Tripelverhältnis

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In der Mathematik ist das Tripelverhältnis (engl. triple ratio) eine Invariante der linearen Algebra, die das Doppelverhältnis der projektiven Geometrie verallgemeinert und insbesondere in der Darstellungstheorie von Flächengruppen von Bedeutung ist.

Fahnen, generische Tripel

Vorlage:Hauptartikel Es sei V ein n-dimensionaler Vektorraum. Eine vollständige Fahne ist eine Folge (E0,E1,,En) von Untervektorräumen mit

E0E1En

und dimEi=i für i=0,,n, insbesondere E0=0 und En=V.

Ein Tripel (E,F,G) vollständiger Fahnen heißt generisch, wenn alle vorkommenden Unterräume transversal zueinander sind, eine hinreichende Bedingung hierfür ist

EaFbGc=0  a+b+c=n.

Definition

Sei (E,F,G) ein generisches Tripel vollständiger Fahnen eines n-dimensionalen Vektorraums V. Wir fixieren einen Isomorphismus Vn und damit auch einen Isomorphismus ΛnV.

Für jedes i=1,,n wählen wir Elemente

eiΛiEi,fiΛiFi,giΛiGi.

(Wegen ΛiEi,ΛiFi,ΛiGi sind diese Elemente eindeutig bis auf Multiplikation mit von Null verschiedenen reellen Zahlen.) Wir bezeichnen die Bilder dieser Elemente in ΛiV ebenfalls mit ei,fi,gi.

Seien a,b,c positive, ganze Zahlen mit a+b+c=n. Das (a,b,c)-Tripelverhältnis des generischen Tripels vollständiger Fahnen (E,F,G) wird definiert durch die Formel

Tabc(E,F,G):=ea+1fbgc1ea1fbgc+1eafb1gc+1eafb+1gc1ea1fb+1gcea+1fb1gc.

Die sechs Wedgeprodukte sind jeweils Elemente von ΛnV=, aus der Annahme der Generizität folgt, dass sie alle von Null verschieden sind. Man beachte, dass die eiΛiEi,fiΛiFi,giΛiGi nur bis auf Multiplikation mit reellen Zahlen eindeutig definiert sind, dass aber jedes Element in Zähler und Nenner gleichermaßen vorkommt und Tabc(E,F,G) deshalb wohldefiniert ist.

Geometrische Interpretation für n=3

Das Tripelverhältnis dreier Fahnen (A,a),(B,b),(C,c) in P2 ist das Doppelverhältnis der vier projektiven Geraden a,AB,A(bc),AC nach Identifikation der Menge der projektiven Geraden in P2 mit einer projektiven Geraden P1.

Insbesondere gilt:

  • das Tripelverhältnis ist −1 genau dann, wenn entweder die Geraden A(bc),B(ca),C(ab) einen gemeinsamen Punkt haben (Satz von Ceva) oder die Punkte A,B,C auf einer Geraden liegen (Satz von Menelaos) oder beides.
  • das Tripelverhältnis ist positiv genau dann, wenn das Dreieck ABC dem Dreieck (ab)(bc)(ca) einbeschrieben ist.

Vollständige Invariante

Das Tripelverhältnis ist eine vollständige Invariante generischer Tripel unter Basiswechseln AGL(V):

Satz (Fock-Goncharov): Zu zwei generischen Tripeln vollständiger Fahnen (E,F,G) und (E,F,G) gibt es genau dann eine lineare Abbildung AGL(V) mit

AEi=Ei,AFi=Fi,AGi=Gi,i=0,,n,

wenn

Ta,b,c(E,F,G)=Tabc(E,F,G)

für alle Tripel positiver, ganzer Zahlen a,b,c mit a+b+c=n gilt.[1]

Literatur

  • Fock-Goncharov: Moduli spaces of local systems and higher Teichmüller theory. Publ. Math. Inst. Hautes Études Sci. No. 103 (2006), 1–211. pdf
  • Bonahon-Dreyer: Parametrizing Hitchin components pdf

Einzelnachweise

  1. Ein ausführlicher Beweis findet sich in:
    Yuichi Kabaya: On Fock-Goncharov coordinates of the once-punctured torus groups Vorlage:Webarchiv