Polygammafunktion

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Die ersten Polygammafunktionen im Reellen
Vorlage:Farbindex   Vorlage:Farbindex   Vorlage:Farbindex   Vorlage:Farbindex   Vorlage:Farbindex

In der Mathematik sind die Polygammafunktionen ψn(z) eine Reihe spezieller Funktionen, die als die Ableitungen der Funktion lnΓ(z) definiert sind. Dabei bezeichnet Γ(z) die Gammafunktion und ln den natürlichen Logarithmus.

Die ersten beiden Polygammafunktionen werden Digammafunktion und Trigammafunktion genannt.

Vorlage:Absatz

Darstellung der ersten fünf Polygammafunktionen in der komplexen Ebene
lnΓ(z) ψ(0)(z) ψ(1)(z) ψ(2)(z) ψ(3)(z) ψ(4)(z)

Notation

Die Polygammafunktionen werden mit dem kleinen griechischen Buchstaben Psi ψ gekennzeichnet. Bei der ersten Polygammafunktion wird der Index meist weggelassen oder als 0 festgelegt; sie wird als Digammafunktion ψ(z) bezeichnet. Die zweite Polygammafunktion, also die Trigammafunktion, hat das Symbol ψ1 (oder seltener ψ(1)) und ist die zweite Ableitung von lnΓ(z). Allgemein wird die n-te Polygammafunktion oder Polygammafunktion der Ordnung n mit ψn oder ψ(n) bezeichnet und als die (n+1)-te Ableitung von lnΓ(x) definiert.

Definition und weitere Darstellungen

Es ist

ψm(z)=dm+1dzm+1lnΓ(z)=dmdzmψ(z)

mit der Digammafunktion ψ(z). Derartige Ableitungen werden auch als logarithmische Ableitungen von Γ() bezeichnet.

Eine Integraldarstellung ist

ψm(z)=(1)m+10tmezt1etdt

für Rez>0 und m>0.

Eigenschaften

Differenzengleichungen

Die Polygammafunktionen haben die Differenzengleichungen

ψm(z+1)=ψm(z)+(1)mm!zm1.

Reflexionsformel

Eine weitere wichtige Beziehung lautet

(1)mψm(1z)ψm(z)=πdmdzmcot(πz).

Multiplikationsformel

Die Multiplikationsformel ist für m>0 gegeben durch

k=0n1ψm(z+kn)=nm+1ψm(z).

Zum Fall m=0, also der Digammafunktion, siehe dort.

Reihendarstellungen

Eine Reihendarstellung der Polygammafunktion lautet

ψm(z)=(1)m+1m!k=01(z+k)m+1

wobei m>0 und z=1,2,3, eine beliebige komplexe Zahl außer den negativen ganzen Zahlen ist. Die Formel lässt sich einfacher unter Verwendung der hurwitzschen Zetafunktion ζ(x,y) schreiben als

ψm(z)=(1)m+1m!ζ(m+1,z).

Die Verallgemeinerung der Polygammafunktionen auf beliebige, nicht-ganze Ordnungen m ist weiter unten angegeben.

Eine weitere Reihendarstellung ist

ψm(z)=γδm,0(1)mm!zm+1+k=1(1kδm,0(1)mm!(z+k)m+1),

wobei δn,0 das Kronecker-Delta bezeichnet, die aus der Zerlegung der Gammafunktion nach dem weierstraßschen Produktsatz folgt.

Die Taylor-Reihe um z=1 ist gegeben durch

ψm(z+1)=k=0(1)m+k+1(m+k)!ζ(m+k+1)zkk!,

die für |z|<1 konvergiert. ζ bezeichnete dabei die riemannsche Zetafunktion.

Spezielle Werte

Die Werte der Polygammafunktionen für rationale Argumente lassen sich meist ausdrücken unter Verwendung von Konstanten und Funktionen wie π, Quadratwurzel, Clausen-Funktion Cl(x), riemannsche ζ-Funktion, catalansche Konstante G sowie dirichletsche β-Funktion; z. B.

ψm(12)=(1)m+1m!(2m+11)ζ(m+1),m

Allgemein gilt ferner:

ψm(1)=(1)m+1m!ζ(m+1),m.

Die m-te Ableitung des Tangens kann ebenfalls mit der Polygammafunktion ausgedrückt werden:

dmdxmtanx=ψm(12+xπ)(1)mψm(12xπ)πm+1.

Darüber hinaus haben sich spezielle Werte von Polygammafunktionen als universelle Konstanten immer wieder bei einer geschlossenen Grenzwert-Beschreibung von Reihen oder auch Integralen als nützlich erwiesen, zum Beispiel gilt

n=0(1)n(2n+1)4=1768(ψ3(14)8π2).

Verallgemeinerte Polygammafunktion

Espinosa und Moll haben 2003 eine verallgemeinerte Polygammafunktion ψs(z) eingeführt, die nun sogar für alle komplexen Werte s definiert ist.[1] Diese hat für s0,1,2, die allgemeine Taylor-Entwicklung

ψs(1+z)=n=01Γ(sn)(ζ(s+n+1)+(k=11k1ksn1)ζ(s+n+1))znn!,

gültig im Bereich |z|<1.[2] Diese Verallgemeinerung nutzt jedoch nicht fraktionale Infinitesimalrechnung. Ein solcher Ansatz wurde von Grossman gewählt.[3]

Die verallgemeinerte Polygammafunktion erfüllt für s und z0 die Funktionalgleichung

ψs(z+1)=ψs(z)+lnzψ(s)γΓ(s)z(s+1),

wobei γ die Euler-Mascheroni-Konstante bezeichnet. Wegen

ψ(m)Γ(n)=(1)n1n!

für ganzzahlige m,n0 ist die weiter oben angegebene Differenzengleichung für natürliche n eingeschlossen.

Unter Zuhilfenahme der Hurwitzschen ζ-Funktion erhält man dann die Beziehung

ψs(z)=1Γ(s)(s+ψ(s)+γ)ζ(s+1,z)=eγss(eγsζ(s+1,z)Γ(s)),

welche die Funktionalgleichung erfüllt.[4]

Als Konsequenz daraus lässt sich die Verdopplungsformel

ψs(z2)+ψs(z+12)=2s+1ψs(z)+2s+1ln2Γ(s)ζ(s+1,z)

herleiten. Eine Verallgemeinerung davon lautet

ψs(z)=ns1k=0n1ψs(z+kn)lnnΓ(s)ζ(s+1,z),

die ein Äquivalent zur Gaußschen Multiplikationsformel der Gammafunktion darstellt und die Multiplikationsformel als Spezialfall für s enthält.

q-Polygammafunktion

Die q-Polygammafunktion ist definiert durch[5]

ψnq(z)=nψq(z)zn.

Literatur

Einzelnachweise

  1. O. Espinosa, V. H. Moll: A generalized polygamma function, (arXiv).
  2. O. Espinosa, V. H. Moll: A generalized polygamma function, (arXiv), S. 6–7.
  3. N. Grossman: Polygamma functions of arbitrary order. SIAM J. Math. Anal. 7, 1976, 366–372.
  4. Oliver Espinosa and Victor H. Moll: A Generalized Polygamma Function auf arXiv.org e-Print archive 2003.
  5. Vorlage:MathWorld