Rücktransport

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In verschiedenen Teilgebieten der Mathematik bezeichnet man als Rücktransport[1] oder Pullback (auch: Zurückziehung, Rückzug) Konstruktionen, die ausgehend von einer Abbildung f:XY und einem Objekt E, das in irgendeiner Weise zu Y gehört, ein entsprechendes, „entlang von f zurückgezogenes“ Objekt für X liefern; es wird häufig mit f*E bezeichnet.

Das duale Konzept heißt meist Pushforward.

In der Kategorientheorie ist Pullback eine andere Bezeichnung für das Faserprodukt. Das duale Konzept wird hier Pushout, cokartesisches Quadrat oder Fasersumme genannt.

Motivation: Der Rücktransport einer glatten Funktion

Sei f:MN ein Diffeomorphismus zwischen glatten Mannigfaltigkeiten und sei ψ:N eine glatte Funktion auf N. Dann ist der Rücktransport von ψ bezüglich f definiert durch

f*:C(N)C(M) mit (f*(ψ))(x)=ψ(f(x)).

Der Rücktransport f*ψ ist also eine glatte Funktion M.

Schränkt man die Funktion ψ auf eine offene Teilmenge UN ein, so erhält man ebenso eine glatte Funktion auf f1(U)M. Der Rücktransport ist also ein Morphismus zwischen den Garben der glatten Funktionen von N und M.

Der Rücktransport eines Vektorbündels

Seien M und N topologische Räume, πE:EN ein Vektorbündel über N und f:MN eine stetige Abbildung. Dann ist das zurückgezogene Vektorbündel πE:EM definiert durch

E:={(x,e)M×E|f(x)=π(e)}

zusammen mit der Projektion πE(x,e):=x.[2]

Es kann nun gezeigt werden, dass es einen Vektorbündelhomomorphismus f* gibt, so dass das Diagramm

Ef*EπEπEMfN

kommutiert.[2] Somit ist das zurückgezogene Vektorbündel ein Spezialfall eines Faserproduktes. Für einen fixierten Punkt pM ist f*|p eine lineare Abbildung zwischen Vektorräumen, daher gibt es eine duale Abbildung f*|p:Ef(p)*N(E)p*. In diesem Kontext wird das zurückgezogene Vektorbündel E auch mittels f*E notiert und man nennt es auch Pullbackbündel von E bezüglich f.

Zurückgezogene Schnitte in Vektorbündeln

Schema eines Pullbacks am Beispiel der Kotangentialbündel

Im Bereich der Differentialgeometrie werden meist glatte Mannigfaltigkeiten anstatt beliebiger topologischer Räume M und N betrachtet. Dann wird auch zusätzlich gefordert, dass die Abbildung f:MN und das Vektorbündel differenzierbar sind. Betrachtet man die entsprechenden Tangentialräume anstatt beliebiger Vektorbündel, so ist die Abbildung f* der Pushforward von f und die zurückziehende Abbildung f*:Tf(p)*NTp*M ist die duale Abbildung.[3]

Ist ωΓ(N,E) ein Schnitt im Vektorbündel E, so ist f*ωΓ(M,f*E) der zurückgezogene Schnitt, der durch

(f*ω)p=ωf(p)

für alle pM gegeben ist.

Rücktransport bestimmter Schnitte in Vektorbündeln

Im vorigen Abschnitt wurde der Rücktransport eines Schnitts in einem Vektorbündel definiert. In diesem Abschnitte werden konkrete Instanzen solcher Rücktransporte von Schnitten aufgeführt. Dazu sind in diesem Abschnitt M und N glatte Mannigfaltigkeiten und f:MN eine glatte Abbildung.

Glatte Funktionen

Die Menge C(M) der glatten Funktionen ψ:M kann auf natürliche Weise mit dem Vektorraum Γ(M,M×) der glatten Schnitte im Vektorbündel pMM× identifiziert werden.[4] Entsprechend kann der Rücktransport einer glatten Funktion (f*(ψ))(x)=ψ(f(x)) auch als Rücktransport eines glatten Schnittes des Vektorbündels M× aufgefasst werden.

1-Formen

Der Pushforward von f entspricht gerade der äußeren Ableitung von f, was ein Vektorbündelhomomorphismus vom Tangentialraum TM in den Tangentialraum TN ist. Der duale Operator f* ist somit ein Bündelhomomorphismus vom Kotangentialbündel T*N in das Kotangentialbündel T*M.

Sei α ein glatter Schnitt in T*N, was per Definition eine 1-Form ist. Dann gilt für den Rücktransport von α

(f*α)p(X)=αf(p)(dfp(X))

für ein pM.[3]

Differentialformen

Da die Menge der Differentialformen ein Vektorbündel bildet, kann man den Rücktransport einer Differentialform untersuchen.

Ist f:MN eine differenzierbare Abbildung und ωΓ(N,Λk(T*N)) eine k-Form auf N, so gilt für die auf M zurückgezogene Differentialform f*ω die Gleichung

(f*ω)p(X1,,Xk)=ωf(p)(f*pX1,,f*pXk)

für Tangentialvektoren XTpM im Punkt pM gegeben.[5]

Literatur

  • R. Abraham, Jerrold E. Marsden, T. Ratiu: Manifolds, tensor analysis, and applications (= Applied mathematical sciences 75). 2. Auflage. Springer, New York NY u. a. 1988, ISBN 0-387-96790-7.

Einzelnachweise

  1. Otto Forster: Riemannsche Flächen (= Heidelberger Taschenbücher 184). Springer, Berlin u. a. 1977, ISBN 3-540-08034-1. S. 62 (Englisch: Lectures on Riemann Surfaces (= Graduate Texts in Mathematics 81). Corrected 2nd printing. ebenda 1991, ISBN 3-540-90617-7).
  2. 2,0 2,1 Allen Hatcher: Vector Bundles & K-Theory. Version 2.1, May 2009, S. 18 online (PDF; 1,11 MB).
  3. 3,0 3,1 John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 218). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2003, ISBN 0-387-95448-1, S. 136.
  4. John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 218). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2003, ISBN 0-387-95448-1, S. 111.
  5. John M. Lee: Introduction to Smooth Manifolds (= Graduate Texts in Mathematics 218). Springer-Verlag, New York NY u. a. 2003, ISBN 0-387-95448-1, S. 303.