Substitutionsmethode

Aus testwiki
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Mittels der Substitutionsmethode für Rekurrenzen lässt sich eine untere Schranke bzw. obere Schranke des (Rechen-)Aufwandes einer Rekursion bestimmen.

Beschreiben der Methode

Gegeben sei eine Rekursion T(n) der Form T(n) = a⋅T(n/b) + f(n). Um eine obere Schranke zu ermitteln, schätzt man diese zuerst mittels Ο-Kalkül ab. Unter Abschätzen versteht man „geschicktes Raten“. Anschließend wird die Vermutung mit Hilfe von Substitution bewiesen bzw. widerlegt. Analog ist das Vorgehen zur Bestimmung der unteren Schranke.

  1. Vermutung(1): T(n) ≤ c⋅g(n), mit c > 0 bzw. T(n) ∈ Ο(g(n))  (nach Definition des Ο-Kalküls)
  2. Annahme(2): Tsub(n/b) ≤ c⋅g(n/b)
  3. Substitution durch Einsetzen der Annahme in die Rekurrenz: T(n) ≤ a⋅Tsub(n/b) + f(n)  bzw.  T(n) ≤ a⋅(c⋅g(n/b)) + f(n)
  4. Genaues(3) Umformens zu: T(n) ≤ c⋅g(n)  → Falls dies nicht möglich ist, so war entweder die Vermutung oder die Annahme(2) falsch.
  5. Beweis von T(n) ≤ c⋅g(n) durch Induktion ⇒ T(n) ∈ Ο(g(n))
(1)   Die Vermutung ist die nach oben abgeschätzte Schranke, so dass gilt: T(n) ≤ c⋅g(n) ∈Ο(g(n))
(2)   Falls sich bei 4. T(n) nicht entsprechend genau(3) umformen lässt, so darf man von der Annahme Tsub(n/b) ≤ c⋅g(n/b) einen Term t(n) niedrigerer Ordnung subtrahieren. Die neue Annahme ist dann: Tsub(n/b) ≤ c⋅g(n/b) – t(n)
(3)   Hiermit ist gemeint, dass z. B. T(n) ≤ (c+1)⋅g(n) nicht die genaue Form der Vermutung ist. Korrekt wäre beispielsweise T(n) ≤ c⋅g(n) oder auch T(n) ≤ (c-1)⋅g(n).

Beispiel

  • Beispiel (1):  T(n)=2T(n4)+8T(n16)+n
1.  Vermutung: T(n)O(nln(n))T(n)cnln(n)
2.  Annahme: Tsub1(n4)c(n4)ln(n4)  und  Tsub2(n16)c(n16)ln(n16)
3.  Substitution: T(n)2Tsub1(n4)+8Tsub2(n16)+n
4.  Umformen:
=2(c(n4)ln(n4))+8(c(n16)ln(n16))+n
=cn2(ln(n)ln(4))+cn2(ln(n)ln(16))+n
=cn2(2ln(n)ln(4)ln(16))+n
=cnln(n)cn2(ln(4)+ln(16))+n
cnln(n)  mit  c2ln(4)+ln(16)=2ln(64)
5.  Induktion:
I.A.: n=2:T(2)=2c2ln(2)=  mit  cln1(2)1,443
I.V.: T(n)cnln(n)  für  nn0
I.S.: n → n + 1: Da man für ein n0 gezeigt hat, dass T(n) ≤ c⋅n⋅ln(n) korrekt ist, stimmt die Vermutung. (Es zeigt sich, dass eine Konstante c ≥ 1,443 ausreicht.)
Damit folgt für T(n):  T(n)O(nln(n))
  • Beispiel (2):  T(n)=8T(n2)+n3ln(n)
Siehe zu demselben Beispiel auch die Aufwandsabschätzung mit dem Θ-Kalkül im Artikel zum Mastertheorem.
1.  Vermutung: T(n)O(n3ln2(n))T(n)cn3ln2(n)
2.  Annahme: Tsub(n2)=c(n2)3ln2(n2)t(n)  mit  t(n)=bln2(2)(n2)3  und  b>0
3.  Substitution: T(n)8Tsub(n2)+n3ln(n)
4.  Umformen:
=8(c(n2)3ln2(n2)bln2(2)(n2)3)+n3ln(n)
=cn3ln2(n2)bln2(2)n3+n3ln(n)
=cn3(ln(n)ln(2))(ln(n)ln(2))bln2(2)n3+n3ln(n)
=cn3(ln2(n)2ln(2)ln(n)+ln2(2))bln2(2)n3+n3ln(n)
=cn3ln2(n)cn32ln(2)ln(n)+cn3ln2(2)bln2(2)n3+n3ln(n)
=cn3ln2(n)cn32ln(2)ln(n)+n3ln(n)bln2(2)n3+cn3ln2(2)
=cn3ln2(n)+n3ln(n)(1c2ln(2))c12ln(2)+n3ln2(2)(cb) bc
cn3ln2(n)  mit   bc2ln1(2)
5.  Induktion:
I.A.: n=2:T(2)5,5c23ln2(2)  mit  c1
I.V.: T(n)cn3ln2(n)  für  nn0
I.S.: n → n + 1: Da man für ein n0 gezeigt hat, dass T(n) ≤ c⋅n3ln2(n) korrekt ist und c eine beliebig große Konstante sein darf, stimmt die Vermutung. (Eine Konstante c ≥ 4 ist hinreichend groß für alle n.)
Damit folgt für T(n):  T(n)O(n3ln2(n))