Stirlingformel

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Die Fakultät und die Stirlingformel

Die Stirling-Formel ist eine mathematische Formel, mit der man für große Fakultäten Näherungswerte berechnen kann. Sie ist nach dem schottischen Mathematiker James Stirling benannt.

Grundlegendes

Relative Abweichung der einfachen Stirlingformel von der Fakultät in Abhängigkeit von n

Die Stirling-Formel in ihrer einfachsten Form ist eine asymptotische Formel

n!2πn(n)n,n.

Zu den einzelnen Elementen dieser Formel siehe Fakultät (!), Quadratwurzel (√), Kreiszahl (π) und Eulersche Zahl ().

Eine Herleitung findet sich im Artikel Sattelpunktsnäherung.

Genauer gilt für n>0:

1<112n+1<n!2πn(n)n<112n<1+111n

Insbesondere ist der Grenzwert des Bruches für n gleich 1.

Die Stirling-Reihe für lnn!=i=1nlni nach der Euler-MacLaurinschen Summenformel lautet

lnn!nlnnn+12ln(2πn)+112n1360n3++B2k(2k1)2k1n2k1+,n

wobei Bk die k-te Bernoulli-Zahl bezeichnet. Als Näherung betrachtet man lediglich eine endliche Zahl von Gliedern. Der Fehler liegt in der Größenordnung des ersten vernachlässigten Gliedes. Beispiel: Bricht man nach dem dritten Glied ab, ist der absolute Fehler kleiner als 112n. Die Reihe selbst konvergiert nicht für festes n, sie ist eine asymptotische Reihe.

Für n7,311043 genügt ein Glied für einen relativen Fehler kleiner als 1 %:

lnn!nlnn

Für n>751 genügen zwei Glieder für einen relativen Fehler kleiner als 0,1 %:

lnn!nlnnn

Für kleine n lässt sich aus der Formel für vier Glieder eine einfache Formel für n! ableiten. Mit

112n1+112n1+16n

ergibt sich die Approximation

n!2πn(n)n112n2πn(n)n1+16n=π3(6n+1)(n)n

Der Approximationsfehler beträgt (bei minimal zusätzlichem Rechenaufwand zur Berechnung der ersten beiden Glieder) etwa 2,3 % für n=0,[1] etwa 0,4 % für n=1 und wird kleiner als 0,1 % ab n=3.

Durch Einsetzen in die Exponentialfunktion ergibt sich für n! die asymptotische Entwicklung:

n!nn2πnn+112n1360n3++B2k(2k1)2k1n2k1+,n

und durch Einsetzen der Stirlingschen Reihe in die Reihe der Exponentialfunktion:

n!nn2πnn(1+112n+1288n213951840n35712488320n4++Cknk+),n

wobei die Koeffizienten Ck keinem einfachen Bildungsgesetz genügen.[2]

Herleitung der ersten beiden Glieder

Die Formel wird oft in der statistischen Physik für den Grenzfall großer Teilchenzahlen verwendet, wie sie in thermodynamischen Systemen (Größenordnung 1023 Teilchen) vorkommen. Für thermodynamische Betrachtungen ist es meist völlig ausreichend, die ersten beiden Glieder lnN!NlnNN zu berücksichtigen. Diese Formel lässt sich einfach gewinnen, indem man nur den ersten Term der Euler-MacLaurin-Formel verwendet:

lnN!=n=1Nlnn1Nlnxdx=[xlnxx]1N=NlnNN+1NlnNN

und wird dann in dieser Form gebraucht:

N!(N)N. [3]

Verallgemeinerung: Stirling-Formel für die Gammafunktion

Für alle x>0 gilt

Γ(x)=2π/x(x)xμ(x),

wobei μ eine Funktion ist, die 0<μ(x)<1/(12x) für alle x>0 erfüllt.

Zu den einzelnen Elementen dieser Formel siehe Gammafunktion (Γ), Quadratwurzel (√), Kreiszahl (π) und Eulersche Zahl (e).

Für alle x>0 ist der Wert einer Approximation von Γ(x) nach obiger Formel mit μ=0 also immer etwas zu klein. Der relative Fehler ist aber für x9 kleiner als 1 % und für x84 kleiner als 0,1 %.

Es gilt für alle n

n!=nΓ(n)=n2π/n(n)nμ(n)=2πn(n)nμ(n),

womit sich als Spezialfall die Approximationsformeln des vorigen Abschnitts ergeben.

Anwendungen

Die Stirling-Formel findet überall dort Verwendung, wo die exakten Werte einer Fakultät nicht von Bedeutung sind. Insbesondere bei der Berechnung der Information einer Nachricht und bei der Berechnung der Entropie eines statistischen Ensembles von Subsystemen ergeben sich mit der Stirling-Formel starke Vereinfachungen.

Beispiel: Gegeben sei ein System mit N verschiedenen Subsystemen, von denen jedes m verschiedene Zustände annehmen kann. Ferner sei bekannt, dass der Zustand i mit der Wahrscheinlichkeit ωi angenommen werden kann. Damit müssen sich Ni Subsysteme im Zustand i befinden und es gilt Ni/N=ωi. Die Zahl der möglichen Verteilungen eines so beschriebenen Systems beträgt dann

N!N1!N2!Nm!

und für dessen Entropie σ gilt

σ=ln(N!)ln(N1!)ln(Nm!).

Mittels der Stirling-Formel kann man nun bis auf Fehler der Ordnung O(ln(N)) diese Formel vereinfachen zu

σ =N(lnN1)N1(lnN11)Nm(lnNm1)
=NlnNN1lnN1NmlnNm
=(N1++Nm)lnNN1lnN1NmlnNm
=N1ln(N1/N)Nmln(Nm/N)
=Ni=1m(ωilnωi)

Damit ergibt sich für die Entropie jedes der N Subsysteme die bekannte Formel

σ=i=1mωiln(ωi)

In ähnlicher Weise erhält man (bis auf einen konstanten Vorfaktor) für den Informationsgehalt eines ebenso definierten Systems die Formel

I=i=1mωilog2(ωi)

Siehe auch

Literatur

  • Eberhard Freitag, Rolf Busam: Funktionentheorie. 2. Auflage. Springer-Verlag, Berlin 1995.
  • Konrad Königsberger: Analysis 1. Springer, Heidelberg 2003, ISBN 3-540-40371-X.

Anmerkungen

  1. Hierbei muss der Ausdruck (ne)n für n=0 mit 1 gleichgesetzt werden.
  2. In der OEIS finden sich Reihen für Zähler und Nenner von Ck, zusammen mit Kommentaren und Literaturhinweisen, auf Mathworld auch Formeln für das Bildungsgesetz (alles auf Englisch!).
  3. G. Joos: Lehrbuch der theoretischen Physik, 1956, S. 516