Untermodul

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Begriff Untermodul verallgemeinert den Begriff des Untervektorraumes eines Vektorraums auf einen Modul über einem Ring.

Definition

Sei M ein Rechtsmodul über dem unitären Ring R. Eine Untergruppe U von M heißt R-Untermodul, wenn U abgeschlossen ist bezüglich der Multiplikation mit Elementen aus R. Das bedeutet: Für alle uU und alle rR ist urU. Entsprechend wird der Begriff für Linksmoduln erklärt.

Beispiele und weitere Definitionen

  • Jeder Modul M besitzt den trivialen Untermodul {0} und den Untermodul M.
  • Ist M ein Rechtsmodul und mM, so ist mR:={mrrR} ein Untermodul von M. Es ist der von m erzeugte zyklische Untermodul.
  • Ist I ein Rechtsideal des Ringes R, so ist I ein R-Untermodul von R als Rechtsmodul.
  • Sind U,V Untermoduln von M, so ist U+V:={u+vuU,vV} ein Untermodul von M. Es ist der kleinste Untermodul von M, der U und V enthält.
  • Ist (UiiI) eine Familie von Untermoduln, so ist Ui ein Untermodul. Es ist der größte Untermodul, der in allen Ui enthalten ist.
  • Die Vereinigung von Untermoduln ist im Allgemeinen kein Untermodul. So sind 2,3 Untermoduln von , aber 5=2+323.

Summe von Untermoduln

  • Ist MR ein Rechtsmodul über dem Ring R und (Ui)iI eine Familie von Untermoduln, so ist
iIUi={iIeuiIe endlich, IeI}
ein Untermodul. Es ist die Summe der Untermoduln (Ui)iI.
  • Sei XMR eine Teilmenge von MR. Dann ist
{VV Untermodul von M,XV}=xXxR
der kleinste Untermodul von MR, welcher die Menge X enthält. Ist
U=xXxR,
so erzeugt X den Untermodul U. Man sagt auch X ist ein Erzeugendensystem von U.
  • Wird der Untermodul UMR von einer endlichen Menge X erzeugt, so heißt U endlich erzeugt. Ist die Menge X={x1,,xn}, so ist U=i=1nxiR.
  • Ein Modul MR heißt einfach, wenn der einzige echte Untermodul {0} ist. Ein Untermodul U von MR heißt maximal, wenn für alle Untermoduln V mit UVMR gilt: U=V oder V=MR. Ein Modul 0MR ist genau dann einfach, wenn jeder zyklische Untermodul 0U schon gleich MR ist. Ist UMR ein echter Untermodul eines endlich erzeugten Moduls MR, so ist U in einem maximalen Untermodul enthalten.[1]

Innere direkte Summe von Untermoduln

Die innere direkte Summe von Moduln wird wie die innere direkten Summe von Vektorräumen definiert. Im Unterschied zu einem Vektorraum hat nicht jeder Modul eine Basis, sodass ein Modul normalerweise nicht die innere direkte Summe von zyklischen Untermoduln ist.

Definition

Sei (UiiI) eine Familie von Untermoduln des Rechtsmoduls M und V=iIUi. Dann sind folgende Aussagen äquivalent.

  • Für alle iI ist: UijiUj={0}.
  • Für alle endlichen Teilmengen IeI gilt: Ist iIeui=iIeu'i, wobei uiUi für alle iIe, so gilt ui=u'i für alle iIe. Jedes vV lässt sich daher auf genau eine Weise als Summe von Elementen aus den Ui darstellen.

Trifft eine dieser Aussagen zu, so heißt V die innere direkte Summe der Ui. Diese direkte Summe wird mit

iIUi

bezeichnet. Der Untermodul 0UR von M heißt direkter Summand von M, wenn es einen Untermodul V von M gibt mit UV=M. Der Modul M heißt direkt unzerlegbar oder einfach unzerlegbar, wenn er keinen direkten Summanden ungleich {0} hat.

Beispiele

  1. Ist V ein Vektorraum über einem Körper oder Schiefkörper und {xiiI} eine Basis von V und ist Vi für jedes iI der von xi erzeugte Untervektorraum, so ist V=iIVi.
  2. Jeder einfache Modul ist direkt unzerlegbar.
  3. Ist R ein Integritätsring und KR sein Quotientenkörper, so ist KR als Modul über R unzerlegbar.
  4. 2 ist kein direkter Summand, da es keinen injektiven Morphismus /2 gibt

Besondere Untermoduln

Maximale Untermoduln

Ein Untermodul UM heißt maximal, wenn U in keinem echten Untermodul von M echt enthalten ist.

UM ist genau dann ein maximaler Untermodul, wenn der Faktormodul M/U einfach ist. Jeder echte Untermodul eines endlich erzeugten Moduls ist in einem maximalen Untermodul.[2] Das heißt, insbesondere hat jeder Ring maximale Ideale. Es gibt aber auch Moduln, die keine maximalen Untermoduln enthalten. So hat keine maximalen Untermoduln.

Große Untermoduln

Definition

Für einen Untermodul U von M sind äquivalent:

  • Für alle Untermoduln VM mit UV={0} ist V={0}.
  • Zu jedem 0xM gibt es ein rR mit 0xrU.

Erfüllt ein Untermodul UM eine der äquivalenten Eigenschaften, dann heißt U groß in M. Manchmal wird dies mit UM abgekürzt.[3]

Beispiele

  • In als -Modul ist jeder Untermodul {0} groß.
  • Das letzte Beispiel kann verallgemeinert werden. Ist F eine torsionsfreie abelsche Gruppe, so ist eine Untergruppe UF genau dann groß, wenn die Faktorgruppe F/U ein Torsionsmodul ist.
  • Ist p eine Primzahl und n eine natürliche Zahl größer 1, so ist in /(pn) jeder Untermodul groß.
  • In einem halbeinfachen Modul M ist nur der Modul selber groß in sich.

Eigenschaften

  • Ist U groß in M und V ein Untermodul von M mit UVM, so ist V groß in M.
  • Ist U groß in V und V groß in W, so ist U groß in W.
  • Ist (Vi)iI eine nach oben filtrierende Familie von Untermoduln von M und ist U groß in jedem Vi, so ist U groß in iVi.
  • Sind (Ui)iI,(Ai)iI zwei Familien von Untermoduln von M und ist die Summe der Ai direkt, so gilt: Sind alle Ui groß in Ai, so ist iUi groß in iAi.
  • Ein Untermodul UM heißt abgeschlossen , wenn er in keinem echten Obermodul groß ist. Zu jedem Untermodul UM gibt es einen abgeschlossenen Untermodul U, so dass U groß in U ist.
  • Sind A,U zwei Untermoduln von M mit AU={0}, so gibt es einen Obermodul H von U, welcher maximal bezüglich der Eigenschaft AH={0} ist. Es ist AH groß in M. Es ist H ein Durchschnittskomplement von A. Ein Durchschnittskomplement ist keineswegs eindeutig bestimmt.
  • Ist A ein Untermodul von M, so gibt es zu A ein Durchschnittskomplement A von A. Zu A gibt es ein Durchschnittskomplement A von A, so dass A ein Untermodul von A ist. Es ist A groß in A und A abgeschlossen in M.

Der Sockel eines Moduls

Ist M ein Modul, so ist der Durchschnitt aller großen Untermoduln gleich der Summe aller einfachen Untermoduln. Dieser Untermodul heißt Sockel von M. Er ist der größte halbeinfache Untermodul von M. Er wird mit So(M) bezeichnet. Ist

f:MN

ein Homomorphismus zwischen Moduln M,N, so ist f(So(M)) ein Untermodul von So(N). Insbesondere heißt dies, dass der Sockel ein S-Untermodul von M ist, wenn S der Endmorphismenring von M ist. Der Sockel des Ringes R als R-Rechtsmodul ist ein zweiseitiges Ideal. Außerdem ist

So(So(M))=So(M)

Der Sockel ist ein Präradikal. Er ist mit direkten Summen vertauschbar. Das heißt: Ist (Ai)iI eine Familie von Untermoduln, deren Summe direkt ist, so ist

So(iAi)=i(So(Ai)).

Kleine Untermoduln

Ein Untermodul AM heißt klein in M, wenn für alle Untermoduln U von M gilt: Ist A+U=M, so ist U=M.

Beispiele

  • {0} ist in jedem Obermodul klein.
  • In einer freien abelschen Gruppe ist nur der Modul {0} klein.
  • In ist jede endlich erzeugte Untergruppe klein als -Untermodul.

Eigenschaften

  • Die endliche Summe kleiner Untermoduln ist klein.
  • Ist f:MN ein Homomorphismus und ist A klein in M, so ist f(A) klein in N.
  • Ein zyklischer Untermodul aRM ist genau dann nicht klein in M, wenn es einen maximalen Untermodul UM gibt, mit aU.

Das Radikal eines Moduls

Die Summe aller kleinen Untermoduln von M ist gleich dem Durchschnitt aller maximalen Untermoduln von M. Dieser Untermodul heißt Radikal von M. Er wird mit Rad(M) bezeichnet.

Eigenschaften des Radikals

  • Ist f:MN ein Homomorphismus, so ist f(Rad(M)) ein Untermodul von Rad(N) (Siehe auch Jacobson-Radikal). Das Radikal ist ein Unterfunktor der Identität. Insbesondere ist Rad(RR) ein zweiseitiges Ideal.
  • Rad(M/Rad(M))={0}. Der kleinste Untermodul C von M mit Rad(M/C)={0} ist Rad(M).
  • Das Radikal ist mit direkten Summen vertauschbar. Das heißt: Ist (MiiI) eine Familie von Moduln, so gilt: Rad(iMi)=iRad(Mi).
  • MRad(RR) ist ein Untermodul von Rad(M).
  • Ist M endlich erzeugt, so ist Rad(M) klein in M.
  • Ist M endlich erzeugt und das Ideal 𝔞 ein Untermodul von Rad(RR), dann ist M𝔞 klein in M. Dies ist das Lemma von Nakayama.

Einzelnachweise

  1. Kasch: Moduln und Ringe, 2.3.11
  2. Kasch: Moduln und Ringe. S. 34.
  3. Frank W. Anderson, Kent R. Fuller: Rings and Categories of Modules (= Graduate Texts in Mathematics 13). 2nd edition. Springer, New York NY u. a. 1992, ISBN 3-540-97845-3, S. 72.

Literatur

  • Friedrich Kasch: Moduln und Ringe. Teubner, Stuttgart 1977, ISBN 3-519-02211-7.
  • Robert Wisbauer: Grundlagen der Modul- und Ringtheorie. Reinhard Fischer, München 1988, ISBN 3-88927-044-1.