Wasserstein-Metrik

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Die Wasserstein-Metrik (auch Vaserstein-Metrik) ist eine Metrik zwischen Wahrscheinlichkeitsmaßen auf einem gegebenen metrischen Raum.

Intuitiv kann man sich vorstellen (Näheres unter optimaler Transport): Wenn jede Verteilung als ein Haufen von „Erde“ angehäuft auf dem metrischen Raum betrachtet wird, dann beschreibt diese Metrik die minimalen „Kosten“ der Umwandlung eines Haufens in den anderen. Wegen dieser Analogie ist diese Metrik in der Informatik als Earth-Mover’s-Metrik bekannt.

Den Namen erhielt die Metrik 1970 von Roland Lwowitsch Dobruschin, der sie nach Leonid Vaseršteĭn ("Wasserstein") benannte. Vaseršteĭn führte das Konzept 1969 ein.

Definition

Sei (M,d) ein metrischer Raum, in dem jedes Wahrscheinlichkeitsmaß ein Radonmaß auf M ist, auch Radon-Raum genannt. Für p1 sei Pp(M) die Menge aller Wahrscheinlichkeitsmaße μ auf M mit endlichem p-ten Moment, das heißt, für ein x0 aus M gilt

Md(x,x0)pdμ(x)<.

Dann ist die p-te Wasserstein-Distanz zwischen zwei Wahrscheinlichkeitsmaßen μ und ν aus Pp(M) für p< definiert als

Wp(μ,ν):=(infγΓ(μ,ν)M×Md(x,y)pdγ(x,y))1p,

wobei Γ(μ,ν) die Menge aller Maße auf M×M bezeichnet mit μ und ν als Randverteilungen bezüglich des ersten beziehungsweise zweiten Faktors. (Γ(μ,ν) wird auch die Menge aller Kopplungen zwischen μ und ν genannt.) Für p= ist die Wasserstein-Distanz definiert als

W(μ,ν):=infγΓ(μ,ν)sup(x,y)supp(γ)d(x,y),[1]

wobei supp(γ) der Träger des Maßes ist.

Beispiele

Dirac-Maß

Seien μ=δa1 und ν=δa2 zwei Diracmaße mit a1,a2. Dann ist die einzige mögliche Kopplung δ(a1,a2). Nimmt man nun als Distanzfunktion die Betragsfunktion auf , so erhält man für jedes beliebige p1

Wp(μ,ν)=|a1a2|.

Ist nun a1,a2n und nimmt man statt der Betragsfunktion den euklidischen Abstand, so erhält man

Wp(μ,ν)=a1a22.

Normalverteilung

Seien μ=𝒩(m1,C1) und ν=𝒩(m2,C2) zwei Normalverteilungen auf dem n, mit Erwartungswerten m1,m2n und Kovarianzmatrizen C1,C2n×n. Nimmt man nun als Distanzfunktion den euklidischen Abstand, so lässt sich die 2-Wasserstein-Metrik zwischen μ und ν als Summe der quadratischen euklidischen Distanz der Mittelwerte und einer Funktion der Kovarianzen ausdrücken:

W2(μ,ν)2=m1m222+Spur(C1+C22(C21/2C1C21/2)1/2)=m1m222+Spur(C1)+Spur(C2)2Spur((C1C2)1/2). [2][3]

Dieses Ergebnis verallgemeinert mit p=2 das vorangegangene Beispiel, da das Diracmaß als Normalverteilung mit Kovarianzmatrix gleich null betrachtet werden kann. Dann entfallen die Spurterme und es bleibt nur der Abstand zwischen den Erwartungswerten.

Anwendung

Die Wasserstein-Metrik ist ein natürlicher Weg, um die Wahrscheinlichkeitsverteilungen zweier Variablen X und Y zu vergleichen, wobei eine Variable von der anderen durch kleine, ungleichförmige Störungen (zufällig oder deterministisch) abgeleitet wird.

In der Informatik ist beispielsweise die Metrik W1 weit verbreitet, um diskrete Verteilungen zu vergleichen, zum Beispiel die Farbhistogramme zweier digitaler Bilder.

Eigenschaften

Metrische Struktur

Es lässt sich zeigen, dass Wp alle Axiome einer Metrik auf Pp(M) erfüllt. Zudem ist Konvergenz bezüglich Wp äquivalent zur schwachen Konvergenz von Maßen plus die Konvergenz der ersten p Momente.

Es gilt für 1pq< und μ,νPp(M)

Wp(μ,ν)Wq(μ,ν).[1]

Duale Darstellung des W1

Wenn μ und ν beschränkte Träger haben, dann gilt

W1(μ,ν)=sup{Mf(x)d(μν)(x)|f:M stetig,Lip(f)1},

wobei Lip(f) die kleinste Lipschitzkonstante von f beschreibt.

Dies lässt sich mit der Definition der Radon-Metrik vergleichen:

ρ(μ,ν):=sup{Mf(x)d(μν)(x)|f:M[1,1] stetig}.

Falls die Metrik d durch C>0 beschränkt ist, so gilt

2W1(μ,ν)Cρ(μ,ν).

Somit impliziert die Konvergenz in der Radon-Metrik die Konvergenz bezüglich W1. Die Rückrichtung gilt im Allgemeinen nicht.

Separabilität und Vollständigkeit

Für jedes p1 ist der metrische Raum (Pp(M),Wp) separabel und vollständig, wenn (M,d) separabel und vollständig ist.[4]

Literatur

Einzelnachweise