Satz von Minlos-Sasonow

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Der Satz von Minlos-Sasonow ist ein Resultat aus der Maßtheorie auf topologischen Vektorräumen. Er liefert eine hinreichende Bedingung damit ein zylindrisches Maß auf einem lokalkonvexen Raum σ-additiv ist. Dies ist der Fall, wenn die Fourier-Transformierte bei Null stetig in der Sazonow-Topologie ist. Eine solche Topologie nennt man in der unendlichdimensionalen Analysis ausreichend. Der Satz ist nach den beiden russischen Stochastikern Robert Adolfowitsch Minlos und Wjatscheslaw Wassiljewitsch Sasonow benannt.[1]

Der Satz von Minlos-Sasonow ist eine Verallgemeinerung einiger zentraler Resultate, darunter der Satz von Minlos von 1963 und der Satz von Sasonow von 1958. Sazonow bewies, dass ein zylindrisches Maß auf einem separablen Hilbertraum σ-additiv ist, wenn die Fourier-Transformierte stetig in einer bestimmten Topologie ist, welche heute Sazonow-Topologie genannt wird.[2] 1963 bewies Robert Minlos, dass jede positiv definite Funktion auf einem nuklearen Raum E die Fourier-Transformierte eines Radonmaßes auf dem topologischen Dualraum E ist.[3] Andrei Kolmogorow bemerkte, dass eine Funktion die Fourier-Transformierte eines Radonmaßes ist, wenn sie stetig in der Sazonow-Topologie ist.[4] In nuklearen Räumen stimmt die Sazonow-Topologie sogar mit der nuklearen Topologie überein. Später verallgemeinerte Albert Badrikian und danach Laurent Schwartz die Sätze dann weiter auf lokalkonvexe Räume.[5][6] Der Satz wird deshalb auch manchmal als Satz von Minlos-Sasonow-Badrikian bezeichnet.

Einführung und Herleitung der Sasonow-Topologie

Sei (X,τ) ein lokalkonvexer Vektorraum, X* sei der algebraische und X der topologische Dualraum. Sei ,:X×X die duale Paarung. Eine Topologie τK auf X heißt kompatibel bezüglich der dualen Paarung ,, falls der Dualraum von X bezüglich der Topologie τK auch X ist und somit die duale Paarung übereinstimmt.

Zylindrische Algebra, zylindrisches Maß und ihre Fourier-Transformierte

Sei FX* und 𝒵𝓎𝓁(X,F) sei die zylindrische Algebra, das ist die Algebra

𝒵𝓎𝓁(X,F):=n=1𝔄f1,,fn

bestehend aus den σ-Algebren 𝔄f1,,fn der Zylindermengen erzeugt durch endliche f1,,fnF.

Ein zylindrisches Maß μ (auch Zylindermengenfunktion genannt) ist eine projektives System von Maßen auf 𝒵𝓎𝓁(X,F), das heißt μ ist eine Mengenfunktion, welche σ-additiv auf allen σ-Algebren 𝔄f1,,fn ist.[7][8]

Für ein zylindrisches Maß μ auf 𝒵𝓎𝓁(X,F) definiert man die Fourier-Transformiert μ^(f):F durch

μ^(f)=Xeix,fdμ(x),fF.

Herleitung der Sazonow-Topologie

Sei p eine Halbnorm auf X und betrachte den Quotientenraum Xp:=X/p1(0) mit der kanonischen Abbildung Qp:XXp definiert durch Qp:x[x]=x+p1(0). Nun definiert man eine Norm p auf Xp durch

p(y)=p(Qp1(y)) für yXp

und der zugehörige Banachraum Xp, der durch Vervollständigung unter dieser Norm entsteht. Weiter sei ip:XpXp die natürliche Einbettung in den Banachraum, dann definiere die Abbildung Qp:XXp durch

Qp(x):=ip(Qp(x)),

welches eine stetige Funktion ist.

Sei nun q eine weitere Halbnorm auf X, so dass für alle xX und eine Konstante C

p(x)Cq(x)

gilt. Seien nun Qp:XXp und Qq:XXq die oben beschriebenen Abbildungen, dann definiert man einen stetigen linearen Operator Tq,p:XqXp wie folgt:

  • Falls ziq(Xq)Xq, dann Tq,p(z):=Qp(Qq1(z)). Dies ist eine wohldefinierte Abbildung wegen der Beschränktheit von p durch q.
  • Falls z∉iq(Xq) und zXq, dann existiert eine Folge (zn)niq(Xq) welche gegen z konvergiert. Die Folge (Tq,p(zn))n konvergiert auch in Xp und deshalb definiert man in diesem Fall Tq,p(z):=lim\limits n(Tq,p(zn))n.[9]

Hilbert-Halbnorm

Eine Halbnorm p auf X nennt man Hilbert-Halbnorm, falls eine positiv-definite Bilinearform b:X×X existiert, so dass

p(x)=b(x,x)

für alle xX. Falls p eine Hilbert-Halbnorm ist, dann ist Xp ein Hilbertraum.

Sazonow-Topologie

Sei (X,τ) ein lokalkonvexer Vektorraum. Dann definiere eine Familie von stetigen Hilbert-Halbnormen 𝒫=(pj) wie folgt: es gilt p𝒫 genau dann wenn

Die durch die Familien 𝒫 erzeugte Topologie τS:=τS(X,τ) heißt Sazonow-Topologie oder S-Topologie.[10]

Ein lokalkonvexer Vektorraum (X,τ) ist genau dann ein nuklearer Raum, falls seine Topologie mit der Sazonow-Topologie übereinstimmt τ=τS.[10]

Erläuterungen

Die Sazonow-Topologie τS hängt von der Wahl der Topologie τ ab. Generell gilt τS(X,τ)τS(τS(X,τ)). Ein lokalkonvexer Raum ausgestattet mit der schwachen Topologie (X,σ(X,X) ist ein nuklearer Raum und deshalb gilt τS((X,σ(X,X))=σ(X,X).[10]

Satz von Minlos-Sasonow

Sei μ ein zylindrisches Maß auf 𝒵𝓎𝓁(X,X) und τ eine lokalkonvexe Topologie auf X, welche kompatibel mit der dualen Paarung ist. Sei nun τS die Sazonow-Topologie bezüglich τ. Dann ist μ σ-additiv auf 𝒵𝓎𝓁(X,X), wenn die Fourier-Transformierte μ^(f):X in Null stetig in der Sazonow-Topologie τS ist.[11]

Literatur

Einzelnachweise