Vektorfeld

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Darstellung eines Vektorfeldes anhand ausgewählter Punkte. Die Vektoren sind als Pfeile dargestellt, welche Richtung und Betrag (Pfeillänge) wiedergeben
3-dimensionales Vektorfeld (-y,z,x)

In der mehrdimensionalen Analysis und der Differentialgeometrie ist ein Vektorfeld eine Funktion, die jedem Punkt eines Raumes einen Vektor zuordnet. Das duale Konzept zu einem Vektorfeld ist eine Funktion, die jedem Punkt eine Linearform zuordnet, eine solche Abbildung wird pfaffsche Form genannt.

Stetige Vektorfelder sind von großer Bedeutung in der physikalischen Feldtheorie, zum Beispiel um die Geschwindigkeit und Richtung eines Teilchens einer bewegten Flüssigkeit anzugeben, oder um die Stärke und Richtung einer Kraft, wie der magnetischen oder der Schwerkraft, zu beschreiben. Die Feldgrößen dieser Vektorfelder lassen sich durch Feldlinien veranschaulichen.

Vektorfelder im euklidischen Raum

Definition

Unter einem Vektorfeld v auf einer Menge Ωn versteht man eine Abbildung, die jedem Punkt xΩ einen Vektor v(x)n zuordnet. Anschaulich wird also an jedem Punkt der Menge Ω ein „Pfeil angebracht“. Meist wird stillschweigend vorausgesetzt, dass das Vektorfeld glatt, also eine C-Abbildung ist. Ist v eine k-mal differenzierbare Abbildung v:Ωn, so spricht man von einem Vorlage:Nowrap.

Beispiele

  • Gradientenfeld: Ist f:Ω eine differenzierbare Funktion auf einer offenen Menge Ωn, so wird das Gradientenfeld gradf:Ωn von f definiert durch die Zuordnung
    xgradf(x)=(fx1(x),,fxn(x)).
Oft schreibt man es mit dem Nabla-Symbol: gradf=f. Ist ein Vektorfeld v das Gradientenfeld einer Funktion f, das heißt v=f, so bezeichnet man f als Potential. Man sagt auch v besitzt ein Potential.
Beispiele von Gradientenfeldern sind das von einer Punktquelle nach allen Seiten gleichmäßig fließende Feld einer Strömung und das elektrische Feld um eine Punktladung.
  • Zentralfelder: Sei I ein Intervall, welches die Null enthält, und K(I)={xn:xI}n eine Kugelschale. Zentralfelder auf der Kugelschale sind definiert durch
v(x)=a(x)x mit a:I.
  • In 3{0} ist das Gravitationsfeld v(x)=xx3 ein solches Zentralfeld.
  • Weitere Beispiele sind im 3 die mathematisch diffizileren sogenannten „Wirbelfelder“. Sie lassen sich als Rotation eines Vektorpotentials 𝐀 beschreiben, nach der Formel 𝐯(𝐫)=𝐫𝐨𝐭𝐀 (s. u.).
Prägnantes Beispiel eines Wirbelfeldes ist das in Kreislinien um den Ausfluss einer „Badewanne“ herumwirbelnde Strömungsfeld, oder das Magnetfeld um einen stromdurchflossenen Draht.

Quellenfreie und wirbelfreie Vektorfelder; Zerlegungssatz

Ein mindestens zweimal stetig differenzierbares Vektorfeld 𝐯(𝐫) im 3 heißt quellenfrei (beziehungsweise wirbelfrei), wenn seine Quellendichte (Divergenz) beziehungsweise Wirbeldichte (Rotation) dort überall Null ist. Unter der weiteren Voraussetzung, dass die Komponenten von 𝐯 im Unendlichen hinreichend rasch verschwinden, gilt der sogenannte Zerlegungssatz: Jedes Vektorfeld 𝐯(𝐫) ist eindeutig durch seine Quellen bzw. Wirbel bestimmt, und zwar gilt die folgende Zerlegung in einen wirbelfreien beziehungsweise quellenfreien Anteil:

𝐯(𝐫)𝐠𝐫𝐚𝐝𝐫3d3𝐫div𝐯(𝐫)4π|𝐫𝐫|+𝐫𝐨𝐭𝐫3d3𝐫𝐫𝐨𝐭𝐯(𝐫)4π|𝐫𝐫|.

Dies entspricht der Zerlegung eines statischen elektromagnetischen Feldes in den elektrischen beziehungsweise magnetischen Anteil (siehe Elektrodynamik)[1]. Es sind also genau die Gradientenfelder (d. h. die „elektrischen Feldkomponenten“) wirbelfrei bzw. genau die Wirbelfelder (d. h. die „magnetischen Feldkomponenten“) quellenfrei. Dabei sind 𝐠𝐫𝐚𝐝ϕ(𝐫):=ϕ,   div𝐯:=𝐯 und 𝐫𝐨𝐭𝐯:=×𝐯 die bekannten, mit dem Nabla-Operator () der Vektoranalysis gebildeten Operationen.

Vektorfelder auf Mannigfaltigkeiten

Definition

Sei M eine differenzierbare Mannigfaltigkeit. Ein Vektorfeld ist ein (glatter) Schnitt im Tangentialbündel TM.

Ausführlicher heißt das, ein Vektorfeld ist eine Abbildung v, so dass v:MTM mit πv=idM gilt. Es wird also jedem xM ein Vektor v(x)TxM zugeordnet. Die Abbildung π ist die natürliche Projektion π:TMM mit (p,v)p.

Die Menge aller glatten Vektorfelder wird häufig mit Γ(TM), Γ(TM) oder 𝔛(M) notiert.

Anmerkungen

Diese Definition verallgemeinert die Vektorfelder im euklidischen Raum. Es gilt nämlich nTpn und Tnn×n.

Im Gegensatz zu Vektorfeldern wird durch ein Skalarfeld jedem Punkt einer Mannigfaltigkeit ein Skalar zugeordnet.

Vektorfelder sind gerade die kontravarianten Tensorfelder erster Stufe.

Anwendungen

Vektor- und Kraftfelder haben außer in Physik und Chemie auch große Bedeutung in zahlreichen Fachgebieten der Technik: Elektrotechnik, Geodäsie, Mechanik, Atomphysik, Angewandte Geophysik.

Siehe auch

Literatur

  • Konrad Königsberger: Analysis 2. 5. korrigierte Auflage. Springer, Berlin u. a. 2004, ISBN 3-540-20389-3.
  • Vorlage:BibISBN
  • John M. Lee: Introduction to smooth manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 218). Springer, New York u. a. 2003, ISBN 0-387-95495-3.

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Einzelnachweise

  1. Siehe u. a. U. Krey, A. Owen, Basic Theoretical Physics – A Concise Overview, Berlin, Springer 2007, ISBN 978-3-540-36804-5, part II