Äußere Ableitung

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Vorlage:Dieser Artikel Die äußere Ableitung oder Cartan-Ableitung ist ein Begriff aus den Bereichen Differentialgeometrie und Analysis. Sie verallgemeinert die aus der Analysis bekannte Ableitung von Funktionen auf Differentialformen. Der Name Cartan-Ableitung erklärt sich daher, dass Élie Cartan (1869–1951) der Begründer der Theorie der Differentialformen ist.

Definition

Sei M eine n-dimensionale glatte Mannigfaltigkeit und U eine offene Teilmenge. Mit 𝒜k(M) wird hier der Raum der k-Formen auf der Mannigfaltigkeit M bezeichnet. So gibt es dann für alle k{0} genau eine Funktion d:𝒜k(U)𝒜k+1(U), so dass die folgenden Eigenschaften gelten:

  1. d ist eine Antiderivation, das heißt für α𝒜k(U) und β𝒜l(U) gilt d(αβ)=dαβ+(1)kαdβ.
  2. Sei fC(U), dann ist df definiert als das totale Differential.
  3. dd=0
  4. Der Operator verhält sich natürlich in Bezug auf Einschränkungen, das heißt: Sind UVM offene Mengen und α𝒜k(V), so gilt d(α|U)=(dα)|U.

Es muss natürlich bewiesen werden, dass ein solcher Operator existiert und eindeutig ist. Dieser trägt den Namen äußere Ableitung oder Cartan-Ableitung und wird meistens mit d bezeichnet. Man verzichtet also auf den Index, welcher den Grad der Differentialform angibt, auf welche der Operator angewendet wird.

Eigenschaften

Formel für die äußere Ableitung

Man kann die äußere Ableitung auch mit Hilfe der Formel

dω(X0,,Xk)=i=0k(1)iXi(ω(X0,,X^i,,Xk))+0i<jk(1)i+jω([Xi,Xj],X0,,X^i,,X^j,,Xk)

darstellen[1], dabei bedeutet das Zirkumflex ^ in X^i, dass das entsprechende Argument wegzulassen ist, [.,.] bezeichnet die Lie-Klammer.

Koordinatendarstellung

Sei pM ein Punkt auf einer glatten Mannigfaltigkeit. Die äußere Ableitung von ω𝒜k(M) hat in diesem Punkt die Darstellung

dω|p=1i1<<ikni=1nai1,,ikxi|pdxidxi1dxik,

dabei hat ω die lokale Darstellung

ω=1i1<<iknai1,,ikdxi1dxik.

Darstellung über Antisymmetrisierungsabbildung

Die äußere Ableitung d0 von 0-Formen ist einfach durch die totale Ableitung gegeben und stets kovariant (siehe auch kovariante Ableitung) und antisymmetrisch. Die äußere Ableitung einer k-Form ω kann bis auf ein Vielfaches als Antisymmetrisierung des formalen Tensorprodukts von d0 mit der Form angesehen werden:

dkω=(k+1)Alt(d0ω)

In Indexnotation:

(dkω)i1,,ik+1=(k+1)[i1ωi2,,ik+1][2]

Rücktransport

Seien M, N zwei glatte Mannigfaltigkeiten und f:MN eine einmal stetig differenzierbare Funktion. Dann ist der Rücktransport f*:𝒜(N)𝒜(M) ein Homomorphismus, so dass

  1. f*(ψω)=f*ψf*ω und
  2. f*(dω)=d(f*ω)

gilt.

In Worten sagt man auch: Produktbildung bzw. äußere Differentiation sind mit der „pullback“-Relation verträglich.

Adjungierte äußere Ableitung

Sei in diesem Abschnitt (M,g) eine pseudo-riemannsche Mannigfaltigkeit mit Index i. Mit wird im Folgenden der Hodge-Stern-Operator bezeichnet. Der Operator

δ:𝒜k+1(M)𝒜k(M)

ist definiert durch δ(𝒜0(M))=0 und für β𝒜k+1(M) durch

δ(β)=(1)nk+1+idβ.

Er wird als adjungierte äußere Ableitung oder Koableitung bezeichnet.

Dieser Operator ist linear und es gilt δδ=0. In der Tat ist δ der zu d adjungierte Operator. Ist die Mannigfaltigkeit zusätzlich kompakt, so gilt für die Riemannsche Metrik g und ω,ν𝒜(M) die Relation

g(dω,ν)=g(ω,δν).

Aus diesem Grund notiert man δ auch als d*, da dieser ja der adjungierte Operator ist. Ähnliche Dualitätsbeziehungen können auch für Pseudo-Riemannsche Metriken definiert werden, zum Beispiel für die Minkowski-Metrik der Speziellen Relativitätstheorie bzw. die Lorentz-Metrik der Allgemeinen Relativitätstheorie.

Verallgemeinerung weiterer Differentialoperatoren

Die aus der Vektoranalysis bekannten Differentialoperatoren kann man mit Hilfe der äußeren Ableitung d und dem Hodge-Stern-Operator auf Riemann’sche Mannigfaltigkeiten erweitern. Insbesondere erhält man für die Rotation eine Formel, welche auf n-dimensionalen Räumen operiert. Im Folgenden sei M immer eine glatte Riemann’sche Mannigfaltigkeit.

Be- und Kreuz- (Flat- und Sharp-) Isomorphismus

Diese beiden Isomorphismen werden durch die Riemannsche Metrik induziert. Sie bilden Tangentialvektoren auf Kotangentialvektoren ab und umgekehrt. Zum Verständnis reicht es, an dieser Stelle die Wirkung der Isomorphismen im dreidimensionalen Raum zu demonstrieren. Sei FTp33 ein Vektorfeld, so gilt für den Flat-Operator in Standardkoordinaten von F

F=F1dx1+F2dx2+F3dx3Tp*3𝒜1(3).

Der Flat-Operator bildet also Vektorfelder in ihren Dualraum ab. Der Sharp-Operator ist die dazu inverse Operation. Sei νTp*3𝒜1(3) ein Kovektorfeld (bzw. eine 1-Form), so gilt (ebenfalls Standardkoordinaten)

ν=ν1x1+ν2x2+ν3x3Tp3.

Kreuzprodukt

Das Kreuzprodukt ist zwar kein Differentialoperator und wird zudem in der Vektoranalysis nur für dreidimensionale Vektorräume definiert. Trotzdem ist es, insbesondere für die Definition der Rotation, sehr wichtig: Sei V ein Vektorraum und v,wΛkV zwei Elemente einer äußeren Potenz von V, dann ist das verallgemeinerte Kreuzprodukt definiert durch

v×w=((vw)).[3]

Für eine Begründung dieser Definition siehe unter äußere Algebra.

Gradient

Es sei f:n eine partiell differenzierbare Funktion und auf n sei das Standardskalarprodukt , gegeben. Der Gradient der Funktion f im Punkt an ist für beliebiges hn der durch die Forderung

df(a)h=f(a),h

eindeutig bestimmte Vektor f(a). Mit Hilfe des Differentialformen-Kalküls kann man den Gradienten auf einer Riemann’schen Mannigfaltigkeit M durch

f:=(df)

definieren. Da die Menge der 0-Formen nach Definition gleich der Menge der beliebig oft differenzierbaren Funktionen ist, verallgemeinert diese Definition den Gradienten von Funktionen. Dies lässt sich schnell durch eine kurze Rechnung einsehen. Ist f:3 eine glatte Funktion, so gilt

(df)=(fx1dx1+fx2dx2+fx3dx3)=fx1x1+fx2x2+fx3x3.

In euklidischen Vektorräumen notiert man dies häufig wie folgt:

(df)=(fx1,fx2,fx3)=(fx1fx2fx3).

Rotation

In der Vektoranalysis ist die Rotation eine Abbildung rot:Tp3Tp3. Für allgemeine Vektorfelder gilt

rot(f)=×f=((df)).

Folgende Rechnung zeigt, dass man für die Dimension n=3 den bekannten Ausdruck für die Rotation erhält:

d(f1dx1+f2dx2+f3dx3)=df1dx1+df2dx2+df3dx3=f1x1dx1dx1+f1x2dx2dx1+f1x3dx3dx1+f2x1dx1dx2+f2x2dx2dx2+f2x3dx3dx2+f3x1dx1dx3+f3x2dx2dx3+f3x3dx3dx3=(f3x2f2x3)dx2dx3+(f1x3f3x1)dx3dx1+(f2x1f1x2)dx1dx2

Diese Formel erhält man sofort, indem man die Definition des Gradienten in die des Kreuzproduktes einsetzt.

Divergenz

Ebenso gibt es eine Verallgemeinerung der Divergenz, diese lautet

div(f)=f=d(f).

Hodge-Laplace-Operator

Der Hodge-Laplace-Operator ist ein spezieller verallgemeinerter Laplace-Operator. Solche Operatoren haben in der Differentialgeometrie eine wichtige Bedeutung.

Definition

Sei M eine glatte Riemann’sche Mannigfaltigkeit, so ist der Hodge-Laplace-Operator definiert durch

Δ=dδ+δd.

Eine Funktion f:n heißt harmonisch, wenn sie die Laplace-Gleichung Δf=0 erfüllt. Analog definiert man die harmonischen Differentialformen. Eine Differentialform ω𝒜(M) heißt harmonisch, falls die Hodge-Laplace-Gleichung Δω=0 erfüllt ist. Mit k(M) wird die Menge aller harmonischen Formen auf M notiert. Dieser Raum ist aufgrund der Hodge-Zerlegung isomorph zur entsprechenden De-Rham-Kohomologiegruppe.

Eigenschaften

Der Hodge-Laplace-Operator hat folgende Eigenschaften:

  1. Δ=Δ, falls also ω harmonisch ist, so ist auch ω harmonisch.
  2. Der Operator Δ ist selbstadjungiert bezüglich der Riemannschen Metrik g, das heißt, für alle ω,ν𝒜(M) gilt g(Δω,ν)=g(ω,Δν).
  3. Notwendig und hinreichend für die Gleichung Δω=0 ist, dass dω=0 und δω=0 gelten.

Dolbeault-Operator

Vorlage:Hauptartikel

Zwei weitere Differentialoperatoren, welche mit der Cartan-Ableitung in Verbindung stehen, sind der Dolbeault-Operator und der Dolbeault-Quer-Operator auf Mannigfaltigkeiten. So kann man die Räume der Differentialformen vom Grad (p,q) einführen, welche mit 𝒜p,q notiert werden, und erhält auf natürliche Weise die Abbildungen

:𝒜p,q𝒜p+1,q

und

:𝒜p,q𝒜p,q+1

mit d=+. In lokalen Koordinaten haben diese Differentialoperatoren die Darstellungen

(I,JfI,JdzIdzJ)=I,J,KfI,JzKdzKdzIdzJ

und

(I,JfI,JdzIdzJ)=I,J,KfI,JzKdzKdzIdzJ.

Literatur

Fußnoten

  1. Vorlage:Literatur
  2. Ivan Avramidi, Notes on Differential Forms (PDF; 112 kB), 2003
  3. Damit hängt eine in der Physik benutzte Sprachregelung zusammen, nach welcher man polare und axiale Vektoren unterscheidet; das Kreuzprodukt zweier polarer Vektoren ergibt zum Beispiel einen axialen Vektor. Die als 𝐋 bzw. 𝐃 bezeichneten Größen der theoretischen Mechanik („Drehimpulse“ bzw. „Drehmomente“) sind z. B. axiale Vektoren.