Taylor-Formel

Aus testwiki
Version vom 12. Juni 2024, 20:38 Uhr von imported>Antonsusi (Mathfix mit AWB)
(Unterschied) ← Nächstältere Version | Aktuelle Version (Unterschied) | Nächstjüngere Version → (Unterschied)
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vorlage:Dieser Artikel

Die Taylor-Formel (auch Satz von Taylor) ist ein Resultat aus dem mathematischen Teilgebiet der Analysis. Sie ist benannt nach dem Mathematiker Brook Taylor. Man kann diese Formel verwenden, um Funktionen in der Umgebung eines Punktes durch Polynome, die sogenannten Taylorpolynome[1], anzunähern. Man spricht auch von der Taylor-Näherung. Die Taylor-Formel ist aufgrund ihrer relativ einfachen Anwendbarkeit und Nützlichkeit ein Hilfsmittel in vielen Ingenieur-, Sozial- und Naturwissenschaften geworden. So kann ein komplizierter analytischer Ausdruck durch ein Taylorpolynom geringen Grades (oftmals gut) angenähert werden, z. B. in der Physik oder bei der Ausgleichung geodätischer Netze. Die oft verwendete Kleinwinkelnäherung des Sinus ist eine nach dem ersten Glied abgebrochene Taylorreihe dieser Funktion.

Eng verwandt mit der Taylor-Formel ist die sogenannte Taylorreihe (Taylor-Entwicklung).

Motivation

Annäherung durch Tangente

Eine Näherung für eine differenzierbare Funktion f an einer Stelle a durch eine Gerade, also durch ein Polynom 1. Grades, ist gegeben durch die Tangente mit der Gleichung

T1f(x;a)=f(a)+f(a)(xa).

Sie lässt sich dadurch charakterisieren, dass an der Stelle x=a die Funktionswerte und die Werte der 1. Ableitung (= Steigung) von f(x) und T1f(x;a) übereinstimmen: f(a)=T1f(a;a),f(a)=T1f(a;a).

Wenn man den Rest R1f(x;a):=f(x)T1f(x;a) definiert, so gilt f(x)=T1f(x;a)+R1f(x;a). Die Funktion T1f(x;a) approximiert f in der Nähe der Stelle x=a in dem Sinne, dass für den Rest gilt

(1)limxaR1f(x;a)xa=limxaf(x)T1f(x;a)xa=limxaf(x)f(a)xaf(a)=0 (siehe bei der Definition der Ableitung).

Annäherung durch Schmiegparabel

Man kann vermuten, dass man für zweimal differenzierbares f eine noch bessere Näherung erhält, wenn man dazu ein quadratisches Polynom T2f(x;a) verwendet, von dem man verlangt, dass zusätzlich noch T2f(a;a)=f(a) gilt. Der Ansatz T2f(x;a)=a0+a1(xa)+a2(xa)2 führt durch Berechnung der Ableitungen auf a0=f(a),a1=f(a) und a2=12f(a), also

T2f(x;a)=f(a)+f(a)(xa)+12f(a)(xa)2.

Diese Näherungsfunktion bezeichnet man auch als Schmiegparabel.

Man definiert nun dazu den passenden Rest R2f(x;a):=f(x)T2f(x;a), sodass wieder f(x)=T2f(x;a)+R2f(x;a). Dann erhält man, dass die Schmiegparabel die gegebene Funktion bei x=a in der Tat besser approximiert, da nun (mit der Regel von de L’Hospital):

limxaR2f(x;a)(xa)2=limxaf(x)f(a)f(a)(xa)(xa)212f(a)=limxaf(x)f(a)2(xa)12f(a)=0

gilt.

Annäherung durch Polynome vom Grad n

Dieses Vorgehen lässt sich nun leicht auf Polynome n-ten Grades Tn(x) verallgemeinern: Hier soll gelten

Tnf(a;a)=f(a), Tnf(a;a)=f(a), , Tn(n)f(a;a)=f(n)(a).

Es ergibt sich

Tnf(x;a)=f(a)+f(a)1!(xa)+f(a)2!(xa)2++f(n)(a)n!(xa)n.

Mit der Regel von de L’Hospital finden wir außerdem:

limxaf(x)Tnf(x;a)(xa)n=limxaf(x)Tnf(x;a)n(xa)n1.

Daher ergibt sich mit vollständiger Induktion über n, dass für Rnf(x;a)=f(x)Tnf(x;a) gilt:

limxaRnf(x;a)(xa)n=0.

Qualitative Taylorformel

Ist f n-mal differenzierbar, so folgt sofort aus der obigen Betrachtung, dass

f(x)=Tnf(x;a)+Rnf(x;a)=Tnf(x;a)+o(|xa|n),xa,

wobei o für die Landau-Notation steht. Diese Formel nennt man „qualitative Taylorformel“.

Je näher x bei a liegt, desto besser approximiert also Tnf(x;a) (das sog. Taylorpolynom, siehe unten) an der Stelle x die Funktion f.

Definitionen und Satz

Im Folgenden wird die Taylor-Formel mit Integralrestglied vorgestellt. Die Taylor-Formel existiert auch in Varianten mit anderem Restglied; diese Formeln folgen jedoch aus der Taylor-Formel mit Integralrestglied. Sie stehen unten im Abschnitt Restgliedformeln.

Sei I ein Intervall und f:I eine (n+1)-mal stetig differenzierbare Funktion. In den folgenden Formeln stehen f,f,,f(k) für die erste, zweite, …, k-te Ableitung der Funktion f.

Taylorpolynom

Das n-te Taylorpolynom an der Entwicklungsstelle aI ist definiert durch:

Tnf(x;a)=k=0nf(k)(a)k!(xa)k=f(a)+f(a)1!(xa)+f(a)2!(xa)2++f(n)(a)n!(xa)n

Damit gehört es zu den Potenzreihen.

Integralrestglied

Das n-te Integralrestglied ist definiert durch:

Rnf(x;a)=ax(xt)nn!f(n+1)(t)dt

Satz (Taylorformel mit Integralrestglied)

Für alle a und x aus I gilt:

f(x)=Tnf(x;a)+Rnf(x;a)=k=0nf(k)(a)k!(xa)k+ax(xt)nn!f(n+1)(t)dt

Beweis

Der Beweis der Taylor-Formel mit Integralrestglied erfolgt durch vollständige Induktion über n.

Der Induktionsanfang n=0 entspricht dabei genau dem Fundamentalsatz der Analysis, angewendet auf die einmal stetig differenzierbare Funktion f:

f(x)=f(a)+axf(t)dt=T0f(x;a)+R0f(x;a)

Der Induktionsschritt nn+1 (es ist zu zeigen, dass die Formel stets auch für n+1 gilt, falls sie für ein n gilt) erfolgt durch partielle Integration. Für (n+2)-mal stetig differenzierbares f ergibt sich:

f(n+1)(a)(n+1)!(xa)n+1+Rn+1f(x;a)=f(n+1)(a)(n+1)!(xa)n+1+ax(xt)n+1(n+1)!f(n+2)(t)dt=f(n+1)(a)(n+1)!(xa)n+1+[(xt)n+1(n+1)!f(n+1)(t)]t=at=xax(xt)nn!f(n+1)(t)dt=(xa)n+1(n+1)!f(n+1)(a)(xa)n+1(n+1)!f(n+1)(a)+Rnf(x;a)=Rnf(x;a)

und somit

Tn+1f(x;a)+Rn+1f(x;a)=Tnf(x;a)+Rnf(x;a)=f(x).

Restgliedformeln

Es gibt außer der Integralformel noch andere Darstellungen des Restgliedes.

Schlömilch-Restglied und dessen Herleitung

Nach dem Mittelwertsatz der Integralrechnung ergibt sich für jede natürliche Zahl p mit 1pn+1, dass es ein ξ zwischen a und x gibt, sodass:

axf(n+1)(t)(xt)n+1pn!(xt)p1dt=f(n+1)(ξ)(xξ)n+1pn!ax(xt)p1dt=(xa)pp

Damit folgt die Schlömilchsche Restgliedform:

Rnf(x;a)=ax(xt)nn!f(n+1)(t)dt=f(n+1)(ξ)pn!(xξ)n+1p(xa)p

für ein ξ zwischen a und x.

Spezialfälle des Schlömilch-Restglieds

Ein Spezialfall, nämlich der mit p=1, ist die Form nach Cauchy:

Rnf(x;a)=f(n+1)(ξ)n!(xξ)n(xa)

für ein ξ zwischen a und x.

Im Spezialfall p=n+1 erhalten wir das Lagrangesche Restglied:

Rnf(x;a)=f(n+1)(ξ)(n+1)!(xa)n+1

für ein ξ zwischen a und x. Bei dieser Darstellung braucht die (n+1)-te Ableitung von f nicht stetig zu sein.

Peano-Restglied

Mit der Taylorformel mit Lagrange-Restglied erhält man für n-mal stetig differenzierbares f außerdem:

f(x)=Tn1f(x;a)+f(n)(ξ)n!(xa)n=Tnf(x;a)+f(n)(ξ)f(n)(a)n!(xa)n

Darum kann man als Restglied auch

Rnf(x;a)=f(n)(ξ)f(n)(a)n!(xa)n

verwenden, wobei f hier nur n-mal stetig differenzierbar sein muss. Dieses Restglied nennt man Peano-Restglied.

Weitere Darstellung

Setzt man Θ=ξaxa, das heißt ξ=a+Θ(xa), so erhält die Lagrangesche Darstellung die Form

Rnf(x;a)=f(n+1)(a+Θ(xa))(n+1)!(xa)n+1,

die Schlömilchsche

Rnf(x;a)=f(n+1)(a+Θ(xa))pn!(1Θ)n+1p(xa)n+1,

und die Cauchysche

Rnf(x;a)=f(n+1)(a+Θ(xa))n!(1Θ)n(xa)n+1

jeweils für ein Θ zwischen 0 und 1.

Restgliedabschätzung

Liegt das Intervall (ar,a+r) in I (der Definitionsbereich von f), kann man mit dem Restglied von Lagrange (siehe im Abschnitt Restgliedformeln) für alle x(ar,a+r) und wegen ξ zwischen a und x (und somit auch ξ(ar,a+r)) folgende Abschätzung herleiten:

|Rnf(x;a)|=|f(n+1)(ξ)(n+1)!(xa)n+1|supξ(ar,a+r)|f(n+1)(ξ)(n+1)!(xa)n+1|

Gilt |f(n+1)(x)|Mn für alle x(ar,a+r), so gilt daher für das Restglied die Abschätzung

x(ar,a+r):|Rnf(x;a)|Mn|xa|n+1(n+1)!Mnrn+1(n+1)!.

Restgliedabschätzungen sind nicht auf den „reellen Fall“ beschränkt. Ist D𝕂 (mit 𝕂{,}) konvex (für 𝕂= zum Beispiel ein Intervall und für 𝕂= ein konvexes Gebiet) mit aD, so existiert für jede n-mal stetig differenzierbare Abbildung f:D ein stetiges Restglied Rn(f,a):D, sodass[2]

f(x)=k=0nf(k)(x)k!(xa)k+Rn(f,a)(x),xD.

Das Restglied genügt für xD der Abschätzung

|Rn(f,a)(x)||xa|n(n1)!sup0<t<1|f(n)(a+t(xa))f(n)(a)|.

Näherungsformeln für Sinus und Kosinus

Eine Anwendung der Taylorformel sind Näherungsformeln, hier vorgestellt am Beispiel Sinus und Kosinus (wobei das Argument im Bogenmaß angegeben wird).

Für f(x)=sin(x) gilt f(x)=cos(x),f(x)=sin(x),f(x)=cos(x),f(x)=sin(x), also lautet das 4. Taylorpolynom der Sinusfunktion an der Entwicklungsstelle 0

T4sin(x;0)=f(0)+f(0)x+12f(0)x2+16f(0)x3+124f(0)x4=xx36.

Aus f(5)(x)=cos(x) ergibt sich für das Restglied von Lagrange R4sin(x;0)=f(5)(ξ)5!x5=cos(ξ)120x5 mit ξ zwischen 0 und x. Wegen |cos(ξ)|1 folgt die Restgliedabschätzung |T4sin(x;0)sin(x)||x|5120.

Liegt x zwischen π4 und π4, dann liegt die relative Abweichung |T4sin(x;0)sin(x)sin(x)| von T3sin(x;0) zu sin(x) bei unter 0,5 %.

Tatsächlich genügt für die Annäherung des Sinus auf diese Genauigkeit sogar schon das Taylorpolynom 3. Ordnung, da f(0)=0 für f(x)=sin(x), und daher T3sin(x;0)=T4sin(x;0). Daraus ergibt sich auch folgende weitere Abschätzung für drittes und viertes Taylorpolynom, die bei sehr großen x genauer ist:

|T4sin(x;0)sin(x)|x424

Die folgende Abbildung zeigt die Graphen einiger Taylorpolynome des Sinus um Entwicklungsstelle 0 für n=1,3,5,15. Der Graph zu n= gehört zur Taylorreihe, die mit der Sinusfunktion übereinstimmt.

Approximation des Sinus durch Taylorpolynome
Datei:Taylor-polynomial-sinus-n-0-40.gif
Approximation des Sinus durch Taylorpolynome T1sin(x;0) bis T40sin(x;0)

Das vierte Taylorpolynom T4cos(x;0) der Kosinusfunktion an der Entwicklungsstelle 0 hat im Horner-Schema diese Gestalt:

cos(x)T4cos(x;0)=(x2121)x22+1

Liegt x zwischen π4 und π4, dann liegt die relative Abweichung |T4cos(x;0)cos(x)cos(x)| bei unter 0,05 %.

Auch für Kotangens und Tangens kann man diese Formeln nutzen, denn es ist

tan(x)t(x)=T3sin(x;0)T4cos(x;0)

mit einer relativen Abweichung von unter 0,5 % für |x|<π4, und cot(x)1/t(x) mit derselben relativen Abweichung (dabei ist t kein Taylorpolynom des Tangens).

Braucht man eine noch höhere Genauigkeit für seine Näherungsformeln, dann kann man auf höhere Taylorpolynome zurückgreifen, die die Funktionen noch besser approximieren.

Taylor-Formel im Mehrdimensionalen

Vorlage:Siehe auch

Sei nun im Folgenden f:d eine n+1-mal stetig differenzierbare Funktion und x=(x1,,xd),a=(a1,,ad)d. Sei ferner F:, F(t)=f(a+th), wobei h=xa.

Sei ferner wie in der Multiindex-Notation Dα=|α|x1α1xdαd. Im folgenden Abschnitt wird die Multiindex-Notation verwendet, damit man sofort sieht, dass der mehrdimensionale Fall für d=1 tatsächlich dieselben Formeln ergibt wie der eindimensionale Fall.

Mehrdimensionales Taylorpolynom

Mit der mehrdimensionalen Kettenregel und Induktion erhält man, dass

F(n)(t)=|α|=n(nα)(xa)αDαf(a+th),

wobei (nα) der Multinomialkoeffizient ist, siehe auch Multinomialtheorem.

Stellt man F im Punkt 1 durch ein Taylorpolynom mit Entwicklungsstelle 0 dar, so erhält man durch diese Formel die Definition des mehrdimensionalen Taylorpolynoms von f an der Entwicklungsstelle a:

Tnf(x;a):=TnF(1;0)=|α|=0n(xa)αα!Dαf(a)

Hierbei hat man verwendet, dass (nα)1n!=1α!.

Schmiegquadrik

Das zweite Taylorpolynom einer skalarwertigen Funktion in mehr als einer Variable kann bis zur zweiten Ordnung kompakter geschrieben werden als:

T2f(x;a)=f(a)+f(a)T(xa)+12(xa)THf(a)(xa)

Dabei ist f(a) der Gradient und Hf(a) die Hesse-Matrix von f jeweils an der Stelle a.

Das zweite Taylorpolynom nennt man auch Schmiegquadrik.

Mehrdimensionales Integralrestglied

Ebenso definiert man das mehrdimensionale Restglied mithilfe der Multiindex-Notation:

Rnf(x;a):=RnF(1;0)=01(1t)nn!F(n+1)(t)dt=(n+1)01|α|=n+1(1t)n(xa)αα!Dαf(a+th)dt

Mehrdimensionale Taylor-Formel

Aus der eindimensionalen Taylor-Formel folgt, dass

F(1)=TnF(1;0)+RnF(1;0)

Nach der obigen Definition von F(t) erhält man daher:

f(x)=Tnf(x;a)+Rnf(x;a)

Mehrdimensionale Restgliedformeln

Man kann auch die eindimensionalen Nicht-Integral-Restgliedformeln mithilfe der Formel für F(n)(t) für den mehrdimensionalen Fall verallgemeinern.

Das Schlömilch-Restglied wird so zu

Rnf(x;a)=(n+1)(1θ)n+1pp|α|=n+1(xa)αDαf(a+θh)α!,

das Lagrange-Restglied zu

Rnf(x;a)=|α|=n+1(xa)αDαf(a+θh)α!,

und das Cauchy-Restglied zu

Rnf(x;a)=(n+1)(1θ)n|α|=n+1(xa)αDαf(a+θh)α!

für jeweils ein θ[0,1].

Qualitative Taylorformel

Nach der mehrdimensionalen Taylorformel ergibt sich mit dem Lagrange-Restglied:

f(x)Tn+1f(x;a)=(n+1)(|α|=n+1(xa)αDαf(a+θh)α!|α|=n+1(xa)αDαf(a)α!)

Wegen |xiai|xa erhalten wir ferner:

(n+1)||α|=n+1(xa)αDαf(a+θh)α!|α|=n+1(xa)αDαf(a)α!|(n+1)xan+1||α|=n+1Dαf(a+θh)Dαf(a)α!|0xa

Der letzte Teil geht gegen null, da die partiellen Ableitungen vom Grad n+1 nach Voraussetzung alle stetig sind und a+θh sich zwischen x und a befindet und somit auch nach a konvergiert, falls xa.

Wir erhalten folgende Abschätzung, welche „(mehrdimensionale) qualitative Taylorformel“ genannt wird:

f(x)=Tn+1f(x;a)+𝒪(xan+1)

für xa, wobei 𝒪 für die Landau-Notation steht.[3]

Beispiel

Es soll die Funktion

f:{(x1,x2)2, x2<1},(x1,x2)exp(x1x2)log(1x2)

um den Punkt a=(a1,a2)=(1,0)2 entwickelt werden.

Funktion (rot) und Taylorentwicklung (grün)

In diesem Beispiel soll die Funktion bis zum zweiten Grad entwickelt werden, d. h., man will ein Taylorpolynom zweiter Ordnung berechnen, also die sog. Schmiegquadrik. Es gilt also n=2. Wegen |α|n müssen, gemäß der Multiindexschreibweise, die Tupel (0,0), (1,0), (0,1), (2,0), (1,1) und (0,2) berücksichtigt werden. Dabei gilt wegen des Satzes von Schwarz, dass

2fx1x2(a)=2fx2x1(a).

Die partiellen Ableitungen der Funktion lauten:

fx1(a)=[exp(x1x2)log(1x2)]x=(1,0)=0
fx2(a)=[exp(x1x2)(log(1x2)+11x2)]x=(1,0)=e
2fx12(a)=[exp(x1x2)log(1x2)]x=(1,0)=0
2fx1x2(a)=2fx2x1(a)=[exp(x1x2)(log(1x2)+11x2)]x=(1,0)=e
2fx22(a)=[exp(x1x2)(log(1x2)+21x21(1x2)2)]x=(1,0)=e

Es folgt mit der mehrdimensionalen Taylor-Formel:

f(x)f(a)+11!fx1(a)(x1a1)+11!fx2(a)(x2a2)+12!2fx12(a)(x1a1)2+11!1!2fx1x2(a)(x1a1)(x2a2)+12!2fx22(a)(x2a2)2=0+0e(x20)+0e(x11)(x20)+12e(x20)2=ex1x2+12ex22

Benutzt man die alternative Darstellung mit Hilfe des Gradienten und der Hesse-Matrix, so erhält man:

f(x)f(a)+f(a)T(xa)+12(xa)THf(a)(xa)=f(a)+(fx1(a)fx2(a))(x1a1x2a2)+12(x1a1x2a2)(2fx12(a)2fx2x1(a)2fx1x2(a)2fx22(a))(x1a1x2a2)=0+(0e)(x11x2)+12(x11x2)(0eee)(x11x2)=ex1x2+12ex22

Taylor-Formel für Operatoren auf Banachräumen

Mit überraschend wenig Aufwand lässt sich die Taylor-Formel noch weiter verallgemeinern: Seien X,Y, Banachräume, UX offen und nichtleer. Weiter sei f:UY ein (k+1)-fach Fréchet-differenzierbarer Operator, sowie aU,hX mit a+thU für alle t[0,1]. Dann gilt:

f(a+h)=f(a)+j=1k1j!Djf(a)(h,...,h)+Rk+1(a,h)

Hierbei ist Djf(a) die j-te Fréchet-Ableitung von f, d. h. eine stetige j-Linearform auf X mit Werten in Y. Das Restglied Rk+1 erfüllt die folgende Eigenschaft: Für jedes Element des Dualraumes TX* gilt:

TRk+1(a,h)=01(1t)kk!TDk+1f(a+th)(h,...,h)dt

Beweis: Sei TY* ein beliebiges Funktional, dann ist γ:[0,1],tTf(a+th) eine (k+1)-fach stetig differenzierbare, reellwertige Funktion, d. h. lässt sich mit der eindimensionalen Taylor-Formel schreiben als

γ(1)=γ(0)+j=1kγj(0)j!(10)+01(1t)kk!Dk+1γ(t)dt.

Mit Hilfe der Kettenregel für die Fréchet-Ableitung folgt hieraus die gewünschte Formel für Tf. Da dies für jedes Element des Dualraumes gilt, folgt aus der Trennungsaussage des Satzes von Hahn-Banach die entsprechende Formel für f.

Literatur

  • Otto Forster: Analysis. Band 1: Differential- und Integralrechnung einer Veränderlichen. 8., verbesserte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8348-0088-0 (Vieweg Studium. Grundkurs Mathematik).
  • Otto Forster: Analysis. Band 2: Differentialrechnung im Rn. Gewöhnliche Differentialgleichungen. 7., verbesserte Auflage. Vieweg + Teubner, Wiesbaden 2006, ISBN 3-8348-0250-6 (Vieweg Studium. Grundkurs Mathematik).
  • Bernhard Heck: Rechenverfahren und Auswertemodelle der Landesvermessung. Klassische und moderne Methoden. Wichmann, Karlsruhe 1987, ISBN 3-87907-173-X, Kapitel 4, 7 und 13 (Mathematische Modelle und Grundlagen).
  • Konrad Königsberger: Analysis. Band 2. 3., überarbeitete Auflage. Springer, Berlin u. a. 2000, ISBN 3-540-66902-7.

Einzelnachweise

  1. Brook Taylor: Methodus Incrementorum Directa et Inversa. Pearson, London 1717, S. 21.
  2. Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis 1. Dritte Auflage. Birkhäuser, S. 354.
  3. Königsberger: Analysis. Band 2. 2000, S. 66.

Vorlage:Normdaten