Heegaard-Floer-Homologie

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In der Mathematik ist Heegaard-Floer-Homologie eine Invariante einer geschlossenen 3-Mannigfaltigkeit Y mit einer Spinᶜ-Struktur. Sie wird mittels Heegaard-Zerlegung von Y durch Lagrange-Floer-Homologie konstruiert. Man erhält mehrere Homologiegruppen, die durch exakte Sequenzen miteinander in Beziehung stehen.

Die Heegaard-Floer-Homologie wurde in einer langen Serie von Arbeiten von Peter Ozsváth und Zoltán Szabó entwickelt.

Mittels Konstruktion geeigneter Filtrierungen lassen sich Invarianten konstruieren. Ein Beispiel hierfür ist die zu einem Knoten K in einer 3-Mannigfaltigkeit Y assoziierte Knotenhomologie. Ein weiteres Beispiel ist die sogenannte Kontakthomologie, eine Invariante von Kontaktstrukturen.

Heegaard-Floer-Homologie kann algorithmisch berechnet werden.[1]

Konstruktion

Vorbereitungen

Sei Y eine geschlossene, orientierbare 3-Mannigfaltigkeit und

Y=H1ΣH2

eine Heegaard-Zerlegung von Y mit Heegaard-Fläche Σg und Heegaard-Diagramm (α1,,αg,β1,,βg).

Betrachte das symmetrische Produkt

Symg(Σg)=(Σg××Σg)/Sg,

wobei Sg die auf dem Produkt von g identischen Faktoren wirkende symmetrische Gruppe auf g Elementen ist. Es ist eine glatte Mannigfaltigkeit und eine komplexe Struktur auf Σg induziert eine komplexe Struktur auf dem symmetrischen Produkt.

Aus dem Heegaard-Diagramm (α1,,αg,β1,,βg) erhält man zwei total reelle g-dimensionale Tori Tα=α1××αg,Tβ=β1××βg in der komplexen Mannigfaltigkeit Symg(Σg).

Für zwei Schnittpunkte x,yTαTβ wähle man zwei verbindende Wege aTα,bTβ. Die Differenz ab ist eine Schleife in Symg(Σg) und repräsentiert also ein Element

ϵ(x,y)H1(Symg(Σg))/(H1(Tα)H1(Tβ))H1(Y).

Mittels Morse-Theorie kann man (zu einem gewählten Basispunkt zΣg(α1βg)) jedem Schnittpunkt xTαTβ eine Spinc-Struktur und damit ein der Spinc-Struktur eindeutig entsprechendes Element sz(x)H2(Y) zuordnen, so dass für alle Paare von Schnittpunkten jeweils sz(x)sz(y) Poincaré-dual zu ϵ(x,y) ist.[2]

Bezeichne π2(x,y) die Menge der Homotopieklassen von Abbildungen u:D2Symg(Σg), die i und i auf x und y sowie die Kreisbögen S1{z:Re(z)0} nach Tα und S1{z:Re(z)0} nach Tβ abbilden, sogenannten Whitney-Scheiben. Für ϕπ2(x,y) der Modulraum der holomorphen Abbildungen in dieser Homotopieklasse, den man mittels kleiner Störungen als glatte Mannigfaltigkeit realisieren kann. Er kommt mit einer -Wirkung durch die -Wirkung mittels i und i erhaltender komplexer Automorphismen von D2. Bezeichne M^(ϕ)=M(ϕ)/. Mit dem Atiyah-Singer-Indexsatz kann man μ(ϕ)=dim(M(ϕ)) berechnen. Weiter sei nz(ϕ) (zu dem gewählten Basispunkt z) die Schnittzahl von ϕ mit {z}×Symg1(Σg). Schließlich definieren wir c(ϕ) als die (mit Vorzeichen gezählte) Anzahl von Punkten in M^(ϕ) falls μ(ϕ)=1, und c(ϕ)=0 falls μ(ϕ)=0.

Definition für rationale Homologiesphären

Sei Y eine rationale Homologiesphäre, d. h., H1(Y) ist endlich. Gegeben sei wie oben eine Heegaard-Zerlegung, ein Basispunkt z und eine (einem eindeutigen Element aus H2(Y) entsprechende) Spinc-Struktur 𝔱. Sei CF^ die freie abelsche Gruppe erzeugt von den Punkten xTαTβ mit sz(x)=𝔱. Definieren den Randoperator :CF^CF^ durch

x=ΣyTαTβ,ϕπ2(x,y)sz(y)=𝔱,nz(y)=0c(ϕ)y.

Die Heegaard-Floer-Homologie HF^ ist definiert als die Homologie von (CF^,). Ozsváth-Szabó beweisen, dass HF^ nicht von der Wahl der Heegaard-Zerlegung, des Basispunktes, der komplexen Struktur und der Störungen abhängt und somit tatsächlich eine Invariante HF^(Y,𝔱) definiert. Man definiert HF^(Y)=𝔱H2(Y)HF^(Y,𝔱). Die Homologiegruppen haben eine relative Gradierung durch gr(x,y)=μ(ϕ)2nz(ϕ) für ein beliebiges zπ(x,y).

Weiter sei CF die freie abelsche Gruppe erzeugt von Paaren [x,i] aus xTαTβ,i mit sz(x)=𝔱. Sei CF der von Paaren [x,i] mit i<0 erzeugte Unterkomplex und CF+=CF/CF. Man definiert eine relative Gradierung durch gr([x,i],[y,j])=gr(x,y)+2(ij) und einen Randoperator durch

[x,i]=ΣyTαTβΣϕπ2(x,y)c(ϕ)[y,inz(ϕ)].

Die Gruppen HF,HF+,HF werden definiert als die Homologiegruppen der Komplexe CF,CF+,CF mit dem Randoperator . Ozsváth-Szabó beweisen, dass für rationale Homologiesphären HF stets isomorph zu [U,U1] für den durch U([x,i])=[x,i1] gegebenen Morphismus von CF ist, und dass die Homologiegruppen HF± nicht von der Wahl der Heegaard-Zerlegung, des Basispunktes, der komplexen Struktur und der Störungen abhängen, also tatsächlich Invarianten HF±(Y,𝔱) der rationalen Homologiesphäre Y und einer Spinc-Struktur 𝔱 definieren. Schließlich definiert man HF+(Y)=𝔱H2(Y)HF+(Y,𝔱).

Definition für allgemeine 3-Mannigfaltigkeiten

Für 3-Mannigfaltigkeiten mit b1(Y)=0 ist π2(x,y) größer und man hat in der Definition des Randoperators unendlich viele Homotopieklassen mit μ(ϕ)=1. Nur in endlich vielen dieser Homotopieklassen gibt es holomorphe Scheiben, weshalb man wieder eine endliche Summe erhält. Dafür muss man sich aber auf spezielle Heegaard-Diagramme einschränken. Mit dieser Einschränkung funktionieren die Definitionen genau wie im Fall rationaler Homologiesphären.

Die verschiedenen Homologiegruppen hängen über natürliche lange exakte Sequenzen miteinander zusammen:

HF(Y,𝔱)HF(Y,𝔱)HF+(Y,𝔱)

und mit dem oben definierten Morphismus U:HF(Y,𝔱)HF(Y,𝔱)

HF^(Y,𝔱)HF+(Y,𝔱)HF+(Y,𝔱)

Berechnungen

Beispiele

  • Für Y=S3 ist HF+(Y)=[U,U1]/[U] und HF^(Y)=.
  • Ein L-Raum ist eine rationale Homologiesphäre Y, für die HF^(Y) eine freie abelsche Gruppe vom Rang H2(Y) ist. Dies ist der Fall für S3 und alle Linsenräume.
  • Für die Brieskorn-Sphäre Y=Σ(2,3,5) ist HFk+(Y)= für gerade k2, und HFk+(Y)=0 sonst.
  • Für die Brieskorn-Sphäre Y=Σ(2,3,7) ist HFk+(Y)= für k=1 und gerade k0, und HFk+(Y)=0 sonst.

Surgery exact triangle

Sei K ein Knoten in einer geschlossenen, orientierbaren 3-Mannigfaltigkeit Y, mit Meridian m und einer Longitude l. Sei Y0 die durch l-Chirurgie an K und Y1 die durch (m+l)-Chirurgie an K erhaltene 3-Mannigfaltigkeit. Dann hat man exakte Sequenzen

HF^(Y)HF^(Y0)HF^(Y1)

und

HF+(Y)HF+(Y0)HF+(Y1).

Literatur

  • Ozsváth-Szabó: Holomorphic disks and invariants for closed 3-manifolds, Ann. of Math. (2) 159 (2004), no. 3, 1027–1158.
  • Ozsváth-Szabó: Holomorphic disks and three-manifold invariants: properties and applications, Ann. of Math. (2) 159 (2004), no. 3, 1159–1245.

Einzelnachweise

  1. S. Sarkar, J. Wang: An algorithm for computing some Heegaard Floer homologies. Ann. Math. (2) 171, No. 2, 1213–1236 (2010).
  2. P. Ozsváth, Z. Szabó: Holomorphic disks and invariants for closed three-manifolds