Normalbasis einer endlichen Galoiserweiterung

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Der Satz über die Existenz einer Normalbasis einer endlichen Galoiserweiterung L/K besagt, dass es eine Basis des K-Vektorraums L gibt, die sich als Bahn Gy eines geeigneten Elementes yL unter der Operation der Galois-Gruppe G:=G(L/K) ergibt. Ein solches Element y heißt erzeugendes oder freies Element der Galois-Erweiterung L/K, seine Bahn eine Normalbasis von L/K.

Der Name rührt daher, dass (vor allem gemäß älterem, klassischem Sprachgebrauch) Galoiserweiterungen als „normal und separabel“ bezeichnet wurden.[Anm 1] Gemäß dieser Konvention heißt also eine Erweiterung L/K normal, wenn L den Zerfällungskörper („Wurzelkörper“) eines jeden yL enthält und also das Minimalpolynom jedes yL über L in Linearfaktoren zerfällt, mit anderen Worten: Dank der Normalität liegen die über K Konjugierten eines jeden yL (das heißt die übrigen Nullstellen seines Minimalpolynoms) sämtlich in L, und G(L/K)=G operiert auf L, d. h., L ist ein G-Modul. Separable normale Körpererweiterungen sind Galoiserweiterungen, und eine Normalbasis der Galoiserweiterung L/K ist eine Basis des K-Vektorraums L, die als Bahn aus seiner G-Modul-Struktur hervorgeht.

In der Sprache der Darstellungstheorie endlicher Gruppen formuliert liefert der Satz von der Existenz einer Normalbasis die Erkenntnis, dass die natürliche Darstellung GEndK(L), die durch die Operation von G auf L gegeben ist, äquivalent (isomorph) zur regulären Darstellung von G ist, mit anderen Worten: L und K[G] sind als K[G]-Linksmoduln isomorph. So liefert Zyklizität von K[G] diejenige von L, also ein Element yL, dessen Bahn Gy eine K-Basis ist.

Für zyklische Erweiterungen erscheint dieser Satz als eine Anwendung der Klassifikation endlich erzeugter Torsionsmoduln über Hauptidealringen (Elementarteilersatz). Diese Betrachtungsweise ist also insbesondere für endliche Körper und zyklische Kummer-Erweiterungen fruchtbar. Zugleich wird deutlich, dass weitere Existenzsätze – nämlich der Satz von der Existenz einer Primitivwurzel modulo einer Primzahl und allgemeiner der Satz über die Zyklizität endlicher Untergruppen der multiplikativen Gruppe eines Körpers – demselben Argumentationsschema folgen: Im einen Fall geht es um den Nachweis, dass ein endlich erzeugter (sogar ein endlicher) Torsionsmodul über den ganzen Zahlen (nämlich eine endliche abelsche Gruppe) zyklisch ist, im anderen Falle um den Nachweis, dass ein endlich erzeugter Torsionsmodul über K[X] zyklisch ist. Kriterium für Zyklizität ist, dass Annullator und charakteristischer Divisor übereinstimmen.

Für unendliche Körper gab Emil Artin einen Beweis, der auf der Betrachtung der Determinante eines Matrizenpolynoms beruht: Setzt man für die Unbestimmte ein primitives Element der Galoiserweiterung ein, so geht die zugehörige Matrix über in die Permutationsmatrix, mit welcher die Inversion σσ1 die Elemente von G permutiert. Da das Polynom folglich nicht identisch verschwindet, muss es auch über dem unendlichen Grundkörper Stellen geben, an denen es nicht verschwindet, so dass die zugehörige Matrix regulär ist.

Für den Existenzbeweis im zyklischen Falle spielt der Unabhängigkeitssatz von Dedekind eine Schlüsselrolle, dessen Aussage deshalb im Rahmen der Vorüberlegungen zum Beweis für den zyklischen Fall spezifiziert wird. Zugleich vermag der Unabhängigkeitssatz für Elemente yL ein Matrixkriterium dafür zu liefern, wann ihre Bahnen Gy Normalbasen sind: Dies wird im darstellungstheoretischen Zusammenhang des Erweiterungskörpers beleuchtet und später im Existenzbeweis genutzt.

Es ist jedoch auch möglich, den Satz über die Existenz einer Normalbasis auf die Eindeutigkeitsaussage des Satzes von Krull-Remak-Schmidt zurückzuführen. Diese Beweisführung beruht ebenfalls auf dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind und lässt die Mächtigkeit des Grundkörpers unberücksichtigt.

Mit Hilfe einer Normalbasis lässt sich der Zusammenhang zwischen Untergruppen der Galoisgruppe und den zugehörigen Fixkörpern – Zwischenkörpern der Galois-Erweiterung – leicht beschreiben. Im Zuge der Untersuchungen zur Lösbarkeit der allgemeinen Gleichung und der Kreisteilungskörper geschah dies schon in der klassischen algebraischen Zahlentheorie, wie im Zahlbericht David Hilberts (1897) nachzulesen ist: In diesen Zusammenhang gehören die Lagrangesche Resolvente und die Gaußschen Perioden, die den mathematischen Hintergrund bei der Konstruktion des regelmäßigen Siebzehnecks darstellen.

Die Existenz einer Normalbasis erlaubt für die Kryptographie auf elliptischen Kurven eine nützliche Anwendung, um den Rechenaufwand zu optimieren.

Definition

Es sei L/K eine galoissche Körpererweiterung mit Galoisgruppe G=G(L/K) endlichen Grades [L:K]=n=(G:1), und B={y1,,yn}L bezeichne eine Basis von L (als Vektorraum) über K. Die Basis B heißt eine Normalbasis der Galois-Erweiterung L/K, wenn die Automorphismen σG von L – als auf B eingeschränkte Abbildungen σ|B – eine Operation auf B induzieren, das heißt, wenn sie Basiselemente permutieren. Gemäß Galoistheorie sind hierzu äquivalente Bedingungen:

  • Für jedes σG ist σ(y1)B.
  • Für jedes σG und jedes yB ist σ(y)B.
  • Die Basis ist mit der Bahn Gy eines yL identisch: Gy=B.

Ein solches Element yL mit diesen Eigenschaft heißt Erzeuger oder erzeugendes Element einer Normalbasis oder freies Element der Galoiserweiterung L/K.[1]

Für ein Element yL sind also äquivalent:

  • Das Element y erzeugt eine Normalbasis von L/K.
  • Die Bahn Gy ist eine Normalbasis.
  • Die Bahn Gy enthält n Elemente und ist linear unabhängig über K.
  • Die Bahn Gy spannt über K den Raum L auf.

Zusammenhang mit dem Gruppenring über dem Grundkörper

Die Galois-Gruppe G:=G(L/K) einer Galois-Erweiterung L/K induziert auf L in naheliegender Weise zunächst die Struktur eines Links-Moduls über dem (nicht notwendig kommutativen) Gruppenring K[G]. In der Sprache der Darstellungstheorie lässt sich dasselbe so ausdrücken: Jede Galois-Erweiterung L/K induziert eine Darstellung der Galoisgruppe ρ:G(L/K)EndK(L),σσ, indem Automorphismen aus G=G(L/K) als Endomorphismen auf dem K-Vektorraum L aufgefasst werden.

Dabei sind äquivalent:

  1. Es gibt einen Isomorphismus von Links-Moduln über dem Gruppenring K[G] zwischen dem Erweiterungskörper L und der Gruppenalgebra K[G]: LK[G].
  2. Der Erweiterungskörper L ist als K[G]-Links-Modul zyklisch, d. h.:, es gibt ein yL mit L=K[G]y.
  3. Die Erweiterung L/K besitzt eine Normalbasis.

Ist nämlich ι:K[G]L ein solcher Isomorphismus, so setze y:=ι(1id). Dann ist L=ι(K[G])=ι(K[G](1id))=K[G]y.

Dabei operiert die Galoisgruppe auf L als reguläre Darstellung.

K[G]L=σGKσyσxσσσxσσ(y)

Jeder Isomorphismus K[G]L von K[G]-Links-Moduln vermittelt also eine Normalbasis von L/K – und umgekehrt. Denn es gilt folgender

Satz (Matrixkriterium für Erzeuger einer Normalbasis): Es sei L/K eine Galois-Erweiterung mit der Galoisgruppe G=G(L/K). Dann sind für ein yL äquivalent:

  • Das Element yL erzeugt eine Normalbasis für L/K.
  • Die Bahn Gy ist eine Normalbasis von L/K.
  • K[G]y=L.
  • Die (eindeutige) Fortsetzung der Substitution 1idLy zu einer K[G]-linkslinearen Abbildung ι:K[G]L von Linksmoduln über K[G] ist surjektiv und also ein Isomorphismus von K[G]-Linksmoduln. (Denn eine solche Fortsetzung ist zugleich ein Homomorphismus K[G]L von Vektorräumen derselben endlichen Dimension über K.)
  • Die Matrix [στ(y)]τGσG ist regulär.

Begründung für das Matrix-Kriterium: Der Umstand, dass ein Vektorraum-Homomorphismus durch seine Werte auf einer Basis eindeutig festgelegt ist, liefert zusammen mit dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind die Erkenntnis, dass für eine Basis (τ(y))τG von L/K und Koeffizienten λσL die Implikation gilt:

τG:σGλσστ(y)=(σGλσσ)(τ(y))=0LσGλσσ=0EndK(L)σG:λσ=0.

Diese Implikation bedeutet aber, dass für eine Normalbasis Gy die angegebene Matrix regulär ist. Ist umgekehrt[Anm 2] diese Matrix für ein yL regulär, so liefert der Ansatz 0=τGκττ(y) mit Koeffizienten κτK=LG für jedes σG die Gleichung 0=τGκτσ(τ(y)), also ein lineares Gleichungssystem mit (G:1) Gleichungen und Unbekannten, zu welcher die reguläre Matrix [στ(y)]τGσG gehört, so dass κτ=0 für jedes τG folgt. Also impliziert die Regularität der Matrix die lineare Unabhängigkeit der Bahn Gy.

Demzufolge ist eine Normalbasis gefunden, sobald ein yL gefunden ist, für welches die Matrix [στ(y)]τGσG regulär ist. Genau dies ist die Idee des Beweises für den Fall eines unendlichen Grundkörpers.

Notabene: Dass L und K[G] als Linksmoduln über dem Gruppenring K[G] isomorph sind, bedeutet nicht, dass sie auch als Algebren über K isomorph sind. Ein offensichtliches Gegenbeispiel liefert jede nicht-abelsche Galoiserweiterung.

Anmerkung 1: Dass L als Modul über L[G] zyklisch ist, ist trivial. Bemerkenswert ist die Zyklizität über K[G].

Anmerkung 2: Der Unabhängigkeitssatz von Dedekind besagt für eine endliche Körpererweiterung L/K, dass der Gruppenring L[G] als L-Unterraum von EndK(L) (L als Vektorraum über K betrachtet)[Anm 3] die Dimension dimLL[G]=(G:1) hat, so dass insgesamt folgt: (G:1)=dimLL[G]dimLEndK(L)=[L:K]. Äquivalent sind also:

  • L/K ist galoissch.
  • (G:1)=[L:K].
  • L[G]EndK(L) als L-Vektorräume.
  • K[G]L als K-Vektorräume.

Anmerkung 3: Für eine endliche Körpererweiterung L/K und die Gruppe der relativen Automorphismen G:=G(L/K) gilt, wenn Ldual den Dualraum des K-Vektorraums L bezeichnet, allgemeine Aussagen über die Isomorphie von Tensorprodukträumen:

  1. LKLdualEndK(L) einerseits und
  2. LKK[G]L[G] andererseits.

Auch dies zeigt die obigen beiden Kriterien dafür, dass L/K eine Galois-Erweiterung ist. Doch lässt sich aus der Vektorraum-Isomorphie LK[G] nicht ohne Weiteres die Isomorphie als Links-Moduln über dem Gruppenring K[G] folgern.

Der Satz von der Existenz einer Normalbasis aber behauptet demnach, dass eben diese Folgerung doch zutreffend ist: Es sei L/K eine endliche Körpererweiterung mit relativer Automorphismengruppe G:=G(L/K)=Aut(L/K)={σAut(L)|σ|K=idK}. Dann gilt:

LK[G] als K-Vektorräume LK[G] als K[G]-Linksmoduln.

Der Beweis ist jedoch zu erbringen.

Anmerkung 4: Da die umgekehrte Implikation trivial ist, liefert der Satz von der Existenz einer Normalbasis also bei gleichen Voraussetzungen die Äquivalenz der folgenden Aussagen:

  • L/K ist endliche Galois-Erweiterung.
  • (G:1)=[L:K]<.
  • L[G]EndK(L) als endlichdimensionale L-Vektorräume.
  • K[G]L als endlichdimensionale K-Vektorräume.
  • K[G]L als K[G]-Linksmoduln.

Anmerkung 5: Dabei sind für jedes σG äquivalent:

  • L/K ist zyklische Galois-Erweiterung mit G=σ und ordσ<.
  • K[σ]L als K-Vektorräume endlicher Dimension.
  • L[σ]EndK(L) als L-Vektorräume endlicher Dimension.
  • ordσ=[L:K]=dimKK[σ]=dimLL[σ]<
  • Minimalpolynom und charakteristisches Polynom von σGEndK(L) haben gleichen Grad, d. h., sind (als normierte Polynome) gleich.
  • K[σ]L als K[σ]-Linksmoduln und [L:K]<.

Die Aussage über das Minimalpolynom ist der springende Punkt beim Beweis des Satzes über die Existenz einer Normalbasis für den zyklischen Fall, wie dort genauer erläutert wird.

Folgerungen bei Existenz einer Normalbasis

Angenommen, die Galois-Erweiterung L/K mit Galoisgruppe G=G(L/K) besitze eine Normalbasis in Gestalt der Bahn Gy von yL.

  • Dann besitzt L auch über jedem Zwischenkörper Z,KZL eine Normalbasis, und diese ergibt sich aus den Nebenklassen der zum Zwischenkörper gehörigen Untergruppe: Denn ist U:=G(L/Z) die zum Zwischenkörper gehörige Untergruppe, dann ist nach Galois-Theorie Z=LU der Fixkörper unter den Automorphismen der Untergruppe U<G, das heißt: Die Automorphismen τU werden die Koordinaten der Elemente ζZ bezüglich der Normalbasis von L/K nicht verändern. Das bedeutet jedoch, dass die Koordinaten zσK solcher σzσσ(y)=ζZ innerhalb jeder Rechtsnebenklasse Uσ übereinstimmen müssen, denn sie werden innerhalb dieser Rechtsnebenklassen permutiert, das heißt: τ,τUστ1τUzτ=zτ für jedes σG. Also bilden die Summen τUστ(y)=:[Uσ]*(y) eine Basis der Teilerweiterung Z/K, wobei diese Summe über jeder der (G:U) disjunkten Rechtsnebenklassen Uσ von U in G zu bilden ist. Bezeichnet also UG:={σ:=Uσ|σG} die Menge dieser disjunkten Rechtsnebenklassen, so ist Z=σUGK(τστ(y)=[σ]*y). Beachte: Dies ist keine Normalbasis, denn dies würde zumindest erfordern, dass Z/K galoissch oder, was dasselbe bedeutet, dass UG Normalteiler ist.[2]
  • Ist dabei U sogar Normalteiler (also Z/K Galois-Erweiterung mit zu G/U isomorpher Galoisgruppe), so ist Uσ=σU und der Zwischenkörper ist die Summe LU=Z=σG/UKσ(τUτ(y):=U*y)=σG/UKσ(U*y). Daher ist die Spur SpurUy=τUτ(y)=U*yZ ein Erzeuger einer Normalbasis für Z/K.[Anm 4]
  • Spezialfall Kreisteilungskörper und abelsche Zahlkörper: Für Kreisteilungskörper [ζn], die Zerfällungskörper des n-ten Kreisteilungspolynoms über , stellt die Menge der primitiven n-ten Einheitswurzeln μn*:={ζni|1in1,(i,n)=1} eine Normalbasis dar, da sie sämtlich untereinander konjugiert sind, d. h., unter der Operation der Galois-Gruppe G:=G([ζn]/) bilden sie eine Bahn: Gζn=μn*. Tatsächlich ist operiert die Galoisgruppe scharf transitiv auf ihnen, besteht daher genau aus den Substitutionen der primitiven Einheitswurzeln durcheinander und ist somit isomorph zu /(n)* von der Ordnung φ(n). Nach dem Satz von Kronecker/Weber liegt jede abelsche Körpererweiterung L/ (also jeder absolut abelsche Zahlkörper) in einem geeignet gewählten Kreisteilungskörper: [ζn]/L, sobald n geeignet gewählt ist.[Anm 5] Für die Fixgruppe U:=G([ζn]/L)<G ist dann G(L/)=G/U und [[ζn]:]=φ(n)=ef mit [L:]=e und (U:1)=f. Für eine abelsche Körperweiterung L/ lässt sich also, wie oben beschrieben, aus den n-ten primitiven Einheitswurzeln (als einer Normalbasis von [ζn]/) eine Normalbasis von L/K konstruieren: Mit jeder der e Nebenklassen σUG/U) geht eine f-gliedrige Gaußsche Periode einher, nämlich [σU]*ζn:=τσUτ(ζn). David Hilbert nennt die aus den f Gaußschen Perioden bestehende Normalbasis eine Lagrangesche Normalbasis, denn mit ihr in engem Zusammenhang steht die Lagrangesche Resolvente oder Lagrangesche Wurzelzahl: David Hilbert: Zahlentheorie Kapitel 7.24, § 110.

Im Folgenden werden jedoch die allgemeinen Beweise für die Existenz einer Normalbasis skizziert.

Satz über die Existenz einer Normalbasis für Galois-Erweiterungen

Ein galoisscher Erweiterungskörper endlichen Grades über seinem Grundkörper besitzt eine Normalbasis.

Äquivalent formuliert: Für eine endliche Körpererweiterung L/K mit relativer Automorphismengruppe G=Aut(L/K):={σAut(L)|σ|K=idK} und den zugehörigen Gruppenring K[G] gilt:

Wenn es einen Isomorphismus K[G]L von Vektorräumen über K gibt, so gibt es auch einen Isomorphismus K[G]L von Linksmoduln über dem Gruppenring K[G]; mit anderen Worten: Gilt (G:1)=[L:K], so ist der Erweiterungskörper L als K[G]-Linksmodul zyklisch.

Beweis der Existenz

Bemerkenswerterweise kann der Beweis für einen endlichen Grundkörper auf gänzlich andere Weise geführt werden als für einen unendlichen Grundkörper K: Im Falle eines endlichen Grundkörpers K ist die Galois-Erweiterung L/K gemäß Galois-Theorie zyklisch. Zum Beweis der Existenz einer Normalbasis ist diese Eigenschaft bereits hinreichend, und durch sie wird der Satz über Existenz einer Normalbasis eine bloße Folgerung aus der Elementarteilertheorie für Hauptidealringe, d. h., aus dem Strukturhauptsatz für Moduln über Hauptidealringen. Diese Beweisführung ist also bei endlichem Grundkörper und bei Kummerschen Erweiterungen anwendbar.

Der Beweis im nicht-zyklischen Falle gelingt – nach einer Idee von Emil Artin – mit Mitteln der Linearen Algebra, indem die Unendlichkeit des Grundkörpers explizit herangezogen wird.

Schließlich gibt es auch einen Beweis unter Verwendung des Satzes von Krull-Remak-Schmidt, welcher von Max Deurings Ideen inspiriert ist und die Mächtigkeit des Grundkörpers ignoriert. Auch dieser Beweis stützt sich wesentlich auf den Unabhängigkeitssatz von Dedekind. Der Struktursatz von Krull-Remak-Schmidt gestattet, unmittelbar auf die Isomorphie LK[G] als K[G]-Links-Moduln zu schließen.

Alle drei Beweise werden im Folgenden wiedergegeben, beginnend mit dem zuletzt erwähnten.

Allgemeiner Beweis mit Hilfe des Satzes von Krull-Remak-Schmidt

Für diesen Beweis[3] spielt die Mächtigkeit Grundkörpers K keine Rolle. Er ist von Max Deurings Beweis inspiriert und beruht auf der Grundidee, den K[G]-Linksmodul EndK(L) der Endomorphismen des K-Vektorraums L auf zwei Arten zu zerlegen und auf diese Zerlegungen die Eindeutigkeitsaussage des Satzes von Krull-Remak-Schmidt anzuwenden.

Vorüberlegungen: Es sei also L/K eine Galoiserweiterung vom Grade [L:K]=n mit Galoisgruppe G:=G(L/K). Der K-Vektorraum EndK(L) der Endomorphismen auf dem K-Vektorraum L ist mit der Komposition „“ zugleich eine K-Algebra. Also induziert sie für jede Untergruppe U ihrer Einheitengruppe EndK(L)*=AutK(L) eine Operation von U auf EndK(L) von links durch Nachschalten und von rechts durch Vorschalten der Elemente von U: Das bedeutet, dass EndK(L) zu einem K[U]-Bimodul wird, insbesondere für die Untergruppe U=Aut(L/K)=G:

G×EndK(L)EndK(L),(σ,f)σf
EndK(L)×GEndK(L),(f,τ)fτ
mit (σf)τ=σ(fτ)=:σfτ.

Der Satz betrifft die Links-Modulstruktur über K[G], daher wird diese im Beweis von Interesse sein.

Jedes Element yL liefert durch Multiplikation μy:LL,lyl einen Endomorphismus μyEndK(L) und mithin eine Einbettung μ:LEndK(L) von K-Algebren.[Anm 6]

Für yL,fEndK(L) bedeute mit dieser Identifikation yf:=μyf und fy:=fμy. Insbesondere für jedes f=σG gilt damit σy=σμy=σ(y)σ=μσ(y)σ=σ(y)σEndK(L), und wegen σ(L)=L folglich σL=Lσ=LσEndK(L).

Zum Beweis: Es sei nun (y1,,yn) eine Basis des K-Vektorraums L=i=1nKyi und (η1,,ηn) eine Basis des Dualraumes Ldual:=HomK(L,K)=j=1nηjK. Auf der linken Seite dieses Dualraums, aufgefasst als K-Unterraum von EndK(L), operiert die Galoisgruppe wegen LG=K trivial: ση=η.

Die Zerlegung EndK(L)=j=1nηjL besteht daher sowohl in der Kategorie der L-Vektorräume als auch in der Kategorie der K[G]-Linksmoduln.

Daraus folgt ferner dimLEndK(L)=n, was freilich ohnehin klar ist, da n2=dimKEndK(L)=[L:K]dimLEndK(L).

Nach dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind bilden die Automorphismen σG somit aus Dimensionsgründen eine L-Basis von EndK(L) und liefern eine zweite Zerlegung EndK(L)=σGLσ=L[G], allerdings zunächst nur als Vektorräume über L. Denn die Unterräume Lσ sind nicht invariant (stabil) unter der Links-Operation von G, also keine K[G]-Links-Untermoduln[Anm 7] – im Gegensatz zu den Unterräumen ηjL.

Doch lassen sich die L-Unterräume dieser Zerlegung weiter in K-Unterräume zerlegen, und diese lassen sich in folgender Weise umgruppieren und zu K[G]-Links-Untermoduln zusammenfassen:

EndK(L)=σGLσ=σGσL=σGσ(i=1nKyi)=i=1nK[G]yi.

Insgesamt bestehen also Isomorphismen von K[G]-Linksmoduln:

Lnj=1nηjL=EndK(L)=i=1nK[G]yi(K[G])n.

Da sowohl Ln als auch (K[G])n endlichdimensionale K-Vektorräume sind, erfüllen sie als K[G]-Linksmoduln notwendig die Voraussetzungen des Satzes von Krull-Remak-Schmidt, welcher seinerseits auf die Isomorphie LK[G] von K[G]-Linksmoduln schließen lässt.

Beweis im zyklischen Falle

Nach den Überlegungen zum Zusammenhang mit dem Gruppenring (insbesondere Anmerkung 5) ist also zu zeigen:

Satz: Ist L/K eine endliche Körpererweiterung mit relativer Automorphismengruppe G=G(L/K), so sind für jedes σG äquivalent:

  • L/K ist zyklische Galois-Erweiterung mit G=σ und ordσ<.
  • K[σ]L als K-Vektorräume endlicher Dimension.
  • L[σ]EndK(L) als L-Vektorräume endlicher Dimension.
  • K[σ]L als K[σ]-Linksmoduln.
  • Als K[σ]-Linksmodul ist L zyklisch.

Es ist dann ordσ=[L:K]=dimKK[σ]=dimLL[σ].

Der weiter unten stehende Beweis wird im Wesentlichen in der Erkenntnis bestehen, dass jede der genannten Aussagen mit der folgenden Aussage äquivalent ist:

  • degμσ(X)=ordσ=degχσ(X),

das heißt: Minimalpolynom (Annulatorpolynom) und charakteristisches Polynom sind gleich („Annullator und charakteristischer Divisor sind gleich“).

Um diese Argumentation nachzuvollziehen, bedarf es einiger Vorüberlegungen, die den geeigneten Blickwinkel schaffen.

Vorüberlegungen

Dies soll in diesem Abschnitt geschehen. Wesentliche Ingredienzen sind der Unabhängigkeitssatz von Dedekind sowie der Blick auf den Erweiterungskörper L als einen Modul über dem prinzipalen Polynomring K[X] (gestiftet durch die Darstellung Xσ), so dass der Elementarteilersatz anwendbar ist.

Unabhängigkeitssatz von Dedekind

Es sei zunächst L ein Körper und G:=Aut(L) die Gruppe der Automorphismen auf diesem Körper. Für jeden Teilkörper KL ist dann die Menge der relativen Automorphismen GK:={σG|σ|K=idK} eine Untergruppe von G. Dabei kann V:=L als ein Vektorraum über K der Dimension dimKL=[L:K] betrachtet werden und die Untergruppe GK der relativen Automorphismen als eine Untergruppe der K-Algebra EndK(V) der K-linearen Endormorphismen auf V=L: Ihre Einheitengruppe ist ja AutK(V) und enthält GK. Diese K-Algebra hat über K die Dimension über [L:K]2, als Teilraum des L-Vektorraumes aller Abbildungen LL also die Dimension dimL(EndK(L))=[L:K]. Nach dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind bilden die relativen Automorphismen GK dabei stets ein über L linear unabhängiges System, das heißt, der Gruppenring L[GK] hat als L-Unterraum L[GK]<EndK(L) die Dimension dimLL[GK]=(GK:1). Für jeden Teilkörper KL ist also (GK:1)[L:K]. Dies gilt insbesondere für Teilkörper ZL, die Fixkörper unter einer Untergruppe H<G sind: Z=LH:={yL|σH:σ(y)=y}. Wegen HGLH gilt also (H:1)(GLH:1)[L:LH].

Tatsächlich beruht der Beweis über die Existenz einer Normalbasis im zyklischen Fall auf ganz analogen Argumenten wie der Beweis, dass eine endliche Untergruppe der multiplikativen Gruppe eines Körpers zyklisch ist (Satz von der Existenz einer primitiven Einheitswurzel). Dabei nimmt der Unabhängigkeitssatz von Dedekind die Rolle eines Satzes über die Anzahl der Nullstellen eines Polynoms ein, wie die folgende Gegenüberstellung zeigen möge:

Gegenüberstellung
Satz von der Existenz einer primitiven Einheitswurzel Satz von der Existenz einer Normalbasis (zyklischer Fall)
Der Satz über die Anzahl Nullstellen eines Polynoms in Körpern liefert: Der Unabhängigkeitssatz von Dedekind liefert:
Für die Ordnung der Untergruppe U:={xK|xd1=0}K× der Nullstellen des Polynoms Xd1K[X] gilt: (U:1)d=deg(Xd1). Für die Ordnung einer Untergruppe H<Aut(L) gilt (H:1)[L:LH]. Insbesondere für ein σAut(L) gilt ord(σ)[L:Lσ].
Eigenschaften einer endlichen Galois-Erweiterung

Die L/K heißt eine Galoiserweiterung, wenn eine der folgenden äquivalenten Bedingungen erfüllt ist:

  • Es gibt eine Untergruppe HG=Aut(L) mit K=LH.
  • Es gilt K=LGK (und nicht etwa nur KLGK).

Ist L/K zudem endlich, so ist ferner äquivalent:

  • (GK:1)=[L:K].
  • L[GK]=EndK(L).

Die Gruppe GK:=G(L/K) heißt die zugehörige Galoisgruppe. Ist die Galoisgruppe zyklisch (auflösbar, primyzklisch etc.), so gilt auch die Galoiserweiterung als zyklisch (auflösbar, primzyklisch etc.)

Einordnung in die Elementarteilertheorie

Ein Automorphismus σG(L/K) lässt sich als ein K-linearer Vektorraum-Endomorphismus auf V=L betrachten. Solche Endomorphismen fEndK(V) werden untersucht, indem V als ein Modul M=V=L über dem Hauptidealring S:=K[X], der sogar ein euklidischer Ring mit Höhe deg ist, betrachtet wird: Die Hauptraumzerlegung erscheint dann als die Primärzerlegung dies Moduls gemäß der Elementarteilertheorie bzw. dem Strukturhauptsatz über Moduln über Hauptidealringen.

Dabei beachte man: Ist R ein unitärer kommutativer Ring, so ist ein Modul dem Polynomring R[X] notwendig ein Modul über R und die Abbildung multX:MM,mXm ist eine R-lineare Abbildung: multXEndR(M). Umgekehrt liefert ein R-Modul und ein Endormorphismus fEndR(M) einen R[X]-Modul durch die Festlegung Xm:=f(m) und lineare Fortsetzung. Die Betrachtung eines R[X]-Moduls kommt also der Betrachtung eines Endomorphismus multX=:fEndR(M) gleich. Der Satz von Frobenius (Äquivalenz und Ähnlichkeit, gem. Crelles Journal, Band 85, 1878, Georg Frobenius: Über lineare Substitutionen und bilineare Formen, darin § 6: Aequivalenz, Abschnitt 2, S. 21 (unter Verweis auf Ergebnisse von Weierstraß und Kronecker! B.M. 1868 und 1874)) liefert den Zusammenhang zwischen beiden Betrachtungen.

Angewendet auf einen endlichdimensionalen Vektorraum M=V über einem Körper K=R besteht mit dem Minimalpolynom μf(X)K[X] die exakte Sequenz

0(μf(X))K[X]K[f]0, die den Isormorphismus K[X]/(μf(X))K[f]EndK(V) induziert.

Im Allgemeinen ist Minimalpolynom μf(X) ein Teiler des charakteristischen Polynoms χf(X)K[X], und es gilt dimKK[f]=degμf(X)degχf(X)=dimKV. Der folgende Satz kennzeichnet, wann beide Polynome gleich sind, und liefert damit das Kriterium für zyklische Moduln über dem Hauptidealring R=K[X].

Satz: Für einen Vektorraum V endlicher Dimension dimKV=n über dem Körper K, betrachtet als einen Modul M=V über der euklidischen Polynomalgebra R=K[X] bezüglich eines Endomorphismus' fEndK(V), sind äquivalent:

  1. Der Modul M ist zyklisch über R, das heißt, es gibt ein vV=M mit V=K[X]v.
  2. Es gibt ein vV=M, so dass die Abbildung K[X]M,P(X)P(X)v eine exakte Sequenz von K[X]-Moduln induziert: 0(μf(X))K[X]V0
  3. Es gibt ein vV=M, so dass die Abbildung P(f)P(f(v)) einen Isomorphismus K[f]V von K[X]-Moduln vermittelt.
  4. degμf(X)=degχf(X).
  5. Das Minimalpolynom μf(X) von f und sein charakteristisches Polynom χf(X) sind gleich: μf(X)=χf(X).
  6. V=i=0n1KXiv (und diese Summe ist sogar notwendig direkt).
  7. V=i=0n1Kfi(v) (und diese Summe ist sogar notwendig direkt).
  8. Es gibt eine K-Basis (v0,,vn1) von V, bezüglich welcher die Darstellungsmatrix F von f eine Frobeniussche Begleitmatrix ist, das heißt mit der Eigenschaft: vi=fi(x0) für i=0,,n1 (und fn(x0)=(Xnχf(X))x0).

Angewandt auf eine endliche galoissche Körpererweiterung L=V=M über K und f=σG(L/K)EndKV sind dies also gerade äquivalente Kriterien für die Existenz einer Normalbasis, denn genau das ist die Aussage eines der Kriterien. Dabei gilt zunächst

  • dimLEndK(L)=[L:K]=degχσ(X), und für den L-Untervektorraum L[σ]<EndK(L) gilt dabei
  • dimLL[σ]=dimKK[σ]=degμσ(X).

Man beachte, dass ein Körperelement yL tatsächlich einen K-linearen Endomorphismus im Vektorraum L liefert, nämlich multy:LL,ηyη. Da multy(1)=y vermittelt die Multiplikation mult eine Einbettung LEndK(L). Freilich sind dies weder Körperautomorphismen auf L noch lassen sie K fest, doch umgekehrt spannen – nach dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind – die [L:K] Automorphismen σG(L/K) als K-lineare Abbildungen auf V=L über L den L-Vektorraum der Vektorraum-Endomorphismen EndK(L) der Dimension dimLEndK(L)=[L:K] auf: EndK(L)=σG(L/K)Lσ. Nun enthält der Teilraum L[σ] alle Potenzen von σ. Wenn also die Potenzen von σ bereits die gesamte Galoisgruppe G(L/K)=σ liefern, so folgt L[σ]=EndK(L), mithin sind alle Zahlen identisch: degχσ(X)=dimLEndK(L)=[L:K]=dimLL[σ]=dimKK[σ]=degμσ(X). Es sind sogar offenkundig äquivalent:

  • L[σ]=EndK(L)
  • degμ(X)=degχ(X)

Diese Situation beschreibt der Satz über die Existenz einer Normalbasis für eine zyklische Körpererweiterung.

Zyklischer Fall: Satz und Beweis

Kriterien dafür, wann Minimalpolynom μσ(X) und charakteristisches Polynom χσ(X) eines Körper-Automorphismus' σG(L/K) gleichen Grad haben und mithin für die Existenz einer Normalbasis einer galoisschen Körpererweiterung, liefert der Satz:

Satz: Für eine endliche Galois-Erweiterung L/K und ein Element σG(L/K) sind nun äquivalent:

  1. Die Erweiterung L/K ist zyklisch mit σ als Erzeugendem, d. h.: G(L/K)=σ.
  2. Es gilt L[σ]=EndK(L).
  3. degμσ(X)=degχσ(X), d. h.: μσ(X)=χσ(X).
  4. Es ist K=Lσ, und L ist als Modul über der Polynomalgebra K[X] bezogen auf σ zyklisch, d. h., es gibt ein y0L mit L=K[X]y0.
  5. Die Galoiserweiterung L/K besitzt eine Normalbasis L=i=0n1Kyi der Gestalt yi=σi(y0) für i=0,,n1.

Zum Beweis beachte, dass zunächst allgemein μσ(X)|Xordσ1, also degμσordσ. Der Unabhängigkeitssatz von Dedekind liefert jedoch andererseits die lineare Unabhängigkeit der Familie {σi|i=0,,ord(σ)1}, so dass notwendig degμσ(X)ord(σ).

Also gilt für ein σG(L/K) mit Lσ=K stets: degμσ(X)=ordσ=degχσ(X), d. h.: μσ(X)=Xordσ1=χσ(X). Damit ist das obige Kriterium erfüllt und die Existenz einer Normalbasis nachgewiesen.

Zusammenfassung und alternativer Beweis durch Primärzerlegung

Wie für den Satz von der Existenz einer primitiven Einheitswurzel, so kann auch für den Satz von der Existenz einer Normalbasis im zyklischen Fall durch explizite Primärzerlegung des in Rede stehenden Moduls konstruktiv argumentiert werden, wie die folgende Gegenüberstellung verdeutlichen soll. Darf das obige Kriterium für die Zyklizität von Moduln über Hauptidealringen gemäß Elementarteilertheorie als bekannt vorausgesetzt werden, so ist der Beweis schon beim Zeichen „◀“ erbracht. Andernfalls kann der Beweis mittels Primärzerlegung vollendet werden, wie anschließend gezeigt.

Beweis durch Primärzerlegung: Gegenüberstellung[4]
Endliche Untergruppen der Einheitengruppe eines Körpers sind zyklisch. Endliche zyklische Galois-Erweiterungen besitzen eine Normalbasis.
Betrachtet wird eine endliche Untergruppe der multiplikativen Gruppe eines Körpers als (multiplikativ notierter, scil.) Modul über dem euklidischen Ring . Betrachtet wird eine zyklische Körpererweiterung L/K endlichen Grades als Modul über der euklidischen Polynomalgebra K[X].
Es sei also U<K× eine endliche Untergruppe der Einheitengruppe K× des Körpers K und h:=min{k1|xU:xk1=0} ihr Exponent (Annullator). Es sei also L/K eine Galois-Erweiterung mit zyklischer Galois-Gruppe G=G(L/K)=σ der Ordnung ord(σ)=n=(G:1)=[L/K]. Betrachte L als K[X]-Modul vermöge f(X)y:=f(σ)(y)=f(σ(y)). Es sei μσ(X) das Minimalpolynom von σ, das heißt μ=μσ(X)L=0 mit minimalem Grad degμσ(X).
Nach dem Satz über die Anzahl von Nullstellen gilt sind Ordnung und Exponent notwendig gleich: n:=(U:1)=h. ◀ Nach dem Unabhängigkeitssatz von Dedekind ist n=ordσdegμσ(X)|χσ, also Xn1=μσ=χσ. ◀
Zerlege n=h=ipivi in Primfaktoren, setze hi:=hpi und finde xiU mit xihi1. Das ist möglich, weil Xhi1 nicht mehr als hi Nullstellen haben kann, aber hi<h=n=(U:1). Zerlege μ(X)=ipi(X)vi in irreduzible Faktoren, setze μi:=μ(X)pi(X) und finde xiL mit μixi0 für jedes i. Das ist möglich, weil degμi<degμ=ordσ.
Für die Ordnung ordyi:=(yi:1) von yi:=xihpivi gilt somit ordyi=pivi, denn yipivi1=xihi1=xih=yipivi. Für das Minimalpolynom μyi(X) von yi:=μ(X)pi(X)vixi gilt somit μyi(X)=pi(X)vi, denn pi(X)vi1yi=μixi0=μxi=pi(X)viyi
Für das Produkt y:=iyi dieser yi gilt nun ordy=kgV{ordyi|i}=iordyi=h=n. Für die Summe y:=iyi dieser yiL gilt nun anny=kgV{annyi|i}=iannyi=μ(X).
Also ist U,kyk surjektiv mit Kern (h)=(n), d. h. U={yi|i=0,,h1}. Also ist K[X]L,f(X)f(X)y surjektiv mit Kern μ(X)=Xn1, d. h. L=i=0n1Kσi(y).

Folgerung aus dem zyklischen Fall: Normalbasis für abelsche Erweiterungen

Nach dem Elementarteilersatz zerfällt jede endliche abelsche Gruppe in eine direkte Summe zyklischer Gruppen.[Anm 8] Ist L/K eine endliche abelsche Körpererweiterung mit der Galoisgruppe G, so korrespondieren mit ihren Elementarteilern (gemäß der Galoiskorrespondenz (Galois-Verbindung, Galois-Zusammenhang) des Hauptsatzes der Galoistheorie) Zwischenkörper, deren direkter Durchschnitt gleich dem Grundkörper K ist, und äquivalent liefert die Galoiskorrespondenz also auch Zwischenkörper, deren direktes Kompositum gleich L ist.[Anm 9] So lässt sich eine Normalbasis für jede abelsche Erweiterung L/K konstruieren.

Für absolut abelsche Zahlkörper, d. h. für abelsche Erweiterungen des Körpers war dies bereits Gegenstand der obigen Folgerungen bei Existenz einer Normalbasis zum Spezialfall der Kreisteilungskörper. Doch lässt sich der Beweis der Existenz einer Normalbasis für den nicht-zyklischen Fall auf andere Weise führen. In diesem Falle besitzt der Grundkörper notwendig unendlich viele Elemente.

Beweis im Falle eines unendlichen Grundkörpers

Es werden zwei Beweisvarianten gegeben.

Nach Serge Lang

Serge Langs Beweis[5] setzt sogar unmittelbar bei dem obigen Matrizen-Kriterium für eine Normalbasis an: Das Polynom det[Xστ]τGσG=:f((Xσ)σG)) in den (G:1) Unbestimmten Xσ(σG) verschwindet nicht identisch, weil sich bei Einsetzung von Xσδ(σ,id){0,1} (Kronecker-Delta) eine unimodulare Matrix ergibt. Als Polynom über dem unendlichen Grundkörper K ist f reduziert. Daher gibt es ein yL, so dass f bei Einsetzung Xσσ(y) (für jedes σG) einen von Null verschiedenen Wert annimmt und folglich die Matrix [στ(y)]τGσG, wie zu zeigen, regulär ist.

Dieser Beweis betrachtet also (mit n:=(G:1)) die Determinante der n×n-Matrix der Gruppentafel, wobei ihre Einträge, die Automorphismen σG, als Unbestimmte Xσ aufgefasst werden. Da die Substitution Xσδ(σ,1) die zur Permutation σσ1 gehörige (unimodulare) Permutationsmatrix liefert, kann ihre Determinante nicht das Nullpolynom sein. Mit einem geeigneten yL wird f also bei der Substitution Xσσ(y) nicht verschwinden, diese Substitution folglich eine reguläre Matrix liefern, wie gewünscht.

Der nachfolgend dargestellte Beweis von Emil Artin betrachtet Polynome in nur einer Unbestimmten und nutzt dazu die Lagrangeschen Interpolationspolynome mit der Menge der Konjugierten Gα eines primitiven Elements αL der Galoiserweiterung als Menge der Stützstellen.[Anm 10]

Nach Emil Artin

Für eine Galoiserweiterung L/K eines unendlichen Grundkörpers K vom Grade [L:K]=:n wird wie folgt argumentiert:[6]

Gemäß Voraussetzungen sei also αL ein primitives Element, so dass L=K[α]. Sein Minimalpolynom über K sei μα(X)=μ(X)K[X]. Gemäß Körpertheorie hat es den Grad degμ=n, und es gilt L=K[α]K[X]/(μ)=:L. Gemäß Galois-Theorie operiert die Galoisgruppe G operiert scharf transitiv auf der Menge der Wurzeln des Minimalpolynoms. Sie sind also paarweise verschieden, können mit ασ:=σ(α) bezeichnet werden und sind sämtlich gleichermaßen als primitives Element L=K[ασ] der Körpererweiterung geeignet.[Anm 11]

Ferner werde die Operation der Gruppe G fortgesetzt auf L[X] durch σ(X)=X für jedes σG. Damit operiert G auf K[X] trivial, so dass insbesondere σ(μ(X))=μ(X).

Die nun folgende tabellarische Gegenüberstellung soll Gemeinsamkeiten und Unterschiede in Einzelheiten zweier Beweise verdeutlichen, die Emil Artin bzw. Bartel L. van der Waerden gegeben haben.

Beweis für einen unendlichen Grundkörper
no. Beweis nach Emil Artin Derselbe Beweis mit begrifflichem Hintergrund nach Bartel L. van der Waerden
1 Betrachte pσ(X):=μ(X)(Xασ)μ(ασ)L[X].

Dabei gilt:

pσ(X)=μ(X)(Xασ)μ(ασ)=τG{σ}Xατασατ.
Betrachte den Restklassenring (Siehe auch Faktorring) A:=L[X]/(μ):[Anm 12] Dieser kann mit dem Tensorprodukt der K-Algebren L und L identifiziert werden.

Bezeichnet nämlich ξ:=X+(μ)L die Klasse der Unbekannten X, so bilden ξ0,ξ1,,ξn1 eine K-Basis L und α0,α1,,αn1 eine K-Basis von L. Dann ist tatsächlich {αiξj|0i,jn1} eine K-Basis der Algebra A, die sich daher als das Tensorprodukt der K-Algebren L und L auffassen lässt: A:=L[X]/(μ)LKL.[Anm 13]

Daher bilden ξ0,ξ1,,ξn1 eine L-Basis von A und α0,α1,,αn1 eine L-Basis von A.


Die Operation der Gruppe G auf L[X] induziert wegen σ(μ(X))=μ(X) (also σ(ξ)=ξ) eine Operation auf A=L[X]/(μ(X)). Auf L=K[X]/(μ(X)) operiert sie hierbei trivial. Mit anderen Worten: Jeder Automorphismus σG wird durch das Tensorprodukt von Abbildungen σidL auf A=LL fortgesetzt.

2 Es gilt notwendig σpσ(X)=1, denn auf beiden Seiten stehen Polynome,
  • deren Grad höchstens n1 beträgt und
  • die an n Stellen übereinstimmen, nämlich auf {ασ|σG}.
Mit Hilfe der Langrangeschen Interpolation lässt sich eine weitere L-Basis von A angeben: Da ja alle Wurzeln {ασ|σG}L paarweise verschieden sind, lässt sich jedes Polynom f(X)L[X] vom Grad degfn1 in eindeutiger Weise als Linearkombination der Lagrangeschen Interpolations-Polynome pσ(X):=τσXατασατL[X] vom Grad degpσ(X)=n1 darstellen: Diese haben nämlich die Eigenschaft, dass pσ(ατ)=δσ,τ (Kronecker-Delta), so dass notwendig f(X)=σGf(ασ)pσ(X) für jedes Polynom fL[X] mit degfn1 und zwar in eindeutiger Weise. Insbesondere für das konstante Polynom f=1 erhält man 1=σGpσ(X).

Durch den Übergang L[X]L[X]/(μ)=A zu den Restklassen eσ:=pσ(ξ)A folgt also 1=σGeσ. Da jene Polynome fL[X] mit degfn1 ganz A=L[X]/(μ) repräsentieren, so ist A=σGeσL, und dabei handelt es sich um eine direkte Summe A=σGeσL von Teilräumen[Anm 14], weil die Darstellung eindeutig ist.

3 Für στ verschwindet das Produkt pσ(X)pτ(X) auf allen Nullstellen von μ(X). Daher gilt pσ(X)pτ(X)0modμ(X) In A gilt nun die Beziehung eσeτ=δσ,τeσ, die sich im euklidischen Ring L[X] als Kongruenz modμ(X) leicht verifizieren lässt: Für στ gilt zunächst eσeτ=0 (Begründung siehe links), und …
4 Multipliziert man obige Summenbeziehung mit pτ(X), so folgt pτ(X)pτ(X)pτ(X)modμ(X) für jedes τG. … es gilt eσeσ=eσ (Begründung siehe links).
5 Es gilt σ(pτ(X))=pστ(X)=στ(p(X)), wobei p(X):=pid(X)=defμ(X)(Xα)μ(α). Die Gruppe G permutiert die Lagrangeschen Polynome pσ(X) (gemäß ihrer Definition) und folglich auch ihre Nebenklassen eσA in eben derselben Weise, wie sie die Wurzeln {ασ} permutiert.
6 Die Einträge des Matrizenprodukts aus der quadratischen Matrix M(X):=[στ(p(X))]τGσGMat(n×n,L[X]) und ihrer Transponierten M(X)T sind demnach in der Hauptdiagonalen gleich 1, während sie außerhalb der Diagonalen sämtlich modulo μ(X) verschwinden: det(M(X)TM(X))1mod(μ(X)).

Um die Matrix M(X) wohl zu definieren, müsste die Reihenfolge ihrer Spalten und Zeilen, also die der Elemente σG festgelegt werden. Da jedoch nur das Verschwinden der Determinante benötigt wird, welche bei Vertauschungen lediglich das Vorzeichen wechselt, möge diese Schreibweise genügen.

Eine Argumentationsvariante an dieser Stelle[Anm 15] besteht in der Feststellung, dass detM(α)=det[pστ(α)]τGσG=±1, weil στ(p(X))=pστ(X) und pστ(α)=δ(σ,τ1) (Kronecker-Delta). Damit erübrigen sich die Beweisschritte 3 und 4, und anstelle von Beweisschritt 2 genügt die Feststellung pσ(aτ)=δ(σ,τ).

Tatsächlich zielt dieser Beweisschritt lediglich auf eine Begründung dafür, dass das Polynom detM(X) nicht identisch verschwindet.[Anm 16]

Für die Teilräume eσL (die „direkten Summanden“) gilt also A(eσL)=eσL: Es sind also Ideale. Zudem ist jedes eσL (als isomorphes Bild des Körpers L) selbst ein Körper mit dem Einselement eσ (wobei eσ1). Dabei annullieren sich verschiedene Körper: eσLeτL=δσ,τeσL.

Ebenso sind auch die Teilringe eσL<A Ideale und (als isomorphe Bilder von L) Körper, die sich gegenseitig annullieren, so dass die Summe σGeσL der Teilräume notwendig direkt ist und daher aus Dimensionsgründen die gesamte Algebra aufspannt: A=σGeσL=σGeσL (als Vektorraum).

Es gilt sogar eσL=eσL, denn wählt man in der obigen Lagrangeschen Interpolation f(X)=σf(ασ)pσ(X) die Polynome f(X)K[X] (mit degfn1), so repräsentieren sie im Übergang Xξ ganz K[X]/(μ)=L und im Übergang Xα ganz K[α]=L. Geht man zu den Restklassen über (Xξ), so erhält man: f(ξ)=σf(ασ)K[α]=Leσ. Multiplikation mit eτ ergibt: eτL=eτL. Damit ist die Darstellung A=σGeσL ein zweites Mal begründet.

Also bilden die eσ eine Normalbasis von A/L.[Anm 17] Gesucht ist jedoch eine Normalbasis von L/K.

Beachte: Umgekehrt wäre eine Normalbasis von L/K zugleich eine Basis von A/L, und zwar eine Normalbasis, da ja G auf K[X] trivial operiert.

7 Also ist auch D(X):=detM(X)0. Es sei nun {yσ|σG}L eine Basis von L/K. Dann ist es zugleich eine Basis von A/L, denn jedes Polynom f(X)L[X]=L()=(σKyσ)() zerfällt in eine Summe von Polynomen über K gemäß f(X)=ifiXi=:i(σyσfi(yσ))Xi=σyσ(ifi(yσ)Xi)K[X],[Anm 18] und der Übergang zu den Restklassen Xξ liefert die Behauptung. Dies gilt insbesondere für die Lagrangeschen Interpolationspolynome pσ(X)L[X], das heißt: Es gibt eine Matrix Bτσ(X)=(πτσ(X))τσMat(n×n,K[X]) mit pτ(X)=σGπτσ(X)yσ. Im Übergang Xξ erhält man eτ=σGπτσ(ξ)yσ. Diese Matrix hat Einträge πτσ(ξ)K[X]/(μ(X))=L und ist regulär, da die eτ eine Basis bilden. Also ist detB(ξ)0, also auch d(X):=detB(X)K[X]{0}.
8 Nun besitzt D(X) als Polynom über L höchstens endlich viele Nullstellen. Nun besitzt d(X)K[X] nur endlich viele Nullstellen in K.
9 Da G auf K[X] trivial operiert, bleiben obige Beziehungen bestehen, wenn für die Unbestimmte X Elemente xK eingesetzt werden. Auf der Transformationsmatrix B(X)Mat(n×n,K[X]) operiert G trivial, wie oben erwähnt.

Diese Tatsache wird aber gar nicht benötigt werden, weil es ein viel eleganteres Argument gibt.

10 Da K unendlich, gibt es (sogar unendlich viele) xK mit D(x)0. Ein solches sei nun ausgewählt. Da K unendlich, gibt es (sogar unendlich viele) xK mit d(x)0. Ein solches sei nun ausgewählt.
11 Wegen xK bleibt, wie bereits erwähnt, auch die Beziehung τ((p(X))=pτ(X) für X=x bestehen. Setzt man γ:=p(x), so ist τ(γ)=pτ(x)=:γτ für jedes τG. Für jedes τG setze ητ:=σGπτσ(x)yσ=pτ(x), so dass τ(η1)=τ(p1(x))=pτ(x)=ητ.
12 Werden nun auf eine Relation τκτγτ=0 (mit κτK) alle Automorphismen σG angewendet, so hat das entstehende Gleichungssystem in den Unbekannten κτ die Determinante D(x)0, kann also (schon in L, geschweige denn in K) nur trivial gelöst werden: κτ=0 für jedes τG. Daher bedeutet D(x)0, dass die Bahn Gγ aus n über K linear unabhängigen Elementen von L besteht. Wegen detB(x)=d(x)0 ist B(x)Mat(n×n,K) regulär und bildet als Basistransformation die Basis yσ auf eine weitere Basis ησ ab.
13 Also ist die Bahn Gγ eine Normalbasis. Also bilden ησ (σG) eine Normalbasis von L/K.

Anwendung auf endliche Grundkörper

Galoiserweiterungen E endlicher Grundkörper F:=𝔽q=GF(q) sind zyklisch, ihre Galoisgruppe G=G(E/F) wird vom Frobenius-Homomorphismus ϕ:yyq erzeugt, wobei q:=#F=:pk eine Potenz der Charakteristik p:=CharF ist. Dabei bezeichne n=[E:F] der Grad der Erweiterung und mithin zugleich des Minimalpolynoms μα(X)F[X].

  • Ist αE ein primitives Element dieser Körpererweiterung, das heißt gilt E=F[α], so bilden die Potenzen αi(i=0,,n1) eine F-Basis von E.
  • Ist hingegen α Erzeugendes einer Normalbasis, so bilden die Potenzen αqi(i=0,,n1) eine Normalbasis von E/F.

Ist also die Bahn Gy eine Normalbasis der Erweiterung E/F vom Grade [E:F]=:n, so liefert die Koordinatendarstellung η=i=0n1ηiϕi(y)=i=0n1ηiyqi zu einem ηE ein n-Tupel (ηn1,ηn2,,η1,η0) aus F××Fn Mal=:F(n). Die Anwendung des Frobenius-Homomorphismus, also die Potenzierung mit q, spiegelt sich in zyklischer Vertauschung dieser Koordinaten wider: Zu ϕ(η)=ηq=i=0n1ηiyqi+1 gehören die Koordinaten (ηn2,,η1,η0,ηn1), da ηn1qn=ηn1 (d. h. ϕn=ϕ0G).

Tabellarisch: {ϕ0(η)=η1=i=0n1ηiyqi(ηn1,ηn2,ηn3,ηn4,,η1,η0)F(n)ϕ1(η)=ηq=i=0n1ηiyqi+1(ηn2,ηn3,ηn4,,η1,η0,ηn1)F(n)ϕ2(η)=ηq2=i=0n1ηiyqi+2(ηn3,ηn4,,η1,η0,ηn1,ηn2)F(n)ϕ3(η)=ηq3=i=0n1ηiyqi+3(ηn4,,η1,η0,ηn1,ηn2,ηn3)F(n)ϕj(η)=ηqj=i=0n1ηiyqi+j=i=0n1ηiϕi+j(y)(ηn(j+1),,η1,η0,ηn1,ηn2,,ηnj)F(n)ϕn(η)=ηqn=i=0n1ηiyqi+n=yqi=ϕi(y)=η(ηn1,ηn2,ηn3,ηn4,,η1,η0)F(n)}

Dies ist für F=GF(2)={0,1} von Nutzen für die Kryptographie auf elliptischen Kurven: Die Koordinaten sind dann Null oder Eins.

Zur Geschichte

Der Satz von der Existenz einer Normalbasis für eine endliche Galoiserweiterung L/K wurde zunächst für endliche Grundkörper K bewiesen:[3][7]

  • 1850: Gotthold Eisenstein bewies den Fall eines Primkörpers K=𝔽p: Lehrsätze, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik, Band 39, 1850, Seiten 180–182.
  • 1850: Theodor Schönemann bewies den Fall einer Erweiterung von Primzahlgrad: Über einige von Herrn Dr. Eisenstein aufgestellte Lehrsätze, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik, Band 40, 1850, Seiten 185–187.
  • 1888: Kurt Hensel bewies den Fall eines endlichen Grundkörpers K im Allgemeinen: Über die Darstellung der Zahlen eines Gattungsbereiches für einen beliebigen Primdivisor, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik, Band 103, 1888, Seiten 230–273.

Später wurde der Satz auch für unendliche Grundkörper K nachgewiesen:

  • 1932: Emmy Noether zeigt den Satz für gewisse unendliche Grundkörper K: Normalbasis bei Körpern ohne höhere Verzweigung, in: Journal für die reine und angewandte Mathematik, Band 103, 1888, Seiten 230–273.
  • 1932: Max Deuring verallgemeinert auf beliebige unendliche Grundkörper: Galoissche Theorie und Darstellungstheorie, in: Mathematische Annalen, Band 107, 1932, Seiten 140–144. Er benutzt dabei das Argument von Deuring-Noether, mit welchem der endliche und unendliche Fall zugleich begründet werden. Hierzu siehe auch Charles W. Curtis und Irving Reiner: Representation Theory of Finite Groups and Associative Algebras, AMS, 1962, 689 p. (ISBN 978-0-8218-4066-5), Seite 200.
  • 1948: Emil Artin gibt für den unendlichen Fall ein auf der Determinantentheorie beruhendes Argument und für den endlichen Fall ein gänzlich anderes Argument: Linear Mappings and the Existence of a Normal Basis, in: Volume für Richard Courant's 60th birthday, Interscience Publications, 1948, Seiten 1–5. Dieser Darstellung folgen die meisten Lehrbücher.
  • 1975: T. R. Berger und Irving Reiner geben, inspiriert von Max Deurings Artikel, die oben angegebene Zurückführung auf den Satz von Krull-Remak-Schmidt: A Proof of the Normal Basis Theorem, in: American Mathematical Monthly, vol. 82, no 9, November 1975, Seiten 915–918. doi:10.1080/00029890.1975.11993977

Nach dem Satz über die Existenz einer Normalbasis nennt man ein Element yL, dessen Bahn Gy über dem Grundkörper K den Erweiterungskörper L (als Vektorraum über dem Grundkörper) aufspannt (d. h., ein Erzeuger der Normalbasis ist), ein freies Element über K oder freies Element für die Erweiterung L/K.

In Verallgemeinerung des Satzes über die Existenz einer Normalbasis wurde bewiesen, dass es sogar ein vollständig freies Element yL gibt, d. h. eines, welches zugleich für alle Zwischenerweiterungen Z(L/Z/K) jeweils eine Normalbasis von L/Z erzeugt: L=σG(L/Z)Zσ(y).

Für Erweiterungen endlicher Grundkörper (Galois-Felder) können sogar stets solche Erzeugenden einer Normalbasis gefunden werden, die Elemente von maximaler Ordnung in der multiplikativen Gruppe L× sind: Diese erzeugen also L als K[G]-Linksmodul und L× als -Modul. Dann (und genau dann) teilt jedes Element der Normalbasis diese Eigenschaft. Solche Erzeugenden werden primitiv genannt.[8]

Siehe auch

Anmerkungen

  1. Hintergrund dieser Begriffsbildung war natürlich, dass sie per Galoistheorie korrespondiert mit dem Begriff des Normalteilers aus der Gruppentheorie, ebenso wie die Konjugation: Ist eine Körpererweiterung L/K mit ihren über K konjugierten Erweiterungskörpern identisch, so heißt die Erweiterung L/K normal. Ist eine Untergruppe U<G mit ihren in G konjugierten Untergruppen identisch, so heißt sie normal in G.
  2. Die nun folgende Argumentation entstammt dem Beweis nach Emil Artin, siehe dort den Beweisschritt 12.
  3. Mit Hilfe der Darstellung ρ:GEndK(L),σσ formuliert gilt also L[G]=spanL(ρ(G)), und der Unabhängigkeitssatz von Dedekind sagt aus, dass die Bilder ρ(σ) der Darstellung über L (also erst echt über K) linear unabhängig sind.
  4. Man beachte also den bedeutsamen Unterschied zwischen einer Bahn Uy und der Summe U*y=SpurUy: Ist y0 vollständig frei, so ist Uy0 Normalbasis von L/LU. Ist U Normalteiler und y0 frei für L/K, so erzeugt die Spur U*y0=yUy0y=SpurUy0 eine Normalbasis für LU/K.
  5. Siehe Hilbertscher Zahlbericht (1897), Satz 131. Einen Beweis allein mit Hilfe der Hilbertschen Verzweigungstheorie gab Vorlage:Internetquelle Siehe auch Vorlage:Literatur – Siehe auch „Kroneckerscher Satz“.
  6. Nur für nicht-kommutative Schiefkörper L ist dabei zwischen der Linksmultiplikation λy:LL,lyl und der Rechtsmultiplikation ρy:LL,lly zu unterscheiden. Sowohl λ:LEndK(L),yλy als auch ρ (entsprechend) sind wegen λy(1)=y=ρy(1) injektiv und liefern Einbettungen LEndK(L) von K-Algebren. Nur für kommutative Körper L gilt λ=ρ.
  7. Vielmehr permutiert die Galoisgruppe diese Unterräume untereinander, der linksregulären Darstellung entsprechend.
  8. Diese zyklischen Gruppen sind nach historischem Sprachgebrauch genau die Elementarteiler.
  9. Dass ihr direkter Durchschnitt gleich dem Grundkörper ist, will genau das besagen, was die Galoiskorrespondenz des Hauptsatzes der Galoistheorie für die Fixkörper Zi:=LUi der direkten zyklischen Untergruppen Ui als ihre „Spiegelbilder“ aussagt, nämlich:
    • Jede Erweiterung Zi/K ist normal.
    • K=iZi und
    • L=ZijiZj für jedes i.
    Äquivalent dazu ist, dass L das direkte Kompositum der Zwischenkörper Yi:=jiZj=LVi ist, wobei Vi:=jiUj, das heißt:
    • Jede Erweiterung Yi/K ist normal.
    • L=iYi (Kompositum) und
    • K=YijiYj für jedes i (Direktheit)
  10. Den Zusammenhang zwischen beiden Beweisen stiftet die Theorie um zyklische Matrizen (auch Zyklanten oder Zirkulanten genannt) und die Vandermonde-Matrix. Sie wirft auch ein Licht darauf, woran genau diese Argumentation bei positiver Charakteristik scheitert.
  11. Zugleich bestimmt jede Substitution ασατ eindeutig den zugehörigen Automorphismus τσ1G, da τσ1(ασ)=τ(α)=ατ.
  12. Es ist L[X]μ(X)K[X]=K[X]μ(X). In diesem Sinne ist die Schreibweise (μ)=(μ(X)) je nach Zusammenhang als Ideal in K[X] oder in L[X] zu verstehen.
  13. Dabei wird als bilineare Abbildung natürlich die Multiplikation in L zugrunde gelegt, nämlich als Skalarmultiplikation L×LA,(y,η)yη von L auf dem L-Vektorraum A.
  14. Verstünde man diese Beziehung in der Kategorie der Ringe oder K-Algebren, so wäre anstelle der direkten Summe der K-Teilräumen das Produkt der Teilringe zu notieren.
  15. Dieses Argument bringt Nathan Jacobson in seiner Basic Algebra I, Chater IV.14, S. 284 oben.
  16. Vgl. den obigen Beweis von Serge Lang.
  17. Es ist klar, dass und auf welche Weise hierbei der Begriff Normalbasis auf eine L[G]-Algebra ausgeweitet wird.
  18. In Worten: Die Koeffizienten eines jeden Polynoms f(X)L[X] können mit dieser Basis ausgedrückt werden. Ausklammern der Basiselemente über alle Monome hinweg ermöglicht die Darstellung als Summe von Produkten yσf(yσ)(X) mit f(yσ)(X)K[X].

Literatur

  • Bartel Leendert van der Waerden: Algebra I. Unter Benutzung von Vorlesungen von E. Artin und E. Noether, 8. Auflage (der Modernen Algebra) Springer-Verlag, 1971, Heidelberger Taschenbücher Band 12, ISBN 3-540-03561-3.
  • Emil Artin: Linear mappings and the existence of a normal basis. Studies und Essays presented to Richard Courant on his 60th birthday (Interscience Publishers, New York, S. 1 (1948)).
  • Emil Artin: Galoissche Theorie. 3. Auflage. Harri Deutsch, 1988, ISBN 3-8171-1714-0.
    • Deutsche Erstausgabe Teubner 1959.
    • Englische Ausgabe: Galois Theory. Dover Publications, 1998, ISBN 0-486-62342-4. Online-Version. Lectures delivered at the University of Notre Dame, edited and supplemented with a Section on Applications by Dr. Arthur N. Milgram, Notre Dame, Indiana, 1942 (2. Auflage 1948).
  • Serge Lang: Algebra. Second Edition, Addison-Wesley, 1984.
  • Nathan Jacobson: Algebra I. W. H. Freeman and Company, San Franciso 1974, ISBN 0-7167-0453-6.
  • Vorlage:Literatur

Ältere Literatur

  • David Hilbert: Die Theorie der algebraischen Zahlkörper (auch bekannt als Zahlbericht). 1897. In: Jahresbericht der Deutschen Mathematikervereinigung. Band 4, 1897, S. 175–546 und 7. Die Theorie der algebraischen Zahlkörper. In: Gesammelte Abhandlungen. Band 1: Zahlentheorie. Julius Springer, Berlin 1932 (Volltext [Wikisource]).
  • David Hilbert: Ein neuer Beweis des Kroneckerschen Fundamentalsatzes über Abelsche Zahlkörper. 1896 In: Aus den Nachrichten der Gesellschaft der Wissenschaften zu Göttingen. Mathematisch-physikalische Klasse. 1896, S. 29–39 und Gesammelte Abhandlungen. Band 1: Zahlentheorie. Kapitel 6, Julius Springer, Berlin 1932 (Volltext [Wikisource]).
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Weiterführende Literatur

Einzelnachweise

  1. Vgl. Encyclopedia of Mathematics: Normal basis theorem: Ein solches Element heißt vollständig frei oder komplett frei (engl.: completely free), wenn es zugleich für jede Zwischenerweiterung L/Z (wobei also LZK) eine Normalbasis erzeugt. Tatsächlich gibt es solche komplett freien Elemente. Sie können sogar im Falle endlicher Körper L so gewählt werden, dass sie überdies die zyklische multiplikative Gruppe L× erzeugen. Dann besteht natürlich die gesamte Bahn Gy aus Elementen mit dieser Eigenschaft (primitive Normalbasis). Ein solches Element erzeugt also L als einen K[G]-Linksmodul und L× als einen (multiplikativen) -Modul, natürlich erst recht als (multiplikativen) [G]-Modul.
  2. Vgl. Encyclopedia of Mathematics: Normal basis theorem: Die Suche nach einem yL, welches für jede Untergruppe U<G eine Normalbasis für die zugehörige Galoiserweiterung L/LU erzeugt, führt auf die Frage nach der Existenz vollständiger Erzeuger oder vollständig freier Elemente yL. Diese Frage wurde 1986 positiv beantwortet von D. Blessenohl, K. Johnsen in: Eine Verschärfung des Satzes von der Normalbasis. J. Algebra, 103 (1986) pp. 141–159.
  3. 3,0 3,1 Dieser Abschnitt ist dem französischen Artikel zur Normalbasis gedankt.
  4. Bartel Leendert van der Waerden: Algebra I. Kapitel VIII, § 67, S. 208.
  5. Serge Lang: Algebra, Chapter VIII, § 13.
  6. Beweise gemäß Emil Artin: Galoissche Theorie. (Verlag Harri Deutsch, 1965), Abschnitt II.N; und Bartel Leendert van der Waerden: Algebra I. VIII, § 67, S. 205.
  7. Ferner basiert dieser Abschnitt auf Angaben aus dem englischen Artikel zur Normalbasis sowie aus Vorlage:Internetquelle
  8. Diese Bedeutung dieses (häufig benutzten) Attributs für Erzeugende einer Normalbasis muss also klar unterschieden werden von seiner Bedeutung für einfache Körpererweiterungen und im Satz vom primitiven Element.