Zusammenziehbarer Raum

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Zusammenziehbare Räume – auch als kontrahierbare bzw. kontraktible Räume bezeichnet – werden im mathematischen Teilgebiet der Topologie betrachtet. Aus Sicht der Homotopietheorie gelten zusammenziehbare Räume als trivial. Viele in der Algebraischen Topologie definierte Invarianten verschwinden für zusammenziehbare Räume.

Definition

Ein topologischer Raum X heißt zusammenziehbar oder kontrahierbar oder kontraktibel, wenn er homotopieäquivalent zu einem einpunktigen Unterraum ist, das heißt, wenn es eine stetige Abbildung

H:X×[0,1]X

und einen festen Punkt pX gibt, sodass

  • H(x,0)=x für alle xX und
  • H(x,1)=p für alle xX

gilt.[1]

Beispiel

  • Der euklidische Raum n ist zusammenziehbar: Setze
    H(x,t)=(1t)x für xn und 0t1.
    Man beachte, dass der Raum nicht im anschaulichen Sinne „stetig zu einem Punkt deformiert wird“: Das Bild der Abbildung
    nn,xH(x,t)
    ist für t<1 stets der gesamte Raum, erst für t=1 ist das Bild nur noch der Ursprung.
  • Allgemeiner sind sternförmige Mengen zusammenziehbar.

Schwach zusammenziehbare Räume

Ein topologischer Raum X heißt schwach kontrahierbar oder schwach zusammenziehbar, wenn für alle xX die Homotopiegruppen πn(X,x) trivial sind, d. h.

πn(X,x)=0 für alle n0.

Wenn ein Raum X zusammenziehbar ist, dann ist er auch schwach zusammenziehbar.

Für CW-Komplexe gilt auch die Umkehrung: Aus πn(X,x)=0 für alle n0 folgt, dass der CW-Komplex X zusammenziehbar ist. Für beliebige topologische Räume gilt die Umkehrung i. A. nicht.

Weitere Resultate

Es liegen die folgenden Resultate vor:

Gegenbeispiele

  • Die Einheitssphäre 𝕊n (oder allgemeiner: eine entsprechende Sphäre mit festem Radius) ist nicht zusammenziehbar, obwohl sie für n2 einfach zusammenhängend ist.
  • Der Raum, den man als Vereinigung von
{(x,sin1x):x(0,1]}{(0,0)}
mit einem (0,-1) und (1,sin(1)) verbindenden Kreisbogen erhält, ist nicht zusammenziehbar, obwohl alle seine Homotopiegruppen trivial sind.
Dies zeigt, dass der Satz von Whitehead für topologische Räume, die kein CW-Komplex sind, im Allgemeinen nicht gelten muss.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Edwin H. Spanier: Algebraic Topology. 1st corrected Springer edition, Reprint. Springer, New York NY u. a. 1995, ISBN 3-540-90646-0, S. 25.
  2. Stephen Willard: General Topology. 1970, S. 224
  3. Thorsten Camps et al.: Einführung in die mengentheoretische und die algebraische Topologie. 2006, S. 112
  4. 4,0 4,1 Stephen Willard: General Topology. 1970, S. 226
  5. 5,0 5,1 Thorsten Camps et al., op. cit., S. 111
  6. Horst Schubert: Topologie. 1975, S. 162