Initial-σ-Algebra

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Eine Initial-σ-Algebra ist ein Begriff aus der Maßtheorie, einem Teilgebiet der Mathematik. Er dient dazu, σ-Algebren auf Räumen zu definieren, die bisher keine Struktur hatten, und hat als Spezialfälle die Produkt-σ-Algebra und die Spur-σ-Algebra. Er ist mit der Initialtopologie eng verknüpft. Das Gegenstück zur Initial-σ-Algebra bildet die Final-σ-Algebra. Sie ist das größte Mengensystem, so dass eine vorgegebene Menge an Funktionen messbar ist. Die Initial-σ-Algebra wird auch die (von den Funktionen fi) erzeugte σ-Algebra genannt. Diese Benennung ist aber nicht eindeutig, da σ-Algebren auch von Mengensystemen erzeugt werden können.

Definition

Gegeben seien Abbildungen fi:ΩΩi und eine Familie von Messräumen (Ωi,𝒜i) für eine nichtleere Indexmenge I. Dann heißt die σ-Algebra

(fi,iI):=σ(iIfi1(𝒜i))

auf Ω die Initial-σ-Algebra der Abbildungen (fi)iI oder die von den Abbildungen (fi)iI erzeugte σ-Algebra, wobei σ() den σ-Operator darstellt.

Eigenschaften

  • Die Initial-σ-Algebra ist per Definition die bezüglich mengentheoretischer Inklusion kleinste σ-Algebra auf Ω, bezüglich derer alle Funktionen (fi)iI messbar sind.
  • Sind i Erzeuger von 𝒜i, so ist iIfi1(i) ein Erzeuger von (fi,iI).

Beispiele

  • Für eine einzelne Abbildung f:ΩΩ in einen Messraum (Ω,𝒜) ist bereits f1(𝒜) eine σ-Algebra, es gilt also (f)=f1(𝒜). Ist beispielsweise f eine konstante Funktion, so ist (f) die triviale σ-Algebra {,Ω}. Für die Indikatorfunktion χA einer Teilmenge AΩ gilt (χA)={,A,A𝖼,Ω}.
  • Ist XY und (Y,𝒜) ein Messraum sowie i:XY,i(x)=x die natürliche Einbettung, so ist die Initial-σ-Algebra genau die Spur-σ-Algebra: (i)=𝒜|X.
  • Sei Ω=iIΩi das kartesische Produkt von Mengen Ωi für eine nichtleere Indexmenge I und seien (Ωi,𝒜i) Messräume. Wählt man als Abbildungen πi:ΩΩi,πi(ω)=ωi die Projektionen auf die i-te Komponente, so ist die Initial-σ-Algebra der Projektionen genau die Produkt-σ-Algebra der 𝒜i:
(πi,iI)=iI𝒜i.

Verwendung

Initial-σ-Algebren finden zum Beispiel Verwendung in der Wahrscheinlichkeitstheorie zur Definition der stochastischen Unabhängigkeit von Zufallsvariablen. Zwei Zufallsvariablen sind unabhängig genau dann, wenn ihre Initial-σ-Algebren unabhängige Mengensysteme sind.

Literatur