Bruhat-Zerlegung

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Die Bruhat-Zerlegung ist eine fundamentale Methode aus der Theorie der algebraischen Gruppen. Sie verallgemeinert die aus dem Gaußschen Eliminationsverfahren bekannte Tatsache, dass jede Matrix als Produkt einer oberen und unteren Dreiecksmatrix zerlegt werden kann. Benannt ist die Methode nach François Bruhat.

Bruhat-Zerlegung

Es sei G eine zusammenhängende reduktive algebraische Gruppe über einem algebraisch abgeschlossenen Körper K, B eine Borel-Untergruppe und W die Weyl-Gruppe von G.

Dann hat man eine als Bruhat-Zerlegung bezeichnete Zerlegung

G=BWB:=wWBwB

von G als disjunkte Vereinigung von Doppelnebenklassen von B parametrisiert durch die Elemente der Weyl-Gruppe W.

Projektive Geometrie

Die Doppelnebenklassen BG/B entsprechen den Nebenklassen G(G/B×G/B). Aus der Bruhat-Zerlegung folgt also, dass die Weyl-Gruppe die Paare von Elementen der Fahnenvarietät modulo der Wirkung von G parametrisiert.

Im Fall der projektiven linearen Gruppe PGL(n,K) ist G/B die Fahnenmannigfaltigkeit und aus der Bruhat-Zerlegung folgt also, dass es modulo der Wirkung von PGL(n,K) genau n! Paare vollständiger Fahnen gibt.

Beispiel

Sei G=PGL(2,) die projektive lineare Gruppe der komplexen 2×2-Matrizen. Dann besteht die Weyl-Gruppe aus zwei Elementen, die durch die Matrizen E=(1001) und w0=(0110) repräsentiert werden. Jede 2×2-Matrix ist also ein Vielfaches einer Matrix, die entweder von der Form LR oder von der Form Lw0R jeweils mit Dreiecksmatrizen L,R ist. Wegen G/B=P1=2{0}/* ist dann jedes Paar ([v],[w])P1×P1 entweder im PGL(2,)-Orbit von ([e1],[e1]) oder von ([e1],[e2]), wobei der erste Fall genau dann eintritt, wenn w=λv mit λ ist.

Generische Matrizen

Generische Elemente in algebraischen Gruppen

Ein Element gG heißt generisch, wenn seine Bruhat-Zerlegung von der Form

g=b1w0b2

mit b1,b2B beliebig und w0 dem längsten Element in der Weyl-Gruppe W ist.

Generische Elemente in GL(n,C)

Eine (reelle oder komplexe) n×n-Matrix A=(aij)i,j=1,,n ist generisch, wenn für alle k=1,,n die Minoren det(A{k,,n},{1,,nk+1}) die Bedingung

det(A{k,,n},{1,,nk+1})0

erfüllen.

Normalform generischer Matrizen

Jede generische Matrix AGL(n,) lässt sich auf eindeutige Weise als

A=xqy1

mit oberen Dreiecksmatrizen x,y und einer Antidiagonalmatrix q zerlegen. Die Einträge von x,y und q sind gegeben durch

qn,1=an,1
qnj+1,j=(1)j1det(A{nj+1,,n}{1,,j})det(A{nj+2,,n}{1,j1})     für 1<jn
xij=detA{i,j+1,,n}{1,nj+1})detA{j,n}{1,nj+1})     für j>i
yij=(1)i+jdet(A{nj+2,n}{1,i^,,j})det(A{nj+2,n}{1,j1})     für j>i,

wobei die Hütchennotation i^ für das Streichen der i-ten Zeile bzw. Spalte steht.[1]

Literatur

  • Armand Borel. Linear Algebraic Groups (2nd ed.). New York: Springer-Verlag, 1991. ISBN 0-387-97370-2.
  • Nicolas Bourbaki, Lie Groups and Lie Algebras: Chapters 4-6 (Elements of Mathematics), Springer-Verlag, 2008. ISBN 3-540-42650-7

Einzelnachweise

  1. Kapitel 9 in: S. Garoufalidis, D. Thurston, C. Zickert, The complex volume of SL(n,C)-representations of 3-manifolds, Duke Math. J., Volume 164, Number 11 (2015), 2099–2160. online (ArXiv)