Approximation der Eins

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Eine Approximation der Eins ist ein Begriff aus der mathematischen Theorie der Banachalgebren. Viele für Anwendungen wichtige Banachalgebren haben kein Einselement. Eine Adjunktion eines Einselement wäre in der Regel ein unnatürliches Vorgehen. In solchen Situationen können aber die hier zu besprechenden Approximationen der Eins vorliegen, diese bilden dann einen Ersatz für das fehlende Einselement.

Nach Beispielen für Banachalgebren ohne Einselement werden Approximationen der Eins definiert. Schließlich werden für die genannten Beispiele Approximationen der Eins angegeben.

Beispiele für Banachalgebren ohne Einselement

  • Sei X ein lokalkompakter Hausdorffraum. Die C*-Algebra C0(X) der stetigen Funktionen f:X, die im Unendlichen verschwinden, hat nur dann ein Einselement, wenn X kompakt ist. In diesem Fall ist die konstante Funktion 1 das Einselement. Die C*-Algebra C0() hat kein Einselement.
  • Sei G eine lokalkompakte Gruppe. Dann hat die Faltungsalgebra L1(G) genau dann ein Einselement, wenn G diskret ist. In diesem Fall ist δe:G,δe(e)=1,δe(g)=0 für alle g=e, das Einselement (wobei e das neutrale Element der Gruppe ist). Die im Rahmen der Fourier-Transformation untersuchte Algebra L1() hat kein Einselement.
  • Die C*-Algebra der kompakten Operatoren, die Spurklasse und die Hilbert-Schmidt-Klasse über einem Hilbertraum H haben genau dann ein Einselement, wenn die Dimension von H endlich ist. In diesem Fall ist die identische Abbildung 1H das Einselement. In den für Anwendungen wichtigen Fällen H=2 oder H=L2() liegen keine Einselemente vor.
  • Die Folgenräume p,1p<, sind mit der komponentenweise Multiplikation Banachalgebren ohne Einselement.

Definitionen

Eine links-Approximation der Eins (bzw. rechts-Approximation der Eins) einer Banachalgebra A ist ein Netz (ei)iI mit eiaiIa (bzw. aeiiIa) für alle aA.

Eine (beidseitige) Approximation der Eins ist ein Netz, das gleichzeitig links- und rechts-Approximation der Eins ist.

Eigenschaften des Netzes, wie z. B. Abzählbarkeit oder Beschränktheit, werden auch den Approximationen der Eins zugeschrieben.

Hat A ein Einselement e, so ist das einelementige Netz (e) eine Approximation der Eins. Banachalgebren mit Approximation der Eins verallgemeinern also Banachalgebren mit Einselement.

Beschränkte Approximationen der Eins

Hat A eine beschränkte links-Approximation der Eins (ei)iI und eine beschränkte rechts-Approximation der Eins (fj)jJ, so kann man durch eine einfache Rechnung zeigen, dass (ei+fjfjei)(i,j)I×J eine beidseitige beschränkte Approximation der Eins ist.

Ein Banachraum X, der ein A-Linksmodul ist, heißt ein Banach-A-Linksmodul, wenn es eine Konstante k>0 gibt mit axkax für alle aA und xX. Ein wichtiger Spezialfall ist X=A mit dem Banachalgebren-Produkt als Moduloperation.

Ist X ein Banach-A-Linksmodul, und hat A eine beschränkte Approximation der Eins (ei)i mit eixx für alle xX, so kann man jedes xX über A faktorisieren, das heißt, es gibt ein aA und ein yX mit x=ay, in Formeln X=AX.

Der Spezialfall X=A verdient besondere Erwähnung: Ist A eine Banachalgebra mit beschränkter Approximation der Eins, so gilt A=AA, genauer: jedes Element aus A lässt sich als Produkt zweier Elemente schreiben.

Beispiele

Nullmultiplikation

Ein von 0 verschiedener Banachraum wird zu einer Banachalgebra, wenn man das Produkt von je zwei Elementen als 0 erklärt. Eine solche Banachalgebra kann keine Approximation der Eins enthalten.

C*-Algebren

  • Jede C*-Algebra hat eine durch 1 beschränkte Approximation der Eins.

Mit Hilfe des stetigen Funktionalkalküls kann man zeigen, dass {xA;0x,x1} bezüglich der Ordnung (siehe Positiver Operator) auf der Menge der selbstadjungierten Elemente eine nach oben gerichtete Menge ist und daher selbst ein Netz darstellt. Dieses Netz ist eine Approximation der Eins.

In vielen Fällen kann man aber einfachere Netze (im separablen Fall sogar Folgen) angeben. Im oben genannten Beispiel C0() sei

Die Folge der Funktionen en bildet eine Approximation der Eins für C0().

en(x)={1wenn nxnn+1+x,wenn (n+1)x<nn+1x,wenn n<xn+10,sonst.

Dann ist die Folge (en)n eine Approximation der Eins in C0().

Gruppenalgebren

Die Folge der Funktionen ϕn bildet eine Approximation der Eins für L1().
  • Ist G eine lokalkompakte Gruppe, so hat L1(G) eine durch 1 beschränkte Approximation der Eins.

Sei μ ein Links-Haarmaß auf G. Ist 𝒰 eine Umgebungsbasis des neutralen Elements von G, so gibt es zu jedem U𝒰 eine stetige Funktion ϕU:G0+ mit kompaktem, in U gelegenen Träger, ϕU(t)=ϕU(t1) für alle tG und GϕU(t)dμ(t)=1. Da 𝒰 als Umgebungsbasis durch die Inklusion gerichtet ist, ist (ϕU)U𝒰 ein Netz, von dem man zeigen kann, dass es eine Approximation der Eins für L1(G) ist.

Im Spezialfall G= mit dem Lebesgue-Maß als Haar-Maß kann man als Umgebungsbasis die Folge der Mengen Un=[1n,1n] nehmen. Setzt man ϕn=ϕUn wie folgt

ϕn(x)={n+n2xwenn 1/nx<0nn2x,wenn 0x<1/n0,sonst

so ist die Folge (ϕn)n eine Approximation der Eins für L1(). Man kann auch beliebig oft differenzierbare Funktionen ϕn finden, die eine Approximation der Eins bilden, das spielt eine Rolle in der Theorie der Fourier-Transformation und der Distributionentheorie (Approximation der Delta-Distribution).

Operatorenalgebren

Es sei die gerichtete Menge der endlichdimensionalen Teilräume eines unendlichdimensionalen Hilbertraums H, PE sei die Orthogonalprojektion auf E. Dann ist (PE)E eine Approximation der Eins für die C*-Algebra C(H) der kompakten Operatoren auf H, sogar eine beschränkte Approximation der Eins, denn Orthogonalprojektionen haben die Operatornorm 1.

Dieses Netz ist auch eine Approximation der Eins in den Schatten-Klassen 𝒮p(H), insbesondere also in der Spurklasse und in der Hilbert-Schmidt-Klasse, allerdings nicht beschränkt, denn für die Spurnorm gilt PE1=dim(E), für die Hilbert-Schmidt-Norm gilt PE2=dim(E), allgemein gilt für die Norm der Schattenklasse PEp=(dim(E))1/p. Man kann zeigen, dass es in den Schatten-Klassen keine beschränkten Approximationen der Eins gibt. Für die Hilbert-Schmidt-Klasse folgt das aus dem oben genannten Satz über Banach-Linksmoduln, denn 𝒮2(H)𝒮2(H)=𝒮1(H)=𝒮2(H).

Quellen

  • F. F. Bonsall, J. Duncan: Complete Normed Algebras. Springer-Verlag 1973, ISBN 3540063862.
  • J. Dixmier: Les C*-algèbres et leurs représentations., Gauthier-Villars, 1969, ISBN 9782876470132.
  • R.V. Kadison, J. R. Ringrose: Fundamentals of the Theory of Operator Algebras. 1983, ISBN 0123933013.
  • Gert K. Pedersen: C*-Algebras and Their Automorphism Groups. ISBN 0125494505.