Kronecker-Produkt

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Vorlage:Dieser Artikel Das Kronecker-Produkt ist in der Mathematik ein spezielles Produkt zweier Matrizen beliebiger Größe. Das Ergebnis des Kronecker-Produkts ist eine große Matrix, die durch Betrachtung aller möglichen Produkte von Einträgen der beiden Ausgangsmatrizen entsteht. Es ist nach dem deutschen Mathematiker Leopold Kronecker benannt.

Definition

Ist A eine m×n-Matrix und B eine p×r-Matrix, so ist das Kronecker-Produkt C=AB definiert als

C=(aijB)=(a11Ba1nBam1BamnB)

Explizit:

AB=(a11b11a11b12a11b1ra1nb11a1nb12a1nb1ra11b21a11b22a11b2ra1nb21a1nb22a1nb2ra11bp1a11bp2a11bpra1nbp1a1nbp2a1nbpram1b11am1b12am1b1ramnb11amnb12amnb1ram1b21am1b22am1b2ramnb21amnb22amnb2ram1bp1am1bp2am1bpramnbp1amnbp2amnbpr)(mp×nr).

Das heißt, jedes Element der Matrix A wird mit der Matrix B multipliziert. Das Ergebnis ist also eine Matrix mit mp Zeilen und nr Spalten.

Beispiel

(123456)(7890)=(1(7890)2(7890)3(7890)4(7890)5(7890)6(7890))=(781416901802124283227036035404248450540)

Eigenschaften

Rechenregeln

Das Kronecker-Produkt ist nicht kommutativ, das heißt, im Allgemeinen gilt

ABBA.

Es gibt jedoch Permutationsmatrizen P,Q so dass

AB=P(BA)Q

gilt. Sind dabei A und B quadratisch, so kann P=QT gewählt werden.

Das Kronecker-Produkt ist assoziativ. Das heißt, es gilt

A(BC)=(AB)C.

Symmetrien

Für die Transposition gilt

(AB)T=ATBT.

Für die konjugierte Matrix gilt

AB=AB.

Für die adjungierte Matrix gilt

(AB)*=A*B*.

Bezüge zu anderen Operationen

Das Kronecker-Produkt ist bilinear mit der Matrizenaddition, das heißt, es gilt

A(B+C)=AB+AC,
(B+C)A=BA+CA

und

λ(AB)=(λA)B=A(λB)

Sind die Matrizenprodukte AC und BD definiert, so gilt[1]

ACBD=(AB)(CD).

Kenngrößen

Sind A und B quadratische Matrizen, so gilt für die Spur

Spur(AB)=Spur(A)Spur(B).

Für den Rang gilt

Rang(AB)=Rang(A)Rang(B).

Ist A eine n×n und B eine m×m Matrix, so gilt für die Determinante

det(AB)=detm(A)detn(B).

Sind (λi)i=1,,n die Eigenwerte von A und (μj)j=1,,m die Eigenwerte von B, dann gilt:

(λiμj)i=1,,nj=1,,m sind die Eigenwerte von AB.

Für die Spektralnorm gilt demnach

AB2=A2B2.

Inverse

Sind A,B invertierbar, so ist auch (AB) invertierbar mit Inverser

(AB)1=A1B1.

Für die Moore-Penrose-Inverse gilt außerdem

(AB)+=A+B+.

Allgemeiner gilt: Sind A und B verallgemeinerte Inversen von A und B, so ist AB eine verallgemeinerte Inverse von AB.

Matrixgleichung

Es seien die Matrizen AMat(k×),BMat(m×n),CMat(k×n) gegeben und eine Matrix XMat(×m) gesucht, so dass AXB=C gilt. Dann gilt folgende Äquivalenz:

AXB=C(BTA)vec(X)=vec(C).

Hierbei steht vec für die spaltenweise Vektorisierung einer Matrix zu einem Spaltenvektor: Sind x1,,xm die Spalten der Matrix XMat(×m), so ist

vec(X)=(x1xm)

ein Spaltenvektor der Länge m. Analog ist vec(C) ein Spaltenvektor der Länge kn.

Hat man den Vektor vec(X) ermittelt, so ergibt sich daraus unmittelbar die zugehörige isomorphe Matrix XMat(×m).

Beweis der Äquivalenz

Es ist AXB=CAX(b1,,bn)=(c1,,cn)AXbi=ci(AXb1AXbn)=vec(C).

Dabei ist (A(x1,,xm)b1A(x1,,xm)bn)=(A(b11x1++bm1xm)A(b1nx1++bmnxm))=(Ab11Abm1Ab1nAbmn)(x1xm)=(BTA)vec(X).

Gleichungssystem mit Matrixkoeffizienten

Für i=1,...,r und j=1,...,s seien die Matrizen AijMat(k×),BijMat(m×n),CiMat(k×n) gegeben.

Gesucht sind die Matrizen XiMat(×m), welche das Gleichungssystem

[A11X1B11+...+A1sXsB1s=C1Ar1X1Br1+...+ArsXsBrs=Cr]

lösen. Diese Aufgabenstellung ist äquivalent zum Lösen des Gleichungssystems

(B11TA11B1sTA1sBr1TAr1BrsTArs)(vecX1vecXs)=(vecC1vecCr)

Weitere Anwendungen

Das Kronecker-Produkt wird beispielsweise in verallgemeinerten linearen Regressionsmodellen verwendet, um eine Kovarianzmatrix von korrelierten Störgrößen zu konstruieren (z. B. die Kovarianzmatrix bei scheinbar unverbundenen Regressionsgleichungen, siehe Kovarianzmatrix#Kovarianzmatrix bei scheinbar unverbundenen Regressionsgleichungen). Man erhält hier etwa eine blockdiagonale Zellnermatrix.

Zudem braucht man das Kronecker-Produkt in der Quantenmechanik, um Systeme mit mehreren Teilchen, die ein beidseitig beschränktes Spektrum besitzen, zu beschreiben. Zustände mehrerer Teilchen sind dann Kroneckerprodukte der Einteilchenzustände. Im Falle eines unbeschränkten Spektrums bleibt nur die algebraische Struktur eines Kronecker-Produktes erhalten, da dann keine Darstellung durch Matrizen existiert.

Zusammenhang mit Tensorprodukten

Gegeben seien zwei lineare Abbildungen φ1:V1W1 und φ2:V2W2 zwischen endlichdimensionalen Vektorräumen. Dann gibt es immer genau eine lineare Abbildung

φ1φ2:V1V2W1W2

zwischen den Tensorprodukten mit

[φ1φ2](v1v2)=φ1(v1)φ2(v2).

Wenn wir auf den Vektorräumen V1,W1,V2 und W2 je eine Basis auswählen, so können wir der Abbildung φ1 ihre Darstellungsmatrix A zuordnen. Es sei B die Darstellungsmatrix von φ2.

Das Kronecker-Produkt AB der Darstellungsmatrizen entspricht nun genau der Darstellungsmatrix der tensorierten Abbildung φ1φ2, wenn man auf V1V2 und W1W2 die Basis zugrunde legt, welche sich aus den lexikographisch angeordneten Paaren von Basisvektoren der am Tensorprodukt beteiligten Vektorräume ergibt: Sind (e1,e2,,en) die ausgewählte Basis von V1 und (f1,f2,,fp) die Basis von V2, so nehmen wir

(e1f1,e1f2,,e1fp,e2f1,,enfp1,enfp)

als Basis für das Tensorprodukt V1V2. Analog für W1W2.

Historisches

Das Kronecker-Produkt ist nach Leopold Kronecker benannt, obwohl Georg Zehfuss die Definition des Produktes schon 1858 leistete, weshalb das Kronecker-Produkt manchmal auch Zehfuss-Produkt genannt wird.[2]

Quellen

  1. Willi Hans Steeb: Kronecker Product of Matrices and Applications. BI-Wiss. Verlag, 1991, ISBN 3-411-14811-X, S. 16
  2. Walter Strobl, "Georg Zehfuss: Sein Leben und seine Werke", online