Satz von Weierstraß-Casorati

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Der Satz von Weierstraß-Casorati (nach Karl Weierstraß und Felice Casorati) ist ein Satz aus der Funktionentheorie und beschäftigt sich mit dem Verhalten holomorpher Funktionen in Umgebungen wesentlicher Singularitäten. Er ist aber eine schwächere Aussage als die Sätze von Picard.

Der Satz

Sei z0 ein Punkt eines Gebietes G. z0 ist eine wesentliche Singularität der auf G{z0} holomorphen Funktion f genau dann, wenn für jede in G liegende Umgebung U von z0 das Bild f(U{z0}) dicht in liegt.

Anders formuliert: Eine holomorphe Funktion hat genau dann in z0 eine wesentliche Singularität, wenn in jeder (noch so kleinen) Umgebung von z0 jede komplexe Zahl beliebig genau als ein Bild von f approximiert werden kann.

Beweis

Wir zeigen die Kontraposition der Aussage: z0 ist genau dann keine wesentliche Singularität, wenn es eine Umgebung UG von z0 gibt und eine nichtleere offene Menge V, so dass f(U{z0}) disjunkt zu V ist.

Sei zunächst z0 keine wesentliche Singularität, also entweder eine hebbare Singularität oder eine Polstelle. Im hebbaren Fall ist (die stetige Fortsetzung von) f in einer Umgebung U von z0 beschränkt, etwa |f(z)|<r für alle zU{z0}. Dann ist V:={z:|z|>r} disjunkt zu f(U{z0}). Hat f dagegen in z0 eine Polstelle, so ist f(z)=g(z)(zz0)m für eine natürliche Zahl m und ein holomorphes g mit g(z0)0. In einer hinreichend kleinen ε-Umgebung U von z0 gilt |g(z)|>12|g(z0)| und folglich |f(z)|>12εm|g(z0)|, d. h. f(U{z0}) ist disjunkt zu V:={z:|z|<12εm|g(z0)|}.

Sei jetzt umgekehrt UG eine Umgebung von z0 und V offen, nicht leer und disjunkt zu f(U{z0}). Dann enthält V eine offene Kreisscheibe, es gibt also eine Zahl w und ein r>0 mit |f(z)w|>r für alle zU{z0}. Es folgt, dass 1f(z)w auf U{z0} durch 1r beschränkt ist. Nach dem riemannschen Hebbarkeitssatz ist 1f(z)w zu einer auf ganz U holomorphen Funktion g fortsetzbar. Da g nicht die Nullfunktion sein kann, gibt es ein m0 und holomorphes h mit g(z)=(zz0)mh(z) und h(z0)0. In einer möglicherweise kleineren Umgebung UU von z0 ist auch 1h(z) holomorph. Dies bedeutet

(zz0)mf(z)=1h(z)+(zz0)mw für alle zU{z0}.

Die rechte Seite ist holomorph, also hat f in z0 allenfalls eine Polstelle vom Grad m.

Literatur

  • Eberhard Freitag & Rolf Busam: Funktionentheorie 1, Springer-Verlag, Berlin, ISBN 3-540-67641-4

zh:Sokhatsky–Weierstrass定理