Paraboloid

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Elliptisches Paraboloid
Datei:Hyperbol Paraboloid.pov.png
Hyperbolisches Paraboloid

Ein Paraboloid ist eine Fläche zweiter Ordnung (Quadrik) und wird in den einfachsten Fällen durch eine Gleichung beschrieben:

  • P1: z=x2+y2 für elliptisches Paraboloid
  • P2: z=x2y2 für ein hyperbolisches Paraboloid

Elliptische Paraboloide begegnen einem beispielsweise als Oberflächen von Satellitenschüsseln und als Energieentwertungsdiagramme[1] beim Stoß rauer Starrkörper.
Hyperbolische Paraboloide sind Sattelflächen. Sie enthalten Geraden und werden deswegen von Architekten und Bauingenieuren als leicht modellierbare Dachformen (hyperbolische Paraboloidschalen) verwendet[2].

Anhand der Gleichungen erkennt man, dass beide Flächen viele Parabeln enthalten, was zur Namensgebung beigetragen hat:

P1 ist eine Rotationsfläche. P1 entsteht durch Rotation der Parabel in der x-z-Ebene mit der Gleichung z=x2 um die z-Achse.
P2 ist keine Rotationsfläche. Aber auch bei P2 ist bis auf zwei Ausnahmen jeder Schnitt mit einer Ebene durch die z-Achse eine Parabel. Z. B. ist der Schnitt mit der Ebene x=0 (y-z-Ebene) die Parabel z=y2.
Beide Flächen lassen sich als Schiebflächen auffassen und lassen sich durch verschieben einer Parabel entlang einer zweiten Parabel erzeugen.

Allerdings gibt es auch wesentliche Unterschiede:

  • P1 besitzt als Höhenschnitte Kreise (für konstantes z). Im allgemeinen Fall sind es Ellipsen (siehe unten), was sich im Namenszusatz widerspiegelt,
  • P2 besitzt als Höhenschnitte Hyperbeln oder Geraden (für z=0), was den Zusatz hyperbolisch rechtfertigt.

Ein hyperbolisches Paraboloid ist nicht mit einem Hyperboloid zu verwechseln.

Eigenschaften

Elliptisches Paraboloid

Das elliptische Paraboloid ergibt sich durch Rotation des Graphen der Funktion

f(z)=z

um die

z

-Achse. Für die Ableitung gilt

f(z)=12z

. Das Volumen und die Oberfläche für ein elliptische Paraboloid mit der Höhe

h

ergeben sich nach den Guldinschen Regeln mithilfe von Integralen.

Datei:Paraboloid of Revolution.svg
Rotationsparaboloid mit Parabeln und Höhenkreisen

Volumen

V=π0h(f(z))2 dz=π0hz dz=πh22

Oberfläche

A=2π0hf(z)1+(f(z))2 dz=2π0hz1+(12z)2 dz=2π0h124z+1 dz=2π(112(4z+1)32|z=0z=h)=π6((4h+1)321)

Tangentialebenen

Die Tangentialebene in einem Flächenpunkt (x0,y0,f(x0,y0)) an den Graphen einer differenzierbaren Funktion f hat die Gleichung

z=f(x0,y0)+fx(x0,y0)(xx0)+fy(x0,y0)(yy0).

Für f(x,y)=x2+y2 ergibt sich für die Gleichung der Tangentialebene im Punkt (x0,y0,x02+y02)

z=2x0x+2y0y(x02+y02).

Ebene Schnitte

Das elliptische Paraboloid P1 ist eine Rotationsfläche und entsteht durch Rotation der Parabel z=x2 um die z-Achse. Ein ebener Schnitt von P1 ist:

  • eine Parabel, falls die Ebene senkrecht (parallel zur z-Achse) ist.
  • eine Ellipse oder ein Punkt oder leer, falls die Ebene nicht senkrecht ist. Eine horizontale Ebene schneidet P1 in einem Kreis.
  • ein Punkt, falls die Ebene eine Tangentialebene ist.

Affine Bilder

Datei:Erdfunkstelle Raisting 2a.jpg
Parabolantennen zur Satellitenkommunikation haben die Form eines elliptischen Paraboloids.

Ein beliebiges elliptisches Paraboloid ist ein affines Bild von P1. Die einfachsten affinen Abbildungen sind Skalierungen der Koordinatenachsen. Sie liefern die Paraboloide mit den Gleichungen

P1ab:z=x2a2+y2b2, a,b>0.

P1ab besitzt immer noch die Eigenschaft, dass es von einer senkrechten Ebene in einer Parabel geschnitten wird. Eine horizontale Ebene schneidet allerdings hier in einer Ellipse, falls ab gilt. Dass ein beliebiges elliptisches Paraboloid auch immer Kreise enthält, wird in Kreisschnittebene gezeigt.

P1ab ist

  • symmetrisch zu den xz- bzw. yz-Koordinatenebenen.
  • symmetrisch zur z-Achse, d. h. (x,y,z)(x,y,z) lässt P1ab invariant.
  • rotationssymmetrisch, falls a=b ist.
Rotierendes Wasserglas

Bemerkung:

  1. Ein Rotationsparaboloid (d. h. a=b) hat als Parabolspiegel große technische Bedeutung, da alle Parabeln mit der Rotationsachse als Achse denselben Brennpunkt besitzen.
  2. Wenn man ein mit Wasser gefülltes Glas mit konstanter Drehgeschwindigkeit um seine Symmetrieachse rotieren lässt, dreht sich das Wasser nach einer Weile mit dem Glas mit. Seine Oberfläche bildet dann ein Rotationsparaboloid.
  3. Ein elliptisches Paraboloid wird oft kurz Paraboloid genannt.

Homogene Koordinaten

Führt man homogene Koordinaten so ein, dass die Fernebene durch die Gleichung x4=0 beschrieben wird, muss man x=x1x4,y=x2x4,z=x3x4 setzen. Nach Beseitigung des Nenners erhält man die homogene Beschreibung von P1 durch die Gleichung:

x12+x22=x3x4.

Der Schnitt des Paraboloids mit der Fernebene x4=0 ist der Punkt (0:0:1:0).

Die Koordinatentransformation x1=u1,x2=u2,x3=u3+u4,x4=u3+u4 liefert die Gleichung

u12+u22+u32=u42.

In den neuen Koordinaten schneidet die Ebene u4=0 das Paraboloid nicht.

Führt man jetzt wieder affine Koordinaten durch x=u1u4,y=u2u4,z=u3u4 ein, erhält man die Gleichung der Einheitskugel:

x2+y2+z2=1 .

Dies zeigt: Ein elliptisches Paraboloid ist projektiv äquivalent zu einer Kugel.

Hyperbolisches Paraboloid

Fehler beim Erstellen des Vorschaubildes:
Hyperbolisches Paraboloid mit Parabeln und Geraden als Schnittkurven
Datei:Hyperbparab2-g-s.svg
Hyperbolisches Paraboloid im kartesischen Koordinatensystem

Tangentialebenen

Für f(x,y)=x2y2 ist die Gleichung der Tangentialebene (siehe oben) im Punkt (x0,y0,x02y02)

z=2x0x2y0yx02+y02.

Ebene Schnitte

P2 ist im Gegensatz zu P1 keine Rotationsfläche. Aber wie bei P1 sind bei P2 auch fast alle senkrechten ebenen Schnitte Parabeln:

Der Schnitt einer Ebene mit P2 ist

  • eine Parabel, falls die Ebene senkrecht (parallel zur z-Achse) ist und eine Gleichung ax+by+c=0,a±b hat.
  • eine Gerade, falls die Ebene senkrecht ist und eine Gleichung y=±x+c hat.
  • ein sich schneidendes Geradenpaar, falls die Ebene eine Tangentialebene ist (siehe Abbildung).
  • eine Hyperbel, falls die Ebene nicht senkrecht und keine Tangentialebene ist (siehe Abbildung).

Weitere Eigenschaften

  1. Die Schnittparabeln mit Ebenen parallel zur xz- oder yz-Ebene sind alle kongruent zur Normparabel z=x2.
  2. P2 ist eine Schiebfläche. P2 entsteht durch Verschiebung der Parabel z=x2,y=0 mit ihrem Scheitel entlang der Parabel z=y2,x=0.
  3. Eine nicht senkrechte Ebene, die eine Gerade enthält, enthält immer auch eine zweite Gerade und ist eine Tangentialebene.
  4. Da die Fläche P2 Geraden enthält, ist sie eine Regelfläche.
  5. P2 ist ein Konoid.
  6. Ein hyperbolisches Paraboloid enthält zwar Geraden (ebenso wie Zylinder und Kegel), ist aber nicht abwickelbar, da die Gaußsche Krümmung in jedem Punkt ungleich 0 ist. Die Gaußsche Krümmung ist überall kleiner als 0. Bei einer Kugel ist die Gaußsche Krümmung überall größer als 0. Damit ist ein hyperbolisches Paraboloid eine Sattelfläche.
  7. Durch eine Drehung des Koordinatensystems um die z-Achse um 45 Grad geht die Gleichung z=x2y2 in die einfachere Gleichung z=2xy über.
Datei:ParabHyper.png
Hyperbolisches Paraboloid mit Hyperbeln als Höhenschnitte
Datei:W-wa Ochota PKP-WKD.jpg
Bahnhof von Warszawa Ochota, Beispiel eines hyperbolischen Paraboloids als Dach

Affine Bilder

Ein beliebiges hyperbolisches Paraboloid ist ein affines Bild von P2. Die einfachsten affinen Abbildungen sind Skalierungen der Koordinatenachsen. Sie liefern die hyperbolischen Paraboloide mit den Gleichungen

P2ab: z=x2a2y2b2, a,b>0.

P2ab ist

  • symmetrisch zu den xz- bzw. yz-Koordinatenebenen.
  • symmetrisch zur z-Achse, d. h. (x,y,z)(x,y,z) lässt P2ab invariant.

Bemerkung:
Hyperbolische Paraboloide werden von Architekten zur Konstruktion von Dächern verwendet (siehe Abbildung), da sie leicht mit Geraden (Balken) modelliert werden können.

Interpolationsfläche von 4 Punkten

Datei:Hyp-paraboloid-ip.svg
Hyperbolisches Paraboloid als Interpolationsfläche von 4 Punkten

Ein hyperbolisches Paraboloid lässt sich auch als bilineare Interpolationsfläche von vier nicht in einer Ebene liegenden Punkten  𝐚1,𝐚2,𝐛1,𝐛2  auffassen[3]:

  • 𝐱(u,v)=(1uu)(𝐚𝟏𝐛𝟏𝐚𝟐𝐛𝟐)(1vv) 
=(1v)((1u)𝐚1+u𝐚2) + v((1u)𝐛1+u𝐛2) .

Das Netz der Parameterlinien besteht aus Geraden.

Für das in der Abbildung dargestellte Beispiel ist  𝐚1=(0,0,0)T,𝐚2=(1,0,0)T,𝐛1=(0,1,0)T,𝐛2=(1,1,1)T . Das dadurch beschriebene hyperbolische Paraboloid hat die Gleichung z=xy.

Siehe hierzu auch die Darstellung in baryzentrischen Koordinaten.

Homogene Koordinaten

Führt man wie bei P1 homogene Koordinaten ein, erhält man die Beschreibung des hyperbolischen Paraboloids P2 durch die Gleichung:

x12x22=x3x4.

Der Schnitt des Paraboloids mit der Fernebene x4=0 besteht aus den beiden Geraden g1:x1+x2=0,x4=0,g2:x1x2=0,x4=0, die sich in dem Punkt (0:0:1:0) schneiden.

Die Koordinatentransformation x1=u1,x2=u3,x3=u2+u4,x4=u2+u4 liefert die Gleichung

u12+u22u32=u42.

Die Fernebene u4=0 schneidet das Paraboloid in einem Kreis.

Geht man wieder zu affinen Koordinaten über, erhält man die Gleichung

x2+y2z2=1

eines einschaligen Hyperboloids.

Das hyperbolische Paraboloid ist also projektiv äquivalent zu einem einschaligen Hyperboloid.

Grenzfläche zwischen Scharen von elliptischen und hyperbolischen Paraboloiden

Datei:Parabol-el-zy-hy-s.svg
Elliptisches Paraboloid, parabolischer Zylinder (Grenzfläche), hyperbolisches Paraboloid

Lässt man in den Gleichungen

z=x2+y2b2 (Schar von elliptischen Paraboloiden)

und

z=x2y2b2 (Schar von hyperbolischen Paraboloiden)

den Parameter b gegen laufen, so erhält man die Gleichung der gemeinsamen Grenzfläche

z=x2.

Dies ist die Gleichung eines parabolischen Zylinders mit einer Parabel als Querschnitt (siehe Abbildung).

Anwendungen

Beispiele aus dem täglichen Leben sind Reflektoren von Scheinwerfern, Parabolantennen und Parabolspiegel in der Astronomie.

Wenn man eine Flüssigkeit gleichmäßig um eine senkrechte Achse dreht, überlagern sich Schwerkraft und Fliehkraft, und die Flüssigkeitsoberfläche nimmt die Form eines Rotationsparaboloids an. So funktioniert das Quecksilber-Teleskop. Auf diese Weise kann man auch Parabolspiegel für Spiegelteleskope gießen, um danach nicht so viel Material abschleifen zu müssen, da die beim Guss erhaltene Oberfläche bereits ein Rotationsparaboloid darstellt.

Datei:Stapelchips.jpg
Stapelchips ähneln in ihrer Form einem hyperbolischen Paraboloid, um die Stabilität zu erhöhen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. K.-E. Kurrer: Zur Darstellung der Energietransformation beim ebenen gekoppelten Reibungsstoß mit Hilfe des Energieentwertungsdiagramms. In: Cassius Alexandru, Günter Gödert, Uwe Görn, Roland Parchem und Joachim Villwock (Hrsg.): Beiträge zur Mechanik. Festschrift zum 65. Geburtstag von Prof. Dr. Rudolf Trostel. Universitätsbibliothek der TU Berlin, Abt. Publikation, Berlin 1993, ISBN 3-7983-1581-7, S. 148–169.
  2. K.-E. Kurrer: The History of the Theory of Structures. Searching for Equilibrium. Ernst & Sohn, Berlin 2018, S. 743–747, ISBN 978-3-433-03229-9
  3. G. Farin: Curves and Surfaces for Computer Aided Geometric Design, Academic Press, 1990, ISBN 0-12-249051-7, S. 250

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