

für eine endliche Gruppe ΓSO(4) von Isometrien der runden Metrik darstellen lassen.

Beispiele 3-dimensionaler sphärischer Raumformen sind die Linsenräume oder die Poincaré-Homologiesphäre.

Literatur

  • Nikolai Saveliev: Lectures on the topology of 3-manifolds. An introduction to the Casson invariant. De Gruyter Textbook. Walter de Gruyter, Berlin 1999, ISBN 3-11-016271-7