Vollinvariante Untergruppe

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Vollinvariante Untergruppen sind im mathematischen Teilgebiet der Gruppentheorie betrachtete Untergruppen mit einer Zusatzeigenschaft. Diese Zusatzeigenschaft besagt, dass die Untergruppe unter jedem Endomorphismus der Gruppe invariant ist.

Definition

Es sei G eine Gruppe. Eine Untergruppe UG heißt vollinvariant, falls

φ(U)U   für alle Endomorphismen φ der Gruppe G.[1][2]

Beispiele

G(0):=G und G(n):=[G(n1),G(n1)] für n>0, die sogenannte Reihe der abgeleiteten Untergruppen, sie besteht aus vollinvarianten Untergruppen.
γ1G:=G und γnG:=[G(n1),G] für n>0, die sogenannte absteigende Zentralreihe, sie besteht aus vollinvarianten Untergruppen.[4]
  • Bezeichnet Gn die von allen n-ten Potenzen erzeugte Untergruppe, so sind die Gn ebenfalls vollinvariant.
  • Hat eine Gruppe zu einer Primzahl p genau eine p-Sylowgruppe, so ist diese vollinvariant.[5] In abelschen Gruppen ist das stets der Fall.
  • Zentren von Gruppen sind im Allgemeinen nicht vollinvariant. So ist zum Beispiel das Zentrum von A4×2 nicht vollinvariant.[6]

Bemerkungen

Für Untergruppen einer Gruppe bestehen offenbar folgende Implikationen:[7]

vollinvariant     charakteristisch     Normalteiler     Untergruppe

Die Umkehrungen gelten nicht. Beispielsweise sind Zentren von Gruppen stets charakteristisch, aber im Allgemeinen nicht vollinvariant, wie obigen Beispielen zu entnehmen ist.

Häufig betrachtet man in der Gruppentheorie Gruppen mit Operatorenbereich. Dabei handelt es sich um eine Menge Ω, so dass zu jedem ωΩ ein Endomorphismus φω der Gruppe definiert ist. Beispielsweise kann man R-Moduln als abelsche Gruppen betrachten, so dass zu jedem Ringelement rR der Endomorphismus φr der Skalarmultiplikation mit r erklärt ist, in diesem Fall ist Ω=R. Oder man kann jede Gruppe G mit dem Operatorenbereich Ω=G ausstatten, wobei φg für ein gG die Konjugation mit gG sei. Dann interessiert man sich für sogenannte Ω-Unterstrukturen, die diese Operatoren respektieren, das heißt unter den Endomorphismen des Operatorenbereichs invariant bleiben. Auch in diesem Kontext gelten etwa die Isomorphiesätze oder der Satz von Jordan-Hölder. Es ist klar, dass vollinvariante Untergruppen stets Ω-Unterstrukturen sind.

Die vollinvarianten Untergruppen einer Gruppe bilden einen abgeschlossenen Verband. Vollinvarianz ist zudem transitiv, das heißt, ist UG eine vollinvariante Untergruppe von G und VU vollinvariante Untergruppe in U, so ist V auch vollinvariant in G.[8]

Einzelnachweise

  1. Wilhelm Specht: Gruppentheorie. Springer-Verlag (1956), Kapitel 1.3.4: Chakateristische und vollinvariante Untergruppen, Definition 7.
  2. D.J.S. Robinson: A Course in the Theory of Groups. Springer-Verlag, 1996, ISBN 978-1-4612-6443-9, Kapitel 1.5: Characteristic and Fully-Invariant Subgroups.
  3. Wilhelm Specht: Gruppentheorie. Springer-Verlag (1956), Kapitel 1.3.4. nach Definition 7.
  4. D.J.S. Robinson: A Course in the Theory of Groups. Springer-Verlag, 1996, ISBN 978-1-4612-6443-9, Kapitel 5.1: The Lower and Upper Central Series.
  5. Thomas W. Hungerford: Algebra. Springer Verlag, 2003, ISBN 0-387-90518-9, Lemma 7.13 (ii)
  6. D. J. S. Robinson: A Course in the Theory of Groups. Springer-Verlag, 1996, ISBN 978-1-4612-6443-9, Aufgabe 1.5.9.
  7. Thomas W. Hungerford: Algebra. Springer Verlag, 2003, ISBN 0-387-90518-9, S. 103.
  8. Wilhelm Specht: Gruppentheorie. Springer-Verlag, 1956, Kapitel 1.3.4: Satz 27 und 27*