Minkowski-Ungleichung

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Die Minkowski-Ungleichung, auch als Minkowski'sche Ungleichung oder Ungleichung von Minkowski bezeichnet, ist eine Ungleichung im Grenzgebiet zwischen der Maßtheorie und der Funktionalanalysis, zwei Teilbereichen der Mathematik. Sie wird in unterschiedlichen Versionen formuliert, meist für den Folgenraum p sowie die Lebesgue-Räume Lp und p. In diesen Räumen entspricht sie der Dreiecksungleichung und macht diese somit zu normierten Räumen (im Falle von p zu einem halbnormierten Raum).

Sie ist nach Hermann Minkowski benannt, der die Ungleichung für unendliche Summen erstmals 1896 im ersten Band seiner Geometrie der Zahlen zeigte.[1]

Formulierung für Lp-Räume

Sei p[1,] und Lp=Lp(Ω,𝒜,μ) der entsprechende Lp-Raum. Es sei Lp die entsprechende Lp-Norm. Für ein fLp ist also

fLp:={(Ω|f|pdμ)1p für p[1,)esssupxΩ|f(x)| für p=.

Hierbei bezeichnet esssup das wesentliche Supremum. Die Minkowski-Ungleichung besagt dann:[2]

Ist fLp und gLp, so gilt
f+gLpfLp+gLp.

Die Ungleichung gilt auch in p=p(Ω,𝒜,μ) (siehe Lp-Raum#Definition). Die p-(Halb-)Norm wird identisch wie die Lp-Norm definiert, aber mit p bezeichnet. Die Minkowski-Ungleichung besagt dann:[3]

Ist fp und gp, so gilt
f+gpfp+gp.

Formulierung für messbare Funktionen

Die Minkowski-Ungleichung lässt sich auch etwas allgemeiner für messbare Funktionen formulieren. Mit den Vereinbarungen p=,p=0 für p(0,) definiert man

Ip(f):={(X|f|pdμ)1p für p[1,)esssupxX|f(x)| für p=,

wobei f eine messbare Funktion von dem Maßraum (X,𝒜,μ) nach 𝕂 ist. Hierbei ist 𝕂= oder 𝕂=. Dann lautet die Minkowski-Ungleichung:[1]

Sind die Funktionen f,g von X nach 𝕂 beide messbar, so gilt
Ip(f+g)Ip(f)+Ip(g).

Formulierung für Folgen

Die Minkowski-Ungleichung gilt auch für Folgen in oder in , unabhängig davon, ob die Folgen konvergieren. Sie lautet dann

(k=1|xk+yk|p)1/p(k=1|xk|p)1/p+(k=1|yk|p)1/p

für p[1,).[1]

Beschränkt man sich auf den passenden Folgenraum p mit der Norm

(xn)np:=(n=1|xn|p)1p,

so lautet die Minkowski-Ungleichung

(xn)n+(yn)np(xn)np+(yn)np.

für Folgen (xn)n,(yn)n aus p. Dies kann als Sonderfall der Ungleichung für den Lp angesehen werden, wenn man als Grundmenge die natürlichen Zahlen wählt und als Maß das Zählmaß.

Beweis

Die Minkowski-Ungleichung ist für p=1 und p= trivial. Es sei daher 1<p<. Da x|x|p eine konvexe Funktion ist, gilt

|f+g|p=2p|12f+12g|p2p1(|f|p+|g|p)

und daher f+gLp(S).

Sei im Folgenden ohne Beschränkung der Allgemeinheit f+gp>0. Es gilt:

|f+g|p=(|f+g|)(|f+g|)p1(|f|+|g|)(|f+g|)p1=(|f||f+g|p1)+(|g||f+g|p1)

Sei q:=pp1. Dann ist q der zu p konjugierte Hölder-Exponent, es gilt: 1p+1q=1

Nach der Hölder-Ungleichung gilt:

f+gpp=S|f+g|pS(|f||f+g|p1)+S(|g||f+g|p1)fp|f+g|p1q+gp|f+g|p1q=(fp+gp)|f+g|p1q=(fp+gp)(S|f+g|(p1)pp1)11p=(fp+gp)S|f+g|p(S|f+g|p)1p=(fp+gp)f+gppf+gp,

Dies impliziert die Minkowski-Ungleichung nach Multiplikation beider Seiten mit f+gpf+gpp.

Verallgemeinerung (Minkowski-Ungleichung für Integrale)

Seien (S1,μ1) und (S2,μ2) zwei Maßräume und F:S1×S2𝕂 eine messbare Funktion, dann gilt (Minkowski-Ungleichung für Integrale):

[S2(S1|F(x,y)|dμ1(x))pdμ2(y)]1/pS1(S2|F(x,y)|pdμ2(y))1/pdμ1(x),

für 1p<. Ist 1<p< und beide Seiten endlich, so gilt Gleichheit genau dann, wenn sich |F| als Produkt |F|(x,y)=φ(x)ψ(y) zweier messbarer Funktionen ϕ:S1[0,) und ψ:S2[0,) schreiben lässt.

Wählen wir (S1,μ1) als die zwei-elementige Menge {1,2} mit dem zählenden Maß, so erhalten wir als Spezialfall wieder die übliche Minkowski-Ungleichung, mit fi=F(i,) für i=1,2 ist nämlich

f1+f2p=[S2|S1F(x,y)dμ1(x)|pdμ2(y)]1/pS1(S2|F(x,y)|pdμ2(y))1/pdμ1(x)=f1p+f2p.

Literatur

  • Herbert Amann, Joachim Escher: Analysis III. 1. Auflage. Birkhäuser-Verlag Basel Boston Berlin, 2001, ISBN 3-7643-6613-3

Einzelnachweise