Summe aller natürlichen Zahlen
Die Summe aller natürlichen Zahlen ist eine Reihe, deren Summanden aus den aufsteigenden natürlichen Zahlen besteht. Da jeder Summand die Partialsumme vergrößert und die unendliche Summe keine obere Schranke besitzt, hat sie keinen Grenzwert. Sie nähert sich also keiner bestimmten reellen Zahl an, sondern geht gegen positiv unendlich, also gilt
Endliche Summe aller natürlichen Zahlen

Für jedes ist die Partialsumme, also die endliche Summe von bis , eine arithmetische Reihe und man kann sie als figurierte Zahl betrachten. Ordnet man die einzelnen Summanden untereinander an, erkennt man recht gut, dass sich ein Dreieck bildet, weshalb die endlichen Summen von bis auch als Dreieckszahlen bezeichnet werden. Nach der Gaußschen Summenformel ergibt sich die Rechenformel
Da die Folge der Partialsummen monoton wächst und nicht nach oben beschränkt ist, divergiert die Reihe nach dem Monotoniekriterium. In dem Sinne hat die Summe aller natürlichen Zahlen keinen Grenzwert.
Summation
Obwohl die Reihe nach dem normalen Grenzwertbegriff nicht konvergiert und auch gängige alternative Summationsverfahren wie die Cesàro-Summation oder Abel-Summation versagen, wurden und werden verschiedene Werte der Summe aller natürlichen Zahlen zugewiesen. Als einer der häufigsten Werte wird genannt. Neben der intrinsischen Motivation, der Reihe eine sinnvolle Kennzahl zuweisen zu wollen, finden solche Summationen Anwendung in der Physik[1], entstehen durch Rechenfehler oder werden als wissenschaftlicher Witz kommuniziert.
Heuristische Summation nach Ramanujan

Vom indischen Mathematiker Srinivasa Ramanujan sind mehrere mögliche Berechnungsmethoden überliefert. Einer der bekanntesten Rechenversuche findet sich in seinem ersten Notizbuch.[2]
Die Summe kürzte er mit ab und rechnete wie folgt:
Dann nutzte er die Potenzreihendarstellung
aus. Der rechte Term hierbei ist, wenn man setzt, unser , also erhalten wir , d. h.
Nachweislich war das ein Resultat, welches er, damals noch als Angestellter in Madras, an G. H. Hardy sandte.[3]
Ramanujans Herleitung ist vielfach rezipiert und (in Variationen) in populärwissenschaftlichen Artikeln und Werken dargestellt worden.[4] Diese Rechnung funktioniert aber nicht, da sie von Anfang an die Existenz und Wohldefiniertheit des voraussetzt (ex falso quodlibet). Selbst wenn man aber von einem wohldefinierten ausgeht, ist die Herleitung an zwei Stellen inkorrekt: Einerseits kann man diese Reihendarstellung für nicht einfach so herleiten, da die Rechengesetze im Unendlichen im Allgemeinen nicht mehr gelten. Andererseits kann man in die obige Potenzreihe nicht setzen, da sich diese Zahl außerhalb des Konvergenzradius für die Potenzreihe befindet.
Zeta-Funktion
Vorlage:Hauptartikel Die Riemannsche Zeta-Funktion lässt sich für komplexe Zahlen , deren Realteil größer als ist, durch die spezielle Dirichlet-Reihe definieren:
Für Zahlen mit einem Realteil kleiner als ergibt die Darstellung nicht mehr unbedingt Sinn. Zum Beispiel wäre
was nach der Ausführung darüber bestimmt divergiert. Mittels analytischer Fortsetzung lässt sich die Funktion holomorph auf erweitern. So kann man dem Term doch einen sinnvollen Wert zuweisen. Denn für nichtpositive ganze Werte gilt folgende Beziehung zu den Bernoulli-Zahlen
Daher folgt
Der Reihe lässt sich in dem Sinne der Wert zuweisen. Dieses Vorgehen nennt man Zetafunktions-Regularisierung.
Ramanujan-Summation
Von Ramanujan stammt noch eine zweite Berechnungsmethode, die er in seinem zweiten Brief an Hardy vorstellte:
Die Grundidee für die Ramanujan-Summation ist es, die Euler-Maclaurin-Formel für die Summenapproximation anzuwenden. Für eine Regelfunktion betrachtet man die Reihe und setzt als Schätzung den Wert
Da in diesem Falle gilt, vereinfacht sich der Term zu
Rezeption
2014 lud der Kanal Numberphile, der sich mit Zahlen beschäftigt, ein Video hoch, welches die Herleitung präsentierte. Stand 2024 erreichte dieses Video über neun Millionen Aufrufe.[5] In der Folge wurden mehrere Folgevideos gedreht und das Thema erreichte breite mediale Resonanz.[4]
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Zum Beispiel fand die daraus entstandene Zetafunktions-Regularisierung Anwendung in: Vorlage:Literatur
- ↑ Bruce C. Berndt (Hrsg.): Ralllanujan's Notebook. Part I, Springer-Verlag, 1985, S. 135–136.
- ↑ Bruce C. Berndt (Hrsg.): Ralllanujan's Notebook. Part I, Springer-Verlag, 1985, S. 136.
- ↑ 4,0 4,1 zum Beispiel in: Vorlage:Internetquelle
- ↑ Vorlage:Internetquelle