Entscheidungsfunktion

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Vorlage:Redundanztext Eine Entscheidungsfunktion ist ein Begriff aus der mathematischen Statistik, dem Teilbereich der Statistik, der sich der Methoden der Wahrscheinlichkeitstheorie bedient. Man unterscheidet zwischen nichtrandomisierten Entscheidungsfunktionen, bei denen jeder Beobachtung eine eindeutige Entscheidung zugeordnet wird, und randomisierten Entscheidungsfunktionen, bei denen die Wahl der Entscheidung noch vom Zufall abhängig ist. Entscheidungsfunktionen werden im Rahmen von statistischen Entscheidungsproblemen verwendet. Diese umfassen sowohl Testprobleme als auch Schätzprobleme und die Bestimmung von Konfidenzintervallen mittels Bereichsschätzern.

Eng verbunden mit der Entscheidungsfunktion ist die Verlustfunktion, die nach Treffen einer Entscheidung den Verlust bezüglich der getroffenen Entscheidung angibt, wenn der reale, aber unbekannte Wert von dieser Entscheidung abweicht. Entscheidungsfunktion und Verlustfunktion werden dann zur Risikofunktion kombiniert, die den potentiellen Verlust bei Verwendung einer gegebenen Entscheidungsfunktion angibt.

Definition

Gegeben sei ein statistisches Modell (X,𝒜,𝒫) und ein Entscheidungsraum (Ω,Σ).

Nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion

Dann wird im Rahmen der mathematischen Statistik eine Funktion d:XΩ, die 𝒜-Σ-messbar ist, eine nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion genannt. Die Menge aller nichtrandomisierten Entscheidungsfunktionen wird mit D bezeichnet.

Randomisierte Entscheidungsfunktion

Eine randomisierte Entscheidungsfunktion ist dann ein Markow-Kern δ(x,S) von (X,𝒜) nach (Ω,Σ), das heißt für δ:X×Σ[0,1] gilt:

  • Für jedes xX ist δ(x,) ein Wahrscheinlichkeitsmaß auf (Ω,Σ).
  • Für jedes SΣ ist δ(,S) eine 𝒜-messbare Funktion.

δ(x,S) ist dann die Wahrscheinlichkeit, bei der Beobachtung von x eine Entscheidung aus der Menge S zu treffen. Die Menge aller randomisierten Entscheidungsfunktionen wird mit 𝒟 bezeichnet.

Darstellung von nichtrandomisierten Entscheidungsfunktionen

Jede nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion d lässt sich auf natürliche Weise als randomisierte Entscheidungsfunktion darstellen. Dazu definiert man den Markow-Kern als

δd(x,A)={1 falls d(x)A0 falls d(x)A.

Bezeichnet man mit Δx das Diracmaß, so lässt sich der Markow-Kern noch kompakter schreiben als

δd(x,A):=Δ{d(x)}(A).

Damit lässt sich D in 𝒟 einbetten, d. h. jede nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion ist somit nur ein Spezialfall einer randomisierten Entscheidungsfunktion.

Beispiel

Zu jeder der drei Klassen von statistischen Entscheidungsproblemen lassen entsprechende Entscheidungsfunktionen angeben. So sind klassische Entscheidungsfunktionen die Punktschätzer beispielsweise zur Bestimmung eines unbekannten Parameters, die Intervallschätzer zur Bestimmung eines Konfidenzintervalls und die statistischen Tests.

Punktschätzer

Betrachtet man beispielsweise das Produktmodell ({0,1}100,𝒫({0,1})100,(Berϑn)ϑ[0,1]), welches einen 100-maligen Münzwurf modelliert, und wählt als Grundmenge für den Entscheidungsraum den Parameterraum Θ=[0,1] und als σ-Algebra die entsprechende Borelsche σ-Algebra ([0,1]), so ist das Stichprobenmittel

M:{0,1}100[0,1],M(ω)=1100i=1100ωi

eine Entscheidungsfunktion, die jedem Ausgang des Experiments, der aus einer 100-stelligen Folge von Nullen und Einsen besteht, die Entscheidung für einen geschätzten Parameter ϑ der Bernoulli-Verteilung zuordnet. Es handelt sich hierbei um eine nichtrandomisierte Entscheidungsfunktion.

Reduktion auf stark suffiziente σ-Algebren

Jede Entscheidungsfunktion lässt sich im folgenden Sinne reduzieren: ist 𝒮𝒜 eine stark suffiziente σ-Algebra (was für borelsche Räume (X,𝒜) mit einer suffizienten σ-Algebra im herkömmlichen Sinne übereinstimmt), so kann die Entscheidungsfunktion δ(x,S) von (X,𝒜) nach (Ω,Σ) durch eine Entscheidungsfunktion δ*(x,S~) von (X,𝒮) nach (Ω,Σ) ersetzt werden, so dass für die Risikofunktion

R(ϑ,δ)=R(ϑ,δ*) für alle ϑΘ

gilt. Die stark suffiziente σ-Algebra enthält also bereits alle für die Risikoabschätzung nötigen Informationen.

Optimale Entscheidungsfunktionen

Es existieren unterschiedliche Optimalitätskriterien für Entscheidungsfunktionen, die teils auf der Ordnungstheorie, teils auch auf der Spieltheorie aufbauen.

Zulässige Entscheidungsfunktionen

Mittels der Risikofunktion Rδ(ϑ) lässt sich eine Ordnungsrelation zwischen den Entscheidungsfunktionen definieren durch

δ1δ2 genau dann, wenn Rδ1(ϑ)Rδ2(ϑ) für alle ϑΘ.

Gilt δ1δ2 und δ1δ2, so nennt man δ1 und δ2 äquivalent und schreibt δ1δ2.

Ist nun D~𝒟 eine Teilmenge der Entscheidungsfunktionen, so heißt eine Entscheidungsfunktion δ0 zulässig bezüglich D~, wenn für jede weitere Entscheidungsfunktion δ1 mit δ1δ0 gilt, dass δ1δ0 ist.

Die zulässigen Entscheidungsfunktionen sind somit die minimalen Elemente der Menge D~ bezüglich der Ordnungsrelation .

Minimax-Entscheidungsfunktionen

Eine Entscheidungsfunktion δ0 heißt eine Minimax-Entscheidungsfunktion bezüglich der Menge D~𝒟, wenn

supϑΘR(ϑ,δ0)=infδD~supϑΘR(ϑ,δ)

gilt. Die Minimax-Entscheidungsfunktionen entsprechen einer Minimax-Strategie für einen Spieler mit Strategiemenge D~ gegen einen Spieler mit Strategiemenge Θ in einem Zwei-Personen-Nullsummenspiel mit der Risikofunktion als Auszahlungsfunktion.

Bayes-Entscheidungsfunktionen

Ist r(μ,δ) das Bayes-Risiko der Entscheidungsfunktion δ bezüglich der a-priori-Verteilung μ, so heißt eine Entscheidungsfunktion δ0 eine Bayes-Entscheidungsfunktion bezüglich der a-priori-Verteilung μ, wenn

r(μ,δ0)r(μ,δ)

für alle δD~ gilt.

Beziehungen zwischen den Optimalitätskriterien

Folgerungen aus zulässigen Entscheidungsfunktionen
  • Ist die Entscheidungsfunktion zulässig und ein Egalisator, so ist sie eine Minimax-Entscheidungsfunktion.
Folgerungen aus Minimax-Entscheidungsfunktionen
  • Ist δ0 Minimax-Entscheidungsfunktion und ist μ0 eine ungünstigste a-priori-Verteilung, so ist δ0 eine Bayes-Entscheidungsfunktion bezüglich μ0 und (δ0,μ0) ist ein Sattelpunkt des Bayes-Risikos.
  • Ist die Minimax-Entscheidungsfunktion eindeutig, so ist sie auch zulässig.
Folgerungen aus Bayes-Entscheidungsfunktionen
  • Ist die Bayes-Entscheidungsfunktion δ0 bezüglich μ0 eindeutig, so ist sie zulässig.
  • Ist die Bayes-Entscheidungsfunktion ein Egalisator, so ist sie auch eine Minimax-Entscheidungsfunktion.

Literatur