Statische Lichtstreuung (Polymeranalytik)

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Die Statische Lichtstreuung beschreibt die Analyse des zeitlichen Mittelwertes der Intensität des Lichtes, das von Lösungen von Makromolekülen oder von Dispersionen von Teilchen mit Durchmessern deutlich unter 0,1 µm gestreut wird. Lichtstreuung an Teilchen mit Durchmessern im Bereich > 0,1 µm werden über die Formalismen nach Lorenz-Mie bzw. Fraunhofer ausgewertet. Die Analyse der zeitlichen Fluktuation der Intensität des gestreuten Lichtes bezeichnet man als dynamische Lichtstreuung.

Die hier verwendeten mathematischen Beziehungen lassen sich mit geringfügigen Anpassungen auch auf die Streuung anderer elektromagnetischer Wellen und auf die Neutronenstreuung anwenden, solange der unten definierte Betrag des Streuvektors, q, deutlich kleiner als das streuende Objekt ist.

Durchführung

Skizze des Strahlenganges bei der Lichtstreuung

Eine Lösung von Makromolekülen mit bekannter Konzentration wird in eine zylindrische Küvette eingefüllt und mit einem monochromatischen Lichtstrahl beleuchtet. Man erfasst die Intensität des gestreuten Lichtes als Funktion des Streuwinkels, θ (=Winkel zwischen der Ausbreitungsrichtung des Beleuchtungsstahls und der Betrachtungsrichtung). Hierbei steht die Achse der zylindrischen Küvette senkrecht zu der Ebene, die von den beiden oben genannten Richtungen aufgespannt wird. Der Detektor hat eine entsprechende Trägheit, bzw. das detektierte Signal wird über eine entsprechende Zeit gemittelt, so dass die zeitlichen Fluktuationen der Streuintensität keine Rolle spielen. Als Detektor kann ein mechanisch verfahrbarer Einzeldetektor, ein Array mehrerer Detektoren oder ein Flächendetektor verwendet werden. Die Empfindlichkeit der Detektoren und gerätespezifische Parameter werden in der Regel durch Referenzmessungen an einem bekannten Streumedium wie z. B. Toluol ermittelt. Die Messung wird an mehreren Lösungen mit systematisch variierter Konzentration der Makromoleküle wiederholt.

Theorie

Verwendete Symbole:
I/I0 Verhältnis der Intensität des gestreuten Lichtes zur Intensität des eingestrahlten Lichtes
λvac Wellenlänge der verwendeten Strahlung im Vakuum
λ=λvac/n Wellenlänge der verwendeten Strahlung im Medium mit Brechungsindex n
rD Abstand zwischen Streuzentrum und Detektor
α Polarisierbarkeit eines Teilchens (Atom oder Molekül)
θ Streuwinkel
ϑ Polarwinkel in Bezug auf die Dipolachse eines Herzschen Dipols
V beleuchtetes Volumen
R(θ,ρ),R(θ,c) Raleigh-Verhältnis
ρ=N/V Teilchendichte (Anzahldichte, Teilchenkonzentration) im beleuchteten Volumen
ε0 Permittivität des Vacuums
εr Permittivitätszahl
Z Zahl der Teilvolumina
Vs=V/Z Volumen eines Teilvolumens
Z/V=1/Vs Dichte der Teilvolumina im beleuchteten Volumen
Ns Zahl der Teilchen in einem Teilvolumen
ρs=Ns/Vs Teilchendichte in einem Teilvolumen
Δαs=μs/E0 Verhältnis von induziertem Dipol eines Teilvolumes zum Elektrischen Feld
(Δαs)2 Varianz von Δαs
w=Vs/V Wahrscheinlichkeit, dass ein bestimmtes Molekül einem bestimmten Teilvolumen ist
W(Ns,w) Wahrscheinlichkeit, dass ein Teilvolumen die Zahl Ns an Teilchen enthält
(ΔNs)2 Varianz der Zahl der Teilchen in den Teilvolumina
(Δρs)2 Varianz der Teilchendichte in den Teilvolumina
S Entropie
kB Boltzmann-Konstante
R~=NAkB ideale Gaskonstante
T absolute Temperatur
H Enthalpie
G Freie Enthalpie, Gibbs-Energie
ω Zahl der Möglichkeiten einen thermodynamischen Zustand zu realisieren
ω0 Zahl der Möglichkeiten den Zustand des thermodynamischen Minimums zu realisieren
Gs Freie Enthalpie des Teilvolumens
G0,s Freie Enthalpie des Teilvolumens im thermodynamischen Minimum
p Druck
c Massenkonzentration
NA Avogadrokonstante
n Brechungsindex
M Molmasse
Π Osmotischer Druck
ci,mi,Ni,Mi Massenkonzentration, Masse, Teilchenzahl, Molmasse einer (einheitlichen) Teilfraktion innerhalb einer Mischung uneinheitlicher Molmasse
Mw Massenmittel der Molmasse
1/M, A2, A3, … erster, zweiter, dritter, … Virialkoeffizient des osmotischen Drucks
q=(4πn)/(λvac)sin(θ/2) Betrag des Streuvektors
rj Abstand eines lokalen Streuzentrums (Wiederholungseinheit) zum Schwerpunkt eines Makromoleküls
cj lokale Massenkonzentration der Wiederholungseinheiten eines Makromoleküls in einem lokalen Streuzentrum
σj Amplitude einer Welle, die von einem lokalen Streuzenrum (Wiederholungseinheit) in einem Makromolekül ausgeht
Rg2 Streumassenradius
ϑ,φ Polarwinkel und Azimuthwinkel eines Kugelkoordinatensystems

Vereinfacht gesprochen beruht die statische Lichtstreuung an Lösungen von Makromolekülen darauf, dass eine jede Wiederholungseinheit eines gelösten Makromoleküls lokal die Permittivität der Lösung verändert und dort zu einem elektrisch polarisierbaren Bereich führt. Das oszillierende elektrische Feld der eingestrahlten Lichtwelle regt diesen Bereich zu erzwungenen Schwingungen an. Der Bereich verhält sich wie ein oszillierender Hertzscher Dipol und wird somit zu einer Strahlungsquelle.
Bei einem kompakten Makromolekül haben die Wellen, die von den einzelnen Wiederholungseinheiten dieses einen Makromoleküls ausgehen, zueinander keinen Gangunterschied. Bei der Interferenz von Wellen ohne Gangunterschied addieren sich deren Amplituden, d. h. die Amplitude der Welle, die von einem der Makromoleküle ausgeht, ist proportional zur Zahl der Wiederholungseinheiten in diesem Molekül. Die Intensität I einer Welle ist proportional zum Quadrat der Amplitude, hier also proportional zum Quadrat der Zahl der Wiederholungseinheiten in dem einen Makromolekül also proportional zum Quadrat der Molmasse, M2.
Weiterhin erreicht den Detektor Streulicht aus vielen Makromolekülen die entlang des Strahlenganges auf Längen deutlich über der Wellenlänge zufällig verteilt sind. Bei der Interferenz von Wellen, die von zufällig verteilten Objekten ausgehen, addieren sich nicht wie im vorherigen Fall die Amplituden, sondern die Intensitäten der Wellen. Somit ist die Intensität am Detektor proportional zur Intensität der Strahlung aus dem einzelnen Makromolekül multipliziert mit der Zahl der Makromoleküle im Strahlengang. Letztere ist proportional zum Verhältnis von Massenkonzentration zu Molmasse, c/M.
Somit ist die Intensität am Detektor proportional zum Produkt aus Molmasse und Massenkonzentration, IM2c/MMc.
Aus dem Verhältnis der Intensität zur Konzentration erhalten wir die Molmasse, MI/c.

Etwas genauer betrachtet wird die Lichtstreuung zusätzlich – je nach System sogar erheblich – davon beeinflusst, dass i) die gelösten Moleküle miteinander und mit dem Lösungsmittel wechselwirken und ii) die Makromoleküle so groß sind, dass das Streulicht durch Interferenz innerhalb des Moleküls abgeschwächt wird. Dies könnte man einerseits als 'lästig' empfinden, andererseits kann Lichtstreuung so auch Aussagen über die Molmassenverteilung, die Wechselwirkung mit dem Lösungsmittel (Virialkoeffizienten des Osmotischen Druckes, A2, A3, …) und die räumliche Ausdehnung der gelösten Makromoleküle (Streumassenradius, Rg2) geben.[1][2][3][4][5][6][7]

Lichtstreuung von Gasen und überkritischen Fluiden

Ideale Gase

Zwei unterschiedliche Betrachtungsweisen führen letztendlich zu dem gleichen Ergebnis:

Streuung an Einzelmolekülen

Rayleigh-Streuung beschreibt die Lichtstreuung durch N Einzelmoleküle eines Gases (leerer Raum zwischen den Gasmolekülen, hohe Verdünnung) als Funktion ihrer Polarisierbarkeit α.

II0=π2α2ε02λ41rD21+cos2(θ)2N(1)
Auswirkung der Polarisation auf die Abstrahlung eines Hertz’schen Dipols
Auswirkung der Polarisation auf die Abstrahlung eines Hertz’schen Dipols

Hierbei beschreibt I/I0 das Verhältnis der Intensität des detektierten Lichtes zur Intensität des eingestrahlten Lichtes, der erste Bruch rechts des Gleichheitszeichens die Wechselwirkung des Moleküls mit der eingehenden Strahlung der Wellenlänge λ in SI-Einheiten, der zweite die Abhängigkeit der Lichtintensität vom Abstand zwischen Quelle und Detektor rD, und der dritte berücksichtigt, dass das eingehende Licht unpolarisiert ist, die Intensität der Streuung somit für den s-polarisierten Anteil winkelunabhängig, für den p-polarisierten Anteil hingegen cos2(θ) ist (Siehe Hertzscher Dipol; der hier mit θ bezeichnete Winkel ist der Streuwinkel, bei der Beschreibung eines Hertzschen Dipols wird mit ϑ meist der Polarwinkel in Bezug auf die Dipolachse bezeichnet. Bei s-Polarisation gilt ϑ=90 unabhängig von θ. Bei p-Polarisation gilt ϑ=90θ und 1cos2(ϑ)=cos2(θ).)

Zur Vereinfachung teilen wir beide Seiten durch die Winkelabhängigkeit und durch gerätespezifische Parameter wie den Abstand des Detektors von der Küvette, rD, und das beleuchtete Volumen, V, und erhalten so das sogenannte Raleigh-Verhältnis, R(θ,ρ)

R(θ,ρ)=II0rD2(1+cos2θ)V=π2α22ε02λ4ρ(2)

Dieses ist proportional zur Teilchendichte (Anzahldichte) des Gases, ρ.

Streuung an Konzentrationsfluktuationen:

Zufällig platzierte schwarze Punkte; daraus erzeugte Graustufenbilder in unterschiedlicher Auflösung

Auf hinreichend kleinen Längenskalen betrachtet, hat ein ideales Gas nicht an jedem Ort die gleiche Teilchendichte und somit auch nicht die gleiche Permittivität. Um dies zu illustrieren, wurden für die nebenstehende Abbildung viele schwarze Punkte zufällig auf eine weiße Fläche verteilt. Man sieht ein typisches 'Sandbild'. Wandeln wir dies in Graustufenbilder um und variieren die Auflösung, so erkennt man, dass auch auf Lägenskalen deutlich größer als der Durchmesser der Punkte noch Variationen im Grauwert der Pixel auftreten. Diese Variationen steigen mit abnehmender Pixelgröße.

Um dies mathematisch zu beschreiben, teilen wir das gesamte beleuchtete Volumen in eine große Zahl, Z, von kleinen Teilvolumina ,VsV und ersetzen in Gleichung(2) die Anzahldichte der Teilchen ρ durch die Anzahldichte der Teilvolumina ρZ/V=1/Vs. Wir gehen davon aus, dass die Permittivitätszahl eines Teilvolumens εr,s sich von der mittleren Permittivitätszahl seiner Umgebung εr um einen kleinen Betrag, Δεr,s=εr,sεrεr, unterscheidet. Das elektrische Feld der eingestrahlten Lichtwelle, E0 induziert in diesem Volumen ein Dipolmoment μ. Das Verhältnis μ/E0 nennen wir Δαs. Allerdings ist die Abweichung der Teilvolumina vom Mittelwert statistisch verteilt. D. h. wir können α2 in Gleichung (2) nicht durch einen einzelnen Wert (Δαs)2 ersetzten, sondern müssen den Mittelwert (Δαs)2 verwenden (dies ist die Varianz von Δαs). Wir erhalten somit:

R(θ,ρ)=π2(Δαs)22ε02λ41Vs(3)

Δαs lässt sich über die Clausius-Mossotti-Gleichung (SI-System) für eine dielektrische Kugel in einer dielektrischen Umgebung aus den Permittivitätszahlen berechnen nach:

μsE0=Δαs=Vsε03εrεr,sεrεr,s+2εr=Vsε03εrΔεr,sΔεr,s+3εrVsε0Δεr,sdΔαsdεr,sVsε0(4)

Weiterhin ist die Störung klein genug, dass wir eine lineare Abhängigkeit der Permittivität von der Teilchendichte annehmen können.

Somit ergibt sich der folgende Zusammenhang zwischen der Varianz der Polarisierbarkeit und der Varianz der Teilchendichte:

(Δαs)2=(dΔαs/dεrs)2(dεr/dρ)2(Δρs)2=Vs2ε02(dεr/dρ)2(Δρs)2(5)

(da wir hier nur die Ableitungen benötigen, können wir statt dΔεr und dΔρ auch einfach dεr und dρ schreiben.)

Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Molekül des idealen Gases in eines der Teilvolumina gelangt, beträgt w=1/Z=Vs/V. Die Wahrscheinlichkeit, W(Ns,w), dass eines dieser Teilvolumina die Zahl Ns an Teilchen enthält, lässt sich durch die Binomialverteilung beschreiben. Für große N und den Grenzfall w1VsV hat diese Binomialverteilung eine Varianz der Zahl der Teilchen in den Teilvolumina von

(ΔNs)2=Nw=NVs/V=ρVs(6)

Wir teilen beide Seiten durch Vs2 und erhalten:

(Δρs)2=ρ/Vs(7)

D.h. ähnlich wie die Varianz der Grauwerte auf dem nebenstehenden Bild mit abnehmender Pixelgröße steigt, steigt die Varianz der Anzahldichte der Teilchen in den Teilvolumina zum Streulicht mit abnehmendem Teilvolumen; gleichzeitig sinkt natürlich der Beitrag eines einzelnen Teilvolumens mit abnehmendem Volumen. Dies führt letztendlich dazu, dass das Ergebnis unserer Herleitung (z. B. die unten folgende Gleichung (8)) nicht von der willkürlich gewählten Größe des Teilvolumens, Vs, abhängt.

Setzen wir Gleichung (5) und Gleichung(7) in Gleichung (3) ein, erhalten wir:

R(θ,ρ)=π2Vs2ε02(dεr/dρ)2ρ/Vs2ε02λ41Vs=π2(dεr/dρ)22λ4ρ(8)

Für die weiter unten folgenden Beschreibungen genügt es anzunehmen, dass die Permittivitätszahl eine lineare Funktion der Teilchendichte ist. Für die Beschreibung von Gasen ist es instruktiv, den Zusammenhang zwischen Teilchendichte und Permittivitätszahl zu betrachten (Clausius-Mossotti-Gleichung, SI-System):

ρα=ε03εr1εr+2 εr=1+ραε013ραdεrdρ=αε0(ε013ρα)2(9)

Bei Gasen ist i. d. R. die Teilchendichte so niedrig, dass αρε0 ist; man erhält in guter Näherung

dεrdραε0(10)

Setzen wir Gleichung (10) in Gleichung (8) ein, erhalten wir wieder Gleichung(2).

Zur Beschreibung der Lichtstreuung durch ein ideales Gas erhalten wir das gleiche Ergebnis unabhängig davon, ob wir Streuung durch einzelne Teilchen im leeren Raum oder Streuung durch Konzentrationsfluktuationen zugrunde legen. Der zweite Weg jedoch lässt sich auf einfache Weise auf nichtideale Fluide erweitern.

Reale Gase und überkritische Fluide

Auch reale Gase, Flüssigkeiten, überkritische Fluide und Gläser streuen Licht, diese Streuung wird ebenfalls durch Dichtefluktuationen hervorgerufen, allerdings ist die o. g. Beschreibung der Fluktuationen über eine einfache Binomialverteilung nicht mehr ausreichend. Sie lässt sich jedoch aus thermodynamischen Überlegungen ableiten:[1][3]

In den meisten thermodynamischen Überlegungen können wir gefahrlos davon ausgehen, dass alle Teilvolumina die durchschnittliche Zahl an Molekülen enthalten; hier jedoch ist wichtig, dass ein Teilvolumen auch eine vom Durchschnitt abweichende Zahl an Molekülen enthalten kann, dass dessen Wahrscheinlichkeit umso geringer ist, je weiter die Zahl vom Durchschnitt abweicht jedoch nicht gleich 0 ist. Die Boltzmann-Beziehung setzt die Häufigkeit, ω, eines Zustandes eines isoliert von der Umgebung betrachteten Systems oder Teiles eines Systems in Beziehung zu seiner Entropie, S:

ω=exp(SkB)(11)

Wenn ein System mit der Umgebung Wärme austauscht, bewirkt dies auch außerhalb des Systems eine Entropieveränderung. Bei einem isobaren, isothermen System ist die Summe aller Entropieänderungen (im System + in der Umgebung) gleich dem negativen Quotienten aus Änderung der freien Enthalpie, ΔG, und der absoluten Temperatur, T:

   ΔS   im SystemΔHTAustausch mit der Umgebung=ΔGT(12).

Weicht also eines der Teilvolumina von der Gleichverteilung ab, so ergibt sich unter isothermen und isobaren Randbedingungen die Änderung der Häufigkeit dieses abweichenden Zustandes aus der Änderung der freien Enthalpie dieses Zustandes gegenüber der Gleichverteilung, GsG0,s. Wir erhalten somit:

ωsω0,s=exp(GsG0,skBT)(13)

GsG0,s ist eine Funktion von Δρs und hat bei Δρs=0 den Wert 0 und ein Minimum, d. h. auch die erste Ableitung nach der Teilchendichte dGs/dρs beträgt 0. Wir beschreiben die Abhängigkeit GsG0,s=f(Δρs)), durch eine Taylorreihenentwicklung 2. Grades.

GsG0,s=(G0,sG0,s)+dGsdρsΔρs+12d2Gsdρs2(Δρs)2(14)

Die ersten beiden Glieder dieser Taylorreihenentwicklung betragen 0, so dass wir einen einfachen Ausdruck erhalten.

ωsω0,s=exp(121kBTd2Gsdρs2(Δρs)2)(15)

Dies bedeutet, Δρs ist normalverteilt mit einer Varianz von:

(Δρs)2=kBT1d2Gsdρs2(16)

Der Gibbs-Duhem-Gleichung zufolge besteht für ein isothermes Einkomponentensystem, das einer kleinen Störung unterworfen wird, die folgende Beziehung zwischen der Änderung des chemischen Potentials und der Änderung des Drucks, p:

Nsd(dGsdNs)=Vsdp(17)

In unserem Falle sei die kleine Störung eine Änderung der Teilchenzahl, dNs, somit erhalten wir:

NsddNs(dGsdNs)=VsdpsdNsd2GsdNs2=1ρsdpsdNsd2Gsdρs2=1ρsdpsdρsVs1ρdpdρVs(18)

hierbei haben wir im letzten Schritt beide Seiten mit Vs2 multipliziert und angewendet, dass die Dichte und Kompressibilität des Teilvolumens nahezu identisch zu den entsprechenden Werten des gesamten beleuchteten Volumens sind.

Daraus erhalten wir:

(Δρs)2=kBTρdp/dρ1Vs(19)

Diese können wir in Gleichung (5) einsetzen und erhalten:

R(θ,ρ)=π2Vs2(dεr/dρs)2kBTρdp/dρ1Vs2λ41Vs=π2(dεr/dρs)22λ41kBTdpdρρ(20)

Bei idealen Gasen gilt dp/dρ=kBT und man erhält auch aus diesen Überlegungen erneut Gleichung(7) Gleichung(8) und Gleichung(2).

Bei realen Gasen ergibt sich aufgrund der Wechselwirkung zwischen den Teilchen eine stärkere Dichtefluktuation und somit eine stärkere Streuung. Dieser Effekt ist besonders stark in der Nähe des kritischen Punktes, dort ist dp/dρ nahe null und man erhält starke Lichtstreuung, obwohl das überkritische Fluid noch nicht phasensepariert ist.

Lichtstreuung an Gasen und überkritischen Fluiden wird i. d. R. nicht zur Bestimmung von Molekülmassen verwendet. Über Gleichung (2) kann man aus der Lichtstreuung verdünnter Gase weit oberhalb der kritischen Temperatur unter Kenntnis der Molekülmasse und Massendichte des Gases die Polarisierbarkeit, α, von Gasmolekülen berechnen. Bei überkritischen Fluiden in der Nähe des kritischen Punktes hingegen zieht man aus der Lichtstreuung hauptsächlich Erkenntnisse über die zwischenmolekularen Wechselwirkungen und die Struktur und Kinetik der Konzentrationsfluktuationen.[8]

Lichtstreuung an Lösungen hingegen wird häufig durchgeführt um die Molmasse der gelösten Substanz zu ermitteln.

Lichtstreuung von Lösungen

Ideale Lösungen

Gelöste Einzelmoleküle, die sich in ihrer Polarisierbarkeit von dem Lösungsmittel unterscheiden, erhöhen im Vergleich zum reinen Lösungsmittel die Lichtstreuung. Dieser Effekt ist in der Regel deutlich stärker als die Streuung durch die Dichtefluktuationen in der Lösung. Wir ermitteln somit zunächst die Lichtstreuung durch das reine Lösungsmittel, dann die durch die Lösung und betrachten deren Differenz, ΔR(θ,c)=R(θ,c)R(θ,Lo¨sungsmittel). Bei einer idealen Lösung können wir Gleichung (8) wie folgt von Gasen auf Lösungen übertragen:

Experimentell ist es einfach den Brechungsindex n als Funktion der Massenkonzentration c=Mρ/NA zu ermitteln. Für niedrige Konzentrationen ist diese Beziehung linear, so dass wir aus wenigen Messungen leicht die Ableitung dn/dc bestimmen können. Weiterhin gilt n2=εr und dεr/dn=2n. Wir erhalten somit:

dεr/dρ=(dεr/dn)(dn/dc)(dc/dρ)=2n(dn/dc)M/NA(21)

Die Lösung ist i. d. R. verdünnt genug, dass wir hier für n den Brechungsindex des reinen Lösungsmittels verwenden können.

Ersetzen wir in Gleichung (9) ρcNA/M und dεr/dρ2n(dn/dc)M/NA erhalten wir:

ΔR(θ,c)=π2(2n(dn/dc)M/NA)22λ4cNA/M=2π2n2(dn/dc)2Mλ4NAc=KcM(22)

mit K=2π2n2(dn/dc)2λ4NA(23)

Die physikalischen Größen, aus denen K berechnet wird, sind leicht zugänglich, so dass man die Molmasse berechnen könnte nach:

M=ΔR(θ,c)Kc(24)

Nicht einheitliche Molmassen

Haben die Makromoleküle keine einheitliche Molmasse, so ist die Streuintensität gleich der Summe der Teilintensitäten aller Fraktionen, ΔR(θ,c)=ΣiΔR(θ,c)i, und die Gesamtkonzentration gleich der Summe der Teilkonzentrationen dieser Fraktionen , c=Σici , somit erhalten wir:

ΔR(θ,c)Kc=iΔR(θ,c)iKici=iciMiici=imiMiimi=iNiMi2iNiMi=Mw(25)

D. h. statische Lichtstreuung liefert bei uneinheitlichen Makromolekülen das Massenmittel der Molmasse.

Nicht ideale Lösungen

In den meisten Fällen müssen wir berücksichtigen, dass die Lösungen nicht ideal sind. Wie bei der obigen Beschreibung der Lichtstreuung durch Gase nehmen wir nun an, dass die Lichtstreuung durch Konzentrationsfluktuationen hervorgerufen wird. Bei der Beschreibung von Lösungen hat der osmotische Druck die gleiche Bedeutung, wie bei der Beschreibung von Gasen der Druck. D. h. wir ersetzen in Gleichung (20): ρcNA/M, dεr/dρ2n(dn/dc)M/NA und pΠ und erhalten:

ΔR(θ,c)=π2(2n(dn/dc)M/NA)22λ41kBTdΠdcNA/McNA/M=2π2n2((dn/dc))2λ4NA1R~TdΠdcc=Kc1R~TdΠdc(26)

Bei einer idealen Lösung beträgt

ΠR~T=1Mc1R~TdΠdc=1M(27)

und man erhält aus Gleichung (26) wieder Gleichung (22). Bei nicht idealen Lösungen wird die Abweichung von der Idealität oft durch eine Reihenentwicklung beschrieben:

ΠR~T=1Mc+A2c2+A3c3+1R~TdΠdc=1M+2A2c+3A3c2+(28)

Die Faktoren 1/M, A2, A3, … bezeichnet man als die Virialkoeffizienten des osmotischen Drucks. > Somit ergibt sich bei nichtidealen Lösungen:

KcΔR(θ,c)=1M+2A2c+3A3c2+(29)

Man führt Lichtstreuung meist an Lösungen der Makromoleküle in einem 'guten Lösungsmittel' durch, in diesem Falle sind die Konzentrationsfluktuationen geringer als im Fall einer idealen Lösung (A2 ist positiv) und die Lichtstreuung wird im Vergleich zu einer idealen Lösung abgeschwächt.

Interferenz innerhalb großer Moleküle

Zwei Grenzfälle der Interferenz von Wellen, die von vielen unterschiedlichen Streuzentren ausgehen, haben wir implizit oben schon angewendet: Befinden sich alle diese Streuzentren an einem Punkt, so sind die von den Streuzentren ausgehenden Wellen in Phase, es addieren sich die Amplituden der einzelnen Wellen, die Intensität des gesamten Streulichtes ist proportional zum Quadrat der Zahl an Streuzentren in diesem Punkt. Sind die Streuzentren über Abstände viel größer als die Wellenlänge zufällig verteilt, so addieren sich die Intensitäten, die Intensität des gesamten Streulichtes ist proportional zur Zahl der Streuzentren.

Bei einem Makromolekül ist die räumliche Ausdehnung oft so groß, dass Streulicht, das von verschiedenen Wiederholungseinheiten eines Moleküls ausgeht, nicht mehr vollständig in Phase ist. Andererseits stehen die Wiederholungseinheiten in definierter räumlicher Beziehung zueinander und sind deutlich geringer als eine Wellenlänge voneinander entfernt. Diese führt im Vergleich zu dem Fall, dass alle Wiederholungseinheiten in einem Punkt konzentriert wären, zu einer leichten Abschwächung des Streulichtes. Bei gleichbleibender Molekülmasse ist diese Abschwächung um so größer, je größer das Volumen ist, auf das sich das Makromolekül ausbreitet.
Für eine mathematische Beschreibung dieses Phänomens betrachten wir nebenstehende Abbildung. In dieser ist die Position eines Streuzentrums mit I, die des Schwerpunktes eines Makromoleküls mit O bezeichnet. Den Abstand des Streuzentrums I vom Schwerpunkt O bezeichnen wir mit rj. Hierbei können wir entweder davon ausgehen, dass eine jede Wiederholungseinheit ein Streuzentrum sei und jedes Streuzentrum Strahlung der gleichen Amplitude, σj, erzeugt, oder einem Streuzentrum ein bestimmtes Volumen dVj und eine Massenkonzentration an Wiederholungseinheiten cj zuordnen und davon ausgehen, dass die Amplitude der gestreuten Strahlung proportional zum Produkt dieser beiden Größen ist σjcjdVj. Diese Betrachtung lässt sich einfach auf Copolymere ausweiten, indem wir anstelle der lokalen Massenkonzentration einer Art von Wiederholungseinheiten die Produkte aus den Konzentrationen der unterschiedlichen Wiederholungseinheiten mit den Werten von dn/dc der jeweiligen Homopolymere aufsummieren.
Für die weitere Herleitung ist nicht entscheidend, ob aus dem Schwerpunkt tatsächlich Streulicht kommt, letztendlich genügt es, den Schwerpunkt als Referenzpunkt zu verwenden.
Die Welle, die vom Streuzentrum I ausgeht, benennen wir Ej(X). Sie hat im Bezug zur (hypothetischen) Welle aus dem Schwerpunkt den Gangunterschied Sj und eine Amplitude σj. In nebenstehender Abbildung liegen die beiden grauen Geraden auf Ebenen, die senkrecht zur Ebene der Abbildung und parallel zur Winkelhalbierenden des Streuwinkels liegen. Den Abstand dieser beiden Ebenen zueinander bezeichnen wir mit hj, wobei hj ein positives Vorzeichen hat, wenn das Streuzenrum vom Detektor aus gesehen sich hinter der Ebene durch den Schwerpunkt befindet, und ein negatives, wenn das Streuzentrum davor liegt.
In dem Diagramm sind zwei Strahlengänge eingezeichnet: Licht, dass von Schwerpunkt O gestreut wird, geht über die Punkte H und F und weiter zum Detektor; Licht, dass von Streuzentrum I gestreut wird geht über die Punkte E,C,I und D und weiter zum Detektor. Der Pfad von E über C und I nach D sei genau so lang, wie der Pfad von O nach F. Der Gangunterschied zwischen diesen beiden Strahlen, Sj, lässt sich aus einfachen geometrischen Überlegungen herleiten:
Die Strecken CG und EO stehen senkrecht zur Beleuchtungsrichtung, somit ist OG=EC. Die Dreiecke AGO und AOH sind kongruent somit ist OG=OH. Die Dreiecke ADI und AIC sind kongruent, somit ist CI=ID. Ebene Trigonometrie gibt uns den Zusammenhang zwischen CI, dem Abstand der beiden Ebenen und dem halben Streuwinkel: CI=hjsin(θ/2). Somit erhalten wir:

Sj=HF
=OFOH
=ID+CI+ECOH
=ID+CI+OGOH
=ID+CI
=2CI
=2AIsin(θ/2)
=2hjsin(θ/2)(30)

Eine Welle ist eine Funktion von Ort und Zeit; der Einfachheit halber betrachten wir hier einen 'Schnappschuss' und nehmen nicht die Zeitabhängigkeit, sondern nur die Ortsabhängigkeit der Welle (X=Ortskoordinate in Ausbreitungsrichtung) in die folgenden Formeln auf. Wir beschreiben die Welle, die aus dem Streuzentrum I kommt mit einer Sinusfunktion des Ortes X (X =Ortskoordinate in Ausbreitungsrichtung) und einem Gangunterschied Sj gegenüber dem Strahl aus dem Schwerpunkt:

Ej(X)=
σjsin(2πλ(X+Sj))=
σjsin(2πλ(X+2hjsinθ2))=
σjsin(2πλX+qhj)(31)

mit q=4πλsinθ2=4πnλvacsinθ2(32)

Über die die Additionsregeln trigonometrischer Funktionen können wir diese Welle ausdrücken als die Summe zweier Wellen; eine Welle ohne Gangunterschied zur Welle aus dem Schwerpunkt und eine Welle mit einem Gangunterschied von λ/4 (diese wird hier ausgedrückt als Cosinusfunktion des Ortes X):

Ej(X)=σjcos(qhj)sin(2πλX)+σjsin(qhj)cos(2πλX)(33)

Die beiden springenden Punkte im Verständnis der nächsten Zeilen sind:
a) die beiden ortsabhängigen Faktoren, sin(2π/λX) und cos(2π/λX), sind unabhängig vom Gangunterschied, der Gangunterschied wirkt sich nur auf die jeweiligen Amplitude jedes der beiden Terme aus.
b) weiter unten werden wir sehen, dass sich der zweite Term durch Interferenz mit den anderen Komponenten des Streulichtes auslöscht.

Wir gehen davon aus, dass |hj|λ und somit q|hj|2π und vereinfachen die o. g. Gleichung, indem wir die beiden trigonometrischen Funktionen von hjdurch ihre Reihenentwicklungen ersetzen.

Ej(X)=
σj(112q2hj2)sin(2πλX)+σj(qhj)cos(2πλX)=(σj12q2σjhj2)sin(2πλX)+σjhjqcos(2πλX)(34)

Das Makromolekül besteht nun aus einer großen Zahl an Streuzentren. Wir addieren alle gestreuten Strahlen auf und erhalten.

Ej(X)=
(σj12q2σjhj2)sin(2πλX)+σjhj=0qcos(2πλX)=
(σj12q2σjhj2)sin(2πλX)(35)

Referenzpunkt unserer Betrachtungen ist der Schwerpunkt. Ziehen wir eine beliebige Ebene durch den Schwerpunkt eines Objektes, so ist die Summe von (Masse eines Objektteils x Abstand des Objektteils zu diese Ebene) gleich null. Folglich ist die Summe im zweiten Term und somit der gesamte zweite Term der obigen Gleichung gleich Null. Es bleibt nur der erste Term.
Teilen wir dies durch die Welle, die man bekäme, wenn alle Streuzentren im Schwerpunkt lägen E*=Σσjsin(2π/λX) erhält man:

EE*=112q2σjhj2σj(36)

Die Intensität der Strahlung ist proportional zum Quadrat der Amplitude. Somit erhalten wir:

II*=(EE*)2=1212q2σjhj2σj+(12q2σjhj2σj)21q2σjhj2σj(37)

hj hängt allerdings von der Orientierung des Makromoleküls ab. Das Licht, das der Detektor empfängt, stammt von vielen Makromolekülen, die zufällig im Raum verteilt und zufällig orientiert sind. Bei Licht, das aus vielen zufällig verteilten Lichtquellen stammt, ergibt sich die Gesamtintensität aus der Summe der Einzelintensitäten. Wir erhalten somit die mittlere Streuintensität, in dem wir hj2 in der obigen Gleichung durch ein gewichtetes Mittel hj2hj2 ersetzen. Das Streuzentrum I liegt auf einer Hohlkugel um den Schwerpunkt mit Radius rj  – überall auf dieser Hohlkugel mit gleicher Wahrscheinlichkeitsdichte. Die Linie BI symbolisiert die Mantelfläche einer Kugelschicht der Höhe dhj. Der Flächeninhalt dieser Mantelfläche hängt von rj und dhj, nicht jedoch von hj ab und beträgt 2πrjdhj. Wir erhalten somit das gewünschte gewichtete Mittel aus folgendem Integral:

hj2=hj=rjrj2πrjhj2dhjhj=rjrj2πrjdhj=hj=rjrjhj2dhjhj=rjrjdhj=rj33rj33rj(rj)=13rj2(38)

Setzen wir dies anstelle von hj in Gleichung (37) ein erhalten wir:

II*1q2σjhj2σj=113q2σjrj2σj=113q2Rg2(39)

Hierbei bezeichnen wir

Rg2=σjrj2σj(40)

als Streumassenradius[3][7].
Betrachten wir unser Makromolekül nicht als ein Objekt, das aus individuellen Wiederholungseinheiten zusammengesetzt ist, sondern als ein Kontinuum mit einer ortsabhängigen Dichte, cj, so können wir ersetzen σjcjdVj und die Summen in Gleichung (40) in Integrale umwandeln und erhalten :
in kartesischen Koordinaten

Rg2=x=y=z=(x2+y2+z2)c(x,y,z)dxdydzx=y=z=c(x,y,z)dxdydz(41)

bzw. in Kugelkoordinaten:

=r=0ϑ=0πφ=02πr2c(ϑ,φ,r)rsinϑdφrdϑdrr=0ϑ=0πφ=02πc(ϑ,φ,r)rsinϑdφrdϑdr(42)

Bei einem kugelsymmetrischen Objekt ist die Massendichte c(r) nur noch eine Funktion des Abstandes vom Schwerpunkt, d. h. die inneren Integrale ergeben rsinϑdφrdϑ=4πr2 und der Ausdruck vereinfacht sich zu:

Rg2=r=0r2c(r)4πr2drr=0c(r)4πr2dr(43)

Der Streumassenradius ('Radius' bezeichnet hier den Abstand zum Schwerpunkt) ist nicht identisch mit dem Trägheitsradius in der Mechanik ('Radius' bedeutet dort Abstand zur Trägheitsachse).

Bei der Interpretation von Rg2 sollte man sich vergegenwärtigen, dass in die Berechnung von Rg2 das 'gesamte Volumen' des Objektes und nicht nur die 'äußeren Begrenzungen' eingehen, Rg2 also i. d. R. kleiner ist als die weiteste Strecke, die man in das Molekül bzw. den Partikel hineinzeichnen kann und ebenfalls meist kleiner ist als der hydrodynamische Radius.

Für eine Kugel homogener Dichte mit Radius r gilt: Rg2=3/5r.

Für einen dünnen Stab der Länge L gilt: Rg2=1/3L/2.

Für ein statistisches Knäul aus einer frei beweglichen Kette aus N frei verknüpften, miteinander nicht wechselwirkenden Wiederholungseinheiten der Länge a gilt: Rg2=N/6a

Zusammenführung der Effekte durch Konzentrationsfluktuationen und Interferenz

Für den nächsten Schritt benötigen wir den Kehrwert von Gleichung (39). q2Rg2 ist deutlich kleiner als 1. Für δ1 gilt 1/(1±δ)1δ somit gilt:

I*I1+13q2Rg2(45)

Gleichung (29) wurde unter der Annahme entwickelt, dass es zu keiner Abschwächung durch Interferenz kommt, nun berücksichtigen wir die Interferenz, indem wir den ersten Term von Gleichung (29) mit Gleichung (45) multiplizieren (sowohl in Gleichung (29) als auch in Gleichung (45) steht die Intensität des Streulichtes links vom Gleichheitszeichen im Nenner) und erhalten:

KcΔR(θ,c)=1Mw(1+13q2Rg2+)+2A2c+(46)

Die oben stehende Ableitung berücksichtigt nur die Abschwächung des Streulichtes durch Interferenz aufgrund der Größe und Form des Makromoleküls. Wir könnten auch Interferenzerscheinungen aufgrund Form und Größe der Konzentrationsfluktuationen berücksichtigen. In der Polymeranalytik konzentrieren wir uns jedoch auf die beiden folgenden Grenzfälle: (i) unendliche Verdünnung: hier können wir nicht ideale Effekte in der Thermodynamik vernachlässigen und benötigen die Beschreibung über Konzentrationsfluktuationen nicht. (ii) unendlich kleiner Streuwinkel – hier ist der Gangunterschied aller gestreuten Wellen gleich 0 und wir können Abschwächung durch Interferenz ungeachtet ihrer Ursache vernachlässigen. Die unten erläuterte Auswertung über den Zimm-Plot extrapoliert genau zu diesen beiden Grenzfällen. Wird Lichtstreuung hingegen angewendet, um kritische Phänomene in Mischungen kleiner Moleküle zu untersuchen, werden Interferenzen aufgrund der Größe der Konzentrationsfluktuationen i. d. R. berücksichtigt.[8]

Auswertung

Zimm plot

Gleichung (46) ergibt eine 3-dimensionale Beziehung zwischen ΔR(θ,c), c und q.

Zimm-Plot

Wir könnten:

oder

  • Kc/ΔR(θ,c) gegen c [ gegen q2 ] auftragen und erhielten mehrere Kurvenscharen (jede bei einem anderen q [einem anderen c ] gemessen)
  • jede dieser Kurven gegen c=0 [ gegen q2=0 ] extrapolieren und erhielten so Werte für ΔR(θ,c=0) [ für ΔR(θ=0,c) ]
  • Auftragung dieser extrapolieren Werte versus q2 [ versus c ]ergäbe eine Gerade mit der Steigung Rg2/(3Mw) [ mit der Steigung 2A2]
  • Extrapolation auf q2=0 [auf c=0] ergäbe 1/Mw.

Automatisierte Auswertungen gehen in der Regel nach einem der beiden o. g. mathematischen Methoden vor.

Eine besonders elegante graphischer Auswertung, in der die o. g. doppelte Extrapolation in einem Diagramm erfolgt, ist der Zimm-Plott:[6][7]

  • wir wählen eine mehr oder minder beliebige Konstante k mit der Dimension 1/(Länge² Konzentration)
  • wir tragen von allen unseren Messwerten (θ,c,ΔR(θ,c)) in einem zweidimensionalen Diagramm Kc/ΔR(θ,c) (Ordinate) versus q2+kc (Abszisse) auf ().
  • wir verbinden jeweils die Schar der Punkte, die alle beim gleichen Streuwinkel aufgenommen wurden, mit je einer Linie ( ____ ) und führen jede dieser Linien nach links weiter ( ...... )
  • auf jeder dieser Linien zeichnen wir ausgehend von dem Punkt, der zur niedrigsten vermessenen Konzentration, cmin, gehört, in einem Abstand von kcmin einen weiteren Punkt ein (). Dieser entspricht der Extrapolation auf limc0ΔR(θ,c)
  • wir verbinden diese extrapolierten Punkte mit einer Linie und verlängern diese bis zum Schnittpunkt mit der Ordinate ( ----- ).
  • die Steigung dieser Linie entspricht Rg2/(3Mw)
  • diese Linie schneidet die Ordinate bei limq0limc0(Kc/ΔR(θ,c))=1/Mw
  • wir verbinden jeweils die Schar der Punkte, die alle bei der gleichen Konzentration aufgenommen wurden, mit je einer Linie ( ____ ) und führen jede dieser Linien nach links weiter ( ...... )
  • auf jeder dieser Linien zeichnen wir ausgehend von dem Punkt, der zum niedrigsten vermessenen Streuvektor, qmin, gehört, in einem Abstand von qmin2 einen weiteren Punkt ein (). Dieser entspricht der Extrapolation auf limq0R(θ,c)
  • wir verbinden diese extrapolierten Punkte mit einer Linie und verlängern diese bis zum Schnittpunkt mit der Ordinate ( ----- ).
  • die Steigung dieser Linie entspricht 2A2/k
  • diese Linie schneidet die Ordinate ebenfalls bei limc0limq0(Kc/ΔR(θ,c))=1/Mw

Guinier plot

Sind wir nur am Streumassenradius, Rg2, interessiert, so ist eine Extrapolation c0 nicht notwendig. Üblicherweise bestimmt man die Winkelabhängigkeit der Streuintensität für nur eine Konzentration und trägt ln(ΔR(θ,c)/ΔR(θmin,c)) versus q2 auf. Für δ1 ln(1±δ)1±δ. Somit ergibt diese Auftragung in dem Bereich q2Rg21 eine Gerade mit Steigung (1/3)Rg2

Einzelnachweise