Dirichletsche Betafunktion

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Dirichletsche Betafunktion β(s)

Die dirichletsche Betafunktion, geschrieben mit dem griechischen Buchstaben β, ist eine spezielle mathematische Funktion, die in der analytischen Zahlentheorie, einem Teilgebiet der Mathematik, eine Rolle spielt. Sie bildet z. B. die Grundlage für die analytische Theorie der Verteilung der Primzahlen in den arithmetischen Folgen 4m+1 und 4m+3[1][2] und ist verwandt mit der riemannschen Zeta-Funktion.

Benannt wurde sie nach dem deutschen Mathematiker Peter Gustav Lejeune Dirichlet (1805–1859).

Definition

Für eine komplexe Zahl s, deren Realteil größer als 0 ist, ist die Beta-Funktion definiert über die Dirichletreihe:

β(s)=n=0(1)n(2n+1)s=113s+15s17s+19s+

Obwohl dieser Ausdruck nur auf der rechten Halbebene ={s|Res>0} konvergiert, stellt er die Basis für alle weiteren Darstellungen der Beta-Funktion dar. Zur Berechnung der Beta-Funktion für alle Zahlen der komplexen Ebene bedient man sich ihrer analytischen Fortsetzung.

Produktdarstellung

Für die Betafunktion existiert eine Produktdarstellung, die für alle komplexen s, deren Realteil größer als 1 ist, konvergiert.

β(s)=p1 mod 411psp3 mod 411+ps

Hierbei impliziert p1 mod 4, dass über alle Primzahlen der Form p=4m+1 (also p=5,13,17,...) multipliziert wird. Analog bedeutet p3 mod 4, dass über alle Primzahlen, welche die Form p=4m+3 besitzen (also p=3,7,11,...), multipliziert wird.

Funktionalgleichung

Für alle z gilt die Funktionalgleichung:

β(1z)=(2π)zsin(12πz)Γ(z)β(z).

Hierbei ist Γ(z) die Gammafunktion.

Sie dehnt den Definitionsbereich der Beta-Funktion auf die gesamte komplexe Zahlenebene aus.

Weitere Darstellungen

Über die Mellin-Transformation der Funktion f(x)=1ex+ex erhält man die Integraldarstellung:

β(s)=1Γ(s)0xs1ex+exdx,

wobei Γ(s) wieder die Gammafunktion bezeichnet.

Zusammen mit der hurwitzschen Zetafunktion erhält man für alle komplexen s die Relation:

β(s)=4s(ζ(s,14)ζ(s,34)).

Eine andere gleichwertige Darstellung für alle komplexen s schließt die transzendente lerchsche Zeta-Funktion Φ ein und lautet:

β(s)=2sΦ(1,s,12).

Ebenso kann die Dirichletsche Betafunktion mit Hilfe der Abel-Plana-Formel für alle Komplexen Zahlen s beschrieben werden:

β(s)=12+0sin[sarctan(x)]2(x2+1)s/2sinh(πx/2)dx

Diese Formel geht aus folgendem Grundmuster hervor:

n=0(1)nf(n)=12f(0)+i0f(ix/2)f(ix/2)4sinh(πx/2)dx
f(n)=1(2n+1)s

Nach der Eulerschen Formel gilt dieser Zusammenhang:

i[1(ix+1)s1(ix+1)s]=2sin[sarctan(x)](x2+1)s/2

Über die Perronsche Formel und den Zusammenhang der Dirichletschen Betafunktion mit der Dirichletschen L-Funktion erhält man die folgende Integraldarstellung:

β(s)=s1cos(π2x)xs1dx,

wobei x die Abrundungsfunktion bezeichnet.

Spezielle Werte

Einige spezielle Werte der β-Funktion sind

β(0)=12
β(1)=arctan1=π4
β(2)=G 
β(3)=π332
β(4)=1768(ψ3(14)8π4)
β(5)=5π51536
β(7)=61π7184320

Hierbei bezeichnet G die catalansche Konstante und ψ3(z) ist die dritte Polygammafunktion.

Allgemein gilt für positive ganze Zahlen k0 die Darstellung:

β(2k+1)=(1)kE2kπ2k+14k+1(2k)!,

wobei En die n-te Euler-Zahl ist. Im Fall k0 gilt

β(k)=Ek2.

Insbesondere gilt für natürliche k:

 β(2k1)=0.

Erzeugungsalgorithmus

Zur Ermittlung der Dirichletschen Betafunktionswerte von ungeraden Zahlen dienen auch folgende zwei Formeln:

β(2n+1)=1nm=1nβ(2m1)λ(2n+22m)
λ(v)=2v12vζ(v)

Die Dirichletsche Lambdafunktion ist das arithmetische Mittel aus Riemannscher Zetafunktion und Dirichletscher Etafunktion.

Auf diese Weise können kaskadenartig die Dirichletschen Betafunktionswerte hervorgebracht werden:

β(3)=β(1)λ(2)=π4π28=π332
β(5)=12[β(1)λ(4)+β(3)λ(2)]=12(π4π496+π332π28)=5π51536
β(7)=13[β(1)λ(6)+β(3)λ(4)+β(5)λ(2)]=13(π4π6960+π332π496+5π51536π28)=61π7184320

Ableitung

Ein Ableitungsausdruck für alle Res>0 ist gegeben durch:

β(s)=n=1(1)n1ln(2n+1)(2n+1)s.

Spezielle Werte der Ableitungsfunktion sind:

β(1)=2Gπ=0,583121
β(0)=lnΓ2(1/4)2π2=0,391594
β(1)=π4(γ+2ln2+3lnπ4lnΓ(14))=0,192901

Mit den gezeigten Werten werden die Resultate der Kummerschen Reihe behandelt.

(vgl. Vorlage:OEIS und Vorlage:OEIS mit der Euler-Mascheroni-Konstante γ).

Außerdem gilt für positive ganze Zahlen n:

k=1ln(4k+1)1/(4k+1)n(4k1)1/(4k1)n=β(n).

Weiteres

Rivoal and Zudilin bewiesen 2003[3], dass mindestens einer der Werte β(2), β(4), β(6), β(8), β(10) und β(12) irrational ist.

Außerdem bewiesen Guillera und Sondow 2005[4] folgende Formel:

0101[ln(xy)]s1+x2y2dxdy=Γ(s+2)β(s+2)

Literatur

  • Niels Henrik Abel: Solution de quelques problèmes à l’aide d’intégrales définies. Magazin for Naturvidenskaberne, Argang I, Bind2, Christina, 1823
  • Olver, Frank W. J.: Asymptotics and special functions. Reprint of the 1974 original. AKP Classics. A K Peters, Ltd., Wellesley, MA, 1997. ISBN 978-1-56881-069-0

Einzelnachweise

  1. Vorlage:Literatur
  2. arxiv: Prime Number Races
  3. Tanguy Rivoal, Wadim Zudilin: Diophantine properties of numbers related to Catalan's constant. In: Mathematische Annalen, Bd. 326 (2003), Nummer 4, Seiten 705–721, Vorlage:ISSN; vgl. Vorlage:Webarchiv
  4. Jesús Guillera, Jonathan Sondow: Double integrals and infinite products for some classical constants via analytic continuations of Lerch's transcendent. In: Ramanujan Journal. An international Journal devoted to the areas of mathematics, Bd. 16 (2008), Nummer 3, Seiten 247–270, Vorlage:ISSN; vgl. in arxiv