Verbund (Topologie)

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In der Mathematik ist der Verbund (engl.: join) topologischer Räume eine auf John Milnor zurückgehende Konstruktion aus der Topologie.

Konstruktion

Der Verbund zweier Intervalle (blau und grün) ist ein 3-dimensionales Polytop (grau).

Verbund zweier topologischer Räume

Es seien X1 und X2 zwei topologische Räume. Ihr Verbund X=X1*X2 wird wie folgt definiert. Die Elemente von X sind die Paare

(t1x1,t2x2) mit x1X1,x2X2,t1,t2[0,1],t1+t2=1,

wobei tixi eine abkürzende Bezeichnung für das Paar (ti,xi) ist und für alle x1,x1X1 und alle x2,x2X2

(0x1,1x2)=(0x1,1x2) und (1x1,0x2)=(1x1,0x2)

gesetzt wird. (Anschaulich werden also alle Punkte aus X1 mit allen Punkten aus X2 durch Strecken der Länge 1 verbunden.)

Die Topologie auf X ist per definitionem die gröbste Topologie (die Topologie mit den wenigsten offenen Mengen), bezüglich der alle Koordinatenabbildungen

ti:X[0,1]
(t1x1,t2x2)ti(i=1,2)

und

xi:{(t1x1,t2x2):ti=0}Xi
(t1x1,t2x2)xi(i=1,2)

stetig sind.

Beispiele

  • Der Verbund eines Raumes X mit einem Punkt ist der Kegel CX über X.
  • Der Verbund eines Raumes X mit dem 2-elementigen Raum S0 ist die Einhängung SX von X.
  • Der Verbund zweier Sphären Sk und Sl ist die (k+l+1)-dimensionale Sphäre Sk+l+1.
  • Der Verbund von k Kreisen S1**S1 ist die (2k1)-dimensionale Sphäre S2k1.
  • Für das kartesische Produkt X1×X2 zweier CAT(0)-Räume X1,X2 und deren geodätische Ränder gilt (X1×X2)=X1*X2.

Sphärischer Verbund

Auf dem Verbund zweier metrischer Räume (X1,d1) und (X2,d2) kann man eine Metrik wie folgt definieren[1]: Der Abstand d((t1x1,t2x2),(s1y1,s2y2)) ist diejenige Zahl im Intervall [0,π], für die

cos(d((t1x1,t2x2),(s1y1,s2y2)))=t1s1cos(min{π,d1(x1,y1)})+t2s2cos(min{π,d2(x2,y2)})

gilt. Man beachte, dass die Einschränkungen dieser Metrik auf X1 und X2 nicht die ursprünglichen Metriken di(x,y), sondern min{π,di(x,y)} geben.

Der metrische Raum (X1*X2,d) heißt sphärischer Verbund der metrischen Räume (X1,d1) und (X2,d2).

Verbund unendlich vieler topologischer Räume

Es sei {Xj:jJ} eine Familie topologischer Räume. Die Elemente des Verbundes X=*jJXj sind die J-Tupel

(tjxj:jJ) mit tj[0,1],xjXj,jJtj=1, fast alle tj=0.

Zwei Tupel (tjxj) und (ujyj) definieren genau dann dasselbe Element, wenn gilt:

  • Für alle jJ ist tj=uj.
  • Für alle jJ gilt: tj=0xj=yj.

Die Topologie auf X ist die gröbste Topologie (die Topologie mit den wenigsten offenen Mengen), bezüglich der alle Koordinatenabbildungen

tj:X[0,1]
(tixi)tj(jJ)

und

xj:{(tixi):tj=0}Xj
(tixi)xj(jJ)

stetig sind.

Beispiele

Literatur

  • Tammo tom Dieck: Topologie. de Gruyter Lehrbuch. Walter de Gruyter & Co., Berlin 1991, ISBN 3-11-013187-0; 3-11-012463-7
  • Martin R. Bridson; André Haefliger: Metric spaces of non-positive curvature. Grundlehren der Mathematischen Wissenschaften, 319. Springer, Berlin 1999, ISBN 3-540-64324-9

Einzelnachweise

  1. Berestovskiĭ, V. N.: Borsuk's problem on metrization of a polyhedron. (russisch) Dokl. Akad. Nauk SSSR 268 (1983), no. 2, 273–277.

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