Satz von Kato-Rellich

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Der Satz von Kato-Rellich ist ein mathematischer Lehrsatz aus dem Gebiet der Funktionalanalysis. Benannt wurde er nach dem japanischen Mathematiker Tosio Kato und dem deutschen Mathematiker Franz Rellich.

Notation und Terminologie

Im Folgenden bezeichne H einen komplexen Hilbertraum mit Skalarprodukt , und zugehöriger Norm :=,.

  • Ein dicht definierter, linearer Operator ist eine lineare Abbildung A:𝒟(A)H, wobei 𝒟(A)H einen dichten Untervektorraum von H bezeichne. Derartige Operatoren können beschränkt oder unbeschränkt sein, darüber wird hier keine Annahme getroffen.
  • Man bezeichnet einen dicht definierten, linearen Operator A:𝒟(A)H als symmetrisch, falls Ax,y=x,Ay für alle x,y𝒟(A) gilt.
  • Zu einem dicht definierten, linearen Operator A:𝒟(A)H lässt sich der adjungierte Operator wie folgt definieren: Man definiert den Raum 𝒟(A)H als die Menge aller x𝒟(A), für die gilt, dass das lineare Funktional Lx:𝒟(A)H, welches durch Lx(y):=x,Ay für y𝒟(A) definiert ist, stetig ist. Da der Definitionsbereich 𝒟(A) dicht definiert ist, besitzt dieses Funktional eine eindeutig bestimmte Fortsetzung auf H. Daher existiert nach dem Darstellungssatz von Fréchet-Riesz ein eindeutig bestimmtes Element zH mit der Eigenschaft Lx(y)=z,y. Man setzt nun Ax:=z und erhält dadurch einen Operator A:𝒟(A)H mit der Eigenschaft Ax,y=x,Ay für alle x𝒟(A) und alle y𝒟(A).
  • Man nennt einen dicht definierten, linearen A:𝒟(A)H selbstadjungiert, falls 𝒟(A)=𝒟(A) und A symmetrisch ist.

Formulierung des Satzes

Um den Satz zu formulieren, wird der Begriff eines relativ beschränkten Operators benötigt:

Seien A:𝒟(A)H und B:𝒟(B)H zwei dicht definierte, lineare Operatoren. Man bezeichnet B als relativ beschränkt bezüglich A oder kurz A-beschränkt, falls 𝒟(A)𝒟(B) gilt und zwei positive reelle Zahlen a und b existieren, so dass die folgende Ungleichung für alle x𝒟(A) erfüllt ist:

BxaAx+bx

Das Infimum aller Zahlen a, für die ein b existiert, sodass die obige Ungleichung für alle x𝒟(A) erfüllt ist, wird als relative Schranke von B bezüglich A bezeichnet.

Satz (von Kato-Rellich):

Es sei A:𝒟(A)H ein selbstadjungierter Operator und B:𝒟(B)H ein symmetrischer Operator. Ist der Operator B relativ beschränkt bezüglich A mit einer relativen Schranke <1, dann ist der Operator A+B:𝒟(A)H selbstadjungiert.

Beweis des Satzes

Der Operator A+B:𝒟(A)H ist offensichtlich wohldefiniert, da 𝒟(A)𝒟(B). Des Weiteren ist er nach Voraussetzung symmetrisch. Ein symmetrischer Operator T:𝒟(T)H ist genau dann selbstadjungiert, wenn ein μ>0 existiert, sodass Bild(T±iμ)=H, wobei Bild(T) das Bild von T bezeichnet.[1] Daher reicht es zu zeigen, dass ein μ>0 existiert, sodass Bild(A+B±iμ)=H gilt.

Sei μ. Die Beweisidee des Satzes von Kato-Rellich ist nun, den Operator A+B+iμ als A+B+iμ=(1+B(A+iμ)1)(A+iμ) zu schreiben. Das ist möglich, da nach Voraussetzung A:𝒟(A)H selbstadjungiert ist und daher (A+iμ)1 existiert. Da weiters Bild(A+iμ)=H, genügt es zu zeigen, dass (1+B(A+iμ)1) einen beschränkten inversen Operator hat.

Nach Voraussetzung gilt für alle xH die Ungleichung

B(A+iμ)1xaA(A+iμ)1x+b(A+iμ)1x.

Des Weiteren gilt für alle y𝒟(A) die Gleichheit (A+iμ)y2=Ay2+μ2y2 und daher mit y=(A+iμ)1x

A(A+iμ)1xx

und

(A+iμ)1x1|μ|x.

Kombiniert man die soeben genannten Ungleichungen, findet man, dass für alle xH die Abschätzung

B(A+iμ)1x(a+b|μ|)x.

gilt. Da a<1, ist es möglich, μ groß genug zu wählen, sodass (a+b|μ|)<1 gilt, womit die Ungleichung

B(A+iμ)1x<1

für alle xH gezeigt ist. Es folgt, dass (1+B(A+iμ)1) invertierbar ist mit einem beschränkten inversen Operator (siehe Neumann-Reihe). Damit ist Bild(A+B+iμ)=H gezeigt.

Anwendungen

Anwendung findet der Satz von Kato-Rellich zum Beispiel in der Quantenmechanik:

Sei V=V1+V2 mit V1L2(3) und V2L(3). Dann lässt sich mithilfe des Satzes von Kato-Rellich zeigen, dass der Hamiltonoperator H:=Δ+V mit dem Laplace-Operator Δ selbstadjungiert ist, wenn man als Definitionsbereich den Sobolev-Raum H2(3) wählt.

Literatur

Einzelnachweise