Glatter Raum

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Glatte normierte Räume werden im mathematischen Teilgebiet der Funktionalanalysis untersucht. Es handelt sich um normierte Räume, deren Norm eine gewisse Glattheitseigenschaft hat.

Definitionen

Es sei (X,) ein normierter Raum, BX:={xX;x1} sei die Einheitskugel und SX:={xX;x=1} ihr Rand, die sogenannte Einheitssphäre. Nach dem Satz von Hahn-Banach gibt es zu jedem xSX ein stetiges, lineares Funktional fxX* mit fx=1 und fx(x)=1.

Dieses Funktional fx definiert die Hyperebene {yX;fx(y)=1}, die BX in x schneidet und keinen Punkt aus dem Inneren der Einheitskugel enthält. Eine solche Hyperebene nennt man eine Stützhyperebene an x, das Funktional fx heißt Stützfunktional an x. Stellt man sich eine Hyperebene als lineare Approximation der Kugeloberfläche vor, so liegt es nahe, einen Punkt xSX einen Glattheitspunkt zu nennen, wenn es genau eine Stützhyperebene an x gibt, das heißt, wenn es genau ein fxX* gibt mit fx=1 und fx(x)=1.

Ein normierter Raum heißt glatt, wenn jeder Punkt der Einheitssphäre ein Glattheitspunkt ist. Die Einheitskugel eines glatten Raums ist damit eine glatte konvexe Menge.

Stützabbildung

Man nennt eine Abbildung f:X{0}X*{0},xfx, eine Stützabbildung, falls folgendes gilt:[1]

  • Aus x=1 folgt fx=fx(x)=1
  • Für λ>0 und xX{0} gilt fλx=λfx.

Definitionsgemäß gibt es in einem glatten Raum genau eine Stützabbildung, man kann also von der Stützabbildung eines glatten Raums sprechen. Man kann zeigen, dass diese norm-schwach*-stetig ist, das heißt stetig, wenn man auf X{0} die Normtopologie und auf X*{0} die schwach-*-Topologie betrachtet.

Beispiele

Die euklidische Norm links ist glatt, die Maximumsnorm rechts nicht.

Zweidimensionaler Raum

Glattheit hängt von der Norm ab und kann beim Übergang zu einer äquivalenten Norm verloren gehen. Das zeigt sich schon am Beispiel des zweidimensionalen Raums 2. Versieht man den zweidimensionalen Raum mit der euklidischen Norm .2, so ist die Einheitssphäre ein Kreis und jeder Punkt hat genau eine Stützhyperebene, nämlich die Tangente an diesem Punkt, das heißt (2,.2) ist glatt. Betrachtet man auf dem 2 die Maximumsnorm ., so ist die „Einheitskugel“ ein Quadrat. An jeder Ecke des Quadrates gibt es unendlich viele Stützhyperebenen, alle anderen Punkte sind Glattheitspunkte. Damit ein Raum glatt ist, muss aber jeder Punkt der Einheitssphäre ein Glattheitspunkt sein, das heißt (2,.) ist nicht glatt. Da die euklidische Norm und die Maximumsnorm auf dem 2 äquivalent sind, sieht man an diesem Beispiel, dass die Glattheit beim Übergang zu einer äquivalenten Norm verloren gehen kann.

Weitere Beispiele

Charakterisierungen

Folgende Aussage über einen normierten Raum (X,) sind äquivalent:

  • (X,) ist glatt.
  • Die Norm auf SX ist Gâteaux-differenzierbar, das heißt für jedes xSX und yX existiert limt0x+ty1t.[2]
  • Jede Stützabbildung des Raums ist norm-schwach*-stetig.
  • Es gibt eine norm-schwach*-stetige Stützabbildung.[3]
  • Für jedes xSX und jede Folge (φn)n in SX* mit φn(x)1 folgt, dass (φn)n schwach*-konvergiert.[4]
  • Jeder zwei-dimensionale Unterraum ist glatt.[5]
  • Die Orthogonalität ist rechts-additiv, das heißt aus xy und xz folgt x(y+z).[6]

Dualität

Über die Dualität besteht ein enger Zusammenhang zur strikten Konvexität.[7][8]

  • Ein normierter Raum (X,) ist glatt, falls sein Dualraum strikt konvex ist.
  • Ein normierter Raum (X,) ist strikt konvex, falls sein Dualraum glatt ist.

Die Umkehrungen gelten im Allgemeinen nicht.

Renormierbarkeit

Da die Glattheit beim Übergang zu einer äquivalenten Norm verloren gehen kann, stellt sich in natürlicher Weise die Frage, zu welchen normierten Räumen es äquivalente, glatte Normen gibt, die also durch Übergang zu einer äquivalenten Norm glatt werden. Solche Räume nennt man glatt renormierbar.

Reflexive Räume sind strikt konvex renormierbar und daher wegen obiger Dualitätseigenschaften auch glatt renormierbar, sogar glatt und gleichzeitig strikt konvex renormierbar. Das gilt allgemeiner für schwach kompakt erzeugte Räume.[9]

ist nicht glatt renormierbar.[10]

Einzelnachweise

  1. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 2, §1
  2. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Korollar 5.4.18
  3. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 2, §1, Theorem 1, punktweise für Banachräume formuliert
  4. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Theorem 5.4.19
  5. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Satz 5.4.21
  6. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 2, §1, Theorem 4, für Banachräume formuliert
  7. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 2, §1, Theorem 2, für Banachräume formuliert
  8. Robert E. Megginson: An Introduction to Banach Space Theory. Springer-Verlag, 1998, ISBN 0-387-98431-3, Sätze 5.4.5, 5.4.6
  9. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 5, §2, Korollar 2 zu Theorem 2
  10. Joseph Diestel: Geometry of Banach Spaces – Selected Topics, Lecture Notes in Mathematics 485, Springer-Verlag (1975), ISBN 3-540-07402-3, Kapitel 4, §5, Satz 2