Wishart-Verteilung

Aus testwiki
Version vom 12. März 2025, 22:06 Uhr von imported>Okoska-törp (growthexperiments-addlink-summary-summary:2|0|0)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Gesicht ab Schulterblatt von vorn in schwarzweiß.
Namensgeber der Wishart-Verteilung - John Wishart (1898-1856)

Die Wishart-Verteilung ist eine Wahrscheinlichkeitsverteilung und zwar die matrixvariate Entsprechung der χ2-Verteilung. Sie wurde nach dem schottischen Statistiker John Wishart benannt.

Die Wishart-Verteilung spielt eine zentrale Rolle in der Theorie der Zufallsmatrizen und in der multivariaten Statistik.

Wishart Ensemble

In der Theorie der Zufallsmatrizen bezeichnet das Wishart Ensemble den Raum der Wishart-Matrizen. Analog zu Dysons β-Gaußschem Ensemble spricht man auch vom β-Wishart Ensemble für (reell) Wishart, komplex Wishart und Quaternion Wishart. Häufig verwendet man aber auch die technische Bezeichnung Laguerre, somit erhält man die β-Ensembles LOE, LUE und LSE, benannt nach der Invarianz des Maßes unter der entsprechenden kompakten Lie-Gruppen-Konjugation.

Definition

Formale Definition

Sei M eine m×m-Zufallsmatrix. Das Wahrscheinlichkeitsmaß[1]

Wm(n,Σ):=1𝒲n,m,Σ(detM)(nm1)/2e12tr(Σ1M)dM,

wobei

𝒲n,m,Σ:=2nm/2Γm(n/2)(detΣ)n/2,

definiert die zentrierte Wishart-Verteilung mit nm Freiheitsgraden auf dem Raum der symmetrischen positiv definiten Matrizen (xTMx>0).

Mit Γm(n/2) bezeichnet man die multivariate Gammafunktion:

Γm(n2)=πm(m1)/4j=1mΓ(n2j12).

Eine Zufallsmatrix MWm(n,Σ) nennt man zentrierte Wishart-Matrix.

Im Fall n<m erhält man singuläre Wishart-Matrizen.[2]

Einleitung

Sei X eine m×n-dimensionale Zufallsmatrix, die der zentrierten matrixvariaten Normalverteilung 𝒩n,m(0,Σ,Id) folgt. Dann ist

W=XX

Wishart-verteilt. Das heißt, eine m×m-Wishart-Matrix besteht aus 12m(m+1) sich nicht wiederholenden Elementen. Falls 𝔼[X]=0n,m, spricht man von einer zentrierten Wishart-Matrix.

Wenn allerdings X nicht zentriert ist, d. h. X𝒩n,m(μ,Σ,Id), dann spricht man von einer nicht-zentrierten Wishart-Matrix, geschrieben MWm(n,Σ,M) (siehe Abschnitt Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung). Explizite Formeln sind für diese Matrix in hoher Dimension äußerst kompliziert. Man kann jedoch die charakteristische Funktion angeben.[3]

Falls X einer komplexen matrixvariaten Normalverteilung folgt, dann ist W komplex Wishart-verteilt.

Eigenwertdichte

Sei MWm(n,Σ) und λ1λ2λm die geordneten Eigenwerte. Weiter sei dQ das normalisierte Haarsche Maß über der orthogonalen Gruppe 𝕆m und Λ=diag(λ1,,λm), dann ist die Eigenwertdichte[4]

m,n(λ1,,λm)=Cm,n1(detΣ)n/2iλinm12i<j(λiλj)𝕆me12tr(Σ1QΛQt)dQ,

wobei Cm,n:=πm2/22mn/2Γm(m/2)Γm(n/2).

Für das Integral über der orthogonalen Gruppe gibt es keine bekannte geschlossene Formel. Allerdings kann man mit Hilfe der Theorie der zonalen Polynome eine unendliche Reihenentwicklung für das Integral finden.

Für komplexe Wishart-Matrizen geht das Integral über die unitäre Gruppe 𝕌m, welches man mittels dem Harish-Chandra-Itzykson-Zuber-Integral berechnen kann.

det(Σ) wird auch als verallgemeinerte Varianz bezeichnet.

Nicht-zentrierte Wishart-Verteilung

Eine symmetrische positive p×p-Zufallsmatrix M folgt der nicht-zentrierten Wishart-Verteilung, geschrieben MWp(n,Σ,Ξ), falls sie folgende Wahrscheinlichkeitsdichte besitzt:[5]

Für M>0, np gilt

f(M)={212npΓp(12n)det(Σ)12n}1exp(tr(12Ξ))exp(tr(12Σ1M))det(M)12(np1)0F1(12n;14ΞΣ1M),

wobei 0F1 die verallgemeinerte hypergeometrische Funktion mit Matrizen-Argument ist.

Wishart-Prozess

Der Wishart-Prozess bzw. dessen Eigenwertprozess ist das Analogon zu Dysons brownscher Bewegung für Kovarianzmatrizen. Sei Sn+ der Raum der semidefiniten reellen n×n-Matrizen, S0Sn+ und Bt eine n×n-Matrix-Brownsche-Bewegung. Weiter sei QGLn() und MMatn() sowie α>n1 ein Parameter. Der Wishart-Prozess ist die starke Lösung folgender stochastischen Differentialgleichung:[6]

dSt=StdBtQ+QTdBtTSt+(MSt+StMT+αQQT)dt,t0

Betrachtet man das Wishartsche unitäre Ensemble, so wird der Prozess auch häufig Laguerre-Prozess genannt.

Finanzmodelle mit multivariater wishartschen stochastischen Volatilität haben mehr Flexibilität als das klassische Black-Scholes-Modell.

Asymptotisches Spektralmaß

Für unendlich große Standard-Wishart-Matrizen (sowie auch für allgemeinere Formen) gilt für die Eigenwerte das Marchenko-Pastur-Gesetz.

Marchenko-Pastur-Gesetz

Sei MmWm(n,Idm), M=Mm/n und m,n, so dass m/nα(0,), dann konvergiert das empirische Spektralmaß von M auf [λ,λ+]:=[(1α)2,(1+α)2] schwach nach[7]

mpα(dx,ω):=(11α)+δ0+(xλ)(λ+x)2πxα1x[λ,λ+]dxfast sicher.

Tracy-Widom-Gesetz

Vorlage:Hauptartikel Der größte Eigenwert einer normalisierten Wishart-Matrix folgt dem Tracy-Widom-Gesetz.

Eigenschaften

Die Wishart-Verteilung hat folgende Eigenschaften:[8]

  1. Sei MWm(n,Σ) und C eine q×m-Matrix mit Rang q, dann gilt CMCtWm(n,CΣCt).
  2. Aus (1.) folgt somit Σ12MΣ12Wm(n,Idm).
  3. Seien (Mi)Wm(ni,Σ) k unabhängige Wishart-Matrizen. Dann ist M=i=1kMiWm(n1++nk,Σ) (Reproduktivität).
  4. Sei MWm(n,Σ), dann 𝔼[Wm]=nΣ.

Für nicht-zentralisierte Wishart-Matrizen gilt

  1. Seien MiWm(ni,Σ,Ξi) und i=1,,k und unabhängig, dann ist M=i=1kMiWm(i=1kni,Σ,i=1kΞi) (Reproduktivität).

Herleitung

Seien X1,,Xm𝒩(0,1) (standardnormalverteilte Zufallsvariablen). Summiert man die Quadrate der Xi, erhält man eine Chi-Quadrat-verteilte Zufallsvariable mit m Freiheitsgraden:

Y=i=1mXi2χ2(m)

Diese Summe lässt sich aber auch als das Produkt eines m-variaten Zufallsvektors mit seiner Transponierten auffassen:

Y=ZZ,

wobei Z=(X1,,Xm)𝒩m(0,Σ).

Hat man nun n unabhängige Zufallsvektoren Z1,,Zn𝒩m(0,Σ), fasst man diese in einer m×n-Zufallsmatrix zusammen:

𝐗=(||||Z1Z2Zn||||)=(Z1(1)Z1(2)Z1(n)Z2(1)Z2(2)Z2(n)Zm(1)Zm(2)Zm(n)).

Multipliziert man 𝐗 mit ihrer Transponierten, erhält man eine (symmetrische) m×m-Zufallsmatrix, die der Wishart-Verteilung mit n Freiheitsgraden folgt:

W=𝐗𝐗=i=1nZiZi

mit WWm(n,Σ).

Erläuterungen

Betrachte n=10 Observationen mit 2 Parametern Z1,Z2,,Z10𝒩2(0,Σ). Sei Z1=(z1(1),z2(1)),Z2=(z1(2),z2(2)),,Z10=(z1(10),z2(10)), dann ist

W=i=110ZiZi=((z1(1))2z1(1)z2(1)z1(1)z2(1)(z2(1))2)+((z1(2))2z1(2)z2(2)z1(2)z2(2)(z2(2))2)++((z1(10))2z1(10)z2(10)z1(10)z2(10)(z2(10))2)=((z1(1))2+(z1(2))2++(z1(10))2z1(1)z2(1)+z1(2)z2(2)++z1(10)z2(10)z1(1)z2(1)+z1(2)z2(2)++z1(10)z2(10)(z2(1))2+(z2(2))2++(z2(10))2).

Das heißt, die Wishart-Matrix ist in diesem Beispiel die Summe aus zehn verschiedenen Matrizen.

Statistisches Beispiel

Seien X1,,Xn i.i.d. p-dimensionale Zufallsvektoren mit Verteilung 𝒩p(μ,Σ). Definiere die Schätzfunktionen für den Erwartungswert und die Varianz

X=1ni=1nXi
S=1n1i=1n(XiX)(XiX)t

Dann gilt

(n1)SWp(n1,Σ).

Erläuterung

Das heißt, die unnormalisierte Kovarianzmatrix der Zufallsstichprobe aus einer multivariaten Normalverteilung folgt der Wishart-Verteilung. Für den Maximum-Likelihood-Schätzer für die Kovarianzmatrix gilt:

Σ^ML=(n1)nS

Literatur

Einzelnachweise

Vorlage:Navigationsleiste Wahrscheinlichkeitsverteilungen