Weierstraßscher Vorbereitungssatz

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Der Weierstraßsche Vorbereitungssatz ist ein mathematischer Satz aus der Funktionentheorie mehrerer Veränderlicher. Er stellt einen Zusammenhang zwischen Nullstellen konvergenter Potenzreihen und Weierstraß-Polynomen her.

Einführung und Formulierung des Satzes

Es bezeichne n𝒪 den Ring der konvergenten Potenzreihen um 0 in n Veränderlichen; dieser Ring ist kanonisch isomorph zum Ring der Keime holomorpher Funktionen in n Veränderlichen um den Nullpunkt.

Ein fn𝒪 ist genau dann eine Einheit des Rings n𝒪, d. h. in dem Ring invertierbar, wenn f(0,,0)0 ist, was wiederum bedeutet, dass der konstante Term der Potenzreihe von Null verschieden ist.

Jedes fn1𝒪 kann mittels der Festlegung f(z1,,zn):=f(z1,,zn1) als Element von n𝒪 aufgefasst werden; hiermit wird der Ring n1𝒪 zu einem Unterring von n𝒪. Auch der Polynomring n1𝒪[zn] ist dann ein Unterring von n𝒪. Wenn im Kontext des Weierstraßschen Vorbereitungssatzes von Polynomgrad oder Grad gesprochen wird, dann ist der Grad von Elementen aus n1𝒪[zn] als Polynome in zn gemeint.

Ein Weierstraß-Polynom ist ein Element aus n1𝒪[zn] der Form

znm+am1(z1,,zn1)znm1++a1(z1,,zn1)zn+a0(z1,,zn1)

mit konvergenten Potenzreihen a0,a1,,am1n1𝒪, die in 0 verschwinden, d. h. mit ai(0,,0)=0.

Eine Potenzreihe fn𝒪 heißt in zn regulär, falls die holomorphe Funktion zf(0,,0,z) nicht die Nullfunktion ist, und in zn regulär von der Ordnung m, falls die Funktion zf(0,,0,z) in 0 eine Nullstelle der Ordnung m hat.

Mit diesen Begriffsbildungen gilt der folgende Satz, genannt Weierstraßscher Vorbereitungssatz.[1][2]

Sei fn𝒪 eine konvergente Potenzreihe, die in zn regulär von der Ordnung m ist. Dann gibt es ein eindeutig bestimmtes Weierstraß-Polynom hn1𝒪[zn] vom Grad m und eine eindeutig bestimmte Einheit un𝒪 mit f=uh.

Beweisidee

f konvergiert auf einem geeigneten Polykreis Δ(0;r1,,rn). Da f in zn regulär von der Ordnung m ist, findet man 0<δj<rj, so dass die Funktionznf(z1,,zn1,zn) für jedes feste (z1,,zn1)Δ(0;δ1,,δn1) genau m Nullstellen im Kreis Δ(0;δn) hat. Diese seien mit φ1(z1,,zn1),,φm(z1,,zn1) bezeichnet, wobei für Mehrfachnullstellen Wiederholungen auftreten. Multipliziert man

h(z1,,zn):=k=1m(znφk(z1,,zn1))

aus, so erhält man ein Weierstraß-Polynom, das das Verlangte leistet.

Bemerkung

Der Name Vorbereitungssatz rührt daher, dass die Potenzreihe für die Untersuchung ihrer Nullstellen vorbereitet wird. Da der Faktor u als Einheit in einer Umgebung von 0 nicht verschwindet, sind die Nullstellen in einer solchen Umgebung dieselben wie die des Weierstraß-Polynoms.[3]

Für n=1, das heißt für holomorphe Funktionen einer Variablen, muss das Weierstraß-Polynom das normierte Monom z1m sein. Es ist dann f(z1)=u(z1)z1m mit einer holomorphen Funktion u, die in 0 nicht verschwindet. Der Vorbereitungssatz verallgemeinert daher die Tatsache, dass eine holomorphe Funktion einer Veränderlichen mit m-facher Nullstelle in 0 als u(z1)z1m mit einer holomorphen in 0 nicht verschwindenden Funktion u geschrieben werden kann, auf n Dimensionen.

Zur Einordnung des Satzes soll noch erwähnt werden, dass sich aus ihm sehr leicht ein Satz über implizite Funktionen ergibt.[4] Ist nämlich fn𝒪 in zn regulär von erster Ordnung, so hat f nach dem Vorbereitungssatz die Form

f(z1,,zn)=u(z1,,zn)(zna(z1,,zn1))

mit einer holomorphen Funktion a. Da u(0)=0, gilt in einer Umgebung von 0

f(z1,,zn)=0zn=a(z1,,zn1).

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Wolfgang Ebeling: Funktionentheorie, Differentialtopologie und Singularitäten, Vieweg-Verlag (2001), ISBN 978-3-528-03174-9, Theorem 2.1
  2. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall 1965, Kap. II.B, Theorem 2 (Weierstrass Preparation Theorem)
  3. Wolfgang Ebeling: Funktionentheorie, Differentialtopologie und Singularitäten, Vieweg-Verlag (2001), ISBN 978-3-528-03174-9, Bemerkung 2.3
  4. Gunning-Rossi: Analytic functions of several complex variables. Prentice-Hall 1965, Kap. II.B, Seite 70