Typ und Kotyp eines Banach-Raumes

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Typ und Kotyp eines Banach-Raumes sind eine Klassifikation von Banach-Räumen und ein Maß um zu messen, wie weit ein Banach-Raum von einem Hilbert-Raum entfernt ist.

Ausgangspunkt ist die pythagoreische Identität eines Hilbert-Raumes. In einem Hilbert-Raum gilt für orthogonale Vektoren (ek)k=1n die Identität

k=1nek2=k=1nek2.

Dies ist in allgemeinen Banach-Räumen nicht mehr der Fall. Die Orthogonalität wird in der Definition mit Hilfe von Rademacher-Zufallsvariablen formuliert, deshalb spricht man auch von Rademacher-Typ und Rademacher-Kotyp.

Der Begriff geht zurück auf den französischen Mathematiker Jean-Pierre Kahane.

Definition

Sei

  • (X,) ein Banach-Raum,
  • (εi) eine Folge von unabhängigen Rademacher-Zufallsvariablen, das heißt P(εi=1)=P(εi=1)=1/2 sowie 𝔼[εiεm]=0 für im (Orthogonalität) und Var[εi]=1.

Typ

X ist vom Typ p mit p[1,2], falls eine endliche Konstante C1 existiert, so dass

𝔼ε[i=1nεixip]Cp(i=1nxip)

für alle endlichen Folgen (xi)i=1nXn. Die beste Konstante C nennen wir Type-p-Konstante und notieren sie mit Tp(X).

Kotyp

X ist vom Kotyp q mit q[2,], falls eine endliche Konstante C1 existiert, so dass

𝔼ε[i=1nεixiq]1Cq(i=1nxiq),wenn2q<

respektive

𝔼ε[i=1nεixi]1Csupxi,wennq=

für alle endlichen Folgen (xi)i=1nXn. Die beste Konstante C nennen wir Kotyp-q-Konstante und notieren sie mit Cq(X).[1]

Erläuterungen

Durch ziehen der p-ten resp. q-ten Wurzel erhält man die Gleichung für die (Bochner)-Lp-Norm.

Eigenschaften

  • Die Gleichung lässt sich auch verkürzt mit der Bochner-Lebesgue-Norm schreiben.
  • Jeder Banach-Raum ist von Typ 1 (folgt aus der Dreiecksungleichung).

Ein Banach-Raum:

  • ist von Typ 2 und Kotyp 2 genau dann, wenn er isomorph zu einem Hilbert-Raum ist, dann gilt die pythagoreische Identität.
  • der vom Typ p ist, ist auch vom Typ p[1,p].
  • der vom Kotyp q ist, ist auch vom Kotyp q[q,].
  • der vom Typ p (mit 1<p2) ist, besitzt einen Dualraum X* vom Kotyp p*, wobei p*der konjugierte Index p*:=(11/p)1 ist. Weiter gilt Cp*(X*)Tp(X)[2]

In Banach-Räumen vom Typ 2 gilt eine Version des zentralen Grenzwertsatz, wie von Jørgen Hoffmann-Jørgensen und Gilles Pisier gezeigt wurde.[3]

Beispiele

  • Die Lp-Räume für p[1,2] sind vom Typ p und vom Kotyp 2, das heißt L1 ist vom Typ 1, L2 ist vom Typ 2 usw.
  • Die Lp-Räume für p[2,) sind vom Typ 2 und vom Kotyp p.
  • L ist vom Typ 1 und vom Kotyp .[4]

Literatur

Einzelnachweise