Algebraische Gruppe

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Der mathematische Begriff der algebraischen Gruppe stellt die Synthese aus Gruppentheorie und algebraischer Geometrie dar. Ein zentrales Beispiel ist die Gruppe der invertierbaren n×n-Matrizen.

Definition

Eine algebraische Gruppe ist ein Gruppenobjekt in der Kategorie der algebraischen Varietäten über einem festen Körper k, d. h. eine algebraische Varietät G über k zusammen mit

  • einem Morphismus m:G×GG (Multiplikation)
  • einem Morphismus i:GG (inverses Element)
  • und einem ausgezeichneten Punkt eG(k) (neutrales Element),

so dass die folgenden Bedingungen erfüllt sind:

  • Assoziativgesetz: m(m×idG)=m(idG×m);
  • neutrales Element: m(idG×e)=idG=m(e×idG);
  • inverses Element: m(i×idG)ΔG=eξ=m(idG×i)ΔG; dabei ist ΔG:GG×G die Inklusion der Diagonale (g(g,g)) und ξ:GSpec(k) der Strukturmorphismus.

Diese Bedingungen sind äquivalent zu der Forderung, dass (m,i,e) für jedes k-Schema T auf der Menge G(T) der T-wertigen Punkte die Struktur einer (gewöhnlichen) Gruppe definieren.

Beispiele

  • Die additive Gruppe 𝔾a: 𝔾a(T)=Γ(T,𝒪T) mit der Addition als Gruppenstruktur. Insbesondere für T=k ist 𝔾a(k)=(k,+) die affine Gerade 𝔸1(k) mit der Addition.
  • Die multiplikative Gruppe 𝔾m: 𝔾m(T)=Γ(T,𝒪T×) mit der Multiplikation als Gruppenstruktur. Insbesondere für T=k ist 𝔾m(k)=(k×,) die offene Teilmenge 𝔸1(k){0} mit der Multiplikation.
  • Die allgemeine lineare Gruppe GLn: GLn(T)=GLn(Γ(T,𝒪T)); dabei bezeichnet die rechte Seite die Gruppe der invertierbaren n×n-Matrizen mit Einträgen im Ring Γ(T,𝒪T). GL1 kann mit 𝔾m identifiziert werden.
  • Der Kern eines Morphismus f:GH algebraischer Gruppen ist wieder eine algebraische Gruppe. Zum Beispiel ist SLn(T)=ker(det:GLn𝔾m) eine algebraische Gruppe.
  • Elliptische Kurven oder allgemeiner abelsche Varietäten.
  • Zariski-abgeschlossene Untergruppen algebraischer Gruppen sind wieder algebraische Gruppen. Zariski-abgeschlossene Untergruppen von GLn werden als lineare algebraische Gruppen bezeichnet. Wenn eine algebraische Gruppe eine affine Varietät ist, dann ist sie eine lineare algebraische Gruppe.
  • Unipotente algebraische Gruppen.

Satz von Chevalley

Jede algebraische Gruppe über einem perfekten Körper ist auf eindeutige Weise eine Erweiterung einer abelschen Varietät durch eine lineare algebraische Gruppe.[1] Das heißt, zu jeder algebraischen Gruppe G gibt es eine maximale lineare algebraische Untergruppe Gaff, diese ist normal und der Quotient A(G):=G/Gaff ist eine abelsche Varietät:

0GaffGA(G)0.

Die Abbildung GA(G) ist die Albanese-Abbildung.

Einzelnachweise

  1. Conrad: Satz von Chevalley (PDF-Datei; 233 kB)

Literatur

  • James E. Humphreys: Linear Algebraic Groups. Springer, New York 1975, ISBN 3-540-90108-6.
  • Armand Borel: Linear Algebraic Groups. 2. Auflage, Springer, New York 1991, ISBN 3-540-97370-2.
  • Tonny A. Springer: Linear Algebraic Groups. 2. Auflage, Birkhäuser, Boston 1998, ISBN 3-7643-4021-5.
  • Ina Kersten: Lineare algebraische Gruppen. Universitätsverlag Göttingen, 2007, (PDF; 1,4 MB).