Figurierte Zahl

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Figurierte Zahlen sind Klassen von Zahlen, die sich auf geometrische Figuren beziehen. Legt man regelmäßige Figuren aus Spielsteinen und zählt die Steine, erhält man figurierte Zahlen. Beispiele für figurierte Zahlen sind die Quadratzahlen, Kubikzahlen und Pyramidenzahlen.

Die Folgen von figurierten Zahlen bilden so genannte arithmetische Folgen. Zur Bestimmung der expliziten Formel untersucht man die Differenzen zwischen benachbarten Folgegliedern, die selber wiederum eine Folge, die Differenzenfolge, bilden. Ist keine andere Möglichkeit ersichtlich, so lässt sich die explizite Gesetzmäßigkeit jeder arithmetischen Folge mit dem sogenannten Polynomansatz algebraisch bestimmen.

Schon die griechischen Mathematiker beschäftigten sich mit figurierten Zahlen.

Polygonalzahlen

Je nach Aufbau unterscheidet man dezentrale und zentrierte Polygonalzahlen, wobei erstere meist nur Polygonalzahlen genannt werden. Der Begriff Polygonalzahl wird auch als Überbegriff für dezentrale und zentrierte Polygonalzahlen verwendet.

(Dezentrale) Polygonalzahlen

Siehe Hauptartikel: Polygonalzahl

Eine Polygonalzahl ist eine Zahl, zu der es ein Polygon (Vieleck) gibt, das sich mit einer entsprechenden Zahl an Steinen legen lässt. Beispielsweise ist die 16 eine Polygonalzahl, da sich ein Quadrat aus 16 Steinen legen lässt.

Es gibt für alle Primzahlen p>5 eine n-te k-Polygonalzahl Pk(2)(n),n3,k3 mit p1=Pk(2)(n), aber keine p+1=Pk(2)(n),n4,k3 sowie zumindest ein 2r<p2,p2=r(modP3(2)(r)) mit der Dreieckszahl P3(2)(r). Für den größeren Primzahlzwilling p'>5 gilt sogar ausschließlich p2=2(modP3(2)(2)).

Zentrierte Polygonalzahlen

Siehe Hauptartikel: Zentrierte Polygonalzahl

Ein weiteres Legemuster für regelmäßige Polygone beginnt mit einem Stein in der Mitte. Um diesen herum werden mehrere Polygone gelegt, wobei sich deren Seitenlängen von innen nach außen jeweils um eins erhöhen. Die dazu notwendige Anzahl an Steinen entspricht einer zentrierten Polygonalzahl. Die folgenden Bilder zeigen einige Beispiele:

Rechteckzahlen oder pronische Zahlen

Zwölf Kugeln bilden ein Rechteck.

Siehe Hauptartikel: Rechteckzahl

Eine Rechteckzahl oder pronische Zahl ist das Produkt zweier aufeinanderfolgender natürlicher Zahlen. Beispielsweise ist 12=34 eine Rechteckzahl. Legt man Steine zu einem Rechteck, dessen eine Seite um 1 länger ist als die zweite, so entspricht die Anzahl der Steine einer Rechteckszahl.

Dreidimensionale Körper

Die geometrischen Konstruktionen zu den Polygonalzahlen lassen sich von ebenen Figuren auf dreidimensionale Körper ausweiten. So entstehen Pyramidalzahlen und weitere Arten von figurierten Zahlen. Da es sich bei den Figuren um Polyeder handelt, verwenden manche Autoren hierfür den Begriff Polyederzahl.

Pyramidalzahlen oder Pyramidenzahlen

Siehe Hauptartikel: Pyramidenzahl

Addiert man die ersten n Quadratzahlen erhält man die n-te quadratische Pyramidalzahl Pyr4(n). Geometrisch bedeutet das, mehrere Quadrate zu einer Pyramide zu stapeln. Das folgende Bild zeigt dies für die vierte quadratische Pyramidalzahl.

Dieses Konstruktionsprinzip lässt sich von Quadratzahlen auf beliebige Polygonalzahlen übertragen. Dadurch entstehen die unterschiedlichen Klassen der Pyramidalzahlen.

Summen zentrierter Polygonalzahlen

Oktaederzahlen

Die Oktaederzahlen können als Summe der ersten zentrierten Quadratzahlen interpretiert werden:

Oktn=i=1nZQi=ZQ1+ZQ2++ZQn=Pyr4(n)+Pyr4(n1)=n+4Tn1

Die ersten Oktaederzahlen sind

0, 1, 6, 19, 44, 85, 146, 231, 344, 489, 670, 891, 1156, … (Vorlage:OEIS).

Kubikzahlen

Die (dezentralen) Kubikzahlen sind die Summe der ersten zentrierten Sechseckszahlen. Die direkte Berechnungsformel lautet:

Kubn=n3

Zentrierte Kubikzahlen

Zentrierte Kubikzahlen lassen sich analog definieren als

ZKn=Kubn+Kubn1=n3+(n1)3=2n33n2+3n1.

Rhombische Dodekaederzahlen

Die rhombischen Dodekaederzahlen lassen sich zu einem Rhombendodekaeder zusammenbauen. Sie haben die Form

ZKn+6Pyr4(n)=(2n1)(2n22n+1).[1]

Die ersten Zahlen dieser Form sind

0, 1, 15, 65, 175, 369, 671, … (Vorlage:OEIS).

Reguläre figurierte Zahlen

Figurierte Zahlen lassen sich für beliebige Dimensionen definieren. Allgemein ist die n-te figurierte Zahl der Ordnung r mit dem Binomialkoeffizienten

frn=(n+r1r)=(n+r1)(n+r2)n12r

identisch.[2]

Mit steigender Ordnung entstehenden so aus den Dreieckszahlen

f2n=Δn=1+2++n

die Tetraederzahlen

f3n=Tn=Δ1+Δ2++Δn,

und Pentatopzahlen

f4n=Pn=T1+T2++Tn,

Diese Folge lässt sich in beliebige Dimensionen rekursiv fortsetzen:

fr+1n=i=1nfri=fr1+fr2++frn

Figurenzahlen, errichtet über den Seiten des pythagoräischen k-Dreiecks

Verallgemeinert errichtet der Satz des Pythagoras mit k=0 jeweils Quadrate mit der Fläche n(n+0)=n2 (ganzzahlig die Quadratzahlen n²) über den Seiten eines pythagoräischen k-Dreiecks (zum Begriff siehe Vorlage:OEIS). Für bestimmte ganzzahlige pythagoräische k-Tripel (a,b,c) mit a2+b2=c2 ist das Dreieck ABC nach dem Cosinussatz rechtwinklig und der Differenzwinkel ϕ zum rechten Winkel über der längsten Seite somit Null, wodurch csc(ϕ)=(a+b+c+0)/0= den Grenzwert der natürlichen Zahlen annimmt (Unendlichkeitsaxiom).

Datei:Rechteckssatz 220919.png
Rechteckssatz (6,3,7)
Datei:Dreieckssatz.png
Dreieckssatz (2,2,3)

Im Fall k=±1 werden rechtwinklige Dreiecke der Fläche 1/2n(n+1)=T(n) (ganzzahlig die Dreieckzahlen Δn) je mit der kleinen bzw. großen Kathete über den Seiten des Dreiecks ABC errichtet. Für bestimmte ganzzahlige pythagoräische ±1-Tripel (a,b,c) mit T(a)+T(b)=T(c) ist das Dreieck ABC zwar stumpf-/spitzwinklig, aber der csc(ϕ)=(a+b+c+1)/1 des Differenzwinkels zum rechten Winkel über der längsten Seite ist ganzzahlig (Vorlage:OEIS).

Im Fall k=±2 werden spezielle 2-Rechtecke der Fläche n(n+2)=R(n) (ganzzahlig die 2-Rechteckszahlen Rn) je mit der kleinen bzw. großen Rechteckseite über den Seiten des Dreiecks ABC errichtet. Für bestimmte ganzzahlige pythagoräische ±2-Tripel (a,b,c) mit R(a)+R(b)=R(c) ist das Dreieck ABC mit geradzahligem Umfang zwar stumpf-/spitzwinklig, aber der csc(ϕ)=(a+b+c+2)/2 des Differenzwinkels zum rechten Winkel über der längsten Seite ist ganzzahlig (Vorlage:OEIS).

In den Fällen k=±1 oder k=±2 liefert der Cosinussatz deshalb spezielle Aussagen zur Teilbarkeit. Allgemein konvergiert im Grenzübergang des Dreiecksumfangs a+b+c gegen Unendlich der Differenzwinkel ϕ gegen Null und somit die Form des pythagoräischen k-Dreiecks ABC zu einem (0-)pythagoräischen Dreieck ABC (Vorlage:OEIS).

Literatur

  • John H. Conway, Richard K. Guy: Zahlenzauber. Von natürlichen und imaginären und anderen Zahlen. Birkhäuser, Basel u. a. 1997, ISBN 3-7643-5244-2.
  • Lancelot Hogben: Mathematik für alle. Eine Einführung in die Wissenschaft der Zahlen und Figuren. Neu überarbeitete Ausgabe. Pawlak, Herrsching 1985, ISBN 3-88199-208-1, S. 151.
  • Elena Deza, Michel Marie Deza: Figurate Numbers. World Scientific. Singapur 2012, ISBN 978-981-4355-48-3.
  • John H. Conway, Richard Guy: The Book of Numbers. Springer, 1996, ISBN 978-0-387-97993-9
  • Jochen Ziegenbalg: Figurierte Zahlen. Springer, 2018, ISBN 978-3-658-20934-6

Vorlage:Commonscat

Einzelnachweise

  1. Vorlage:MathWorld
  2. Leonard Eugene Dickson: History of the Theory of Numbers. Volume 2: Diophantine Analysis. Dover Publications, Mineola NY 2005, ISBN 0-486-44233-0, S. 7