Lemma von Riemann-Lebesgue

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Das Lemma von Riemann-Lebesgue, auch Satz von Riemann-Lebesgue, ist ein nach Bernhard Riemann und Henri Lebesgue benannter mathematischer Satz aus der Analysis. Er besagt, dass die Fourier-Transformationen von absolut integrablen Funktionen im Unendlichen verschwinden.

Formulierung des Satzes

Sei fL1(), also f: eine messbare Funktion mit

|f(x)|dx<

und f^ die Fourier-Transformierte von f, also

f^:,ξ12πf(x)eixξdx.

Dann verschwindet f^ im Unendlichen, das heißt |f^(ξ)|ξ±0 oder formaler, dass es zu jedem ε>0 eine reelle Zahl R>0 gibt, so dass |f^(ξ)|<ε für alle |ξ|>R.[1][2]

Da die Fourier-Transformationen von integrablen Funktionen stetig sind, handelt es sich bei f^ um eine stetige Funktion, die im Unendlichen verschwindet. Bezeichnet man den Vektorraum der im Unendlichen verschwindenden Funktionen mit C0(), so lässt sich das Lemma von Riemann-Lebesgue auch folgendermaßen formulieren: Die Fourier-Transformation auf L1() ist eine Abbildung von L1() nach C0().

Beweis

Der Beweis[1] soll hier in groben Zügen vorgestellt werden. Wir nehmen zunächst vereinfachend an, dass f stetig ist. Für ξ=0 liefert die Substitution xx+πξ

f^(ξ)=12πf(x)eixξdx=12πf(x+πξ)eixξeiπdx=12πf(x+πξ)eixξdx,

und wir haben eine zweite Formel für f^(ξ). Bildet man nun den Mittelwert aus beiden Formeln und nimmt Beträge, zieht diese unter das Integral, was den Exponentialterm zu 1 macht, so folgt

|f^(ξ)|1212π|f(x)f(x+πξ)|dx.

Aufgrund der Stetigkeit von f konvergiert f(x)f(x+πξ) gegen 0 für alle x und |ξ|. Außerdem gilt

|f(x)f(x+πξ)|dx2|f(x)|dx.

Nach dem Satz von der majorisierten Konvergenz konvergiert |f^(ξ)| also für |ξ| gegen 0.

Die Annahme der Stetigkeit von f kann auf Grund eines Dichtheitsarguments fallen gelassen werden. In der Tat liegen die absolut integrablen stetigen Funktionen dicht in L1(). Für jedes ε>0 und jede Funktion fL1() existiert also eine stetige Funktion gL1(), sodass fgL1<ε gilt. Aufgrund der Eigenschaften der Fourier-Transformation folgt, dass dann auch supξ|f^(ξ)g^(ξ)|<ε2π gilt. Wie vorher gezeigt, verschwindet g^(ξ) für |ξ|, und da ε beliebig gewählt werden kann, folgt die gleiche Aussage für f.

Verallgemeinerungen

Funktionen mehrerer Veränderlicher

Das Lemma von Riemann-Lebesgue lässt sich auf Funktionen f:n verallgemeinern:

Es sei f:n eine integrable Funktion, das heißt

 |f(x1,,xn)|dx1dxn<.

Ist f^:n die Fourier-Transformierte

f^(ξ1,,ξn)=1(2π)n/2f(x1,,xn)eix1ξ1ixnξndx1dxn,

so gilt |f^(ξ1,,ξn)|0 für (ξ1,,ξn).[3]

Dabei ist irgendeine Norm auf dem n, zum Beispiel die euklidische Norm.

Banachalgebren

Die Menge der integrablen Funktionen, das heißt die Menge der L1-Funktionen, bildet mit der Faltung als Multiplikation und der 1-Norm eine Banachalgebra. In der harmonischen Analyse zeigt man, dass die Fourier-Transformation ein Spezialfall der abstrakten Gelfand-Transformation wird. Das Lemma von Riemann-Lebesgue folgt dann aus der Tatsache, dass die Gelfand-Transformation in den Raum der C0-Funktionen abbildet und der Gelfand-Raum von L1(n) mit n identifiziert werden kann. Gleichzeitig wird dadurch das Lemma von Riemann-Lebesgue auf lokalkompakte abelsche Gruppen verallgemeinert.[4]

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 M. J. Lighthill: Einführung in die Theorie der Fourier-Analysis und der verallgemeinerten Funktionen, BI-Hochschultaschenbücher (1966), Band 139, ISBN 3-411-00139-9, Kapitel 4: Das Riemann-Lebesgue'sche Lemma
  2. Richard V. Kadison, John R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras I. Elementary Theory, Academic Press, New York (1983), ISBN 0-12-393301-3, Korollar 3.2.28 (iii)
  3. Hitoshi Kumano-go: Pseudo-differential Operators, MIT Press, Cambridge, Massachusetts (1982), ISBN 0-262-11080-6, Kapitel 1, §4, Theorem 4.1
  4. Walter Rudin: Fourier Analysis on Groups, 1962, Kapitel 1.2.3: The Fourier Transform