Milnor-Sphäre

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Eine Milnor-Sphäre ist im mathematischen Teilgebiet der Differentialtopologie eine siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit, welche homöomorph, aber nicht diffeomorph zur siebendimensionalen Sphäre ist. Es gibt 27 Milnor-Sphären. Konstruiert wurden diese erstmals von John Milnor im Jahr 1956 und waren historisch die ersten Beispiele für exotische Sphären.[1]

Sieben Dimensionen

Die gewöhnliche 7-Sphäre S7 ist ein S3-Faserbündel über S4, bekannt als quaternionische Hopf-Faserung.

Da der orientierte Bordismusring Ω7SO (dessen Elemente die Bordismusklassen siebendimensionaler glatter Mannigfaltigkeiten sind) trivial ist (was mithilfe des Thom-Spektrums gezeigt werden kann), ist jede siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit der Rand einer achtdimensionalen Mannigfaltigkeit, denn eine solche ist orientiert bordant zur 7-Sphäre S7, welche der Rand der 8-Scheibe D8 ist.

Konstruktion

Ein S3-Faserbündel lässt sich allgemein als Sphärenbündel eines vierdimensionalen reellen Vektorbündels darstellen. Über der 4-Sphäre S4 (welche sich als Verklebung von zwei 4-Scheiben D4, der Nord- und Südhalbkugel, an ihrem Rand S3, dem Äquator, darstellen lässt), ergibt sich jedes vierdimensionale reelle Vektorbündel als Verklebung von zwei trivialen vierdimensionalen reellen Vektorbündeln über den beiden 4-Scheiben D4 (nicht trivial ist nicht möglich, da D4 zusammenziehbar ist) entsprechend einer Abbildung S3GL4() an ihrem Rand S3. Das dadurch konstruierte Vektorbündel hängt nur von der Homotopieklasse der Abbildung ab. Es besteht sogar eine Bijektion:

Vect4(S4)π3GL4().

In englischer Literatur ist diese Konstruktion (mit Vektorbündeln allgemeinen Ranges über Sphären allgemeiner Dimension, wofür Vectn(Sk)πk1GLn()) als Clutching Construction bekannt.

Für jedes Paar (h,k)2 ganzer Zahlen gibt es daher bis auf Isomorphie ein vierdimensionales reelles Vektorbündel ξh,k:Eh,kS4 über S4. Für die Euler-Klasse und erste Pontrjagin-Klasse dieses Vektorbündels gilt:[2][3]

e(ξh,k)=(h+k)e(γ1,1)
p1(ξh,k)=2(hk)e(γ1,1),

wobei γ1,1 das tautologische Linienbündel über der quaternionischen projektiven Gerade P1S4 ist.

Das Sphärenbündel S(Eh,k), eine siebendimensionale glatte Mannigfaltigkeit, ist nun der Rand des Scheibenbündels D(Eh,k), einer achtdimensionalen glatten Mannigfaltigkeit. Mithilfe von Morse-Theorie lässt sich zeigen, dass S(Eh,k) für |h+k|=1 homöomorph zur 7-Sphäre S7 ist.[4] Wäre S(Eh,k) ebenfalls diffeomorph zur 7-Sphäre S7, ließe sich das Kofaserprodukt Mh,k=D(Eh,k)+S(Eh,k)D8 betrachten. Wird D8 in dieser auf einen Punkt kollabiert, ergibt sich der Thom-Raum Th(Eh,k)=D(Eh,k)/S(Eh,k)=Mh,k/D8. Mithilfe des Thom-Theorems folgt daraus, dass H4(Mh,k,) und H8(Mh,k,), weshalb die Schnittform eine 1×1-Matrix ist und die Signatur nur die Werte σ(Mh,k)=±1 annehmen kann. Da Mh,k achtdimensional ist, lässt sich ebenfalls der Hirzebruchsche Signatursatz zur Berechnung der Signatur anwenden. Es gilt

σ(Mh,k)=L2(p1(Mh,k),p2(Mh,k)),[Mh,k]

mit dem L-Geschlecht:

L2(p1(Mh,k),p2(Mh,k))=145(7p2(Mh,k)p12(Mh,k)).

Die Unkenntnis der zweiten Pontrjagin-Klasse p2(Mh,k) kann (nach Multiplikation beider Seiten mit 45) durch den Übergang der Werte auf die Restklasse /7 umgangen werden, da der entsprechende Summand dann verschwindet. Es ergibt sich:

±34(hk)2mod7(hk)21mod7.

Für Paare (h,k)2 mit |h+k|=1 und (hk)2≢1mod7 ergibt sich ein Widerspruch, welcher nur dadurch gelöst werden kann, dass die glatte Verklebung von S(Eh,k) mit S7 in der Konstruktion von Mh,k nicht möglich ist, also diese nicht diffeomorph sind. S(Eh,k) ist dann eine exotische Sphäre. Ein Beispiel ist S(E2,3).

Literatur

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Literatur
  2. McEnroe 2015, Gleichungen (6.17) und (6.29)
  3. Syu 2017, Proposition 1
  4. Rachel McEnroe 2015, Untersektion 4.3