Diskriminante

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Vorlage:Begriffsklärungshinweis

Die Diskriminante (Vorlage:LaS = unterscheiden) ist ein Rechenausdruck, der Aussagen über Zahl und Art der Lösungen einer algebraischen Gleichung ermöglicht. Am bekanntesten ist die Diskriminante einer quadratischen Gleichung.

Diskriminante einer quadratischen Gleichung

Die Lösungen (Wurzeln) einer quadratischen Gleichung ax2+bx+c=0 mit reellen Koeffizienten a0, b und c lassen sich mit der Mitternachtsformel

x1,2=b±b24ac2a

berechnen. Die Anzahl der reellen Lösungen hängt vom Term unter der Wurzel ab.

Dieser Ausdruck

b24ac

heißt die Diskriminante der quadratischen Gleichung ax2+bx+c=0 und wird im Folgenden mit D bezeichnet.

  • Für D>0 hat die Quadratwurzel in der Lösungsformel einen positiven Wert, sodass es zwei verschiedene reelle Lösungen x1 und x2 gibt.
  • Für D=0 hat die Quadratwurzel den Wert 0. Da es keinen Unterschied macht, ob man 0 addiert oder subtrahiert, gibt es trotz des Plus-Minus-Zeichens genau eine reelle Lösung (der Vielfachheit 2).
  • Für D<0 existiert die Quadratwurzel der Lösungsformel im Körper der reellen Zahlen () nicht. Es existiert also keine reelle Lösung. Anders sieht die Situation aus, wenn man den Körper der komplexen Zahlen zugrunde legt. In diesem Fall gibt es zwei (nicht-reelle) Lösungen, die zueinander konjugiert komplex sind.

Motivation des allgemeinen Diskriminanten-Begriffs

Es sei pn=anxn+an1xn1++a1x+a0[x] ein Polynom mit den Nullstellen x1,x2,,xn (die Existenz dieser Nullstellen garantiert der Fundamentalsatz der Algebra), von denen einige möglicherweise komplex sind. Der Ausdruck

(x1x2)(x1x3)(x2x3)(x2x4)(x3x4)(xn1xn)=i<j(xixj),

der aus (n2) Faktoren besteht (ein Faktor für jedes Nullstellenpaar) und Differenzprodukt[1] genannt wird, verschwindet genau dann, wenn (mindestens) eine Nullstelle mehrfach auftritt. Der Ausdruck ist nicht symmetrisch in den Nullstellen, d. h., dass sich sein Wert möglicherweise verändert, wenn man die Nullstellen umnummeriert. Die Symmetrie kann man erzwingen, indem man alle Faktoren quadriert:

Dn=an2n2(x1x2)2(x1x3)2(x2x3)2(x2x4)2(x3x4)2(xn1xn)2.

Dieser Ausdruck Dn ist ein homogenes symmetrisches Polynom vom Grad (oder „Gewicht“) n(n1) in den n Variablen xi. Man nennt ihn die Diskriminante des Polynoms pn. (Die Bedeutung des Normierungstermes an2n2 wird weiter unten erläutert.)

Beispiele

Quadratisches Polynom

Ein allgemeines Polynom vom Grad 2 hat die Form p2=ax2+bx+c mit a0. Seine Diskriminante ist D2=a2(x1x2)2=a2(x12+x222x1x2).

Mit dem Satz von Vieta und quadratischer Ergänzung lässt sie sich umformen in: D2=a2((x1+x2)24x1x2)=a2((ba)24ca)=b24ac.

Das quadratische Polynom p2 hat also genau dann eine doppelte Nullstelle, wenn b24ac=0 gilt.

Kubisches Polynom

Ein allgemeines Polynom vom Grad 3 hat die Form p3=ax3+bx2+cx+d mit a0. Seine Diskriminante ist D3=a4(x1x2)2(x1x3)2(x2x3)2.

Mit dem Satz von Vieta lässt sie sich (mit aufwendiger Rechnung) umformen in

D3=b2c24ac34b3d+18abcd27a2d2.

Dieser Ausdruck ist unhandlich und lässt sich schwer merken. Bringt man durch eine ähnliche Ergänzung wie bei quadratischer Ergänzung das Polynom auf die Form x3+cx+d (oder setzt man a=1 und Vorlage:Nowrap so ergibt sich die leichter zu merkende Formel: D3=4c327d2.

Berücksichtigt man, dass sich jede kubische Gleichung ax3+bx2+cx+d=0 nach Division durch a und anschließender Substitution y=x+b3a auf eine Gleichung der Form y3+3py+2q=0 bringen lässt, so erhält man eine besser merkbare Formel für die Diskriminante: D3=108a4(p3+q2).

Ein reduziertes kubisches Polynom p3=y3+3py+2q besitzt also genau dann eine mehrfache Nullstelle, wenn p3+q2=0 gilt. In Schulbüchern wird häufig dieser Ausdruck als Diskriminante bezeichnet, der Faktor 108a4 wird also ignoriert.

Polynome höheren Grades

Das oben beschriebene Verfahren funktioniert für Polynome beliebigen Grades. Aus der Theorie der symmetrischen Polynome und dem Satz von Vieta folgt, dass der Ausdruck

Dn=an2n2(x1x2)2(x1x3)2(x2x3)2(x2x4)2(x3x4)2(xn1xn)2

stets auf eine eindeutige Art als (polynomiale) Funktion der Koeffizienten des Polynoms pn dargestellt werden kann.

Bemerkungen zum Vorzeichen der Diskriminante

  • Sind alle Nullstellen eines Polynoms reell, so ist die Diskriminante D0. Das folgt sofort aus der Definition.
  • Für quadratische und kubische Polynome gilt auch die Umkehrung: Ist D0, so sind alle Nullstellen reell.
  • Das Polynom p4=x4+4 besitzt die vier Nullstellen 1+i, 1i, 1+i und 1i. Die Diskriminante hat den Wert 16384, ist also positiv. Dennoch sind die Nullstellen nicht reell.

Normierungsfaktor

In der oben verwendeten Definition tritt der Faktor an2n2 auf. Er bewirkt, dass beim Verwenden des Satzes von Vieta die Nenner verschwinden, dass also die Diskriminante als Polynom in den Koeffizienten a0,a1,,an erscheint. Je nach Kontext und Verwendungszweck der Diskriminante wird die Definition leicht abgeändert:

  1. Anstelle von an2n2 wird der Faktor (1)n(n1)/2an2n2 gesetzt.
  2. Anstelle von an2n2 wird der Faktor (1)n(n1)/2an2n1 gesetzt.
  3. Anstelle von an2n2 wird der Faktor an2n1 gesetzt.
  4. Der Faktor an2n2 wird weggelassen.

Bei den ersten beiden Varianten ist Vorsicht geboten mit Aussagen, wie sie im Abschnitt „Bemerkungen zum Vorzeichen der Diskriminante“ gemacht werden, weil ihr Normierungsfaktor (schon im quadratischen Falle) das Vorzeichen der Diskriminante umkehrt. Dies gilt auch für Variante 3, sobald nur der Koeffizient an negativ ist.

Allgemeine Definition

Sei f=f0+f1X++fnXnR[X] ein univariates Polynom (also ein Polynom in einer Unbekannten) über einem kommutativen unitären Ring. Die Diskriminante von f ist definiert als die um fn reduzierte Resultante von f mit seiner Ableitung f:

fnDisk(f)=(1)n(n1)2Res(f,f).

Die Diskriminante wird auch mit dem Symbol Δ(f) bezeichnet.

Ist R=K ein Körper und fn=1, so gilt wie oben

Disk(f)=i<j(xixj)2;

dabei seien x1,,xn die Nullstellen von f in einem algebraischen Abschluss von K oder einem Zerfällungskörper von f über K.

Hinweis: Oft wird die Diskriminante ohne den zusätzlichen Faktor (1)n(n1)2 definiert; der entsprechende Vorfaktor ist dann in der oben angegebenen Formel zur Berechnung der Diskriminante aus den Nullstellen zu ergänzen.

Bemerkung

Ausgeschrieben ist die Resultante eines Polynoms f(x)=f0+f1x++fnxn mit seiner Ableitung f(x)=f1++nfnxn1 gleich der Determinante der (2n1)×(2n1)-Matrix.

(fnfn1f1f0000fnfn1f1f000000fnfn1f1f0nfn(n1)fn11f10000nfn(n1)fn11f100000nfn(n1)fn11f100000nfn(n1)fn11f1).

Da die erste Spalte aus Vielfachen von fn besteht, kann dieses als Faktor von der Determinante abgespalten werden.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. B.L. van der Waerden, Algebra I, Heidelberger Taschenbücher Band 12, Springer Verlag, 1971, S. 192.